Gorleben

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Wappen Deutschlandkarte
Wappen fehlt
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Gorleben
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Gorleben hervorgehoben

Koordinaten: 53° 3′ N, 11° 21′ O

Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Lüchow-Dannenberg
Samtgemeinde: Gartow
Höhe: 20 m ü. NHN
Fläche: 21,26 km2
Einwohner: 602 (31. Dez. 2019)[1]
Bevölkerungsdichte: 28 Einwohner je km2
Postleitzahl: 29475
Vorwahl: 05882
Kfz-Kennzeichen: DAN
Gemeindeschlüssel: 03 3 54 007
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstr. 16
29475 Gorleben
Website: www.gorleben.de
Bürgermeister: Klaus Hofstetter (WG)
Lage der Gemeinde Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg
Mecklenburg-VorpommernSachsen-AnhaltBrandenburgLandkreis LüneburgLandkreis UelzenNeu DarchauHitzackerGöhrdegemeindefreies Gebiet GöhrdeDamnatzKarwitzZernienGusbornLangendorfDannenberg (Elbe)JamelnLüchowWustrowLuckau (Wendland)KüstenWaddeweitzClenzeBergen an der DummeSchnegaLübbowWoltersdorfLemgowPrezelleTrebelGorlebenGartowHöhbeckSchnackenburggemeindefreies Gebiet GartowKarte
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Gorleben ist eine Gemeinde in der Samtgemeinde Gartow im Landkreis Lüchow-Dannenberg im äußersten Nordosten von Niedersachsen. Die Region wird auch als Wendland bezeichnet. In der Nähe des Ortes befindet sich das bekannte Atommülllager Gorleben.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der kleine Ort liegt direkt am linksseitigen Ufer der Elbe (deutscher Fluss-Kilometer 492) auf etwa 20 Metern über Normalnull. Während sich östlich, nördlich und nordwestlich die als Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue geschützte Elbe-Flusslandschaft ausdehnt, schließt sich im Süden ein großes Kiefernforstgebiet an, die so genannten „Gartower Tannen“. Dieser größte zusammenhängende deutsche Privatwald, der im Eigentum des Grafen Bernstorff zu Gartow steht,[2] befindet sich auf einer ausgedehnten Flugsandanhöhe, die durch periglaziale Prozesse entstanden ist. Die gesamte Region bis zur Hügelkette des Drawehn im Westen liegt innerhalb des Elbe-Urstromtals, das als Schmelzwasser-Hauptrinne zuletzt während der Weichseleiszeit geformt wurde. Biogeografisch wird die Gegend bereits zum subkontinental beeinflussten Nordostdeutschen Tiefland gezählt (vergleiche auch: Naturräumliche HaupteinheitengruppeWendland und Altmark“). Naturkundlich bemerkenswert ist die östlich von Gorleben liegende Erhebung des Höhbeck, die aus der Elbtalniederung inselartig aufragt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gorleben wurde 1360 erstmals durch Urkunde der Herrschaft zu Dannenberg (Elbe) erwähnt. Am Ort stand eine Festung. Der Name „Gorleben“ leitet sich vermutlich aus „Goor“ (Schlick; slawisch Gor jedoch „Berg“) und „leben“ (Erbe) ab.

Am 1. Juli 1972 wurde die Nachbargemeinde Meetschow eingegliedert.[3]

Bundesweite und internationale Bekanntheit erlangte die Gemeinde Gorleben durch die Pläne für die Einrichtung eines nationalen Atommüll-Endlagers sowie die regelmäßig unter starken Protesten stattfindenden Atommülltransporte ins bereits bestehende oberirdische Zwischenlager im Wald südlich des Ortes.

Die Gemeinde profitierte finanziell massiv von der Ansiedlung atomrechtlicher Einrichtungen und gehört zu den reichsten Gemeinden Niedersachsens.

Die Ratsherren der Gemeinde stimmten der Einrichtung des Zwischenlagers 1981 zu, obwohl sie sich ursprünglich gegen das Lager ausgesprochen hatten. Der Entschluss war einstimmig. Die absolute Mehrheit des Rates hatte die CDU. Sowohl Bundeskanzler Helmut Schmidt als auch Oppositionsführer Helmut Kohl hatten im Vorfeld die Gemeinde aufgesucht, um die Ratsherren zu überzeugen. Bei den 4 Monate nach der Entscheidung stattfindenden Wahlen errangen die Gegner des Lagers aus dem Stand ca. 20 % der Stimmen. Nach der Entscheidung veränderte sich in der Region das Zusammenleben nachhaltig.[4]

Treffen von Demonstranten und Polizisten bei Gorleben

Im April 1984 verschärfte sich die Situation vor Ort, als Demonstranten erstmals alle Zufahrtsstraßen ins Wendland blockierten. Der erste Transport fand im Oktober 1984 statt. Seit 1989 findet jeden Sonntag das Gorlebener Gebet statt.

1995 fand erstmals ein Tag X in Zusammenhang mit den Castortransporten statt. Seitdem finden entsprechende Transporte beinahe jährlich statt. Im Rahmen der Transporte kommt es immer wieder zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Kernkraftgegnern, lokalen Bauern und der Polizei. Da die Bauern in der Vergangenheit wiederholt Traktoren im Rahmen ihrer Proteste verwendeten, werden diese im Vorfeld nun regelmäßig von der Polizei beschlagnahmt und in ein Zentrallager gebracht.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindewahl 2016[5]
Wbt.: 69,1 % (2011: 74,7 %)
 %
80
70
60
50
40
30
20
10
0
75,9 %
12,6 %
11,4 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2011
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
+20,7 %p
−7,5 %p
−13,3 %p

Die Gemeinde Gorleben gehört zum Landtagswahlkreis Elbe und zum Bundestagswahlkreis Lüchow-Dannenberg – Lüneburg.[6][7]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Gorleben besteht seit der Gemeindegebietsreform von 1972 aus zwei Ortsteilen:

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rat der Gemeinde Gorleben hat neun Mitglieder, die sich seit der Kommunalwahlen in Niedersachsen 2016 auf folgende Wählergruppen und Parteien verteilen:

  • Wählergemeinschaft Gorleben (WG): 7 Sitze
  • GRÜNE: 1 Sitz
  • Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG): 1 Sitz

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister der Gemeinde Gorleben ist Klaus Hofstetter (WG).[8]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kapelle in Gorleben

Neben der Kapelle Gorleben und der Dorfkirche Meetschow befinden sich alle Baudenkmale in der Liste der Baudenkmale in Gorleben.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemeinde sind mehrere Einrichtungen zur Atommüllentsorgung angesiedelt:

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptstraße L256 in der Dorfmitte

Die Landesstraße 256 Dannenberg – Gartow führt durch Gorleben. Am „Gorlebener Haken“, einem Altarm der Elbe, befinden sich ein öffentlicher Sportboothafen und ein Stützpunkt des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg, Außenbezirk Wittenberge.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gorleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Gorleben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle 12411: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2019 (Hilfe dazu).
  2. http://www.elbe-urlaub.de/region/sport.html
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 231.
  4. vgl. z. B. Gorleben: Noch lange nicht zu Ende Die Aussicht auf Atom-Industrialisierung hat das Wendland entzweit , DER SPIEGEL 2/1982, 11. Januar 1982.
  5. http://wahl.luenecom.de/gartow/gw2016gorleben.html
  6. Landtagswahlkreise ab 16. Wahlperiode. Wahlkreiseinteilung für die Wahl zum Niedersächsischen Landtag. Anlage zu § 10 Abs. 1 NLWG, S. 4. ( PDF (Memento des Originals vom 25. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nls.niedersachsen.de; 87 kB)
  7. Beschreibung der Wahlkreise. Anlage zu § 2 Abs. 2 Bundeswahlgesetz. In: Achtzehntes Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes. Anlage zu Artikel 1. Bonn 18. März 2008, S. 325. ( PDF (Memento des Originals vom 25. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundeswahlleiter.de; 200 kB)
  8. "Der Neue nach der Krüger-Ära" (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ejz.de, EJZ am 15. Juli 2013, aufgerufen am 16. Juli 2013.