Multi-Company-Events als Mehrwert für Studierende (und Unternehmen)
February 13, 2011 2 Comments
Social Media-Aktivitäten bestimmen die Gespräche der HRler und Berater im Netz. Das ist natürlich der Verwandtschaft des Mediums mit dem Trend der letzten Jahre geschuldet. Teilweise wird aber auch versäumt, den Nutzen realer Events ausreichend zu würdigen. Meines Erachtens kann Social Media nur als Toolbox dienen, um die Stärken des persönlichen Kontakts und Erlebens zumindest im Ansatz ins Internet zu übertragen. Doch oft höre ich aus verschiedensten Artikeln und Empfehlungen eher die Idee “Social Media als Selbstzweck” heraus.
Aus diesem Grund möchte ich zwei Veranstaltungen vorstellen, die ich halb aus Unternehmens- und halb aus Studentensicht miterleben konnte: die Hamburg Company Tour und den Jobathlon in München. Zwar findet die eine Veranstaltung ganz im Norden und die andere im Süden der Republik statt (der Recrutainment-Blog hat bereits auf die Company Tour hingewiesen), doch ist beiden einiges gemein: Sowohl die HHCT und der Jobathlon werden von Studentenorganisationen (Hanseatic Consulting und IKOM) geplant und umgesetzt. Auch können bei beiden Events für jeweils zwei Stunden drei attraktive Unternehmen besucht werden. Das ist auch schon der entscheidende Faktor: Mir als Student ist es weder auf einer Hochschulmesse, bei einem Workshop oder im Internet möglich, binnen so kurzer Zeit mehrere Unternehmen unter die Lupe zu nehmen und für mich zu überprüfen, ob eines davon vielleicht der potenzielle (Traum-)Arbeitgeber sein könnte.
Hamburg Company Tour 2011 (Quelle: http://www.hamburg-company-tour.de/)
Doch wie lerne ich ein Unternehmen in zwei Stunden kennen, um möglicherweise eine Entscheidung dafür oder dagegen treffen zu können? Mit welchen Erwartungen gehe ich in den Tag? – Grundsätzlich entscheide ich als Teilnehmer erst einmal darüber, ob ich der Ingenieurs- bzw. Techniker- oder der Wirtschaftswissenschaftler-Route folge. Dann kann ich eventuell noch ein Wunschunternehmen angeben – etwa den hochrangigen Konzern, der ganz weit oben in den Arbeitgeberrankings steht oder das Unternehmen, das ich bereits als Werkstudent unterstützen konnte. Und nach einem gemeinsamen Frühstück starte ich schließlich zum ersten Unternehmen… Dort reicht die Palette der Angebote von Unternehmenspräsentationen, über Workshops, bis hin zu Werksbesichtigungen und Speed-Dating mit Trainees und/oder Führungskräften.
Je nach persönlicher Erwartungshaltung kann ich mich schon von Beginn an langweilen, desinteressiert zeigen oder mich aber durchaus positiv überraschen lassen. Vielleicht bietet das mittelständische Unternehmen ja doch ein spannendes Arbeitsumfeld, in dem sich eben noch viel bewegen lässt? Vielleicht ist das urbayerische Unternehmen doch viel internationaler als gedacht? Mein Wunschunternehmen könnte in der persönlichen Präsentationen zu professionell und distanziert wirken, ein anderes – und das hatte ich gar nicht auf dem Zettel – möglicherweise persönlich erscheinen und Humor beweisen… Meine eigene Erfahrung ist, dass sich schon in den besagten zwei Stunden die Kultur eines Unternehmens bemerkbar machen kann. Ganz deutlich habe ich das auf der Hamburg Company Tour 2009 mitbekommen, wo ich als Praktikant einen Tourbus auch zu den zwei anderen Unternehmen der Route begleiten konnte und ganz nah an den Teilnehmern dran war. Es war spannend, einfach mal zuzuhören, wie die Studentinnen und Studenten die verschiedenen potenziellen Arbeitgeber wahrgenommen haben – und es gab erstaunlich viele Gemeinsamkeiten bei den Beobachtungen.
Jobathlon 2010 (Quelle: http://www.facebook.com/group.php?gid=110114744002)
Am Abend bieten beide Events noch einmal die Möglichkeit bei einem Get Together mit den Unternehmensvertretern und Recruitern ins Gespräch zu kommen. Bis dahin hat sich der eine oder andere Favorit herauskristallisiert oder ein Überraschungsunternehmen die Neugierde geweckt. – Was nehme ich als Student aber letztlich überhaupt von dem Tag mit? 2009 wurde die Company Tour im Hamburger Abendblatt als reine Imageveranstaltung dargestellt, die den Teilnehmern nicht das bot, was sie anscheinend haben wollten: Einstiegspositionen. In Bezug auf diesen Punkt haben sich die Zeiten hin zum Positiven gewandelt: Viele der teilnehmenden Unternehmen bringen wieder Stellenanzeigen für Einstiegspositionen mit. Darüber hinaus bleibt aber auf jeden Fall die Chance, mal nicht zu sehr auf die Arbeitgeber-Rankings und die Aussagen der Medien zu vertrauen, wer denn eigentlich ein angesagter Arbeitgeber ist. Es ergibt sich endlich die Gelegenheit, sich ein eigenes Bild zu machen und ggf. ein Praktikum anzuschließen oder die Bewerbung auf den Weg zu bringen. Und das können Social Media-Aktivitäten (bisher) nicht bieten!
Auch als teilnehmendes Unternehmen profitiere ich von der Aufmachung der Veranstaltung: Wann besteht sonst die Möglichkeit mehr als 60 Studierende an einem Tag intensiv und interaktiv anzusprechen und sie fernab von Image- und Stellenanzeigen – vielleicht auch mal unkonventionell – von sich als Arbeitgeber zu überzeugen? Die Anzahl an Bewerbungen und Rekrutierungen in Folge des Jobathlons oder der Hamburg Company Tour sollten außerdem bei den meisten Unternehmen deutlich höher liegen, als bei Hochschulmessen, vor allem aber als bei den Social Media-Aktivitäten. Sicherlich ist es riskant, sich mit mehreren hochkarätigen Arbeitgebern an einem Tag messen zu müssen. Doch kreative Ideen und eine authentische Präsentation sowie ein angenehmer Umgang mit den Studierenden sind schon mehr als eine solide Basis für ein solches Event.
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