Gerwalt Brandl, Christa Brauner, Irene Wondratsch (Hg.): vom wortfall
vom sammlen.
Literarische Arbeiten und Schreibanimationen der Schreibwerkstätten
Stöbergasse 1984 2000. Edition Volkshochschule, Wien
2002.
Über das Erscheinen
des vorliegenden Bandes freue ich mich besonders. Zum einen, weil ich
die Ehre hatte, eine Zeile aus meinem Gedichtband "Zusammenzuraffen
wäre also nichts" (gangan Verlag, 1986) als Titel zur Verfügung
zu stellen. Zum anderen, weil die darin enthaltenen Textbeispiele und
Schreibanleitungen äußerst achtsam komponiert sind.
Gerwalt Brandl, Autor und Begründer derWiener Schreibpädagogik,
hat gemeinsam mit Christa Brauner und Irene Wondratsch das im Laufe
von 16 (!) Jahren gesammelte Textmaterial aus diversen Schreibwerkstätten
am polycollege Stöbergasse gesichtet und beispielhaft konsequent
lektoriert. Was heute vorliegt, ist sowohl für Literaturinteressierte
als auch für Schreibwerkstättenleiter/innen, Autor/innen oder
aber auch Lehrer/innen empfehlenswert!
Die zahlreichen, teilweise äußerst originellen um
nicht zu sagen originären Anregungen stellen Ausgangspunkte,
Initialreize für Textarbeit dar, die aus der Sprache heraus entsteht
und in der Sprache bleibt. Es sind also keine Abbildungen von Wirklichkeit,
keine literarischen Aufarbeitungen von Themen, sondern Elaborate intransitiven
Schreibens, wie Brandl in seinem Nachwort auf Roland Barthes Bezug
nimmt.
Wie überhaupt die sorgfältige "Partitur" dieses
Buches auffällt:
Zitate von Claude Simon und Felix Philipp Ingold leiten jeweils die
Kapitel des Bandes ein, sozusagen als gedankliche Erweiterungen und
Ergänzungen.
Sprache als Material, als selbstgenerierendes System ist Fokus und Motor
dieser Textsammlung; dieWiener Schreibpädagogik als Idee
und Einrichtung, ein für österreichische Verhältnisse
einmaliges Phänomen. |