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Rainald Simon,

Der Vollständigkeit halber zitiere ich die offenbar von Raffael Keller verwendete Vorlage aus dem Jahre 1958, die mir erst jetzt zugänglich wurde: Die Chinesische Anthologie. Übersetzungen aus dem Wen Hsüan von Erwin von Zach, 1872-1942. Edited by Ilse Martin Fang with an introduction by James Robert Hightower, Harvard-Yenching Institute Studies XVIII, Harvard University Press 1958, Vol. I, S. 516

9) In meinem Hof wächst ein herrlicher Baum; zwischen seinen grünen Blättern entfaltet er viele Blüten.
Ich ziehe seine Zweige an mich und pflücke die Blüten mit der Absicht sie meinem Manne zu schenken, nach dem ich Sehnsucht empfinde.
Der Duft dieser Blüten erfüllt die Brust und Ärmel meines Gewandes; aber mein Mann befindet sich auf einer weiten Reise und ich kann sie ihm nicht zukommen lassen.
Doch wie könnten diese Blüten für ein Geschenk hinreichen? Aber ich will damit nur meinen Schmerz zum Ausdruck bringen, dass seit unserer Trennung viel Zeit verflossen ist.

Erwin von Zach hat alle neunzehn Gedichte übersetzt, außerdem finden sie sich (ohne Nr 8 und 18) in Arthur Waley: 170 Chinese Poems, (Alfred A. Knopf) 1925.

Leider muss offenbar heute darauf hingewiesen werden, dass es zur Solidität des Übersetzens gehört, auf vorherige Übesetzungen im Vor- oder Nachwort zu verweisen.