Georg Seeßlen

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Georg Seeßlen während seines Vortrags beim „Kölner Kongress 2017“

Georg Seeßlen (* 1948 in München) ist ein deutscher Autor, Feuilletonist, Cineast sowie Film- und Kulturkritiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seeßlen studierte Malerei bei Karl Fred Dahmen,[1] Kunstgeschichte und Semiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Er war Dozent an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland. Er arbeitet als freier Autor[2] zu gesellschaftlichen, kulturellen und Film-Themen, für u. a. epd Film, Frankfurter Rundschau, Der Freitag, Jungle World, konkret, Der Tagesspiegel, taz, Die Zeit und Das Science Fiction Jahr und veröffentlichte zahlreiche Bücher dazu. Für den Hörfunk schreibt Seeßlen regelmäßig Features, die sich mit aktuellen Tendenzen des Kinos und der populären Kultur auseinandersetzen, zumeist in Zusammenarbeit mit Markus Metz, mit dem er einige Bücher herausbrachte.[3]

Seeßlen wurde auf der Frühjahrs-Mitgliederversammlung der Akademie der Künste Berlin am 25. Mai 2013 als neues Mitglied in die Sektion Film- und Medienkunst gewählt.[4]

Er lebt in Kaufbeuren und in Ligurien.[5]

Themen und Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seeßlen beschäftigt sich in seinen Filmkritiken und Büchern kritisch mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. In neueren Veröffentlichungen wie Orgasmus und Alltag setzt sich Seeßlen mit dem Fernsehen und mit aktuellen politischen Ereignissen auseinander. Seeßlen sieht Unterhaltung politisch. So hätten etwa die Telenovelas in Lateinamerika schon vor Jahrzehnten die Ausbeutung der Frauen in der familiären Schattenwirtschaft begleitet, in Deutschland sei es nicht anders: „Der Fernsehnachmittag gehört den Verlierer-Frauen des Neoliberalismus“.[6] In einem Interview vertrat Seeßlen 2016 die Hoffnung, Flüchtlinge könnten Europa vor seiner „weiteren Verrohung und Verblödung“ retten.[7] In einem Essay vertrat er im Februar 2017 die These, „die letzte verbliebene Waffe der Linken und Liberalen“ sei die Sprache, die Rechtspopulisten wie Donald Trump „vergiften“.[8]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jan Distelmeyer besprach 2004 Seeßlens Scorsese-Biographie:

„Wie kann man der Fülle gerecht werden? […] Eigen, weil den Verzweigungen nicht unbedingt widerspruchslos zu folgen ist, weil diese Souveränität sich auf eine in der deutschen Filmpublizistik einzigartige Kombination von Kenntnisreichtum und Beobachtungsgabe stützt, und weil Seeßlen diese semiotisch-kulturkritische Methode seit über 25 Jahren zu seiner persönlichen gemacht hat. […] ‚Martin Scorsese’ ist so sehr ein persönliches und darin paradigmatisches Buch, dass es das Buch ‚Georg Seeßlen‘ geradezu herausfordert.“

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jury des Bert-Donnepp-Preises erkannte Seeßlen den Medienpublizistik-Preis für das Jahr 2017 zu. Sie würdigte sein langjähriges medienpublizistisches Werk. Er sei ein sehr genauer Beobachter und gewinne Fernseh-Comedyformaten oder dem Eurovision Song Contest Einsichten ab, „die für den Leser gesellschaftspolitisch erhellend sein können“.[10]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Radio[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vor 20 Jahren: Letzte Folge der ZDF-Hitparade. Popmusik als Ware, DLF-Kalenderblatt vom 16. Dezember 2020

