Wassernetz : RÉSERVOIR ET RÉSEAU DU RIQUET.

Erzählung

Autor:
Mechthild Curtius
 

Erzählung

Wie bei Filmreisen hundert WaldundwiesenKrimis entstanden.

Béziers am Canal du Midi in Südfrankreich. Flussfischer und Frachtschiffer sind auch in Frankreich selten geworden; was zu König Ludwigs XIV. Zeiten 'groß' bedeutet hat, ist heute klein; die Kanäle sind für moderne Frachtkähne nicht breit und nicht tief genug. Sie gleiten auf Rhône und Sâone und Rhin oder Rhein. Lichtblicke für ein Kamera-Auge sind die liebevoll zu Wohnbooten umfunktionierten ausgedienten Frachter. Vom Auftraggeber genötigt, dreht das Team im südfranzösischen Kanal-System meist die weißen Plastikschüsseln, in denen Touristen sehr langsam das historische Kanalnetz durchschippern, schnur-gerade, fünf Stundenkilometer.

Platanen beschirmen in der Provence Plätze und Straßen und beschatten die Wasserstraßen am Canal du Midi, nicht weit von Béziers. Denn wo fließt Wasser sonst bergauf; die "Neuf Écluses de Fontéranes nahe Béziers im Hérault " machen das möglich. Kunstreiche Wassersysteme, historische Stauseen und Schleusen aus Zeiten des Sonnenkönigs sind bestauntes 'Industrie-Denkmal'. Unesco-Weltkultur-Erbe. "Die Treppe, wo das Wasser aufwärts fließt" , bei Erbauung wurden die Schiffe und Boote neunmal zwischen rostigen Schleusentoren, von Becken zu Becken, hochgeschaukelt. Fahren davon zwischen Rinnsalen und Weinhügeln, über der neunten Stufe rasten die Wasser-Touristen am Holzsteg im "petit Bassin", ehe sie unter Platanen weiter den schnurgeraden Wasserweg westwärts tuckern. Kinder in bunten Anzügen betasten die Computer-Tafel, die moderne Nachfolgerin der Informations-Tafeln, die auf langen Pfählen zwischen Fauna und Flora vergammeln. Die Touristen finden unter "hommes fameuses de Béziers Pierre-Paul Riquet, né 1608. Légende: Constructeur du Canal sous Louis XIV, en 1666- 1681, Concepteur Pierre Paul Riquet qui morut six mois avant la fin de son oeuvre." Auf Französisch. Und Englisch:

>The Building of the Canal du Midi by Pierre-Paul Riquet in the late 17th century is legendary. This junction created a long-awaited major Commercial Route th the South of Europe between the Atlantic and the Mediterranean. 1996 Unesco conferred the title of World Humanity Heritage on the Canal du Midi. It took no less than 14 years to build, being finally opened in 1681. Pierre-Paul Riquet had risen to the challenge to link two seas in 10 days, in the years 1666 -1681.<  Ein angeblicher Nachkomme Raoul Riquet übersetzt und erklärt:  >Le Roi Soleil war der Auftraggeber des Vorfahren Riquet, le Roi Louis Quatorze und auch die anderen Könige wollten die Verbindung des deux mers, und Reichtum des Handels vom bestvernetzten Wassersystem Europas haben sie wirklich erreicht, weder Toulouse noch Lyon wären so mächtige Handelsstädte ohne die Verbindungen zwischen Mittelmeer und Atlantik geworden.<

Raoul Riquet erzählt von Südfrankreich, er sei in Béziers geboren, né à Béziers wie dieser geniale Kopf, Pierre-Paul Riquet. Béziers ist Mittelpunkt der Weine wie Cavaillon der Gemüse, die breite Kathedrale, dafür und leider für die Katharer-Metzeleien bekannter als für den Ahnherrn, gibt Raoul an, Wasserbau- Ingenieur Pierre-Paul Riquet.

Canal ARTE. Deutsch-französische Co-Produktion. Auch das kann bei internationalen Filmwochen herauskommen. Die Zahnräder, die quietschende Maschinentechnik, wenn sie 'nostalgisch' rostet und trotzdem funktioniert, ist ein Dreh-Vergnügen für die Kameraleute, gut auszuleuchten und die historischen Kolben und Motoren samt uraltem fettfunkelndem Schmieröl als Großaufnahmen in Bewegung zu zeigen. Michel, der Tonmann, zieht alle Register und fängt den 'Atmo-Ton' ein, die akustische Atmosphäre, 'hochgezogen' laut, wie sich das angerostete Schleusentor knarrend öffnet, der Wasserstrahl einschießt, ein Kahn zischelnd einfährt, Leute jauchzen. Ohne Autoren-Worte im Film, versteht sich, um alle Aufmerksamkeit der Zuschauer auf Schleusenknarren und Wasserrauschen zu richten. Fahrende winken, ihre knallroten Jacken sind Farbsprenkel im Kahnweiß und Wassergrau. Die Tricolore flattert rouge-blanc-bleu, als halber Regenbogen vor Rostgestänge. Eins, zwei, drei, vier, ..... neun Schleusen, neunmal treppauf zu Schiff und Wasser - rasten und ruhen und gleiten unter grünen Platanen. In der Cité von Béziers flirrt die Sonne unter den Platanen in der Allée de Riquet, seit kurzem erinnert man sich seiner, zumal die Erfindung Unesco-Denkmal wurde. Die Filmer umkreisen als einzige die  überlebensgroße Statue: Es ist der Typus Musketier mit Schnurrbart und Stulpenstiefeln, die üppigen Stoffe der 'Beinkleider' sind von Bädern zusammengenestelt und unter die flatternden Lederlappen der Stiefelstulpen geschoben. Neben dem rechtem Fuß lehnen die Architekten-Embleme Zirkel und Winkelmaß und gleichgroß Flusswellen aus Stein. Sie geben sich Mühe, sie im Filmbild weniger unbeholfen erscheinen zu lassen. Bekleidet ist Riquet mit vielen Lagen weich wabernder Stoffe, die anzuziehen und einzurollen Stunden dauern muss. Das erinnert an die Mären vom Lever des Roi Soleil Louis XIV, der das geniale Canal-System erfand. Nicht erfand, denn das war sein 'Receveur' und Ingenieur Pierre-Paul Riquet aus Béziers. Doch Le Roi hat es finanziert, nach Zögern, er wollte Reichtum und Macht durch die Wasserwege. Die Verbindung der >deux mers Atlantique et Mediterranean<, diese Transportwege haben France in der Tat wesentlich handelsmächtig gemacht.

 

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