Lea Schneider hat recht: Das berufliche Engagement Herrn Kellers tut nichts zur Sache und die ökonomische Lage der Übersetzer_Innen ist meist prekär. Ich weiß, wovon ich spreche. Aber was hat eine solche Binsenweisheit mit einer philologischen Kritik zu tun? Was meinen akademischen Grad angeht, so trage ich denn nicht vor mir her, das ist ein völliges Missverständnis, wenn er hier auf der Seite erscheint, dann geht es jedenfalls nicht auf eine Einforderung meinerseits zurück, allerdings muss ich mich dafür auch nicht schämen. Und sicher, vielleicht gibt es wirklich zu viel Polemik, aber ich lasse mich nicht ohne Reaktion einen "Dilettanten" nennen und ich reagiere auf die anmaßende Art, sich unterschwellig als der einzig kompetente Übersetzer zu geben. Ich habe deutlich den Eindruck, dass es Herrn Keller nicht um die Sache allein ging. Wie kann er meine früheren Übersetzungen raunend abqualifizieren, offenbar ohne sie überhaupt gelesen zu haben? Es ist leider auch ein Symptom für den beklagenswerten Zustand der deutschsprachigen (klassischen) Sinologie, dass faire sachliche Kritik (wie in den USA möglich und verbreitet ) offenbar keine Heimstatt mehr hat.
Sie sprechen von "Wirkungsäquivalenz": das ist ein Begrif bar jeden Inhalts, jedenfalls in Bezug auf einen Text aus dem 7. vorchristlichen Jh. oder haben Sie ein gesichertes Wissen (oder eine Vorstellun9) darüber, wie Menschen der chinesischen Bronzezeit empfanden und dachten? Und es kann doch nicht Ihr Ernst sein, dass ich versuchen sollte, die Wirkung eines bronzezeitlichen Textes auf heute lebende Chinesen zur Grundlage meiner Übersetzung zu machen. Ich muss Ihnen nicht sagen, um viele Individuen es sich handelte. Was ich tun kann, ist, das intellektuelle, akademische, rezente Verständnis des Textes in seiner Kultur kennen zu lernen und zur Grundlage meiner Übersetzung zu machen - genau das habe ich getan und im Nachwort begründet. Für mich ist das Ausweis eines respektvollen Umgangs mit dem Text, meiner Übersetzung liegt das Verständnis eins großen Altphilologen Chinas, Gao Heng, zu Grunde.
Jede Übersetzung ist aber an das zeitliche Bewusstsein des Übersetzers gebunden und das heißt auch an seine literarischen Erfahrungen in seiner Sprache. Nach Paul Celan, Ingeborg Bachmann und einigen anderen kann man meiner Meinung nach nicht im Stile der Spätromantik des 19. Jh.(wie G. Debon) übersetzen. Ich habe also etwas Neues versucht, indem ich eine längst bestehende Linie aufnahm, alles das ist in meinem Nachwort genau dargestellt und begründet. "Eine Übersetzung, deren Wortmaterial und Grammatik sich weit vom Ausgangstext entfernt", wie Sie schreiben, ist eine Paraphrase mit einem kurzen Haltbarkeitsdatum, jedenfalls in meinen Augen und Ohren. Ich bin kein Nach-Dichter, ich entwürdige den Text nicht als Material, um Kontrafakturen herzustellen oder wie Sie sagen, eine wohl nur vom Übersetzer selbst definierte vage "Wirkungsäquivalenz" zu behaupten. Über die ästhetische Wirkung ist allerdings wohl zu streiten, aber sie berührt das Subjekt im Kern und damit gibt es eine Grenze des Diskurses. Zunächst wohlklingende Begriff wie Wirkungsäquivalenz können nicht vertuschen, das es immer noch (besonders in der Altphilogie) handwerkliche, gediegene Grundlagen des Übersetzens gibt, dass ich schlicht mit den Lexika (mit meinem Apparat) umzugehen verstehe und das Zeichen ernst nehme und es nicht durch frei gewählte angeblich äquivalente ersetze.
Wenn Herr Keller von Telegramm-Stil spricht, dann soll er das tun, es muss ihm nicht gefallen, wie ich übersetze, aber sein offenbarer Anspruch, die einzig wahre Methode des Übersetzens gefunden zu haben, steht für mich auf tönernen Füßen, schaue ich genau seinen Umgang mit den Zeichen (semiotisch & sinologisch gemeint) an. Ich habe das zu meiner Überraschung an wenigen Zeilen zeigen können oder fallen diese Dinge auch unter die erlaubte, wenn nicht gewünschte Entfernung vom Text? Doch wohl nicht.
Wer so agressiv losbellt, wie Herr Keller, muss auch das Zurückbellen, sprich den "Sonntagsübersetzer" einstecken, und doch haben Sie mit Ihrer Kritik der Form recht & wenn es auch hilflos klingen mag: Ich bin es nicht, der dieses Arsenal auspackte, das geschah schon in der kampferprobten Schweiz. Zum Schluss verrate ich Ihnen noch etwas: Mir war die Jahre dauernde Arbeit an meiner Übersetzung ein Glück, das niemand zertrampeln kann, auch nicht ein jüngerer Übersetzer-Kollege, der sich nicht als kritischer Kollege zu verhalten weiß. Sei's drum.
Lea Schneider hat recht: Das berufliche Engagement Herrn Kellers tut nichts zur Sache und die ökonomische Lage der Übersetzer_Innen ist meist prekär. Ich weiß, wovon ich spreche. Aber was hat eine solche Binsenweisheit mit einer philologischen Kritik zu tun? Was meinen akademischen Grad angeht, so trage ich denn nicht vor mir her, das ist ein völliges Missverständnis, wenn er hier auf der Seite erscheint, dann geht es jedenfalls nicht auf eine Einforderung meinerseits zurück, allerdings muss ich mich dafür auch nicht schämen. Und sicher, vielleicht gibt es wirklich zu viel Polemik, aber ich lasse mich nicht ohne Reaktion einen "Dilettanten" nennen und ich reagiere auf die anmaßende Art, sich unterschwellig als der einzig kompetente Übersetzer zu geben. Ich habe deutlich den Eindruck, dass es Herrn Keller nicht um die Sache allein ging. Wie kann er meine früheren Übersetzungen raunend abqualifizieren, offenbar ohne sie überhaupt gelesen zu haben? Es ist leider auch ein Symptom für den beklagenswerten Zustand der deutschsprachigen (klassischen) Sinologie, dass faire sachliche Kritik (wie in den USA möglich und verbreitet ) offenbar keine Heimstatt mehr hat.
Sie sprechen von "Wirkungsäquivalenz": das ist ein Begrif bar jeden Inhalts, jedenfalls in Bezug auf einen Text aus dem 7. vorchristlichen Jh. oder haben Sie ein gesichertes Wissen (oder eine Vorstellun9) darüber, wie Menschen der chinesischen Bronzezeit empfanden und dachten? Und es kann doch nicht Ihr Ernst sein, dass ich versuchen sollte, die Wirkung eines bronzezeitlichen Textes auf heute lebende Chinesen zur Grundlage meiner Übersetzung zu machen. Ich muss Ihnen nicht sagen, um viele Individuen es sich handelte. Was ich tun kann, ist, das intellektuelle, akademische, rezente Verständnis des Textes in seiner Kultur kennen zu lernen und zur Grundlage meiner Übersetzung zu machen - genau das habe ich getan und im Nachwort begründet. Für mich ist das Ausweis eines respektvollen Umgangs mit dem Text, meiner Übersetzung liegt das Verständnis eins großen Altphilologen Chinas, Gao Heng, zu Grunde.
Jede Übersetzung ist aber an das zeitliche Bewusstsein des Übersetzers gebunden und das heißt auch an seine literarischen Erfahrungen in seiner Sprache. Nach Paul Celan, Ingeborg Bachmann und einigen anderen kann man meiner Meinung nach nicht im Stile der Spätromantik des 19. Jh.(wie G. Debon) übersetzen. Ich habe also etwas Neues versucht, indem ich eine längst bestehende Linie aufnahm, alles das ist in meinem Nachwort genau dargestellt und begründet. "Eine Übersetzung, deren Wortmaterial und Grammatik sich weit vom Ausgangstext entfernt", wie Sie schreiben, ist eine Paraphrase mit einem kurzen Haltbarkeitsdatum, jedenfalls in meinen Augen und Ohren. Ich bin kein Nach-Dichter, ich entwürdige den Text nicht als Material, um Kontrafakturen herzustellen oder wie Sie sagen, eine wohl nur vom Übersetzer selbst definierte vage "Wirkungsäquivalenz" zu behaupten. Über die ästhetische Wirkung ist allerdings wohl zu streiten, aber sie berührt das Subjekt im Kern und damit gibt es eine Grenze des Diskurses. Zunächst wohlklingende Begriff wie Wirkungsäquivalenz können nicht vertuschen, das es immer noch (besonders in der Altphilogie) handwerkliche, gediegene Grundlagen des Übersetzens gibt, dass ich schlicht mit den Lexika (mit meinem Apparat) umzugehen verstehe und das Zeichen ernst nehme und es nicht durch frei gewählte angeblich äquivalente ersetze.
Wenn Herr Keller von Telegramm-Stil spricht, dann soll er das tun, es muss ihm nicht gefallen, wie ich übersetze, aber sein offenbarer Anspruch, die einzig wahre Methode des Übersetzens gefunden zu haben, steht für mich auf tönernen Füßen, schaue ich genau seinen Umgang mit den Zeichen (semiotisch & sinologisch gemeint) an. Ich habe das zu meiner Überraschung an wenigen Zeilen zeigen können oder fallen diese Dinge auch unter die erlaubte, wenn nicht gewünschte Entfernung vom Text? Doch wohl nicht.
Wer so agressiv losbellt, wie Herr Keller, muss auch das Zurückbellen, sprich den "Sonntagsübersetzer" einstecken, und doch haben Sie mit Ihrer Kritik der Form recht & wenn es auch hilflos klingen mag: Ich bin es nicht, der dieses Arsenal auspackte, das geschah schon in der kampferprobten Schweiz. Zum Schluss verrate ich Ihnen noch etwas: Mir war die Jahre dauernde Arbeit an meiner Übersetzung ein Glück, das niemand zertrampeln kann, auch nicht ein jüngerer Übersetzer-Kollege, der sich nicht als kritischer Kollege zu verhalten weiß. Sei's drum.