ein bild

hausieren


in diesem jahr
ziehe ich straßenlang um

ist das ein habicht
wispert das dorf

ich schnäbel doch nur
nennt ruhig mein gewerbe uferlos

15.02.2008 14:26:55 

Ich will fortgehn


Ich will fortgehn. Weil ich noch immer nicht weiß, was das ist: Fortgehn. Auch wenn ich am Kap Gris Nez gewesen bin, wo alles aus Nebel zu sein schien. Der Himmel irgendwo und irgendwie hoch und irgendwie breit und tief. Das Meer, das sich zurückgezogen hatte über Bahnen aus Schlick, finster und böse und nur um wiederzukommen. Das bockbeinige Kap einfach verärgert und nur langweilig, wie es aussah. Und an der Wolga war ich. Auf einem lehmigen Ufer, wo eine Stadt anfing mit Blechdächern und regenzerwaschenen Häuserwänden und Holzzäunen. Und über all dem, hin und her, kroch eine alte, doch immer noch rüstige Unordnung herum, daß die Stadt schließlich sogar schön wurde, unter ihren Händen und Füßen, ihren blauen Fingernägeln und schwarzen Zehnägeln, und mit dem Grün der Gebüsche, das sich um ihre Beine drehte. Und da war der Strom, lehmgelb, langsam und sehr stark, und hatte eine Stimme, in der die Stimmbänder festgezogen waren und schnarrten. Und Stroh schwamm vorüber. Aber das Fortgehn lernte ich dort nicht. Und ich will fortgehn, jetzt. Ohne es gelernt zu haben.
Aber wie lernt man denn das?

(Johannes Bobrowski: Ich will fortgehn)

22.02.2008 22:30:36 

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