anthropogen
Das Adjektiv anthropogen (von altgriechisch ánthropos „Mensch“, mit dem Verbalstamm gen- „entstehen“, umgangssprachlich also „menschengemacht“) bezeichnet einen Fachbegriff für das durch Menschen Beeinflusste, Entstandene, Hergestellte oder Verursachte. So sind z. B. Kunststoffe anthropogen, da sie nur von Menschen hergestellt werden.
Der Einfluss des Menschen insbesondere seit der Industrialisierung in den „Industrieländern“ hat neben der „menschengemachten globalen Erhitzung“ zu entsprechenden weiteren weltweiten Veränderungen bis hin zu Schädigungen von Ökosystemen und auch zu einem Rückgang der Artenvielfalt und damit der Biodiversität geführt – dabei wird diskutiert, diese Zeitspanne der menschlichen Einwirkungen Anthropozän zu nennen.
Die Bezeichnung anthropogen wird häufig in Verbindung mit menschlichen Eingriffen in die Umwelt sowie für vom Menschen verursachte Umweltprobleme gebraucht, beispielsweise:
- anthropogene Aufschüttung (Deponie),[1]
- Anthropogene Bodenerosion
- Anthropogenes Biom bzw. anthropogene Landschaft[2]
- Anthropogene Eutrophierung
- Anthropogenetische Geomorphologie (Erdoberflächenstruktur)
- Anthropogene Masse, die Summe des Gewichts aller von Menschen hergestellten Dinge;[3] diese könnte mit der errechneten 1 Billion Tonnen nach einer in Israel erstellten und im Dezember 2020 in „Nature“ veröffentlichten Studie[4] 2020 erstmals die Summe des Gewichts der Biomasse auf der Erde übersteigen[5][6]
- Anthropogene Quellen (flüchtiger organischer Verbindungen)
- Anthropogene Strahlenbelastung durch Kernwaffentests und Reaktorunfälle
- Anthropogener Treibhauseffekt[7]
- Anthropogene Umweltbelastung
Als Gegensatz zu anthropogen wird häufig der Begriff natürlich verwendet. Viele Einflüsse auf die Umwelt können sowohl anthropogen als auch natürlich bedingt sein, wobei eine eindeutige Abgrenzung nicht immer möglich ist. So kann ein Waldbrand beispielsweise sowohl durch Menschen als auch durch eine natürliche Ursache (z. B. Blitzschlag) verursacht worden sein.
Anthropogene Veränderungen müssen aber nicht unbedingt zur Verringerung der Biotop- oder Artendiversität führen. So entstehen durch extensive menschliche Nutzung Kulturlandschaften, die eine Vielzahl von wertvollen Biotopen beherbergen. So ist etwa der Fortbestand der artenreichen Magerrasen, Almwiesen oder Heide auf die Nutzung durch den Menschen angewiesen.
Diskutiert wird, ob die hohe Artenvielfalt der vom Menschen geprägten baumarmen Biotope die Megaherbivorenhypothese stützt, nach der Mitteleuropa in der Vorzeit nicht nur von Wäldern bestanden war, sondern auch große, artenreiche Offenländer aufwies. Ähnlich wie bei den afrikanischen Savannen sollten diese Flächen durch (heute ausgerottete) große Pflanzenfresser (Megaherbivoren) geschaffen und erhalten worden sein.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Gerhard Lange, Klaus Knödel: Handbuch zur Erkundung des Untergrundes von Deponien und Altlasten. Band 8: Erkundungspraxis. Springer, 2002, ISBN 3-540-43683-9, S. 45 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ S.-P. Ballstaedt, P. Reinhard, M. Rentschler, E. Rottländer: Veränderung von Böden durch anthropogene Einflüsse: Ein interdisziplinäres Studienbuch. Hrsg.: Deutsches Institut für Fernstudienforschung an der Universität Tübingen. Springer, 1997, ISBN 3-540-61556-3.
- ↑ DER SPIEGEL: Anthropozän: Künstlich hergestellte Produkte überwiegen erstmals die Masse aller Lebewesen weltweit - DER SPIEGEL - Wissenschaft. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
- ↑ Emily Elhacham, Liad Ben-Uri, Jonathan Grozovski, Yinon M. Bar-On, Ron Milo: Global human-made mass exceeds all living biomass. In: Nature. 9. Dezember 2020, ISSN 1476-4687, S. 1–3, doi:10.1038/s41586-020-3010-5 (nature.com [abgerufen am 14. Dezember 2020]).
- ↑ Globaler Fußabdruck des Menschen - Mehr Beton als Bäume. Abgerufen am 14. Dezember 2020 (deutsch).
- ↑ Badische Zeitung: Von Menschen produzierte Masse übersteigt weltweite Biomasse - Brennpunkte - Badische Zeitung. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
- ↑ Gunnar Möller: CO2-Emissionshandel in der Handelsperiode 2008–2012. Diplomica Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8366-6112-6, 2.1.1. anthropogener Treibhauseffekt und seine Auswirkungen, S. 5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).