Radio (alle mit Markus Metz)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die digitale Zukunft des Kinos: Mythos, Magie und Bildermüll. Erstsendung am 19. März 2006 auf Deutschlandradio Kultur
  • Pixel-Monsters elektronische Küsse – Die schöne neue Welt des digitalen Kinos, Radio-Feature, WDR 2006
  • Schöner Klang, schrecklicher Lärm. Auf der Suche nach einer akustischen Ästhetik in einer lauten Zeit. Radio-Feature über Sounddesign, Deutschlandfunk 2008
  • The Dick Files. Ein Science-Fiction-Autor fühlt sich beobachtet, Radio-Feature über den Autor Philip K. Dick, Deutschlandradio Kultur 2008
  • „Ritzeratze! Voller Tücke, in die Brücke eine Lücke“ – Die Lange Nacht der Lausbubengeschichten, Zeitreisen, Deutschlandradio Kultur 2008
  • Ein Jahrhundert Kino-Leidenschaft – Die Geschichte des ältesten Lichtspieltheaters der Welt, Zeitreisen, Deutschlandradio Kultur 2008
  • Mockumenta 3. Der Fake-Event des Jahres 2009, Radio-Feature, Deutschlandradio Kultur 2009
  • Über die transformative Hermeneutik der Quantenschwerkraft, Zeitreisen, Deutschlandradio Kultur 2009
  • „Alles andere als kein Held“ – Die Wiederentdeckung des Schriftstellers Rudolf Lorenzen, Deutschlandradio Kultur 2009
  • Das Kino spricht deutsch – Glanz und Elend der Synchronisation, Zeitreisen, Deutschlandradio Kultur 2009
  • Elevator Blues. Fahrstuhl zum Penthouse. Radio-Feature über den Wandel der Bewohner oberer Stockwerke nach Einführung von Fahrstühlen, Deutschlandfunk 2009
  • Hier werden Träume produziert. Das Bavaria Filmstudio Radio-Feature, SWR 2010[15]
  • Monster, Mädchen und Motoren – Eine kurze Geschichte des Autokinos, Zeitreisen, Deutschlandradio Kultur 2010
  • Süß und doof und sehr geschäftsfördernd – Die Erfolgsgeschichte des Maskottchens, Zeitreisen, Deutschlandradio Kultur 2010
  • Zombies! Dekonstruktion eines Mythos. Radio-Feature über Voodoo, Deutschlandfunk 2011
  • Backenbart und Bikinizone – Eine kleine Kulturgeschichte der Körperrasur, Zeitreisen, Deutschlandradio Kultur 2011
  • Trash. Eine Liebeserklärung. Radio-Feature über „Trash“ als Ehrentitel von Pop-Produkten, Deutschlandfunk 2012[16]
  • "Süchtig nach Wahrhaftigkeit." Der Regisseur Michael Haneke. Radio-Feature über den Filmregisseur Michael Haneke, WDR 3 und Deutschlandfunk, 2012[17]
  • Heldendämmerung: Anmerkungen zur postheroischen Gesellschaft, Radio-Feature, Deutschlandradio Kultur 2012
  • Millionen-Bilder. Wie der Markt die Kunst verändert. Radio-Feature über die Wirkung des Kunstmarkts auf die Kunst, Deutschlandfunk, 2013[18]
  • Interview mit der Sprechmaschine. Text-to-Speech-Programme und die Tücken künstlicher Kommunikation, Deutschlandradio Kultur 2013
  • Anarchist und Kinderfreund. Eine Lange Nacht über Kasperls Metamorphosen, Lange Nacht, Deutschlandfunk 2014
  • Deep Impact – Kosmische Katastrophen, Radio-Feature, Deutschlandfunk 2014
  • Über die Freiheit – Die dialektische Beziehung von Freiheit und Kontrolle, zweiteiliger Radio-Essay, Deutschlandfunk 2014
  • Eine besondere Energie. Die Begegnung von Kunst und Pop, Radio-Feature, Deutschlandradio Kultur 2014
  • "Liebe ist kälter als der Tod." Eine Lange Nacht über Rainer Werner Fassbinder, Lange Nacht, Deutschlandfunk 2015
  • Zwielicht am Abgrund. Eine Lange Nacht über Bösewichte und Verführer, Lange Nacht, Deutschlandfunk 2015
  • Best of Mao, Hitler, Stalin. Diktatoren als empfindsame Künstler, Radio-Feature, Deutschlandfunk 2015[19]
  • Der Filmemacher Christoph Schlingensief. "75 Minuten mit der Faust auf die Leinwand", Radio-Feature, Deutschlandfunk 2015
  • Divestment als Strategie gegen den Klimawandel. "Zieht die Kohle ab!", Radio-Essay, Deutschlandfunk 2015
  • Mitternachtskrimi – Mord im Studio 12, Hörspiel, Deutschlandfunk 2016
  • Eckhard Henscheids Kampf gegen die Dummheit – Eine Reise ins Land der Dummdeutschen, Radio-Feature über Eckhard Henscheid, Autor der Neuen Frankfurter Schule und für die Satire-Zeitschriften pardon und Titanic, Deutschlandfunk 2016
  • Was ist eigentlich Geld?, Radio-Essay, Deutschlandfunk 2016
  • Schau-Spiel und Licht-Bild. Die Friedrich Wilhelm Murnau-Connection. Mit Hans Helmut Prinzler. Radio-Feature über den Filmemacher Friedrich Wilhelm Murnau. Erstsendung am 21. Januar 2017 auf Bayern 2[20]
  • Der Mensch als Staatsbürger, Radio-Essay, Deutschlandfunk 2017
  • Volk und Elite. Ein Krisenbericht, Bayern 2, 2017
  • Sonderangebote: Wie durch „kreative“ Preisgestaltung Shopping-Impulse ausgelöst werden, Radio-Essay, Deutschlandfunk 2019[21]
  • Pulp Fiction im Kaiserreich: Der Kolportage-Schriftsteller Robert Kraft, Freistil-Feature, Erstsendung am 23. August 2020 im DLF, Regie: Matthias Kapohl
  • Vom Krisenhumor zur Humorkrise – Wie uns das Lachen verging, Erstsendung am 29. November 2020 bei Essay und Diskurs im DLF

