Tendaguru

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Tendaguru
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Lage Region Lindi, Tansania, Ostafrika
Koordinaten 10° 3′ 0″ S, 39° 7′ 0″ OKoordinaten: 10° 3′ 0″ S, 39° 7′ 0″ O
Tendaguru (Tansania)
Tendaguru
Alter des Gesteins 157–135 Mio. Jahre
Besonderheiten Fossillagerstätte aus dem Oberjura

Der Tendaguru ist ein Hügel in der Nähe der Stadt Lindi im Südosten des ostafrikanischen Staates Tansania und eine weltbekannte Lagerstätte für Dinosaurierfossilien aus dem Oberjura.

Werner Janensch am Tendaguru. Seine Bildunterschrift lautet: „Ego [Ich] beim Eintragen ins Fundbuch[1].

In den Jahren 1909–1913 fand unter der Leitung von Werner Janensch eine deutsche Expedition und Grabung im Auftrag des Berliner Museums für Naturkunde statt.[2] Sie wird als die erfolgreichste Dinosauriergrabung der Geschichte gewertet. 250 Tonnen fossilisierte Dinosaurierknochen wurden nach Berlin transportiert, darunter das nahezu vollständige Skelett eines lange als Brachiosaurus brancai[3], heute Giraffatitan brancai [4] bekannten Sauropoden. Die Skelettrekonstruktion wurde im Berliner Museum für Naturkunde aufgestellt,[5] dessen Prunkstück sie seitdem bildet. Für lange Zeit war es das weltweit größte montierte Skelett eines Dinosauriers und das ist es wieder seit einer 2007 vorgenommenen Neumontage.

Die Tendaguru-Funde führten bereits zu zahlreichen neuen Erkenntnissen über die Dinosaurier und die wissenschaftliche Auswertung ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Gattungen, von denen in der Tendaguru-Formation reichliche Funde gemacht wurden, sind der Stegosaurier Kentrosaurus,[6][7][8], der kleine Vogelbeckendinosaurier Dysalotosaurus (auch zu Dryosaurus gestellt), der ungewöhnliche, schlanke Theropode Elaphrosaurus,[9], sowie eine ganze Reihe teils recht vollständiger, teils nur partiell bekannter Sauropoden. Hierzu zählen Dicraeosaurus sattleri und Dicraeosaurus hansemanni,[10] Janenschia robusta[11] und, weniger bekannt, Tornieria africana und Australodocus bohetii.[12] Auch Knochen eines allosauriden Raubdinosauriers wurden gefunden.

Von 1924 bis 1931 setzte das British Museum (Natural History), das heutige Natural History Museum, mit einer eigenen Expedition die deutschen Grabungen am Tendaguru fort, ohne jedoch ähnlich spektakuläre Fossilfunde vorweisen zu können.

Das Berliner Naturkundemuseum führte im August und September 2000 im Rahmen des Deutsch-Tansanischen Tendaguru-Projekts erneut Fossilaufsammlungen am Tendaguru durch. Ziel war die Rekonstruktion der Paläoökosysteme, in denen die Dinosaurier lebten.[13]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilddokument, Tendaguru-Expedition, W. Janensch. ID: 9106. Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin. Zuletzt abgerufen am 5. Februar 2013
  2. Hennig, E. (1912) Am Tendaguru. Leben und Wirken einer deutschen Forschungs-Expedition zur Ausgrabung vorweltlicher Riesensaurier in Deutsch-Ostafrika. Stuttgart: Schweizerbart. (Zeitgenössischer Bericht, von kolonialem Gedankengut geprägt)
  3. Janensch, W. (1914). Übersicht über der Wirbeltierfauna der Tendaguru-Schichten nebst einer kurzen Charakterisierung der neu aufgeführten Arten von Sauropoden. Archiv für Biontologie, 3(1), S. 81–110 (PDF)
  4. Taylor, M.P. (2009). A re-evaluation of Brachiosaurus altithorax RIGGS 1903 (Dinosauria, Sauropoda) and its generic separation from Giraffatitan brancai (Janensch 1914). Journal of Vertebrate Paleontology 29(3):787–806.
  5. Janensch, W. (1950). Die Skelettrekonstruktion von Brachiosaurus brancai. Palaeontographica, Supplement 7(I, 3):97-103.
  6. Hennig, E. (1915). Kentrosaurus aethiopicus, der Stegosauride des Tendaguru. Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin 1915:219-247
  7. Hennig, E. (1916). Zweite Mitteilung über den Stegosauriden vom Tendaguru. Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin 1916(6):175–182
  8. Hennig, E. (1925). Kentrurosaurus aethiopicus. Die Stegosaurier-Funde vom Tendaguru, Deutsch-Ostafrika. Palaeontographica Supplement 7:101-254
  9. Janensch, W. (1929). Ein aufgestelltes und rekonstruiertes Skelett des Elaphrosaurus bambergi. Mit einem Nachtrag zur Osteologie dieses Coelurosauriers. Palaeontographica, Supplement 7(I, 2):279-286.
  10. Janensch, W. (1935). Ein aufgestelltes Skelett von Dicraeosaurus hansemanni. Palaeontographica, Supplement 7(I, 2):301-308.
  11. Wild, R. (1991). Janenschia n. g. robusta (E. Fraas 1908) pro Tornieria robusta (E. Fraas 1908) (Reptilia, Saurischia, Sauropodomorpha). Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B 173:1-3.
  12. Remes, K. (2009). Taxonomy of Late Jurassic diplodocid sauropods from Tendaguru (Tanzania). Fossil Record 12(1): 23-46
  13. Heinrich, W.-D., Bussert, R., Aberhan, M., Hampe, M., Kapilima, S., Schrank, E., Schultka, S., Maier, G., Msaky, E., Sames, B. und Chami, R. (2001). The German-Tanzanian Tendaguru Expedition 2000. Fossil Record 4:223–237 (englisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Tendaguru – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien