Reviews: Dieter Sperl

Deutsch Dieter Sperl: RANDOM WALKER. Filmtagebuch. Ritter Verlag, Klagenfurt-Wien 2005.

Dieter Sperl Cover

Ein murmelnder, flüsternder Gestus, der einen Sog erzeugt, mithin durch die unzähligen Wiederholungssequenzen. Wort-Spuren, die sich ihrer selbst rückversichern müssen, als glaubten sie an ihre Existenz noch (!) nicht; Stimmen, die sich selbst noch einmal hören müssen, als fürchteten sie das Gefühlte sonst zu vergessen.

Dieter Sperl besuchte Filme, – wir erinnern den einen oder anderen. Er machte sich – während diese liefen –, Notizen und ließ ES sich nachfolgend weiterschreiben.
Das Unterbewusstsein verleibte sich das Erlebte ein, durchdrang es, maß es, wog es und schickte es zurück, als ein anderes und doch wiederkehrendes.
Der Autor überließ sich dem Einfluß von allem, wir lassen diesen lesend zu, wir öffnen uns, wir staunen.

Entstanden sind poetische Abdrücke, Muster, gehalten von zarten, strukturierenden, den Inhalt zeichnenden Linien.
Textil muten viele der Texte an, gewebt, gesponnen, geflochten, versponnen.

Es ist, als wären die Polaritäten aufgehoben, als fänden sich Nähe und Ferne, Hitze und Kälte, Zeit und Ort vereint oder einander durchwirkend, durchleuchtend in einem großen Traumgewebe.

Ein wunderbares Buch.

Reviewed by Petra Ganglbauer, 8 December 2005

Deutsch Dieter Sperl: Absichtslos. Roman. Ritter Verlag, Klagenfurt-Wien 2008.

Dieter Sperl Cover

Ignoranz ist eine Waffe, weil jener, der sich ihrer bedient, ganz bei sich bleibt und sich nicht auf das Energieniveau des Gegners begibt, der ihn herausfordern möchte:

Dieter Sperls Buch ist in diesem Sinne eine Waffe. Es ist äußerst radikal angelegt, weil es all jene Paradigmata unterwandert bzw. ignoriert, die unsere Gesellschaft(s-schreibung) ausmachen.
Ganz in den Nischen, entlang feinster inhaltlicher Ränder bewegt sich das Buch. Sperl schreibt Lücken. Er verlangsamt: Seine Roman ist in jener Tradition zu sehen, die die traditionellen opulenten, ausufernden Romankreationen durchquert. Es gibt keinerlei Spannungsaufbau, geschweige denn Spannungshöhepunkte in diesem Buch. Die Sprache fließt dahin, leise, langsam. Gleichförmig. Als ob alles und jedes, das Leben wie die Sprache selbst, gleichgültig wäre.

Die schreckenerregensten Dinge des Lebens werden von den Protagonisten in Nebensätzen erzählt. Sperl legt seine Figuren in Beiseln und Lokalen an. Lässt sie thematisch um Kulinarisches und anderes kreisen, währenddessen das Grauen, die Einsamkeit, die Angst ganz nebenbei erwähnt werden.

Nicht zu übersehen die spirituellen Bezüge, die der Autor sparsam einsetzt und im Text inhaltlich so geschickt verankert, dass sie nicht anzuzweifeln sind.

Ein wichtiges Buch!

Reviewed by Petra Ganglbauer, 6 March 2008


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