Slamburg Hamburg

Aufsatz

Autor:
Andreas Greve
 

Essay

Dichter dran - Slamburg Hamburg

Nicht alles was gut klingt, ist schön geschrieben. Nicht alles, was auf der Bühne gut kommt, ist auch gut durchdacht. Einiges ist gereimt, etliches gerappt und nicht weniges erscheint mehr als ungereimt. Das wissen besonders die, die es auf sich genommen haben, einen Sampler zusammen zu stellen: „Wir wollten das Unmögliche versuchen: die Leidenschaft, Energie und das kreative Moment zwischen Buchdeckel zu pressen, Texte schwarz auf weiß zu bannen, die sich eigentlich nicht zähmen lassen wollen“, schreiben die Herausgeber von „Poetry Slam – Das Buch“, Carlsen Verlag. Über 40 Namen auf über 200 Seiten: Wie Mirco Buchwitz, der tatsächliche Short-Stories schreibt; oder Frank Klötgen, der sich auch schon mal den alten Mörike für die Massen neu portioniert. Er wird bereits als „Legende“ lanciert und mit Solo-Auftritten geadelt, wie gerade im Hamburger „Knust“. Der große Deklamator aus Berlin hatte 15 seiner „50 neuen Gedichte“ dabei und lieferte sie in fast zwei Stunden völlig fehlerfrei und absolut ausdrucksstark ab. „Där Mann is ne gänz andre Liga!“ wie ein Hamburger Kneipen-Slammer danach (fast) neidlos bekannte.

Der Boom scheint ungebrochen. Der landesweite Vorrat an Köpfen mit Mund, Augen, Ohren und Ausdruckswillen ist theoretisch unerschöpflich. Es kann jeden treffen. Heute Sie und morgen mich! Die szenekundige Friederike Moldenhauer, die obendrein mit ihrem „Science-Slam“ bereits in neue Themen-Felder vorgedrungen ist, nennt den Slam eine „Akute Kunstform“. Sehr gut: akut! Das klingt schon fast nach einer medizinischen Diagnose. Oder nach Wash and Go. Mouth & Ear. Hören und Vergessen. Und vor allem: Nicht lange fackeln!
Nun, wo „Die Zeit“ die Lyrik als Sinnes-Reportage sogar in ihren Politik-Teil genommen hat, zögere ich nicht, meine Berichterstattung - als zusätzlichen Service - in handgeklöppelten Versen anzubieten. Quasi die vokale Quintessenz aller Poetry-Slams und im Selbstversuch:


AKUT TUT GUT

Wenn Dichter schreibt, was Richter malt,
Wenn Schreiber liest, was Maler denkt
Wenn Hörer sieht, worum es geht -
in einem Club und auch noch spät
dann ist das SLAM

Das Spoken Word spukt durch den Raum
bedacht – gemacht - gesagt - belacht,
verspielt, verdreht, verzapft, verquatscht
nur knapp erfasst - sofort beklatscht
so schnell wirkt SLAM

Bekannt ist out, Bekannter in
Mein Freund tut´s auch, als Geist auf Zeit
dem Renommee am Arsch vorbei
Affekt mit Leck – der Kopf voll frei
das klingt nach SLAM

Es hackt, es knackt, Se-kun-den-takt
five minuts: Mimik, Atem, Ton
Wer schreibt, der bleibt (Jedoch: Wer druckt?)
Viel geiler hier, wo jeder guckt!
So gut tut SLAM

Das Wort als Sport, Niveau mal hier
Veau ni mal da - hupps,  ich bin raus -
Es fehlt ein Punkt fürn nächsten Lauf
Na, gut, was soll´s - Ich hör mal auf
Das war ECHT SLAM



Sie dürfen sich jetzt eine Zahl zwischen 1 und 10 für mich ausdenken. 7? - Danke!
Die wahren  Slam-Großmeister, die mit und die ohne Namen, gibt es dann im Herbst in Hamburg fünf Tage lang live zu erleben: 15. Poetry Slam Meisterschaften vom 18. – 22. Oktober 2011. Es soll, so munkelt man, das größte der W e l t werden: www.slam2011

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