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Rutschky: Gegen Ende. Tagebuchaufzeichnungen 1996–2009. Berlin 2019. S. 73.
  2. Ekkehard Knörer: Lexikon der Kritiker: Georg Seeßlen bei www.jump-cut.de, 14. September 2001
  3. Jörg Auberg: Rohstoff Dummheit. Über das intellektuelle Autorenduo Markus Metz und Georg Seeßlen, satt.org, 5. Januar 2013
  4. Akademie der Künste Berlin – AdK-Blog vom 27. Juni 2013, abgerufen am 17. Juli 2013
  5. Michael Rutschky: Gegen Ende. Tagebuchaufzeichnungen 1996–2009. Berlin 2019. S. 73.
  6. Georg Seeßlen: Globale Trostmaschine. Die Telenovela: Ein brandneues, uraltes Format erobert den deutschen Bildschirm. Im Ersten startet „Sturm der Liebe“. In: Der Tagesspiegel, 25. September 2005.
  7. Benjamin Moldenhauer: Diskurs über die AfD, Spiegel Online, 17. März 2016
  8. Donald Trump: Sprachattacke der Rechtspopulisten - Trompeten des Trumpismus - SPIEGEL ONLINE. Website spiegel online. Abgerufen am 11. Februar 2017.
  9. Jan Distelmeyer: epd Film. Nr. 2/2004, 2004, ISSN 0176-2044, S. 54.
  10. Bert-Donnepp-Preis an epd Film-Autor Georg Seeßlen In: epd-film.de, 22. Januar 2018, abgerufen am 26. Januar 2018.
  11. Inhaltsverzeichnis (pdf), Prolog (pdf)
  12. spiegel.de 17. März 2016: Interview
  13. Dominik Irtenkauf: Donald Trump: Populismus als Politik, Interview mit Georg Seeßlen, Telepolis, 20. Januar 2017
  14. Uli Krug: Das ist das Ende! Georg Seeßlen hat recht. Er urteilt sogar noch milde über den zeitgenössischen Pop, Jungle World, 29. März 2018
  15. Script von Hier werden Träume produziert. Das Bavaria Filmstudio
  16. Script zu "Trash"
  17. Script von "Süchtig nach Wahrhaftigkeit." Der Regisseur Michael Haneke.
  18. Script von Millionen-Bilder. Wie der Markt die Kunst verändert.
  19. Script von Best of Mao, Hitler, Stalin
  20. Die Friedrich Wilhelm Murnau-Connection, Bayern 2, 21. Januar 2017 (Download)
  21. Wie durch „kreative“ Preisgestaltung Shopping-Impulse ausgelöst werden, Deutschlandfunk, 19. Mai 2019