rock to the rock, roll to the roll / einer von uns

if you follow me where i'm going
might take some time but you'd never know

ich habe ausnahmsweise einen fensterplatz an diesem sonntagnachmittag, wo ich ausnahmsweise auf dem weg zurück nach berlin bin, und bin ausnahmsweise so vollkommen neben der spur und neben mir und neben allem, weil ich szenen des letzten abends noch nicht vollständig verstanden habe, weil das hirn noch knabbert und nicht bei der sache ist, sondern bei einem hebräischen tohuwabohu und einem freiburger lippenstift und einem guten song und zwei bildern und einer seifenblase. i won't ever be where we are and where we should be. und direkt beim landeanflug und exakt in dem moment, als erste stadtfetzen erkennbar werden, singen the walkmen "and i sing myself sick about you", und obwohl sie damit vermutlich nicht berlin meinten, ist dieser blick und diese konstellation so /riesig/ in diesem moment, dass ich kurz flenne wegen heimat und drama und mimimimi, und wegen konsequenz und unbesiegbarkeit und euphorie und begeisterung, und wegen des ganzen potentials halt auch, wie immer, wie immer immer. ausnahmsweise.

my gun still shoots and my bird still sings
these tricks are tricks i learned from a king

[ frank l. | 2012-07-01 | 23:19 | # ]

schweiß und tränen

the walkmen haben mit "the rat" den vermutlich besten song aller zeiten geschrieben, las ich neulich irgendwo. wenn man den vermutlich besten song aller zeiten geschrieben — und das auch irgendwann verstanden und geglaubt, quasi verinnerlicht hat, ohne starallüren zu bekommen, sondern wenn man mal /gecheckt/ hat, was einem da passiert ist — dann verzichtet man eben auf glitzer und rumms, auf quatsch und spielchen, bei liveshows.

the walkmen

dann ist man erwachsen und gutangezogen, professionell as fuck, ein kleines bißchen demütig auch gegenüber dem erfolg, und beim spielen energiegeladen bis knapp über anschlag, trotz aller konzentration auf der bühne;

dann lockert man den krawattenknoten ein bißchen und zieht das sakko aus, wenn's zu warm wird;

dann rockt man die neue platte (die das beste album des bisherigen jahres ist, aber das wissen sowieso schon alle im raum, und das wiederum weiß die band, was das publikum auch weiß, deswegen lächelt die band, einfach weil sie so ein cooles publikum hat) .. dann also rockt man die neue platte mal eben so runter, fast als wäre sie angeboren und muttersprache;

dann macht man eben keine show, sondern musik;

dann sieht man die gänsehautpümpelchen auf dem unterarm des kleinen mädchens in der ersten reihe, das mit geschlossenen augen sowieso schon fast jeden song fehlerfrei mitgesungen hatte, beim besten song aller zeiten aber eben auch überrascht wurde von diesem /ergebnis/ der energie im raum — wenn nämlich jeder einzelne "YOU'VE GOT A NERVE TO BE ASKING A FAVOR / YOU'VE GOT A NERVE TO BE CALLING MY NUMBER" vor freude flennend nach vorn BRÜLLT, sich in diesem moment alles auf eine so arg /positive/ art entlädt;

dann geht man nach der zugabe eben nicht nach hinten von der bühne ab, sondern nach vorn durch's publikum hindurch, das sich nach dem heimkommen später alle völlig durchgeschwitzten klamotten vom leib reißen wird, während es den vermutlich besten song aller zeiten summt und sich fühlt, als könnte, sollte, müßte, würde es jetzt alles.

[ frank l. | 2012-06-12 | 00:02 | # ]

fuck you/me/off

no crowdsurfing wir schleppen die erinnerung an unseinander herum wie an hirninnenseiten festgeklebte plakatwände, desktop-wallpaper auf wahrnehmungsebene, alle details lauernd in permanenz. solang wir genug zu denken haben im vordergrund, nehmen wir sie nicht wahr, aber an aufräum-wochenenden und während systemupdates versuchen wir, sie mit lösungsmittel abzukratzen, nur der kleber ist zu hartnäckig und deswegen plakatieren wir lieber obendrüber anstatt anstatt. und grinsen zynisch, wenn uns auffällt, daß es ja doch nur plakatwände sind, von denen wir immer schreiben, wir also doch auch statt kitschhammer mal die spraydose rausholen könnten und den quatsch einfach übermalen. kognitives tipp-ex. immerhin ist's auch schon fast wieder ende juni.

