Akademie der Künste (Berlin)

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Akademie der Künste am Pariser Platz 4 in Berlin-Mitte

Die Akademie der Künste (kurz: AdK) ist eine Institution zur Förderung der Kunst mit Sitz in Berlin, die 1993 durch Vereinigung der Ost- und Westakademie gegründet wurde.[1] Sie ist Traditionsnachfolgerin der Preußischen Akademie der Künste, zu deren Mitgliedern unter anderem Johann Gottfried Schadow, Carl Friedrich Zelter, Christian Daniel Rauch, Karl Friedrich Schinkel, Adolph von Menzel, Heinrich Zille und Max Liebermann gehörten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich I., Gründer der Akademie der Künste
Gemälde von Antoine Pesne

Die Berliner Akademie der Künste geht zurück auf die am 11. Juli 1696 von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, dem späteren König in Preußen Friedrich I., gegründete Akademie. Sie beruft sich auf die Tradition dieser Gelehrtengesellschaft, die mehrmals den Namen und auch den Standort wechselte:

  • 1696–1704 Academie der Mahler-, Bildhauer- und Architectur-Kunst
  • 1704–1790 Königlich-Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften
  • 1790–1809 Königliche Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin
  • 1809–1882 Königlich Preußische Akademie der Künste
  • 1882–1926 Königliche Akademie der Künste
  • 1926–1945 Preußische Akademie der Künste
  • 1950–1993 Deutsche Akademie der Künste in Ost-Berlin, ab 1972 Akademie der Künste der DDR, ab 1990 Akademie der Künste zu Berlin
  • 1954–1993 Akademie der Künste in West-Berlin

Aus den letzten beiden Vorgängerinstitutionen ging am 1. Oktober 1993 die heutige Akademie der Künste hervor.

Aufbau und Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Max Liebermann eröffnet 1922 eine Ausstellung im Palais Arnim

Die Akademie der Künste ist ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort, eine Stätte der Begegnung von Künstlerinnen, Künstlern und Kunstinteressierten sowie ein Ort für öffentliche Debatten über Kunst und Kulturpolitik. Ihr Archiv zählt zu den bedeutendsten interdisziplinären Archiven zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Sie hat ausschließlich gemeinnützige Zwecke und laut dem Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste (AdKG) folgende Aufgaben:

  • Repräsentation des Gesamtstaates auf dem Gebiet der Kunst und Kultur,
  • Förderung der Kunst,
  • Vertreten der Sache der Kunst in der Gesellschaft,
  • Entfaltung internationaler Wirkung von Berlin aus,
  • kulturelle nationale Entwicklung,
  • Pflege des kulturellen Erbes,
  • Beratung und Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland in Angelegenheiten der Kunst und Kultur.

Seit dem 1. Januar 2004 ist die Akademie der Künste eine von der Bundesrepublik Deutschland getragene Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie führt einen Rechtsstatus mit Selbstverwaltungsrecht. Der Bund besitzt im Verwaltungsbeirat als Zuschussgeber die Mehrheit der Stimmen.

Das notwendige Gesetz zur Errichtung der Akademie ist am 9. Mai 2005 verkündet worden[2] und ist mit Wirkung vom 1. Januar 2006 in Kraft gesetzt worden.[3] Die Länder Berlin und Brandenburg haben dabei insofern ein Mitspracherecht bekommen als das Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste erst nach Auflösung der bestehenden, von den beiden Bundesländern getragenen Akademie in Kraft tritt. Zudem stellen beide Länder je einen Vertreter im Verwaltungsbeirat.

Sektionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Akademie gliedert sich in folgende Sektionen mit jeweils eigenem Direktor (Stand: Dezember 2019):[4]

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Akademie hat – gesetzlich geregelt – höchstens 500 Mitglieder, im Dezember 2019 waren es 421. Diese werden von den Sektionen der Akademie benannt, von der Mitgliederversammlung in geheimer Wahl gewählt und vom Präsidenten oder von der Präsidentin berufen. Vom Senat der Akademie der Künste können zudem Ehrenmitglieder vorgeschlagen werden. Der Mitgliederversammlung der Akademie der Künste gehören alle Mitglieder an, die Ehrenmitglieder allerdings nur mit beratender Stimme.

Präsidenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Gottfried Schadow, Direktor der Akademie von 1816 bis 1850

Preußische Akademie der Künste

Akademie der Künste (Ost)

Akademie der Künste (West)

Vereinigte Akademie der Künste seit 1993

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standort am Pariser Platz zwischen Hotel Adlon (links) und DZ-Bank (rechts)
Foyer und Treppen in der Akademie der Künste

Pariser Platz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hauptsitz der Akademie befindet sich am Pariser Platz 4 im Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks. Er nutzt einen im Jahr 2005 eröffneten Neubau des Architekten Günter Behnisch, unmittelbar angrenzend an das Hotel Adlon.

An ihrem Standort Pariser Platz sind frühere Kellerräume der Preußischen Akademie der Künste erhalten, die auch Kellerräume des Hotels einschließen. Diese Kellerräume gestalteten im Jahr 1957 Studenten der Meisterateliers der Akademie der Künste der DDR für den ersten Akademie-Fasching als Partykeller. Die von den Kriegsereignissen und der Einlagerung von Kohle geschwärzten Wände wurden bemalt, und zwar in einfachen Formen Strichmännchen-ähnlich. Auch andere knallig ausgeführte Bilder wie rote Sektgläser, wilde Jagdszenen oder erotische Akte erfreuten letztendlich die Besucher. Folgende später berühmt gewordene Künstler hatten sich an den Wänden verewigt: Manfred Böttcher, Gustav Seitz, Heinrich Ehmsen, Werner Stötzer, Harald Metzkes, Ernst Schroeder oder Horst Zickelbein. Eine zweite Faschingsveranstaltung fand 1958 ebenfalls in diesem Kunstkeller statt. Nach ihrer Wiederentdeckung wurden die Kellerräume mit ihren Bildern auf Initiative von Matthias Flügge konserviert. Sie werden in absehbarer Zeit bei Berlin-Führungen öffentlich zu besichtigen sein, aber bereits bei der Art Week 2018 lassen sie sich von Interessenten anschauen.[5]

Hanseatenweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der frühere Hauptsitz der West-Berliner Akademie der Künste am Hanseatenweg im Hansaviertel, 1958 bis 1960 von Werner Düttmann erbaut, wird weiterhin für Veranstaltungen und Ausstellungen sowie zu Verwaltungszwecken genutzt.

Vorgänger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Standort war bis 1901 der Königliche Marstall Unter den Linden 3, ein Gebäude anstelle der heutigen Staatsbibliothek Unter den Linden. Später bezog die Akademie ein Mehrzweckgebäude auf dem Grundstück Unter den Linden 8, 1902 dann das Palais Arnim von Eduard Knoblauch, das Ernst von Ihne bis 1907 für die Akademie der Künste umgebaut und um ein Ausstellungsgebäude ergänzt hatte. Während der Bauzeit residierte sie fünf Jahre lang in der Potsdamer Straße. Von 1938 bis zur Zerstörung 1945 hatte die Akademie im Kronprinzenpalais ihren Sitz.

Der Hauptsitz der Deutschen Akademie der Künste, später der Akademie der Künste der DDR, befand sich bis 1977 im 1906 von Ihne errichteten Haus für ärztliches Fortbildungswesen der Charité am Robert-Koch-Platz 7 in der Friedrich-Wilhelm-Stadt in Berlin-Mitte, danach im selben Ortsteil im Langenbeck-Virchow-Haus. Anfang der 1990er Jahre wurde der Standort aufgegeben. Ihnes Erweiterung des Palais Arnim diente bis 1990 der Akademie der Künste der DDR als Atelier-, Werkstatt- und Depotgebäude. Behnisch integrierte es auch für Ausstellungszwecke in den Neubau der Akademie.

Archiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das umfangreiche Archiv der Akademie der Künste, zu dem auch eine große Kunstsammlung zählt, gilt heute als bedeutendstes interdisziplinäres Archiv zu Kunst und Kultur seit 1900 im deutschen Sprachraum. Entsprechend der Mitgliederstruktur der Akademie umfasst es alle Künste. Seine Hauptaufgabe besteht darin, künstlerisch und kulturgeschichtlich wichtige Archive zu erwerben, zu verzeichnen und der Wissenschaft und interessierten Öffentlichkeit bereitzustellen. Im Oktober 2012 wurde das rund 35 Regalmeter Aufzeichnungen umfassende Peter-Zadek-Archiv für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[6] Am 3. November 2012 eröffnete die Akademie das Christoph-Schlingensief-Archiv, das der Künstler bereits zu Lebzeiten übergeben hatte, über 40 Regalmeter Dokumentationsmaterial zu seinen genreübergreifenden künstlerischen Aktionen (audiovisuelle Medien, Plakate, Korrespondenzen, Programmhefte, Fotos, Produktionsunterlagen zu einigen seiner Filme und Inszenierungen).[7]

Die Kunstsammlung umfasst etwa 70.000 Arbeiten auf Papier sowie Gemälde, Plastiken, künstlerische Objekte und über 40.000 Plakate. Sie betreut auch Werke der angewandten bildenden Kunst und kulturgeschichtliche Gegenstände, die aus Nachlässen anderer künstlerischer Disziplinen stammen, wie etwa Theaterkostüme und Bühnenmodelle. Zu ihren bedeutenden Schätzen zählen der große Bestand von Zeichnungen Johann Gottfried Schadows, Daniel Chodowieckis Zeichenfolge seiner Reise von Berlin nach Danzig, das Amalfi-Skizzenbuch und Landschaftsölskizzen von Carl Blechen sowie, aus dem 20. Jahrhundert, der gesamte Nachlass John Heartfields und ein umfangreicher Teilnachlass von George Grosz mit Zeichnungen, Grafiken und Collagen. Zu ihren neueren Beständen gehören die Mail-Art-Sammlung Guillermo Deisler, umfangreiche Vintage Print-Serien von Michael Ruetz, das gesamte grafische Œuvre von Alfonso Hüppi und auch großformatige Gemälde von Thomas Huber und Carl Frederik Reuterswärd. Von 1786 bis 1886 existierte eine eigene Zeichenschule für Handwerker an der Akademie der Künste Berlin.

Preise und Stipendien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Akademie vergibt eine Vielzahl von Auszeichnungen und Stipendien:

  • Kunstpreis Berlin – Jubiläumsstiftung 1848/1948 für „Künstlerische Leistungen“ (jährlich, Großer Kunstpreis 15.000 Euro und sechs Kunstpreise à 5.000 Euro), alle sechs Jahre von der Sektion Literatur der Akademie als Fontane-Preis verliehen
  • Käthe-Kollwitz-Preis für Werk oder Gesamtleistung eines bildenden Künstlers (jährlich, anfangs 10.000 Euro, spätestens seit 2009 12.000 Euro)
  • Heinrich-Mann-Preis für Essayistik (jährlich, 8.000 Euro)
  • Konrad-Wolf-Preis für herausragende künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der darstellenden Kunst (jährlich, 5.000 Euro)
  • Hörspielpreis der Akademie der Künste (2007 letztmals vergeben)
  • Tilla Durieux-Schmuck (alle zehn Jahre)
  • Hermine Körner-Ring: Vergabe auf Lebenszeit durch die Sektion Darstellende Kunst
  • Sammelstiftung 1 der Akademie der Künste für begabte und bedürftige Studierende der „fünf klassischen künstlerischen Disziplinen“
  • Stiftung Eduard-Arnhold-Hilfsfonds zur Erinnerung an den Mäzen Eduard Arnhold für begabte und sich in wirtschaftlicher Not befindende Künstler „aller Art“
  • Villa-Serpentara-Stipendium: dreimonatiges Aufenthaltsstipendium für Berliner Künstler (monatlich 1.500 Euro und Reisekostenzuschuss 400 Euro) in direkter Nachbarschaft mit und im Austausch zum Villa-Massimo-Stipendium
  • Will-Grohmann-Preis für junge Maler, Grafiker und Bildhauer (jährlich, 6.500 Euro)
  • Daniel-Chodowiecki-Stiftung, gegründet von Günter Grass für polnische bildende Künstler (jährlich, 5.000 Euro)
  • Busoni-Kompositionspreis für noch nicht bekannte Komponisten (jährlich, 6.000 Euro und ein Förderpreis 2.500 Euro)
  • Alfred-Döblin-Preis für unveröffentlichte epische Werke (alle zwei Jahre, 10.000 Euro und Förderpreis 5.000 Euro)
  • Alfred-Döblin-Stipendium: Aufenthaltsstipendium für Berliner Schriftsteller für drei bis zwölf Monate (jährlich, monatlich 1.000 Euro)
  • Lion-Feuchtwanger-Preis: Stiftungspreis für historische Prosa (alle zwei bis drei Jahre, 7.500 Euro)
  • F.-C.-Weiskopf-Preis: Stiftungspreis für sprachkritische und sprachreflektierende Werke (alle zwei bis drei Jahre, 5.000 Euro)
  • Alex-Wedding-Preis: Stiftungspreis für Kinder- und Jugendbücher (alle zwei bis drei Jahre, 5.000 Euro)
  • O.E. Hasse-Preis zur Förderung junger Darsteller des Sprech- und Musiktheaters (jährlich, 5.000 bis 10.000 Euro als Preis oder Stipendium)
  • Joana-Maria-Gorvin-Preis für „eine Frau, die im Theaterleben des deutschen Sprachraums eine überragende Leistung erbracht hat“ (alle fünf Jahre, 25.000 Euro)
  • Alfred-Hirschmeier-Stipendium für begabte junge Filmszenografen (jährlich)
  • Plopp-Award: Wettbewerb für unabhängig produzierte und bislang unveröffentlichte Hörstücke (jährlich)
  • Will-Lammert-Preis: Preis für junge Bildhauer, der in unregelmäßigen Abständen von 1962 bis 1992 vergeben wurde
  • Ellen-Auerbach-Stipendium für Fotografie-Kunst: ein Förderungsstipendium für internationale junge Fotografen, finanziert aus dem Nachlass der Fotografin Ellen Auerbach, wird seit 2006 alle zwei Jahre vergeben.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Jens: Aus gegebenem Anlass. Texte einer Dienstzeit. Mit einem Geleitwort von György Konrád. Parthas, Berlin 1998, ISBN 3-932529-19-7.
  • Hans Gerhard Hannesen: Die Akademie der Künste in Berlin. Facetten einer 300jährigen Geschichte. Akademie der Künste, Berlin 2005, ISBN 3-88331-091-3.
  • Thomas Krüger: Akademie der Künste Pariser Platz Berlin. In: Die Neuen Architekturführer. Nr. 69. Stadtwandel, Berlin 2005, ISBN 3-937123-39-3.
  • Werner Mittenzwei: Die Mentalität des Ewigen Deutschen. Nationalkonservative Dichter 1918–1947 und der Untergang einer Akademie. 2. Auflage. Faber & Faber, 2003, ISBN 3-936618-17-8 (Erstauflage unter dem Titel: Der Untergang einer Akademie oder Die Mentalität des ewigen Deutschen. Mit einer Chronik: Dichtung und Dichter an der Preußischen Akademie der Künste 1696–1947. Aufbau Verlag, Berlin 1992, ISBN 978-3-351-02404-8).
  • Wolfgang Trautwein, Julia Bernhard (Hrsg.): Aufbrüche in die Moderne. Das Archiv der Akademie der Künste. Akademie der Künste, Berlin 2013, ISBN 978-3-88331-202-6.
  • Monika Hingst et al. (Red.): „Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen.“ Eine Ausstellung der Akademie der Künste und der Hochschule der Künste. 9. Juni bis 15. September 1996. Henschel, Berlin, ISBN 978-3-88331-135-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Akademie der Künste (Berlin) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. adk.de
  2. BGBl. I 2005, S. 1218.
  3. BGBl. I 2006, S. 571.
  4. adk.de
  5. Ingeborg Ruthe: Ausgetobt im Untergeschoss. In: Berliner Zeitung, 28. September 2018. S. 21.
  6. Homepage Akademie der Künste AdK-Blog 24. September 2012, abgerufen am 3. Oktober 2012.
  7. Homepage Akademie der Künste Berlin, abgerufen am 4. November 2012.
  8. Ellen-Auerbach-Stipendium für Fotografie

Koordinaten: 52° 30′ 54″ N, 13° 22′ 46″ O