Seit neun Generationen sind wir jetzt Totengräber. Und werden immer fröhlicher. Vom Urahn an, der damals die Vermauerung des Herzogs von Marlborough unternahm. Großvater nennt das unseren Erbfolgekrieg, seit er selbst den tomb-award für den Sarkophag von Churchill hat erringen können. Ein Sondermodell. XXL, wie sich versteht. Mit eingebauter Herz-Lungen-Maschine zum Weiterrauchen. Seit dem alten Sportsmann hat die herzögliche Familie allerdings der Sinn für unser sonniges Gemüt verlassen. Sie hat inzwischen schon den neunundneunzigsten Entwurf des neuen Ehrenbettes abgelehnt. Dabei hat meine Jacuzzi-Version sogar einen goldenen Hahn zum Einlassen des Rohöls.
04.04.2007 10:41:16
MEIN KLAMMES AKKORDEON / BRATISLAVA
(Foto: Saarbrücken / Domicil Leidinger / Theatro)
Wie ich in dieser eisigen Küche mit meinen Akkordeonübungen zu Rande kommen soll, kann auch Mama mir nicht sagen. Wenn ich nach meinem x-ten missglückten Lauf zu ihr aufsehe, rauft sie sich auffällig nicht die Haare.
Im Gegenteil, sie dreht sich einfach um und wäscht den Kühlschrank aus.
Ich nutze also eine ihrer Pinkelpausen und rufe über ihr Handy meine Anwälte an, um Mütterlein auf einen Backofen zu verklagen. Als sie die Spülung drückt, haben sich die Juristen schon auf den Außensimsen aller Fenster postiert.
Trotz des sechsten Stockes reden sie schwindelfrei und murmelnd auf sie ein.
Pech für meine Anwälte, dass die Fenster hier alle nach außen zu kippen sind. Natürlich, auch Pech für mich. Vor allem Pech für mich. Weniger meiner klammen Finger wegen. Aber ich bin diese Woche mit dem Kehrdienst dran.
Seit ich die Frau im roten Trainingsanzug gemeuchelt hatte, war ich der berühmteste Mörder der Welt. Ihres beglückten Lächelns wegen, als ihr vor laufenden Kameras das Rot ins Rot sickerte. Kaum hatte sie ihren letzten Seufzer getan, als mein Handy auch schon vom Angebot des ersten Lebensmüden vibrierte, der ebenso sterben wollte.
Von da an stand es nicht mehr still von zahllosen Nachfragen ähnlicher Provenienz. Es war alles dabei: schwermütige Hausfrauen, aber auch abdankungskranke Präsidenten und Magnaten. Schließlich blieb mir nichts übrig, als mein parkinsonkrankes Handy im Badewasser zu versenken und meine Morde online zu versteigern.
Im letzten Augenblick bekam der Kardinal den Zuschlag, der an seiner Seligsprechung feilte. Ein fingiertes Attentat bei der Ostermesse. Sein Erstickungstod in Eurovision. Vom Hubschrauber aus fädelte ich seinen Kopf in meine Schlinge, pendelte ihn über den Petersplatz und machte ihn schließlich an der Rotunde der Engelsburg fest.
Die ganze Fernseh-Welt war hingerissen vom zarten Lächeln des Märtyrers. Die Konfession erhielt nun einen Zulauf, wie seit den Zeiten Konstantins nicht mehr. Gleich nach meiner Exkommunikation mailte die Kurie mich an. Der Papst ließ nachfragen, was eine Plünderung des Vatikans denn in etwa kosten würde.
Aber ich lehne es ab, mir meine Arbeit von der Geschichte vorschreiben zu lassen.