Primark

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Primark Stores Limited
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Rechtsform Limited
Gründung 1969
Sitz Dublin, Irland
Leitung Arthur Ryan, Chairman
Paul Marchant, CEO
Mitarbeiter 54.000 (2014)[1]
Umsatz 4,273 Mrd. GBP (2013)[1]
Branche Textilien
Website primark.ie
Primark in Saarbrücken

Primark [ˈpraɪmɑ:k] ist ein international tätiger Textil-Discounter mit Hauptsitz in Dublin in der Republik Irland.

In Primark-Filialen, die in der Regel mehrere Tausend Quadratmeter Verkaufsfläche bieten, werden Textilien, Schuhe und Accessoires für Damen, Herren und Kinder sowie Artikel für den Wohnbedarf und Kosmetik zu sehr niedrigen Preisen verkauft. Die weltweit größte Filiale mit einer Verkaufsfläche von 14.400 m² befindet sich im englischen Manchester und erstreckt sich über drei Stockwerke. In Deutschland ist Primark über die in Essen ansässige Primark Mode Ltd. & Co. KG vertreten. Die größte deutsche Filiale mit rund 8.800 m² auf vier Etagen befindet sich bislang in Hannover.

Das 1969 gegründete Unternehmen ist neben Irland und Großbritannien (seit 1973) in Spanien (seit 2006), den Niederlanden (seit 2008), Portugal (seit 2009), Deutschland (seit 2009), Belgien (seit 2009), Österreich (seit 2012), Frankreich (seit 2013), den Vereinigten Staaten (seit 2015) sowie in Italien (seit 2016) aktiv und verfügt mittlerweile über mehr als 300 Filialen mit etwa 48.000 Mitarbeitern. In der Republik Irland firmieren alle Filialen seit jeher unter dem Namen Penneys. Primark ist seit der Gründung ein Tochterunternehmen des britischen Lebensmittelkonzerns Associated British Foods (ABF).[2] Von 2008 bis 2014 hat sich der Gesamtumsatz von Primark mehr als verdoppelt, während der Gewinn auf das dreieinhalbfache gestiegen ist.[3]

Das Unternehmen steht aufgrund seiner besonders niedrigen Preise unter anderem mit Bezug auf die Arbeits-, Lohn- und Produktionsbedingungen in Billiglohnländern, Schadstoffbelastungen in der angebotenen Ware sowie die mangelnde Nachhaltigkeit der angebotenen Textilien international in der Kritik.[3][4][5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende der 1960er Jahre war der gebürtige Kanadier und Gründer der Associated British Foods, W. Garfield Weston, auf den nach London ausgewanderten irischen Krawattenverkäufer und Handelsmanager Arthur Ryan aufmerksam geworden.[6] Weston beauftragte Ryan mit 50.000 Pfund in Irland eine Discounter-Kette aufzubauen. Im Juni 1969 eröffnete Ryan unter dem Namen Penneys seinen ersten Laden in der Dubliner Mary Street. Das Ladengeschäft existiert bis heute, und im gleichen Gebäude sitzt der Vorstand der Primark-Gruppe. Innerhalb eines Jahres wurden weitere Filialen im Großraum Dublin eröffnet, ehe 1971 die erste Filiale außerhalb Dublins in Cork City eröffnet wurde. Bereits in den frühen 1970er Jahren verlegte das Unternehmen die Produktion in asiatische Billiglohnländer.[6]

Im Jahr 1974 erfolgten Eröffnungen der ersten britischen Geschäfte in Einkaufsstraßen in Derby und Bristol. Weil für den britischen Markt Namensrechtsverletzungen mit der US-amerikanischen Warenhauskette J. C. Penney im Raum standen, wurde der Name für Großbritannien kurzerhand in Primark geändert. 1984 fand mit dem Kauf fünf irischer Woolworth-Filialen die erste Mehrfachübernahme statt. Nachdem sich 1992 die Firma BHS (British Home Stores) aus Irland zurückgezogen hatte, wurde ein bedeutender Flagshipstore in der O’Connell Street in Dublin erworben. Als sich im Jahr 2000 die Firma C&A aus Großbritannien zurückzog, erwarb Primark elf der Filialen. Im Mai 2006 eröffnete Primark in Madrid die erste Filiale außerhalb von Irland und Großbritannien. Seit Ende 2008 ist Primark auch in den Niederlanden vertreten und 2009 folgte die erste Filiale in Deutschland. Ebenfalls 2009 wurden die ersten Filialen in Portugal und Belgien eröffnet. Die erste Filiale in Österreich folgte im September 2012 in Innsbruck. Drei weitere Filialen befinden sich in Wien, Linz und in Seiersberg. Seit Dezember 2013 ist Primark auch in Frankreich vertreten. Im September 2015 wurde die erste Filiale außerhalb Europas in Boston eröffnet. Die erste Filiale in Italien folgte im April 2016 in Mailand.[7] Ein Onlineshop ist nicht geplant.

