„wer mitmacht, versteht was
„wer mitmacht, versteht was mit absicht. die betrachter drumrum, jetzt so aktiv wie erwartet. mit handschuh im ring ein wenig verschnaufen. hinter mir augen, die durchscheinen. spießen mich auf, als wär ich aus plastik. im fallen inbegriffen. drastisch“
ganz vorneweg: ich habe nicht die geringste ahnung, worum es in den texten geht und übe jetzt eine bewußt verseltsamte laute lektüre, auf die gefahr hin, daß mich alle auslachen, und vorher und hinterher köpfen:
mmmmh…. ohne zusammenhang schwer zu eruieren. man ist nicht dabei, in dem vorgestellten geschehen. es gibt mitmacher, die bewußt dabei sind und es gibt beobachter, die sich jetzt endlich rühren. es gibt irgendeine auseinandersetzung, einen boxkampf. das ich (womöglich? wahrscheinlich?) verschnauft, aber nur für einen moment. es spürt dabei einen oder mehrere blicke hinter sich. durchscheinen, wie eine taschenlampe durch ein tuch scheint? von hinten durch den körper oder sind es stechende blicke heraus aus einer menge im rücken. wenn sie stechen, dann scheinen sie nicht, sondern schießen mit lichtgeschwindigkeit, sind laserkanonen, die durchdringen, aufschneiden – aber nicht aufspießen. blicke können eintauchen, anhaften, aus neid töten, vor allem wenn einer aus plastik ist, undurchsichtiges kunstmaterial, dem das leben abgezweifelt wird, das eine doppelte niederlage erleidet – es fällt und wird von blicken erdolcht – das muß ein sehr drastisches geschehen sein, eine dramatische situation, vielleicht ein streit vor der disco, eine bühnensituation, die schief geht, die besprechung des neuen buchs im express! …
„vorwärts amphoren, trockene kostbare bären. empören sich die wälder? sie siechen aus euch heraus. fahnen voller protest, um ohren verschobene tonspuren, finnen. falls ihr es seid, werdet ihr euch erkennen. doch das seid ihr vor allem: geschlechtliche kiebitze ohne instanz. gehaltlose teaser. zärtliche freude eilt euch voraus.“
nicht ganz gutartig: avanti ihr vasen voller köstlicher beeren, geraubt aus den tiefen der wälder! dem siechtum abgegriffen, in dem sie darben, wie trotzige banner einer sprache, die niemand mehr hört, flosse im verstummen. falls ihr es seid, werdet ihr euch erkennen. doch das seid ihr vor allem: gaukelnde watvögel, herumstocherer ohne konkrete frage. eine scharteke von anriss. zärtliche freude eilt euch voraus.
gutartig: ich kapier nix. macht aber nix. die sprache ist interessant und gut getaktet. begriffe klingen anders wie gewohnt. schön die kiebitze, die vor sich hin stochern. nur das heraussiechen ist wirklich seltsam: wie siecht man heraus? aus einer mooswand kann es sickern, aus einem waldstück kriechen zombies hervor? „um ohren verschobene tonspuren“ – das ruft förmlich nach einem weiteren „o“ – um ohren schobene tonsporen und dann das spitze aufrechte „i“ in den finnen, das auftauchen mit der flosse oder das zuhauen mit der finne, jedenfalls der kontrast , an dem man sich erkennt, die differenz, die in der luft gaukelt.
fragend: wie kann freude zärtlich sein? ist doch eher unbändig und aufwühlend, spontan und unversehens, und eben auch schnell, eilt voraus und manchmal schreit man sich an dabei. meint er die freude auf zärtlichkeit? oder eine heimliche freude? vielleicht eine knutschende, verwöhnende freude – vorstellen kann ich mir das.
fragend: wie verschiebt man tonspuren um das maß von ohren. mensch nach mensch, hörenden um hörenden. sind wir hier womöglich bei einer demo? man erkennt sich an den fahnen, bekenntnisse der masse, aus den wäldern entlaufene haie.
gutartig: mindestens anläufe zu einem neuen eigenen gedicht habe ich jetzt für mich extrahiert, auch wenn ich nicht schlauer geworden bin in bezug auf die textzitate, die aus einem innenraum stammen, dem ich nicht nahkommen kann anhand kurzer passagen. manchen hat der text jetzt und er bleibt im buch, manchen hat der text nicht und es bleibt beim kurzen besuch. ich würde zumindest weiterlesen wollen und wäre mir weiterer überraschungen recht sicher. interesse – das hat yevgeniy in ganz wenigen absätzen geschafft (was bei mir die allerwenigsten schaffen), ist da – aber längst kein kennenlernen, geschweige denn ein verstehen, dazu müßte ich ins buch rein und es langsam lesen, zwei drei texte am tag, mehr nicht.