[ frank l. | 2012-05-20 | 13:09 | # ]

sing garden (same old, same old)

we only have what we remember, aber ich mach' mir nichts aus besitz und das macht den schnapsgeschmack angenehmer. die schmerzen werden ins hirn tätowiert, nach ein paar tagen ist ihre wahrnehmung weggeblendet, fortgeblasen, ersoffen, aber die wunde ist ornament geworden. in den wenigen rationalen minuten finden wir das zum kotzen, ich besonders, aber die rationalen minuten trainieren wir uns, ich mir, auch noch ab, mit wein gegen schnaps und musik gegen menschen und freunden gegen erinnerungen. der exzess als notwendigkeit, als clumsy way of navigating in all dem nebel und mittelmaß, dem sich unterworfen wurde in einer schwachen minute im herbst.

"if only we could hold this forever
the breath, the breath, the flood line rising
we'll scramble just to dam up the river
but knowing full well we won't be staying dry
"
(– the paper chase, "this is a rape (the flood)")

[ frank l. | 2012-05-01 | 00:46 | # ]

imprägnation

es ist freitagabend gegen 21 uhr und der typ in der kassenschlange vor mir trägt kurze und beigefarbene (aber vermutlich anders genanntwerdenwollende) hosen, die über dem knie aufhören, dazu schuhe, die ebenso vermutlich flipflops genannt werden möchten. während ich u.a. dosentomaten auf's förderband lege, teilt er mir mit, daß "die dosentomaten von 'ja!' in einem test viel besser abgeschnitten" hätten. er guckt mich mittelinteressant an, ich denke nach über die situation, den zweck seiner mitteilung, meine laune, über dosentomaten und dosentomatentests, über discounter und supermärkte und eigenmarken, über flirtwilligkeit in supermärkten, über aggressionspotential, über tragik und über außenwirkung und über hochgestellte polohemdkragen, und kann mich nach eine gefühlten halben sekunde immerhin zu einem "mmmhm, aha" hinreißen lassen. kurzhose quittiert das mit einem "ja, doch, find' ich total spannend!" und wartet offenbar weiter auf einsetzende kommunikation. ich bin überfordert, nicht direkt von ihm oder von der dosentomatenfeststellung, am meisten von der szene in ihrer gesamtheit, im universalen zusammenhang. ich gucke durch ihn hindurch und lege meine dosentomaten vom band zurück zu den schokoriegeln. er hält die klappe und ich werde mich später fragen, wen von uns beiden die restschlange wohl für nebenderspuriger gehalten hat.

der kassenazubi weckt mich:
"möchten sie treuepunkte?"
"nope."
"fussballbilder?"
"nein danke."
"bargeld abheben?"
"auch nicht."
"soll ich meine klappe halten?"
"haben sie interesse an einem girokonto?"
"an einem was bitte?"

ich bezahle bar, gehe, und kaufe mir auf dem heimweg im italienischen feinkostladen die teuersten dosentomaten, die ich finde.

[ frank l. | 2012-04-29 | 17:49 | # ]

du bist nicht gemeint

i.
you and me against the world / .. bis es was dunkleres gibt.

ii.
mehr bauch, sage ich mir dann, denn es ist zuviel kopf, aber doch immerhin kein herz. ich habe geträumt, wir wären jemand anders. ich möchte wissen, wie du küsst. nicht, wie du bist, das weiß ich schon.

iii.
manchmal vergeht zu viel zeit beim einordnen und kategorisieren einer situation, zwischen uns, zwischen mir, um alles herum. da ist dann plötzlich /bewußtsein/ und reflexion, wo sie einen synapsenschlag zuvor noch nicht waren, und wir geraten vierzehn meta-ebenen weiter nach draußen und verlieren uns ohne einander. beim abdenken — das sich gewalttätig anfühlt, selbstermahnend, notbremsig — ist der zeitpunkt verpaßt, den wir für glaubwürdigkeit reserviert hatten, uns selbst gegenüber, und nichtinszenierung, dem anderen gegenüber. es gab auch gute momente, sagt das logfile.

iv.
you're my pride and joy etcetera.

v.
endlich passiert mal wieder was.

"dieser herbst war nur ein fallender soldat,
der frühling eine blühende wunde.
"
(– gzk, "der tödliche schlag")

[ frank l. | 2012-04-29 | 15:03 | # ]

"77 ways to say no"

irgendwann ist ihm die genugtuung abhanden gekommen. er reißt sich wimpern heraus und brüllt ihnen wünsche entgegen. eine nacht, ein rausch — während gleichgültigem regen, und neben taxis, die sich berlin antun, liegt der stolz so herum, auf dem heimweg. der kopf stört nur. er lernt es wieder, das mit dem heulen (dann hat er wenigstens auch eine erklärung für die rausgezupften wimpern). von treue/tragik und kampfnamen. the closest he ever got.

[ frank l. | 2012-04-22 | 05:53 | # ]

hinternherzen

die gästeliste freut sich, mich zu sehen. das mädchen mit den warmen augen ist meine pluseins, und wir sind uns an diesem abend noch nicht bewusst, was das bedeutet. wir trinken wein und sehen uns an, während die supportband dinge tut, dort vorn, und die seltsamkeit verschwindet zwischen uns. wir versuchen uns zu inszenieren und sind eine einzige übersprungshandlung. so süß.

sie guckt am intensivsten bei unsicherheit und selbstzweifel. auch so eine gemeinsamkeit. und daß wir es beide nicht zugeben wollen, oder werden. die menschen um uns herum sind nicht da, oder nur als projektionsfläche und übersprungstaktik vorhanden. der talk ist small, das strahlen ein erlösendes und die euphorie kommt von herzen, wie heute so vieles. es ist egal, wer damit angefangen hat.

mir wird schwindlig, als ich mir bewusst werde. wein hilft, und die pluszwei auch, beide lenken uns ab. von each other und ourselves. später schnaps. i'll follow you into the dark, aber am ende ist morgengrauen, und wir halten uns im arm und wissen nicht weiter und reden nichts mehr. "sie ist wie du", sagt c. am nächsten tag, und spätestens jetzt habe ich vergessen, wer wessen pluseins war, oder sein wird.

"und wenn uns doch am ende gar nichts bleibt /
flüstern wir: wir könn' verdammt gut dramatisch sein
"
(– ahzumjot)

[ frank l. | 2012-04-01 | 23:32 | # ]

angrillen

kulleraugen und sonnenlicht und positivität als geradezu exakter gegenentwurf zum allem gewohnten, zu aller verruchtheit und kaputtheit und komplexität oder besser kompliziertheit oder besser komplikation, die man sonst so tragisch schätzt im leben. auch nur eine sache von gewöhnung, vermutlich, natürlich. die harmlosigkeit dann aber schnellst als strategie interpretieren, als taktik deuten, den greatest trick the devil ever pulled durchschauen und dabei mitspielen, in der übereinkunft des bescheidwissens: ein "okay, let's play, life!"-pakt. unschädlich ist zu( meine)m glück nicht unbeschadet. harmlosigkeit als herausforderung: darauf noch einen schnaps oder vier. unsere wellenlängen sind nicht so unterschiedlich, wie du mir vormachst. oder ich mir. ist aber auch völlig egal. you'll learn, dear devil.


[ frank l. | 2012-02-26 | 11:13 | # ]

fokuss

wir sind die ewigmorgigen. abstrakt as fuck, verwirrt von und wegen einander. der schnee von gestern ist gefroren, der song von heute gehört uns. einander mal. halt' mich im arm und deine klappe. wir wär'n jetzt gern ein teil von uns, grübeln aber in entgegnende richtungen und kichern dabei, als uns der kitsch bewußt wird. verschwendung & kiss me back to life. plötzlich heißt der song wie du & das lächeln steht dir so gut, das ich dann morgen bemerken werde, wenn dir einfällt, daß ich da war. man soll seine ziele im auge haben, sagen sie, die anderen, die ihre ziele im auge haben. wir sagen "ihr habt wohl recht" und durchschauen uns nicht, wenn wir uns angucken, zum glück.

"stumpfsinn ist ein exaktes wort, ich liebe es."
(– markus werner, zündels abgang)