Konzept des Unternehmens ist es, besonders preisgünstige und modische Textilien anzubieten. Primark investiert viel in die Optimierung der Wertschöpfungskette zur Senkung der Kosten und wenig in Werbung. Es werden keine wechselnden Kollektionen angeboten und keine Schlussverkäufe veranstaltet. Das Unternehmen versucht zudem den Verwaltungsaufwand über flache Hierarchien gering zu halten. Das Unternehmen selbst spricht von "intelligentem Technologieeinsatz, effizientem Vertrieb sowie Groß- und Vorratseinkauf".[8] Alle von Primark angebotenen Waren werden, zum Teil unter eigenen Handelsnamen, für Primark produziert; das Unternehmen führt keine Marken anderer Hersteller. Primark ist es – im Vergleich zu beispielsweise in Deutschland ansässigen Mode-Discountern wie NKD oder KiK – gelungen, mit niedrigen Preisen und modischen Artikeln gerade die junge Zielgruppe für sich zu gewinnen. Dieser Umstand spiegelt sich bei Neueröffnungen von Primark-Filialen mitunter in immensem Andrang durch Kunden, und auch Gegner des Konzerns (siehe Abschnitt Kritik), wider.[9][10][11][12]

Primark-Vorstandsvorsitzender war bis 2009 der Firmengründer Arthur Ryan. Seither führt der Brite Paul Marchant die Geschäfte. Primark ist nach wie vor ein Tochterunternehmen der Associated British Foods (ABF)[2] und wird letzten Endes von dem britischen Zweig der Nachkommen von W. Garfield Weston über Wittington Investments kontrolliert. Wittington Investments Limited besitzt 54,5 % der Anteile an ABF und gehört selbst zu 79,2 % der 1958 von W. Garfield Weston ins Leben gerufenen, gemeinnützigen Stiftung Garfield Weston Foundation sowie zu 20,8 % der Weston-Familie. Primark ist mit 6,7 Milliarden Euro Jahresumsatz (2014) die umsatzstärkste Tochter von ABF.[13]

Land Filialen
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich 172
SpanienSpanien Spanien 41
IrlandIrland Irland 35
DeutschlandDeutschland Deutschland 22
NiederlandeNiederlande Niederlande 13
PortugalPortugal Portugal 9
FrankreichFrankreich Frankreich 8
BelgienBelgien Belgien 4
OsterreichÖsterreich Österreich 4
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten 2
ItalienItalien Italien 1
Insgesamt 309
Stand: 8. Dezember 2016[7]
Primark in Dortmund (Thier-Galerie)

Geiselnahme in einer französischen Filiale

Am 13. Juli 2015 stürmten gegen 6:30 Uhr zwei oder drei bisher unbekannte Personen eine Primark-Filiale in Villeneuve-la-Garenne und nahmen ein Dutzend Mitarbeiter als Geiseln. Da das Geschäft noch nicht geöffnet hatte, waren keine Kunden involviert. Ein Zeuge will unter den Tätern einen Mitarbeiter erkannt haben. Von der Polizei wurden 18 Personen befreit. Ein der Polizei bereits bekannter Mitarbeiter wurde verhaftet und angeklagt. Die anderen Täter entkamen, soweit bekannt, ohne Beute.[14]

Primark in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Filiale in Deutschland wurde im Mai 2009 in Bremen eröffnet, gefolgt vom zweiten deutschen Shop in Frankfurt am Main im November 2009. Aktuell ist Primark in Deutschland mit 22[15] Filialen vertreten, in den Städten Berlin (zweimal), Braunschweig, Bremen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main (zweimal), Gelsenkirchen, Hannover, Hamburg, Kaiserslautern, Karlsruhe, Köln, Krefeld, Leipzig, Mannheim, Saarbrücken, Stuttgart und Weiterstadt. Am 8. Dezember 2016 eröffnete in Hamburg die 22.Filiale des Unternehmens in Deutschland. [16] Ein weiterer Ausbau ist geplant.[17] In fünf Geschäften gibt es einen Betriebsrat. Deutschlandweit beschäftigt Primark 6.300 Mitarbeiter. Im Unternehmen gilt seit 1. Mai 2016 ein Übergangstarifvertrag. Ab 1. Mai 2017 gilt der Lohn- und Gehaltstarifvertrag der einzelnen Bundesländer. Der Manteltarifvertrag gilt voll umfänglich ab 1. Mai 2018. Die Niederlassungen in Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Belgien werden von einem Lager in Mönchengladbach beliefert. Der Geschäftsführer von Primark in Deutschland ist seit 2010 Wolfgang Krogmann.[18] Sitz der 2010 gegründeten Primark Deutschland GmbH ist Essen.[19]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hubertus Thiermeyer, Landesfachbereichsleiter Handel der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft in Bayern, richtet sich an die Käufer mit den Worten:

„Wer ein T-Shirt für zwei Euro kauft, muss wissen, dass jemand anderes den Preis dafür bezahlen muss.“

Hubertus Thiermeyer

Björn Weber (Leiter der Deutschland-Niederlassung des Handelsforschungsunternehmens Planet Retail) meint: „Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal.“ Die Näherinnen in Bangladesch müssen sieben Tage die Woche jeweils zwölf Stunden arbeiten.[20] Kritiker bemängeln zudem, dass Primark durch niedrige Preise Kleidung zu "Wegwerfartikeln" degradiere.[21]

Verdeckte Öffentlichkeitsarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 2011 fiel das Unternehmen in Deutschland mit einer PR-Aktion für Journalisten auf. Medienvertreter erhielten bei der Eröffnung der Primark-Filiale in Hannover neben diversen Fanartikeln und Informationsmaterialien auch einen als „Geschenkkarte“ bezeichneten Einkaufsgutschein über 50 Euro. Das NDR-Medienmagazin Zapp bezeichnete dieses als „Schmieren-PR“ und kritisierte fehlende Kontaktmöglichkeiten für kritische Nachfragen auf der Primark-Website.

Verbindung zum Gebäudeeinsturz in Sabhar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2013 kam es in Bangladesch zum Einsturz einer Textilfabrik in Sabhar mit 1127 Toten und 2438 Verletzten. Auch Primark hatte dort produzieren lassen. Als Konsequenz zahlte Primark 6,5 Millionen Euro Hilfen an die Familien der Opfer und überlebende Arbeiter und richtete einen Fonds über weitere 725.000 Euro zur langfristigen Unterstützung ein.[22] Die Kampagne für Saubere Kleidung, die UNI Global Union und IndustriALL veranschlagt 40 Millionen Dollar um allen Betroffenen Unterstützung gewähren zu können und prangert Zurückhaltung bei Unternehmen an. Im Ergebnis wurde das sogenannte Bangladesch-Abkommen unterzeichnet.[23]

Vermeintliche Hilferufe in Kleiderschildern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 2014 häuften sich die Meldungen, wonach eingenähte Zettel mit Hilferufen asiatischer Arbeitskräfte von Kunden entdeckt worden waren. Hierin beklagten die Arbeitskräfte unhaltbare Zustände bei der Herstellung der Bekleidung, bei der sie „gezwungen (werden), stundenlang bis zur Erschöpfung zu arbeiten“. Der Hersteller verwies auf den Umstand, dass das betroffene Kleidungsstück seit 2013 nicht mehr verkauft würde und man interne Untersuchungen anstrebe. Wenig später folgte die Veröffentlichung eines weiteren Etiketts mit entsprechenden Hilfeaufruf auf Twitter.[24] Ende Juni veröffentlichte Primark das Ergebnis einer Studie, wonach es sich mindestens bei zwei der bis dahin insgesamt drei gefundenen „Hilferufe“ um Fälschungen handelt.[25]

