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Vogelfreie Gitarristen


Wir trugen unsere Konzertgitarren geschultert, das Essbesteck flatterte an unseren Gürteln, als wir hungrig und bereit, um unser Leben zu spielen, die Stadt betraten. Für eine warme Mahlzeit hatten wir zuletzt unsere Teller versetzt. Es sollte besser werden, dachten wir. Bald standen wir auf dem Marktplatz, mitten unter den Touristen. Wir spielten „Besame Mucho” zum Warmwerden. Es lief gut. Ein paar Asiaten waren stehen geblieben. Sie gingen richtig mit. Noch beim „Forellenduett”, einer leicht angejazzten Bearbeitung von Schuberts „Forellenquintett”, zeigten sich Passanten begeistert. Einige Münzen landeten im Gitarrenkoffer. Es war Musik in unseren Ohren und schmeichelte unseren Egos. Ich hatte inzwischen genug Luft geholt, um mich an „Their Hearts Were Full Of Spring” zu wagen, für das ich selbst Gitarrenarrangements entwickelt hatte. Doch mittendrin fingen einige wenige an zu protestieren und die anderen aufzuhetzen. Nach und nach liefen von überall her Leute zusammen. Eher die Einheimischen, die vom Tourismus lebten, als die Touristen. Wir mussten den Titel abbrechen. Die aufgebrachte Menge trieb uns mit Fußtritten vor die Stadtmauern. Gabel, Löffel und Messer flogen uns hinterher. Wir waren unerwünscht in Rothenburg ob der Tauber. Indessen hatten unsere Gitarren nicht den kleinsten Kratzer abbekommen. Die Sonne senkte sich über das Land. Wir sahen Rot.

03.05.2007 11:37:09 

Sein schönstes Tor


Es war eine weit und hoch gespielte Flanke, die genau auf ihn zu steuerte. Klar, dass er gemeint war. Sonst stand da niemand. Er erwischte ihn Volley auf der rechten Stirnseite. Seine Brille verrutschte durch den Aufprall nur um eine Idee. Der Ball knallte anschließend ohne aufzusetzen vom Seitenpfosten ins Tor. Es war ein kleines Wunder, nicht zu fassen, eines der grössten Erfolgserlebnisse in seinem Leben überhaupt. Er wurde abgeklatscht, man umarmte ihn. Es war seine Fußballkarriere.

23.04.2007 17:06:41 

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