Der Bestsellerroman „Shades of Grey“ ist nun in einer Österreich-Version vorhanden. Das BANANENBLATT hat einen ersten exklusiven Einblick bekommen.
Helmut kam auf mich zu, packte mich fest mit seinen starken Armen und wisperte in meinen Nacken. Ich konnte ihn nicht verstehen, weil er mir in den Nacken wisperte, und bat ihn, in mein Ohr zu sprechen. „I geh Tschick kaufen“, flüsterte er nun, mein Trommelfell bibberte und ich warf mich devot auf seine Füße. „Helmut, geh nicht Zigaretten kaufen, du bist doch herzkrank!“ Aber Helmut entgegnete überlegen: „Aber Ruth, ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Wenn ich zurückkomm’, dann spielt’s Rambazamba!“ Er glitt aus seinem Morgenmantel, hustete weltmännisch und begab sich außer Haus. Ich überlegte, wie ich ihn überraschen konnte, aus der Reserve locken, nach all dem, was er für mich getan hatte. Ich bin eine starke Frau, aber so etwas wie mit ihm, habe ich noch nicht erlebt. Zehn Minuten später trat er ein, seine Statur, seine Augen, er hatte eine magische Wirkung auf mich. „Nimm mich“, rief ich ihm zu, „nimm mich mit in die Edenbar, lass’ uns tanzen gehen!“ Doch auf Tanzen schien er keine Lust zu haben, er keuchte und griff nach mir, doch ich entzog mich ihm. „Was ist mit dir?“, stöhnte er und griff sich ans Herz. „Stirbst du oder wirst du geil?“, rief ich ihm schnippisch zu, und es erregte ihn merklich. „Komm her, aber flott. Flotter, Flöttl!“, neckte ich ihn und er lief rot an. Ich konnte kaum noch bei Sinnen bleiben, meine Hände zitterten vor Lust und ich schrie „Ich mach’s dir südfranzösisch, Aix-en-Provence“, stürmte auf ihn zu, „Sex en Provence, Sex en Provence!“ Helmut ließ seine Zigaretten auf den Beistelltisch fallen und setzte sich auf die Couch. Ich überlegte, wie ich ihn noch antörnen könnte. Er wirkte so teilnahmslos, vielleicht war er wirklich krank? Nein, er spielte nur ein Spiel mit mir. Ein Spiel, von dem wir beide wussten, wie es auszugehen hatte. Ich schwang mich auf seinen Schoß und berührte seinen Hals. „Runter, Ruth, geh runter“, ärgerte er sich, aber ich wusste, was ich tat. Ich hörte nicht auf. Bettle, Helmut, bettle. So wie du mir, so ich dir. „Wann kommt endlich die Fußfessel? Ich wüsste, was wir mit der alles anstellen könnten“, raunte ich ihm zweideutig zu. Sein Blick verfinsterte sich, er griff mit beiden Armen an meinen Hals und würgte mich. „Die Bandion, die Schwindlige, ist sicher schuld. Der Böhm, der gibt sie mir net, und du weißt des ganz genau. Schleich dich, gib mir eine Ruhe!“ Alles Vorwand, wusste ich, vor lauter Lüsternheit fing er an zu husten, sein Kopf lief abermals rot an. Ja, genau da wollte ich ihn haben, genau so! „Zeig mir deine Karibikmillionen!“, provozierte ich ihn, „dann zeig ich dir meine Karibikmelonen!“ Ich war stolz auf diesen Einfall. Ich musste ihn bei Laune halten, die Handschellenspiele hat er seit dem Gefängnis satt, die Fußfessel geben sie ihm nicht, also peitsche ich ihn verbal aus. „Jetzt halt’ endlich den Schlapfen, sonst kannst des mit der Eden vergessen!“ Ich wusste, heute Abend würde ein besonderer werden. Nach so vielen Tagen wieder hinaus, in die Eden, das wird ihm gut tun. „Tanz dich warm mit mir, ich kann es kaum erwarten“, rief ich, strich ihm mit meinen Fingern durch sein graumeliertes Haar und verzehrte mich in meinen Gedanken an ihn, die Eden, das Paradies.