Primark in Wuppertal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Wuppertal gründete sich Ende 2014 eine Bürgerinitiative namens „Kein Primark am Döppersberg“ (K-Pri), nachdem bekannt geworden war, dass der Textildiscounter einen Standort am Döppersberg plane. Die Initiative bemängelt die prominente Adresse – die Filiale wird direkt am Eingang der Stadt stehen – in Anbetracht der Historie der Stadt: Wuppertal war „Schauplatz eines der düstersten Kapitels der frühen Industriegeschichte“, und daher passe die „Billigmodenkette mit ihrer Wegwerfmentalität“ grundsätzlich nicht, ganz besonders „könne Primark [nun] nicht der Leuchtturm der Stadt werden.“ Bürgermeister Andreas Mucke legte den Kritikern als Lösungsansatz Boykott der Filiale nahe, da die Stadt keinen Einfluss auf die Eigentümerin der Immobilie habe, wem diese die fragliche Fläche vermiete. Grundsätzlich „begrüße er die Ansiedlung“ allerdings.[26] Der Wuppertaler Stadtrat stimmte dem Bauvorhaben des Berliner Investors Signature Capital Mitte 2015 zu; die Bauarbeiten begannen im Herbst 2015. Der künftige Hauptmieter Primark will die Filiale Ende 2017 eröffnen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anette Dowideit, Flora Wisdorff: So funktioniert billig. Die Bekleidungskette Primark ist laut, angesagt, extrem preiswert – und auch bei uns sehr erfolgreich. Doch der Aufstieg des irischen Unternehmens hat eine Schattenseite. In: Welt am Sonntag, 25. Januar 2015, S. 34. Online

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Primark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Associated British Foods: Annual Report And Accounts 2014 abf.co.uk
  2. a b About ABF, primark.com, abgerufen: 8. August 2015
  3. a b Billigmode – Warum Primark kein Skandal schadet, wiwo.de, 6. Februar 2015
  4. Kritik an Arbeitsbedingungen – Eine Primark-Hose schreit um Hilfe, handelsblatt.com, 28. Juni 2014
  5. Primark-Chef kontert Kritik – "Billig ist nicht gleich böse", t-online.de, 8. August 2015
  6. a b Das Primark-Geheimnis, sz-online.de, 17. November 2014
  7. a b Unternehmensgeschichte von Primark
  8. Wie bei Billig-Mode die Vernunft aussetzt, welt.de, 11. Dezember 2013
  9. Riesenandrang bei Eröffnung von Primark in Braunschweig, braunschweiger-zeitung.de, 31. Mai 2015
  10. Primark-Eröffnung in Berlin – Warum sauber, wenn's auch billig geht?, n-tv.de, 3. Juli 2014
  11. Primark-Eröffnung am Alex – Kleine Preise, große Wut, berliner-kurier.de, 3. Juli 2015
  12. Primark opening stampede brings chaos to Southport town centre, southportvisiter.co.uk, 30. Mai 2015
  13. Primark will lieber langsam wachsen, welt.de, 11. Mai 2015
  14. http://www.focus.de/panorama/nahe-paris-bewaffnete-stuermen-primark-filiale-und-nehmen-ein-dutzend-geiseln_id_4812213.html
  15. Ralf Böhme: Eröffnung in Leipzig. mz-web.de, 6. April 2016, abgerufen am 7. April 2016
  16. Primark eröffnet im Billstedt Center Radio Hamburg, 8. Dezember 2016
  17. Marc Theurer: Primark forciert die Expansion in Deutschland. faz.net, 5. November 2013, abgerufen am 5. November 2013
  18. Interview von Sebastian Peters mit Wolfgang Krogmann: „Primark prüft regelmäßig die Fabriken“. In: Rheinische Post, 11. Oktober 2014, S. B4. Online, abgerufen am 12. Oktober 2014.
  19. handelsregister-online.net
  20. Der Trick mit den Billig-T-Shirts aus Irland, Welt Online vom 4. August 2012
  21. Billigkleidung von Primark – Im Kaufrausch setzt das Gewissen aus, deutschlandfunk.de, 4. Juli 2014
  22. Einsturz-Katastrophe Bangladesch: Die Konsequenzen der Bekleidungsfirmen. test.de, 23. April 2014
  23. Modehäuser wollen Bangladeschs Arbeiter besser schützen. süddeutsche.de, 16. Mai 2013
  24. Hilfeschreie in Kleidung gefunden (Memento vom 30. Juni 2014 im Internet Archive), br.de, 26. Juni 2014
  25. Primark bezeichnet Hilferufe als Fälschungen, faz.net, 28. Juni 2014
  26. Jan Drees: Einfach Untragbar: Wuppertal wehrt sich gegen den Bau eines Primark – wahrscheinlich vergebens, Der Freitag Nr. 40, 1. Oktober 2015.