Reviews: Marie Thérèse Kerschbaumer

Deutsch Marie Thérèse Kerschbaumer: Orfeo. Bilder Träume. Prosa. Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2003.

Eine durchgehend poetische Aufladung, sprühende, farbige Funken durchsetzen die Texte – Lyrik wie Prosa – im vorliegenden Band, der neue und bereits erschienene Arbeiten von Marie-Thérèse Kerschbaumer versammelt.

Polyphonien, Gesänge aus Leidenschaft, Schmerz oder Hoffnung, die Stimmerhebung des Individuums wie der ganzen Welt lassen erneut jene politische Stimme zutage treten, wie sie der Autorin immer schon zu eigen ist. Widerstandswille und Wachheit sind die elementaren und kostbaren Bewußtseinssubstanzen, die teils einander kontrastierend, teils ergänzend den durchgehend poetischen Duktus – jene fragile Sinnesberauschung – begleiten.
Kerschbaumers Texte sind Juwelen inmitten einer mehr und mehr Platz greifenden Allgemein- oder Maschinensprache und bisweilen scheinen sie inmitten herrschender Sprachordnung beinahe gefährdet.

Der Rückgriff auf Mythen, das Einweben “älterer” Sprachsprengsel und der wieder und wieder sich verändernde Stil (elliptisch, dann wieder ausladender) verdichten diese Texte atmosphärisch und verleihen ihnen synästhetische Qualitäten.

Havanna etwa, kann ich nachspüren, nacherinnern, zumal ich selbst einmal dort war. Die Stadt erwacht – zugeschnitten auf den jeweils ausgewählten Blickpunkt – literarisch noch einmal zum Leben. Gänzlich anders muten beispielsweise die Traumvariationen an. Auch sie spiegeln in ihren sprachlichen wie formalen Verrückungen das Nachtbewußtsein deutlich wider.

Die formale Vielheit hält die Texte in diesem Buch in steter Bewegung und gewährleistet so ihre Gültigkeit jenseits von Zeit.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 2 April 2003

Deutsch Marie Thérèse Kerschbaumer (Hg.): Apologie. Arkadien. Sonderzahl, Wien 2003.

Dankenswerterweise ist dieses Buch entstanden, eine wunderbare Zusammenschau aus Beiträgen, die anlässlich des 10. Autor/inn/enlabors in der Alten Schmiede in Wien vorgetragen wurden. Ausrichtung. Blickpunkt, Fokus, Festschreibung: Arkadien, jener konsequent bemessene Begriff. Zum einen Sprache und Landschaft, Imaginationsraum, zum anderen gemahnend an jene Qualität, jenes unwidersprochene Maß, das vorgibt, was Dichtkunst zu sein hat.

Dafür sei Marie Thérèse Kerschbaumer an dieser Stelle gedankt, dass sie, die Dichterin, uns stets daran erinnert und nicht ablässt von dieser Vision ästhetischer Sprachfärbung und Stimmführung. Und auch der physische Ort der ästhetischen Auseinandersetzung ist Teil dieser umfassenden Blickrichtung: Die Alte Schmiede. Und nicht zufällig ausgewählt!

Wundersame Lektüre!

Reviewed by Petra Ganglbauer, 7 May 2004


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