Joachim Meyerhoff

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Joachim Meyerhoff als Kreon in Antigone, Burgtheater 2015

Joachim Philipp Maria Meyerhoff (* 1967 in Homburg) ist ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joachim Meyerhoff wurde als jüngster Sohn des Psychiaters Hermann Meyerhoff (1935–1993)[1] und dessen Frau Susanne Meyerhoff (* 1937) geboren.[2] Der Vater leitete ab 1972 als ärztlicher Direktor die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hesterberg, Schleswig-Holstein. Die Familie lebte in einem Gebäude auf dem Gelände der Klinik. Dort verbrachte Joachim Meyerhoff seine Kindheit zusammen mit zwei älteren Brüdern, Martin und Hermann.[3] 1985[4] starb Martin, sein mittlerer Bruder, bei einem Autounfall, als Joachim für ein Jahr in den USA war.[5] Er ist der Enkelsohn der Schauspielerin Inge Birkmann, die in zweiter Ehe mit dem Philosophen Hermann Krings verheiratet war.[6]

Joachim Meyerhoff hat mit der Burgschauspielerin Christiane von Poelnitz zwei Töchter, außerdem einen Sohn aus einer anderen Beziehung. Bis 2019 lebte er in Wien und seither in Berlin.[7][8]

Künstlerische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Rückkehr aus den USA machte Joachim Meyerhoff das Abitur. Er absolvierte von 1989 bis 1992 eine Ausbildung als Schauspieler an der Otto-Falckenberg-Schule in München.[9]

Nach Engagements am Staatstheater Kassel, in Bielefeld, Dortmund und an den Bühnen der Stadt Köln wurde er 2001 Ensemblemitglied des Maxim Gorki Theaters Berlin, wo er auch oft Regie führte. 2002 wechselte er ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, wo er bis 2005 verpflichtet blieb und unter anderem in Inszenierungen von Jan Bosse und Sebastian Hartmann spielte. Ab September 2005 war Joachim Meyerhoff Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Nach dem Ende der Spielzeit 2018/19 wechselte Meyerhoff an die Berliner Schaubühne.[10][11] Weiterhin steht Meyerhoff am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in einzelnen Stücken auf der Bühne.[12]

Neben seiner darstellerischen Tätigkeit konzipiert Joachim Meyerhoff eigene Programme. Sein Projekt Alle Toten fliegen hoch sorgte im Burgtheater Wien regelmäßig für ein volles Haus.[13] In diesem autobiografischen, in sechs Teile unterteilten Programm erzählt Meyerhoff seine eigene Geschichte und die seiner Familie. Er berichtet von seinen Geschwistern, seinen Großeltern in München, seinem Vater, dem Aufwachsen auf dem Anstaltsgelände sowie seinem Austauschjahr in Amerika. Die ersten drei Teile dieser Serie wurden zum Berliner Theatertreffen 2009 eingeladen.[14] Von 2011 bis 2020 erschienen fünf Teile in Buchform bei Kiepenheuer & Witsch, wobei die letzten beiden Teile ohne vorherige Bühnenvorlage entstanden sind.[15] Ende 2018 erlitt Meyerhoff einen Schlaganfall mit zeitweiliger Lähmung der linken Körperhälfte.[16] Im September 2020 erschien der Roman Hamster im hinteren Stromgebiet, in dem sich Meyerhoff auch mit den Folgen dieser schweren Erkrankung auf sein Leben und sein künstlerisches Schaffen beschäftigt.[17]

Rollen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsches Schauspielhaus Hamburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schauspielhaus Zürich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burgtheater Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2019: Amphitryon nach Molière, Rolle: Sosias, Regie: Herbert Fritsch

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regie und Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2001: Wenedikt Jerofejews Moskau – Petuschki
  • 2003: Erich Kästners Fabian
  • 2005: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?
  • 2006: Marathon: 2:04:55
  • 2007–2009: Alle Toten fliegen hoch (Teile 1–3 eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2009)
    • 2007: Alle Toten fliegen hoch, Teil 1: Amerika
    • 2008: Alle Toten fliegen hoch, Teil 2: Zuhause in der Psychiatrie
    • 2008: Alle Toten fliegen hoch, Teil 3: Die Beine meiner Großmutter
    • 2008: Alle Toten fliegen hoch, Teil 4: Theorie und Praxis
    • 2009: Alle Toten fliegen hoch, Teil 5: Heute wärst Du zwölf
    • 2009: Alle Toten fliegen hoch, Teil 6: Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke

Literarische Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alexander Košenina: Gesetzesbrecher: Joachim Meyerhoffs literarische Selbsterfindung des Schauspielers. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 67 (2017), S. 339–346.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Joachim Meyerhoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ute Koithan, Tanja Mayr-Sieber, Helen Schmitz, Ralf Sonntag: Aspekte junior C1. Übungsbuch mit Audios: Mittelstufe Deutsch. Klett Sprachen GmbH, 2019, ISBN 978-3-12-605259-7 (google.de [abgerufen am 30. Juni 2020]).
  2. Ove Jensen: Meyerhoff-Lesung: Als Stoltenberg im Matsch lag | shz.de. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  3. Darüber berichtet Meyerhoff in seinem autobiografischen Roman Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war.
  4. Joachim Meyerhoff: Alle Toten fliegen hoch – Amerika. 3. Aufl. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, ISBN 978-3-462-04292-4.
  5. Kester Schlenz: Bestsellerautor Joachim Meyerhoff über große Erfolge und noch größere Selbstzweifel. In: stern.de. 12. November 2017, abgerufen am 31. Januar 2019.
  6. Darüber berichtet Meyerhoff in seinem autobiografischen Roman Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke.
  7. Joachim Meyerhoff : „Die jungen Leute von heute sind toll!“ In: Aachener Zeitung. (Online [abgerufen am 3. Mai 2018]).
  8. Joachim Meyerhoff : „Ich habe mich vom Verlust meines Bruders nie erholt“. In: Tagesspiegel. (Online [abgerufen am 12. Oktober 2019]).
  9. Darüber berichtet Meyerhoff in seinem autobiografischen Roman Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke.
  10. Schauspieler Joachim Meyerhoff geht nach Berlin, nachtkritik.de, erschienen und abgerufen 3. Juni 2019
  11. Ensemble. Abgerufen am 1. September 2019.
  12. Joachim Meyerhoff. Abgerufen am 1. September 2019.
  13. Alle Toten fliegen hoch. (Nicht mehr online verfügbar.) Burgtheater Wien, 2012, archiviert vom Original am 26. Februar 2012; abgerufen am 8. Januar 2018.
  14. Christian Rakow: Alle Toten fliegen hoch. Teil 1: Amerika. nachtkritik.de, 23. März 2011, abgerufen am 28. März 2011 (Rezension).
  15. Joachim Meyerhoff | Kiepenheuer & Witsch, kiwi-verlag.de, abgerufen am 26. August 2020
  16. „Ich hatte keinen Zweifel, was mit mir passiert“. In: rbb24. 14. September 2020, abgerufen am 27. September 2020.
  17. Ich wusste sofort, was mir widerfährt. In: Zeitmagazin Nr. 36/2020. 26. August 2020, abgerufen am 28. August 2020.
  18. a b Deutsches Schauspielhaus Hamburg: Joachim Meyerhoff. In: Deutsches Schauspielhaus. Abgerufen am 10. Dezember 2018.
  19. Joachim Meyerhoff Archive. In: Literaturzeitschrift.de. Abgerufen am 5. Januar 2021 (deutsch).
  20. Annette Stiekele: Hamburgs Theatermacher: Rolf-Mares-Preis erstmals für ein ganzes Ensemble. Hamburger Abendblatt Online, 27. Oktober 2014, abgerufen am 27. Oktober 2014.
  21. Interview mit Joachim Meyerhoff. (Nicht mehr online verfügbar.) Aachener Nachrichten, 21. April 2016, archiviert vom Original am 18. Februar 2018; abgerufen am 17. Februar 2018.
  22. Vier Autorinnen aufgenommen. boersenblatt.net, 7. Juli 2017, abgerufen am 17. Februar 2018.
  23. Joachim Meyerhoff zum "Schauspieler des Jahres" gewählt. derStandard.at, 31. August 2017, abgerufen am 17. Februar 2018.
  24. Nestroy-Preise: Meyerhoff und Jonasson beste Schauspieler. derStandard.at, 13. November 2017, abgerufen am 17. Februar 2018.
  25. Gustaf-Gründgens-Preis an Joachim Meyerhoff. In: derStandard.at. 14. Februar 2019, abgerufen am 14. Februar 2019.