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Essay
Poetische Fragen - Der Blick
Ich habe gehört, Derek Walcott (karibischer Dichter mit Nobelpreis) habe mal gesagt:
wenn du ein Gedicht mit Reim hast
dann mußt du sehr genau sein mit deinen Worten und Gedanken
weil
du bist noch nicht am Ende mit deinem Gedanken, aber:
der Reim kommt
der Reim kommt
also schaudasdn unterbringst
(hat der Dichter dazugesagt, der Walcott getroffen und mir das berichtet hat).
Und, muß man sich auch manchmal fragen, ist er hier sinnvoll, notwendig?, der Reim. Stärkt er den Text, fordert das Gedicht, was der Reim gibt, geben kann oder verziert er, dekoriert mehr, ist verzichtbar? Vorsicht Kassenware, billig und griffbereit.
Seine Verführkraft – was man schon daran sieht, daß hier schon eine Weile vom Reim und nicht mehr vom poetischen Sehen die Rede ist - ist groß, was sowohl Dichter, Slammer (beiden Geschlechts) betrifft als auch das Publikum, es wird zum Schlucken animiert. Ein wirksamer Stoff, sein Suchtpotential erheblich: die schnelle Befriedigung, die greifbare Brücke über jeden Bruch, Unverbindliches - was für ein Klebstoff, Kitt! Täuschungskapazität.
Seine überdurchschnittliche Verkaufskraft wird in der Werbung genutzt, jeder Betrieb arbeitet gern damit.
Neulich gesehen an einer Bäckerei mit Café:
Aussichtssache Freiterrasse
Und das ist eine poetische Lüge und auch nicht. Ich habs so gelesen, auf Entfernung, beim zweiten, näheren Hinsehen stand da: Aussichtscafé Freiterrasse
(Café Schmid, Eichendorffstraße, Zollberg, Esslingen)
An einer alten Mühle im Stuttgarter Industriegebiet, echt abgelesen:
Kauf
Frießinger Mehl
du gehst nicht fehl!
Der Reim, das ist ein weites poetische Feld. Zurück zum Blick.
Seh ich also was dahinter oder drüber, drunter, seh ich mit der poetischen Brille schärfer oder besser unschärfer?, tiefer oder räumlicher, körperlicher das Flache, seh ich an einem Wort die Schleppe der Konnotationen, die es mitbringt, seh ich unter seinem abgenutzten Alltagskleid das schöne Wort, das es einmal war, mach ich es nackt und hol es stark hervor, hör ich bei dem! Satz in der U-Bahn schon fast die Geschichte, die er anfangen kann. Seh ich wen im Bus und weiß, den schnapp ich mir, das ist die Figur, die ich brauche für das Stück. Die Rolle hat er, auch wenn er nichts davon weiß - ich bin der Produzent und Regisseur. Erzähl ich etwa von mir?, auch, so daß ich mich schreibend selber (anders) seh, was finden kann, an mir – fällt der poetische Blick aufs Eigene, Ich. Oder lieber nicht.
eigentum
wie im wald
wird es auf einmal
ganz ruhig um mich
die bäume warten
und ich finde was
von mir gefunden
werden will
wenn du ein Gedicht mit Reim hast
dann mußt du sehr genau sein mit deinen Worten und Gedanken
weil
du bist noch nicht am Ende mit deinem Gedanken, aber:
der Reim kommt
der Reim kommt
also schaudasdn unterbringst
(hat der Dichter dazugesagt, der Walcott getroffen und mir das berichtet hat).
Und, muß man sich auch manchmal fragen, ist er hier sinnvoll, notwendig?, der Reim. Stärkt er den Text, fordert das Gedicht, was der Reim gibt, geben kann oder verziert er, dekoriert mehr, ist verzichtbar? Vorsicht Kassenware, billig und griffbereit.
Seine Verführkraft – was man schon daran sieht, daß hier schon eine Weile vom Reim und nicht mehr vom poetischen Sehen die Rede ist - ist groß, was sowohl Dichter, Slammer (beiden Geschlechts) betrifft als auch das Publikum, es wird zum Schlucken animiert. Ein wirksamer Stoff, sein Suchtpotential erheblich: die schnelle Befriedigung, die greifbare Brücke über jeden Bruch, Unverbindliches - was für ein Klebstoff, Kitt! Täuschungskapazität.
Seine überdurchschnittliche Verkaufskraft wird in der Werbung genutzt, jeder Betrieb arbeitet gern damit.
Neulich gesehen an einer Bäckerei mit Café:
Aussichtssache Freiterrasse
Und das ist eine poetische Lüge und auch nicht. Ich habs so gelesen, auf Entfernung, beim zweiten, näheren Hinsehen stand da: Aussichtscafé Freiterrasse
(Café Schmid, Eichendorffstraße, Zollberg, Esslingen)
An einer alten Mühle im Stuttgarter Industriegebiet, echt abgelesen:
Kauf
Frießinger Mehl
du gehst nicht fehl!
Der Reim, das ist ein weites poetische Feld. Zurück zum Blick.
Seh ich also was dahinter oder drüber, drunter, seh ich mit der poetischen Brille schärfer oder besser unschärfer?, tiefer oder räumlicher, körperlicher das Flache, seh ich an einem Wort die Schleppe der Konnotationen, die es mitbringt, seh ich unter seinem abgenutzten Alltagskleid das schöne Wort, das es einmal war, mach ich es nackt und hol es stark hervor, hör ich bei dem! Satz in der U-Bahn schon fast die Geschichte, die er anfangen kann. Seh ich wen im Bus und weiß, den schnapp ich mir, das ist die Figur, die ich brauche für das Stück. Die Rolle hat er, auch wenn er nichts davon weiß - ich bin der Produzent und Regisseur. Erzähl ich etwa von mir?, auch, so daß ich mich schreibend selber (anders) seh, was finden kann, an mir – fällt der poetische Blick aufs Eigene, Ich. Oder lieber nicht.
eigentum
wie im wald
wird es auf einmal
ganz ruhig um mich
die bäume warten
und ich finde was
von mir gefunden
werden will