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Lesung
Tomas Tranströmer bei der lit.cologne
Krüger plaudert weiter mit dem schwarzgekleideten Übersetzer an seiner Seite und nennt ihn Hanns und den Preisträger Tomas und dessen Frau Monika und sagt, dass sie sich alle schon seit über dreißig Jahren kennen. Das war kaum zu glauben. Sie sahen aus, als hätten sie sich gestritten und der böseste ist der Tomas, deswegen steht sein Rollstuhl auch so weit weg. Nur die Monika würde gerne dichter ran, aber die darf nicht.
Nun würde Michael die Monika was fragen über den Tomas und damit man sie versteht, gibt’s jetzt noch eine Übersetzerin und es müsse ein bisschen dalli gehen, weil die Übersetzerin noch zu Arne Dahl muss. Und während die Übersetzerin übersetzte, was die Monika über Tomas sagte, kroch da wieder so eine Frage durch meinen Kopf. Der Hanns, was issn mit dem Hanns? Wieso übersetzt denn nicht der? Hä? Hat alle 12 schmalen Gedichtbände von Tranströmer übersetzt, aber mit der Monika spricht der wohl nicht so gern oder wo ist das Problem? Der versteht ganz genau, was die Monika sagt, weigert sich aber, uns das mitzuteilen? Stattdessen muss die gehetzte Übersetzerin, die so richtig aufgeregt ist, dass sie jetzt zu Arne Dahl darf, sich hier von dem Nobelpreisträger die Zeit stehlen lassen.
Es geht um Musik. Tranströmer spielte, als er noch ganz war, Orgel und Klavier. Und als die Monika etwas sagte, war doch der Tomas mal anderer Meinung. Und sagte was. Aber er hatte ja kein Mikro, man hatte wohl Angst, dass er Blödsinn erzählt. Der Monika passte das überhaupt nicht, dass er den Mund auftat, sie winkte genervt ab. Und der Nobelpreisträger schloss den Mund wieder.
Ein Klavierpart wurde eingespielt, eine Aufnahme angeblich vom Nobelpreisträger selbst mit der linken Hand. Der Flügel blieb Dekoration. Ob er für diesen speziellen Auftritt gestimmt worden war? Hatte jemand geglaubt, Tranströmer würde spielen?? Beim gemeinsamen Hören des Klavierstücks erlebte nun endlich das Publikum eine versöhnliche Geste. Tranströmer schlug das heile Bein über das gelähmte, fasste mit der heilen Hand die hängende Hand und schaute schräg in die Richtung, wo seine Frau saß. Auch sie sah schräg in seine Richtung, so dass die Blicke sich zwei oder drei Meter vor ihnen auf dem Boden kreuzten. In diesem Punkt der sich überschneidenden Blicke lag ein Rudiment von dem, was das Publikum sich erhofft hatte.
Ansonsten wurde uns die Begegnung mit dem Nobelpreisträger vorenthalten. Da er selbst den Kontakt mit dem Publikum nicht aufnehmen kann – abgesehen von dem Gruß mit der linken Hand – war es, verdammt noch mal, die Aufgabe seiner deutschen Freunde, uns an dieser großen Freundschaft teilhaben zu lassen: der Preisträger hätte in die Mitte gehört, zwischen seine Frau und seinen Übersetzer. Die Gruppierung hätte Blick- und zu seiner Frau Körperkontakt ermöglichen sollen, damit wir sehen, was für ein starkes Band sie verbindet und wir vergessen, dass Tranströmer krank ist. Stattdessen wurde im Schauspielhaus zum allgegenwärtigen Trauerschwarz seine Gebrechlichkeit zu Schau gestellt: die Aufbahrung eines Nobelpreisträgers. Ein Event der besonderen Art. Die Teilnehmer an Tischen nebeneinander sitzend wie eine Prüfungskommission und der Prüfling im Rollstuhl kriegt nicht einmal ein eigenes Glas Wasser.
In meinem Schatten
werde ich getragen
wie eine Geige
in ihrem schwarzen Kasten.
Das einzige, was ich sagen will,
glänzt außer Reichweite
wie das Silber
beim Pfandleiher
(Tomas Tranströmer: Öde liegt der Frühling)
Nun würde Michael die Monika was fragen über den Tomas und damit man sie versteht, gibt’s jetzt noch eine Übersetzerin und es müsse ein bisschen dalli gehen, weil die Übersetzerin noch zu Arne Dahl muss. Und während die Übersetzerin übersetzte, was die Monika über Tomas sagte, kroch da wieder so eine Frage durch meinen Kopf. Der Hanns, was issn mit dem Hanns? Wieso übersetzt denn nicht der? Hä? Hat alle 12 schmalen Gedichtbände von Tranströmer übersetzt, aber mit der Monika spricht der wohl nicht so gern oder wo ist das Problem? Der versteht ganz genau, was die Monika sagt, weigert sich aber, uns das mitzuteilen? Stattdessen muss die gehetzte Übersetzerin, die so richtig aufgeregt ist, dass sie jetzt zu Arne Dahl darf, sich hier von dem Nobelpreisträger die Zeit stehlen lassen.
Es geht um Musik. Tranströmer spielte, als er noch ganz war, Orgel und Klavier. Und als die Monika etwas sagte, war doch der Tomas mal anderer Meinung. Und sagte was. Aber er hatte ja kein Mikro, man hatte wohl Angst, dass er Blödsinn erzählt. Der Monika passte das überhaupt nicht, dass er den Mund auftat, sie winkte genervt ab. Und der Nobelpreisträger schloss den Mund wieder.
Ein Klavierpart wurde eingespielt, eine Aufnahme angeblich vom Nobelpreisträger selbst mit der linken Hand. Der Flügel blieb Dekoration. Ob er für diesen speziellen Auftritt gestimmt worden war? Hatte jemand geglaubt, Tranströmer würde spielen?? Beim gemeinsamen Hören des Klavierstücks erlebte nun endlich das Publikum eine versöhnliche Geste. Tranströmer schlug das heile Bein über das gelähmte, fasste mit der heilen Hand die hängende Hand und schaute schräg in die Richtung, wo seine Frau saß. Auch sie sah schräg in seine Richtung, so dass die Blicke sich zwei oder drei Meter vor ihnen auf dem Boden kreuzten. In diesem Punkt der sich überschneidenden Blicke lag ein Rudiment von dem, was das Publikum sich erhofft hatte.
Ansonsten wurde uns die Begegnung mit dem Nobelpreisträger vorenthalten. Da er selbst den Kontakt mit dem Publikum nicht aufnehmen kann – abgesehen von dem Gruß mit der linken Hand – war es, verdammt noch mal, die Aufgabe seiner deutschen Freunde, uns an dieser großen Freundschaft teilhaben zu lassen: der Preisträger hätte in die Mitte gehört, zwischen seine Frau und seinen Übersetzer. Die Gruppierung hätte Blick- und zu seiner Frau Körperkontakt ermöglichen sollen, damit wir sehen, was für ein starkes Band sie verbindet und wir vergessen, dass Tranströmer krank ist. Stattdessen wurde im Schauspielhaus zum allgegenwärtigen Trauerschwarz seine Gebrechlichkeit zu Schau gestellt: die Aufbahrung eines Nobelpreisträgers. Ein Event der besonderen Art. Die Teilnehmer an Tischen nebeneinander sitzend wie eine Prüfungskommission und der Prüfling im Rollstuhl kriegt nicht einmal ein eigenes Glas Wasser.
In meinem Schatten
werde ich getragen
wie eine Geige
in ihrem schwarzen Kasten.
Das einzige, was ich sagen will,
glänzt außer Reichweite
wie das Silber
beim Pfandleiher
(Tomas Tranströmer: Öde liegt der Frühling)