Ich bin von der Bissigkeit der Kritik Simons an der Keller’schen Übersetzung sehr überrascht und auch nicht sehr angetan. Schwächen oder gar Fehler sind bei Übersetzungen aus dem Altchinesischen wegen der sprachlichen, kulturellen, zeitlichen und auch geographischen Distanz nahezu unvermeidlich, wie eigentlich auch Simon mit Blick auf seine eigene Übersetzung des ‘Buches der Lieder’ (SHIJING) einräumen müßte. Daß jeder Übersetzer seine eigenen ästhetischen Maßstäbe hat (vulgo: „Was ist schönes Deutsch?“), ist eine Selbstverständlichkeit. Übersetzungen sind immer neue Annäherungen an das Original ‒ so gibt es meines Wissens allein im Deutschen etwa zehn Übersetzungen der NEUNZEHN ALTEN GEDICHTE, alle mit Stärken und mit Schwächen, und doch sind sie alle immer neue legitime Versuche und Bemühungen, uns die Literatur dieses großen Kulturvolkes näherzubringen.
Simon möge auch bedenken, daß man sich nicht nur im alten China sehr schnell dem wenig schmeichelhaften Vorwurf des wénrén xiāng qīng 文人相轻 ausgesetzt sehen kann. Es wäre spannend zu lesen, wie eine Besprechung Kellers der Simon’schen Übersetzung des SHIJING ausfallen würde.
Ich bin von der Bissigkeit der Kritik Simons an der Keller’schen Übersetzung sehr überrascht und auch nicht sehr angetan. Schwächen oder gar Fehler sind bei Übersetzungen aus dem Altchinesischen wegen der sprachlichen, kulturellen, zeitlichen und auch geographischen Distanz nahezu unvermeidlich, wie eigentlich auch Simon mit Blick auf seine eigene Übersetzung des ‘Buches der Lieder’ (SHIJING) einräumen müßte. Daß jeder Übersetzer seine eigenen ästhetischen Maßstäbe hat (vulgo: „Was ist schönes Deutsch?“), ist eine Selbstverständlichkeit. Übersetzungen sind immer neue Annäherungen an das Original ‒ so gibt es meines Wissens allein im Deutschen etwa zehn Übersetzungen der NEUNZEHN ALTEN GEDICHTE, alle mit Stärken und mit Schwächen, und doch sind sie alle immer neue legitime Versuche und Bemühungen, uns die Literatur dieses großen Kulturvolkes näherzubringen.
Simon möge auch bedenken, daß man sich nicht nur im alten China sehr schnell dem wenig schmeichelhaften Vorwurf des wénrén xiāng qīng 文人相轻 ausgesetzt sehen kann. Es wäre spannend zu lesen, wie eine Besprechung Kellers der Simon’schen Übersetzung des SHIJING ausfallen würde.
M. Frühauf, zur Zeit Peking