Neuen Kommentar schreiben

Frank Milautzcki,

https://lyrikzeitung.com/2014/02/04/17-wie-formalistisch-sollen-rezensio...

da schreibt mal einer etwas über absolut kleinauflagige erzeugnisse, wo der verlag sicher froh ist, daß er eine referenzfläche anlegen kann, und wir haben nichts andres zu tun und jedes lavieren und aufpimpen zu einer wie auch immer gerechtfertigten kritik zu nutzen. ich denke auch hier eher an charlotte warsens aufdeckung, aus welchen gründen denn so kuriose und seltsame rezensionen geschrieben werden. es gibt gründe für "schlechte kritiken" ...

da gibt es große unsicherheit, ein großes problem etwas "handfestes" zu schreiben und man flüchtet sich in ideen am rand und begleitende auffälligkeiten. das ist eigentlich ein hilferuf, so blöd es klingt: hey ich weiß nicht weiter - und er kommt auch aus dem hochfeuilleton (törne -falb). deshalb bin ich der meinung, man möge bitte mit dem schwächeln derjenigen leben, die sich doch mal an lyrik "rantrauen".

ich hatte damals kommentiert: "ich weiß nicht, ob es besonders klug ist, jeden angreifbaren satz über lyrik anzuprangern und damit letztendlich die lyrik ganz aus möglichen kanälen herauszuboxen, weil niemand mehr, der nicht lyrik-fachmann ist, eine rezension in einer „publikums-zeitung“ riskieren will. dann verbleibt letztenendes die lyrik ganz bei den lyrikerInnen. "

und in diesem sinne meine ich auch das substantiv "lyrikpolizei". wir dürfen schmunzeln, aber nicht schimpfen über gelegentliche hilflosigkeit und ratlosigkeit. oder gar bloßstellen.

ich würde ohnehin vorschlagen, es einfach besser zu machen. und zwar selbst besser zu machen. auf die wenigen aktiven "lyrikkritikerInnen" zu schießen , oder die paar hanselinchen, die sich mit mulmigen bauch, aber gewohnter auch eingeforderter souveränität, mal hergeben für ne kritik, das finde ich zu einfach. warum traun sich denn die wenigsten der rund 500 poetInnen, die allein in der "Poeten-Liste" des poetenladen aufgeführt sind, und nicht nur theoretisch sondern auch praktisch mit lyrik arbeiten, sich mit einer kritik zu exponieren?

Ich glaube, das ist eine wichtige frage. gibt es da vielleicht außer scheu sogar auch angst? flattert da im kopf das eigene buch davon, wenn man für seine kritik zerissen wird.

ich lebe manchmal mit ungesagtem, als hätte ich es gesagt. ich habe früher briefe geschrieben, die ich nie abschickte und als ich den empfänger dann sah, war mir so, als hätte ich schon alles gesagt. 
manche meinen auch, sie haben etwas gesagt, wenn es gefacebooked oder geliked ist.

danke für das wort sottise! wir beide wissen wie schwer es ist, zitierbares auszustellen, das ist immer auch ein gratwandeln. ich möchte uns daran erinnern, ein bißchen gnädiger mit nicht ganz so "professionel" erzeugten meinungen umzugehen. ansonsten bin ich und bleibe ich ihnen treu, herr gratz, als täglicher besucher der lyrikzeitung wie seit jahren (über ein jahrzehnt) schon.