Régis Debray

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Debray 2016
Régis Debray um 1970

Régis Jules Debray (* 2. September 1940 in Paris) ist ein französischer Philosoph, Journalist, Schriftsteller, Professor und Kampfgenosse Che Guevaras.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Régis Debray ist der Sohn des Rechtsanwalts Georges Debray und dessen Frau, der Rechtsanwältin und Politikerin Janine Alexandre-Debray (1910–2000). Er war Schüler des Lycée Janson de Sailly in Paris und Student der École normale supérieure (Paris) und der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne.

Debray studierte Philosophie bei Louis Althusser und beteiligte sich 1967 in Bolivien am Guerilla-Krieg, den Che Guevara anführte. Im selben Jahr wurde er in Bolivien gefangen genommen und zu 30 Jahren Haft verurteilt. Nach Intervention der französischen Regierung wurde Debray, Sohn einer einflussreichen Familie, während der kurzen Regierungszeit des linksgerichteten Generals Juan José Torres am 23. Dezember 1970[1] nach drei Jahren in bolivianischen Gefängnissen freigelassen. Danach zählte er zum Freundes- und Beraterkreis des chilenischen Präsidenten Salvador Allende, dessen Politik er später in Büchern und Schriften darstellte und analysierte. Nach Allendes Sturz kehrte er in seine Heimat Frankreich zurück und verarbeitete zunächst seine Erfahrungen in Lateinamerika in zahlreichen revolutionstheoretischen Werken (Revolution in der Revolution, Kritik der Waffen), aber auch mit Romanen wie etwa L’indésirable oder La neige brûle (dt. Ein Leben für ein Leben), mit dem er der in Bolivien umgekommenen deutschen Guerillakämpferin Monika Ertl ein literarisches Denkmal setzte und für den er 1977 den Prix Femina erhielt.

Umstritten ist, ob die späteren RAF-Mitbegründer Gudrun Ensslin und Andreas Baader Unterschlupf in Debrays Pariser Wohnung fanden. Sein Einfluss auf die deutsche Neue Linke wurde durch die schnelle Übersetzung seines „guevaristischen“ Buches Revolution in der Revolution bei Trikont in München (1967) möglich, der Einfluss dieses Buches wird auch durch den Studentenfilm Wie baue ich einen Molotow-Cocktail? des späteren RAF-Mitgliedes Holger Meins dokumentiert.

In den 80er Jahren beriet Debray den französischen Präsidenten François Mitterrand in außenpolitischen Fragen. Unter Jacques Chirac gehörte er einer Kommission an, die sich mit religiösen Symbolen im Schulwesen befasste und ein Schleierverbot in den Schulen empfahl.

Wissenschaftsgeschichtlich bedeutsam ist seine Begründung der Mediologie, die er seit den 90er Jahren als umfassende Medientheorie entwickelte und propagierte. Anders als technikgeschichtliche oder anthropologisch zentrierte Medientheorien konzentriert sich diese vor allem auf die vielfältigen, auch vorelektrischen Methoden der Übertragung (französisch transmission).

Im Mai 2010 erschien bei Flammarion in Paris sein israelkritisches Buch À un ami israélien mit einer Antwort von Elie Barnavi, Historiker und ehemaliger israelischer Botschafter in Frankreich.

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Régis Debray war von 2011 bis 2016 Mitglied der Académie Goncourt. Seine Nachfolgerin ist Virginie Despentes. 2013 wurde er mit dem Manès-Sperber-Preis ausgezeichnet.[2]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Debray war mit der venezolanischen Anthropologin Elizabeth Burgos (* 1941) verheiratet und hat mit ihr eine Tochter, die Schriftstellerin Laurence Debray (* 1976).

Film und Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1968 mit Fidel Castro Der lange Marsch. Wege der Revolution in Lateinamerika. Trikont-Verlag, München
  • 1972 mit Salvador Allende, Der chilenische Weg. Luchterhand, Neuwied
  • 1984 Voltaire verhaftet man nicht. Die Intellektuellen und die Macht in Frankreich. Edition Maschke, Hohenheim
  • 1999, 2007, 2013 Jenseits der Bilder. Eine Geschichte der Bildbetrachtung im Abendland. Avinus Verlag, Rodenbach (Original: Vie et mort de l’image. Une histoire du regard en Occident. Gallimard, Paris 1992)
  • 2003 Einführung in die Mediologie. Facetten der Medienkultur. Haupt, Bern. ISBN 978-3-930064-79-3
  • 2011 Brief an einen israelischen Freund. Laika-Verlag, Hamburg. ISBN 978-3-942281-03-4 (Original: À un ami israélien: Avec une réponse d’Elie Barnavi. Flammarion, Paris 2010)
  • 2016 Lob der Grenzen. Laika-Verlag Hamburg. ISBN 978-3-944233-60-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Régis Debray – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Auszug aus dem Buch Fidel Castro. Mein Leben, erschienen im Rotbuch Verlag (PDF; 355 kB), abgefragt am 22. Dezember 2010
  2. Regis Debray erhält Manes-Sperber-Preis 2013. APA-Artikel auf derstandard.at, 11. Dezember 2013, abgerufen am 14. Dezember 2016.