Oberdeutsche Dialekte

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Oberdeutsch

Gesprochen in

Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Frankreich, Italien, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Rumänien, diverse Diaspora-Minderheiten
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in
Oberdeutsche Dialekte nach 1945

Das Oberdeutsche zählt zu den Großdialektgruppen des Hochdeutschen im Süden des deutschen Sprachraumes (Oberdeutschland). Die Dialekte des Oberdeutschen unterscheiden sich darin vom angrenzenden Mitteldeutschen, dass die sogenannte zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung in stärkerem Maße durchgeführt worden ist. Die Dialekte sind durch ein Dialektkontinuum miteinander verbunden, gehen also fließend ineinander über, ohne dass man eine wirkliche Sprachgrenze erkennen kann.

Die Abgrenzung des Oberdeutschen zum benachbarten Mitteldeutschen erfolgt daher nach bestimmten linguistischen Festlegungen, auch um Forschungsgebiete voneinander zu trennen.

Zum Oberdeutschen werden je nach Definition zwei oder drei Dialektgruppen gezählt:

Auch das ausgestorbene Langobardische wird wegen der vollständig durchgeführten hochdeutschen Lautverschiebung zu den oberdeutschen Dialekten gezählt.

Bis 1774 gab es eine anerkannte oberdeutsche Schreibsprache, die nach dem „spätbarocken Sprachenstreit“ von Maria Theresia von Österreich zugunsten des Neuhochdeutschen der ostmitteldeutschen Gebiete aufgegeben wurde, um eine sprachliche Entfremdung, ähnlich der des Niederländischen vom Deutschen, zu verhindern.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den mitteldeutschen Sprachen werden die oberdeutschen Sprachen durch die vollständig durchgeführte Lautverschiebung für p abgegrenzt, also alle Sprachen, in denen p vollständig zu pf verschoben wurde (Apfel statt Appel und Pfund statt Pund). Die Isoglosse, welche nach dieser Definition die Nordgrenze der oberdeutschen Sprachen darstellt, wird Speyerer Linie genannt.

Darüber hinaus gibt es einige weitere phonologische oder morphosyntaktische Merkmale, die als typisch oberdeutsch gelten, jedoch nicht unbedingt in allen Dialekten zu finden sind oder auch in angrenzenden mitteldeutschen Dialekten vorkommen können:

  • Der Schwund des Präteritums und stattdessen die Verwendung des Perfekts als normale Erzählzeit
  • Bei den Verben stehen, sitzen, liegen und hängen wird das Perfekt mit dem Hilfsverb sein statt haben gebildet
  • Die Synkope der Vorsilbe ge- zu g- (z. B. Gschenk)
  • Das Diminutivsuffix ist nicht -chen ab, sondern -lein (-le, -la, -li, -el, -l etc.)
  • Die Tilgung des ch in nicht (net, nit, nöt etc.)
  • Die nicht durchgeführte Monophthongierung der mittelhochdeutschen Diphthonge ie, uo und üe (Merkphrase liebe guete Brüeder)
  • Die Kürzung des Personalpronomens ich zu i
  • Die n-Apokope in der unbetonten Endsilbe -en (z. B. singe statt singen)
  • Die stimmlose Aussprache des s am Wortanfang.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Oberdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen