Nicht ohne Blut – Von der Schwierigkeit kollektiven Gedenkens. »Der amerikanische Architekt» von Amy Waldman
25.04.2013 | Unter dem Symbol 9/11 sind die Anschläge auf die New Yorker Twintowers gleich zu Beginn des neuen Jahrtausends als kollektives Trauma in die Geschichte eingegangen. Zwei Kriege, einer in Afghanistan und einer Im Irak wurden deshalb begonnen. Etwa 17 000 Menschen befanden sich zum Zeitpunkt der Anschläge in den Häusern. ...
Was vorhanden ist, muss reichen. »Südbalkon« von Isabella Straub.
24.04.2013 | „Was vorhanden ist, muss reichen“, sagt sich Ruth Amsel, wenn sie in den Spiegel sieht und Isabella Straub muss etwas ähnliches gedacht haben, als sie sich vorgenommen hat, diesen Roman zu schreiben. Isabella Straub, die als Journalistin arbeitet, bezeichnet sich selbst als Spätberufene, was literarisches Schreiben angeht. ...
In Scharten von Schilf. »Pyrit« von Anke Bastrop
23.04.2013 | Pyrit, auch Schwefelkies oder Katzen-, ja Narrengold genannt, ist ein opakes (sprich lichtundurchlässiges), idiomorphes (sprich eine voll entwickelte Eigengestalt besitzendes) Mineral, das ganz eigenständige Kristallflächen hervorgebracht hat… …"Pyrit“ von Anke Bastrop auch. Auf Literarisch sozusagen. ...
Es braucht mehr Blau. »Blauwärts» - ein Ausflug zu dritt von Hans Magnus Enzensberger, Jan Peter Tripp und Justine Landat.
22.04.2013 | „Traum, Träumer und Geträumtes sind eins. Zu dieser Einigung aller Dinge des Herzens im Traum treibt das Gedicht hin. Je tiefer es in den Traum eindringt, desto mehr entfernt sich die Sprache von jeder konventionellen Verständlichkeit.“ Diese Sätze über Romantik umreißen, in schöner Balance zwischen Offenheit und Präzision, ...
Ich wünschte, meine Eltern hätten es mir erklärt. Madeleine Albrights gründliche Spurensuche nach ihrer jüdischen Vergangenheit
21.04.2013 | Madeleine Albright, die ehemalige amerikanische Außenministerin unter Bill Clinton, war schon 58 Jahre alt, als sie erfuhr, dass sie aus einer jüdischen Familie stammt und ihre Großeltern und andere Verwandte im Holocaust umgekommen sind. 1937 als Madlenka Korbelová in Prag zur Welt gekommen, ...
»Salzbitter wehen die Tränen im Wind«. Die Gedichte von Trude Krakauer.
20.04.2013 | Im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft Wien erscheint unter dem Titel Nadelstiche eine Reihe mit Büchern von Emigrantinnen. Auftakt war ein Buch von Siglinde Bolbecher, die selbst keine Emigrantin war, deren Arbeit aber das Erscheinen dieser Reihe erst ermöglichte. Der zweite Band heißt Niewiederland ...
Zauberer im Niemandsland. »Magische Maschinen« von Lars Reyer.
19.04.2013 | Annähernd sieben Jahre liegen zwischen Lars Reyers Debutband „Der lange Fußmarsch durch die Stadt bei Nacht“ (2006) und seiner neuen Sammlung, die nun unter dem Titel „Magische Maschinen“ erschienen ist. Ein Zeitraum, der nicht wenige Erwartungen geschürt hat, die glücklicherweise kaum enttäuscht werden. ...
Das Lied vom Hackeschen Markt, oder: ‚Das ist nun mein Haus‘. Irina Liebmanns Berlin-Poeme
18.04.2013 | Zugegeben, ja – diese Stadt, von der so mancher falsche Fuffziger behauptet, es wäre die einzige in Deutschland, die noch ernstzunehmende Künstler hervorbringt, ist ein gigantisches Phänomen, ein Moloch des Erstaunens, zumal wenn man von ihren Rändern oder gar von der vielgeschmähten Provinz her auf sie blickt. ...
In der Schwebe
17.04.2013 | Ich muss zugeben, dass Jonathan Littell bisher an mir vorbeiging. Natürlich habe ich die Debatte um seinen 2008 auf Deutsch erschienen Roman Die Wohlgesinnten mitbekommen. Ihre Inhalte haben aber eher dazu geführt, mich von besagtem 1400-Seiten-Buch fernzuhalten. Das war doch alles ein bisschen viel für ...
Poesie auf Augenhöhe
16.04.2013 | Das „VERSschmuggel“ des Titels verblüfft sofort, wissen wir doch die Tage des Samizdat im Wesentlichen hinter uns. Bleibt also die Frage, wo die besonders kühne Eigenschaft dieser Reihe im Wunderhorn-Verlag steckt, desjenigen Verlages, der ja das Etikett auch für weitere vergleichbare ...
Knochen und Missionare
15.04.2013 | Eine ganze Weile galten Verbote in der Literatur – man berief sich dabei gerne auf Adorno, der freilich dort, wo diese Restriktionen wie neue positive Regelwerke gehandhabt wurden, schwerlich einverstanden gewesen wäre, ihm ging es doch um Stimmigkeit: und Konventionen betreffend letztlich ...
Sie will nur gucken. »Rechnung offen« von Inger-Maria Mahlke.
14.04.2013 | Ein Umschlag, der aussieht wie eine Wand, die schon bessere Zeiten gesehen hat, darauf fünf Klingelschilder, mit dem Namen der Autorin, des Buches und des Verlages. Der Klingelknopf in der Mitte ist leuchtend orange, neben ihm steht das Wort Rechnung. Die Aufmachung dieses Romans ist stimmig ...
Die KI, elffriede und ich
13.04.2013 | Der winterliche Frühfrühling ist in einen schmuddeligen, verregneten Hochfrühling übergegangen und ich verstehe elffriede nicht. Was ich von all dem halten soll. Ich sitze in der S-Bahn und frage mich beim Lesen ihrer Zeilen, was sie mir sagen könnte oder ich etwa über sie. Ich glaube, ich brauche Hilfe. ...
Die Chuzpe, „Ich“ zu sagen. Andre Rudolphs Gedichtband „confessional poetry“.
12.04.2013 | Confessional Poetry, da war doch was…richtig, unter dieser Rubrizierung fasste die Literaturkritik eine Generation von anglomerikanischen Dichterinnen und Dichtern nach dem 2. Weltkrieg zusammen. Kennzeichen ihrer Poetik war, dass die klare Trennung zwischen lyrischem und autobiographischem Ich ...
Hätt ich mich bloß noch mal umgedreht.
11.04.2013 | Kindheit von Peggy Parnass mit Farbholzschnitten von Tita do Rêgo Silva ist ein wunderbares Künstlerbuch, das man nicht in den höchsten, sondern in den allerhöchsten Tönen loben muss. Und zwar gleich doppelt. Einmal für die berührende Erzählung und ein weiteres mal für die zauberhaften Farbholzschnitte. ...
Außer Dienst! J.-K. Huysmans fulminante Kurzgeschichte über die Leiden eines pensionierten Beamten
10.04.2013 | In Oscar Wildes „Dorian Gray“ ist immer wieder von einem Buch die Rede, dessen Titel dem Leser allerdings verborgen bleibt. Tatsächlich handelt es sich dabei um Grays einzige Lektüre, vorhanden jedoch gleich in mehrfacher Ausführung und – wichtiger noch – in mannigfaltiger bibliophiler Ausstattung. ...
Die Dialektik des Dialekts
09.04.2013 | Fitzgerald Kusz hat, was den fränkischen Dialekt angeht, ein Alleinstellungsmerkmal. Seine Gedichte finden seit langem als einzige Dialektgedichte Eingang in viele hochrangige deutschsprachige Anthologien – eben weil sie nicht nur einfach(e) Dialektgedichte sind, sondern das gewisse Etwas mehr haben. ...
trotzdeutsche Gedichte
07.04.2013 | Nichts ist so traurig, wie Vorhersagen, die sich erfüllen, weil nichts so deutlich die Armseligkeit der Möglichkeiten demonstriert, besagt das Zitat von Paul Valéry das Thomas Kunst seinem Gedichtband „Die Arbeiterin auf dem Eis“ vorangestellt hat. Thomas Kunst ist jemand, der sich ganz und gar der Dichtung, ...
Und ewig grüßt uns Alt-Berlin
06.04.2013 | Es bringt schon etwas Merkwürdiges mit sich, dass Egon Erwin Kisch immer dann wieder auftaucht, wenn man am wenigsten mit ihm rechnet. 2013 stehen weder ein runder Geburts- oder Todestag an, noch irgendein anderes Jubiläum, dass mit dem rasenden Reporter in Verbindung gebracht werden könnten. ...
Nur der Sprache selbst verpflichtet
05.04.2013 | Hamburg Gedanken über das Übersetzen habe ich mir zum ersten Mal wirklich intensiv nach der Lektüre von Herta Müllers Essayband „Der König verneigt sich und tötet“ gemacht. Die Art und Weise, wie Müller in diesem Buch von der Dorfsprache erzählt und davon, was die Sprache mit den Menschen macht, ...
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