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Mit dem Chef alleine im Büro zu sein ist mein Höhepunkt. Ich genieße seine Anwesenheit, seine Ausstrahlung, seine Kompetenz. Ein Mann, ein berühmter, sehr hübsch, aus sehr gutem Haus, hat ihn angerufen. Ich habe gelauscht, „Na mach dir keine Sorgen, nicht“, hat er gesagt, „das mit den Eurofightern, das sitzen wir schon aus, nicht, die NASA könnt’ ich ja kaufen mit meinem Geld, nicht – ah yes, ESDA, oder wie? EAIDS? Die Krankheit, die Puderpest? Nanana, ah wie? Ja EADS, nein, also keine Sorge, nicht!“ Wie gerne würde ich seinen Eurofighter in mir spüren! Macht macht geil, und Geld umso mehr. Er spricht sehr viel von Geld und Werten. Soll er mal meine inneren Werte kennen lernen, stöhne ich in Gedanken, da kommt er auch schon. „Heut bin ich im Fernsehen nicht, musst du schauen. Ich sprech’ heut über EMS!“, erzählt er stolz. Ich schmeichle ihm. „Du bist mein Lieblingspostler!“, schäkere ich mit ihm. Irritiert schaut er mich an, dann kläre ich ihn auf: „EMS ist doch Express Mail Service! Oder meinst du gar -“, ich traue es mich kaum auszusprechen, nervös zittere ich, beiße mir auf meine Oberlippe, zwischen meinen Beinen pulsiert es. Trau dich, sage ich mir, winde mich, die Qual gefällt mir. „BDSM!“, ich habe es gesagt. Wir beide laufen rot an, ich stehe auf und streiche Frank über sein Sakko. „BDSM, ist es das, was du meinst, Frank?“ Ich warte auf seine Reaktion und bin nun zu allem bereit. Hart und unerbittlich, sag es, Frank, trau dich. Wir haben nichts mehr zu verlieren. Magna cum laude, mein großer Magnat, komm! Lass mich dein Glückspferd sein, setz’ alles auf mich, ich gerate in Rausch, Magna Racino. „Oh ja, BDSM. Dieser bundesdeutsche Schutzmechanismus, nicht? Auf dich ist Verlass!“ Er schenkt mir ein Lächeln, eingefroren, wie es der charmanteste Schlaganfallpatient nicht besser hinbekommt. „Und, wollen wir zwei auch einmal? Spannst du deinen Rettungsschirm in mein Schuldenloch?“ Sein graues Haar und seine roten Backen glänzen. „Ich bin dein Griechenland, du kannst tun und lassen, was du willst. Nein, Frank, lass’ es nicht, tu es! Kriech in mein Land, peitsch’ mir meine Defizite aus, sag’ Misswirtschaft zu mir, gib mir Pleiteländernamen!“ Ich sehe in seine magischen Augen und denke nur an seine Pferdestärke. Ich will meine Ekstase steigern, sodass er nicht mehr zurück kann. Heute BSDM, für uns zwei Frank, und dann für Europa! „Wahrheit!“, rufe ich, und lasse ihm Zeit, seine Zuneigung kundzutun. „Oh yeah!“, sagt er und lächelt. „Transparenz!“ Ich knöpfe mir die Bluse auf. Ja Frank, das ist transparent, ich schreie „Fairness!“ Mein Herz pocht wie wild, meine Adern pulsieren, „WTF, Frank, let’s do it!“ „Ja sehr schön, nicht, also ‚let’s do it’ ist ein wunderbarer Slogan, nicht, wir müssen das halt übersetzen lassen für die Kronen Zeitung, vielleicht mit ‚Geht schon!’, nicht, oder ‚Gemma!’, aber auf der anderen Seite mag der Österreicher ja net so wirklich, dass sich was tut, nicht…“ Er will ablenken, er kann gar nicht mehr anders. Aber nein, Frank, so entkommst du mir nicht, nicht heute und nie wieder. BDSM, das ist es, worum es geht. Ich entblöße mich, hole meine Lederreitgerte aus der Schublade, peitsche nach ihm und quetschte ein verführerisches „Klubstatus“ zwischen meine geschwollenen Lippen. Sein Gesicht bewegt sich nicht mehr. Ekstase oder Metastase, was ist es, was sich da in seinem Antlitz zeigt?Egal, Frank, heute machst du mir den fünften Abgeordneten!
Lust bekommen? Was Christian Konrad mit dem Giebelkreuz anstellt, wie sich die Swarovskis anketten und wie Andi und Alex ihre Sacher-Masoch-Würstel verspeisen, lesen Sie in „Schäden in Grau“!