Reviews: Gerhard Ruiss |
Gerhard Ruiss: INDIKATIONEN. edition selene, Wien 2000. Das Reizvolle am
vorliegenden Band ist die Methode: Verfahrenstechnisch führt der Autor das Elementare und das Übergeordnete zusammen, indem er in einem Gutteil seiner Gedichte die Sprache des kleinen Mannes nachzeichnet und sich ihrer bedient, um sie schließlich sattsam zu durchkreuzen. Grenzgänge zwischen Alltagsfaschismus und Harmlosigkeit, durch Trink- und Kalendersprüche verbrämte Präjudize wie (selbstredend) unreflektiert lächerliche "Lebensweisheiten" werden auf dem intellektuellen Tablett serviert. Das verharmlosend Gefährliche kontrastiert Ruiss mit einer kühl kalkulierten Metaebene und macht es dadurch noch offensichtlicher. Den locker von den Lippen gehenden Mundart-Sprüchen folgen bewußt akribisch zusammengestellte lexikalische Hinweise auf ihre Bedeutung in der Hochsprache. Diese Verfahrensweise gibt der Gedichtsammlung ihren insgesamt konzeptuellen Charakter. Nachgerade ist es jener trockene Übersetzungsgestus, der, wo er in Kommunikation mit den Österreichtümeleien tritt, diese in ihrer Engstirnigkeit und auch Gefährlichkeit endgültig entlarvt. |
Reviewed by Petra Ganglbauer, 23 November 2000 |
Gerhard Ruiss: Kanzlergedichte 2000-2005. Edition Aramo, Wien 2006. Man (Frau) könnte
verzweifeln angesichts der Sprachverrohung in Politik und Gesellschaft.
Man (Frau) möchte fliehen vor dem Schmierentheater. Man (Frau)
könnte schreien vor Wut. Gut, dass es dieses
Buch gibt. (Man müsste sonst verrückt werden.) Ich habe ihn gehört und verstanden. |
Reviewed by Petra Ganglbauer, 8 August 2006 |
Gerhard Ruiss/Oswald von Wolkenstein: Herz, dein Verlangen. Lieder. Nachdichtungen. Band II. Folio Verlag, Bozen 2008. |
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Wir kennen Gerhard Ruiss als facettenreichen Autor, der auch Selbstironie und Gefühl in seinen Texten zu vereinen vermag. Ein konsequentes Unterfangen ist in der Tat das dreibändige Projekt mit Nachdichtungen der Lieder Oswald von Wolkensteins, von dem Band 1 und 2 bereits vorliegen. Ruiss, der auch bei seiner organisatorischen Tätigkeit für die IG Autorinnen Autoren stete Disziplin verkörpert, tut dies ebenso in seiner Dichtung. Konzise und dennoch aus einer Leichtigkeit heraus (die in der vorhergegangenen Anstrengung wurzeln mag) sind die Nachdichtungen des letzten und berühmten Minnesängers geschrieben. Musikalisch, onomatopoetisch, rhythmisch, authentisch. Ruiss schafft es, die Leserin/den Leser in kurzer Zeit in jene klingende Umwelt hineinzuholen, die jene des Minnesängers, und die Antrieb für seine Lieder war. Die Originaltexte finden sich im Anhang. Zur Lektüre sehr empfohlen! |
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Reviewed by Petra Ganglbauer, 16 December 2008 |
Gerhard Ruiss/Oswald von Wolkenstein: So sie mir pfiff zum Katzenlohn. Lieder. Nachdichtungen. Band III. Folio Verlag, Bozen 2010. |
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Kürzlich habe ich dieses Buch anlässlich eines Workshops zum Thema Übersetzen hervorgehoben: Rhythmisch, musikalisch und lautmalerisch (etwa BERST, BRICH) muten die Lieder an, zeitgemäß sind sie und empfindungsmäßig durchaus nachvollziehbar, versteht es Ruiss doch hervorragend, die Sprache Wolkensteins so zu übersetzen, dass sie etwas Gültiges, Zeitloses erhält. Man spürt, dass der Autor aufrichtige Freude an seiner Arbeit hatte. Empfehlenswert! |
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Reviewed by Petra Ganglbauer, 6 June 2010 |
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