[ frank l. | 2012-02-22 | 23:26 | # ]

im/um bruch

es gibt die, denen das alles egal ist, das mit dem valentinstag. es gibt die, denen das so egal ist, daß sie es mehrfach überall kundtun. es gibt die, die blumen verschicken, und es gibt die, die das ironisch tun, und es gibt die, die sich vormachen, es ironisch zu tun, oder jemand anderem, um ironisch zu wirken. es gibt auch die, die darüber kaum nachdenken, oder jedenfalls weniger als die analysierer und herzkranken, als die abstrahierer und die blockierten. und dann gibt es noch die, denen aus diesem anlaß berührungen einfallen, und wochentage. die sich beim aufwachen daran erinnern, noch bevor ihnen das datum bewußt wird, weil das datum sowieso vollkommen egal ist, weil es immer, weil es jeden tag so ist, also — die, die sich beim aufwachen an diesen morgen in jenem sommer erinnern, an das geräusch von regen und das gefühl von unzerstörbarkeit und an den seit damals schief im kopf herumhängenden vergleich mit der bildskalierung im browser, an das "scaled to 17%"-gefühl in verbindung mit "wenn ich jetzt klicke, wird's riesiggroß". die sich an die nicht mehr so fremden finger auf dem eigenen bauch erinnern, beim aufwachen, an seltsam verstörtes knutschen damals, verstört wegen der unverhofftheit und der irritation und der verzweifelten suche nach mißtrauen in der nacht zuvor. die das wissen um das potential nicht mehr los werden, seitdem. die keine absätze mehr machen können, weil sie atemlos denken. die das gefühl nicht mehr loswerden von den fingernägeln im nacken am abend zuvor, an splitterndes glas, und an überalles funkeln. die eine wahrnehmungserinnerung nicht mehr los werden: von gemeinsamem schweigen, schwingen und schwelgen. von der sanftheit weniger worte, von der sanftheit der wenigen worte, vom verständnis. vom rhythmus deines atems, von leere, und vom genießen der leere. vom aufwachen. die, denen an diesem morgen, aber eben an jedem morgen, einfällt, wie es ihnen andauernd einfällt, wie das war und sein könnte und gewesen hätte sein müssen und sollen. die sich an das gefühl von möglichkeit erinnern, und die durch all die arschgesichter und schnittblumen an diesem idiotischen ritualtag da draußen daran erinnert werden, das endlich mal notieren zu müssen, wie man sich so fühlt, wenn man fühlt. aber zu denen gehöre ich auch nicht.

"wenn es gut ist, wird es schön sein."
(– olli schulz)

[ frank l. | 2012-02-14 | 22:15 | # ]

(drive)

drive –übrigens– hat, schon anderswo gelesen, vergessen wo, aber eben doch: das zeug zum klassiker. und er erzählt nur eine sehr harmlose gangstergeschichte, und ich bin nicht in ryan gosling verknallt, und schuld ist vermutlich auch ein wenig der großartige soundtrack mit kavinsky und chromatics und desire, aber: er ist melancholisch nicht auf so eine kitschige düsterness-heidewitzka-tragisch –art, sondern auf eine ruhige, abgefuckte, angenehm deprimierende, lässige weise, so wie das zuvor nur einzelne (eigentlich sogar vereinzelte, aber das wort ist ein blödes) episoden von miami vice hinbekommen haben. man verliert sich, völlig, in einer stimmung zwischen potential und ausweglosigkeit, in einem großstädtischen abfuckgefühl: durch die reduzierten dialoge, durch die unbedeutendheit (unbedeutung?) von handlung und charakteren und stimmung. man nimmt den film hin, und es fällt einem erst tage später auf, dass man überhaupt nichts in frage gestellt hat. dann staunt man und geht sich eine jacke mit einem skorpion-rückenaufdruck kaufen. nightcall.

[ frank l. | 2012-01-31 | 13:27 | # ]

dagegen

wie hältst du deinen kaffeebecher, wenn du unterwegs bist? an wen denkst du, wenn dich ein fremder anlächelt? wohin greifst du, wenn du stolperst? rot oder weiß? auf welche namen in deiner skype-liste achtest du besonders? wo sitzt du im kino gern? wie viele einträge stehen in deiner "close friends"-liste bei facebook? hast du bei "einträge" gerade kurz gestutzt? welche fragen würdest du jemandem stellen um zu entscheiden, ob derjenige auf eine einsame insel mitkommen möchte? achtest du auf uhrzeiten? antwortest du auf fragen laut oder leise? wie fühlst du mich? hältst du versprechen? verliebst du dich manchmal? an welcher ecke nimmst du eine buchseite zum blättern in die hand? blinzelst du oft? hast du gerade geblinzelt? mußt du jetzt lächeln? wen an? zählst du haltestellen ab, wenn du u-bahn fährst? magst du wind? und pfützen? hast du angst? findest du strom romantisch? hast du einen lieblingsbuchstaben?

und warum eigentlich nicht, immer? warum verdammtnochmal nicht?

[ frank l. | 2012-01-24 | 12:08 | # ]