Margarete Beutler (1876-1949)
Erstausgabe ihres Buches "Leb' wohl, Bohème!" im Georg Müller Verlag, 1911.
Apropos „gemeinfrei in 2020“: der von mir hochgeschätzte Literaturnerd Peter Michael Sporer hält in seinen ngiyaw eBooks Gedichte von Margarete Beutler parat (die ich als Autorin kenne & schätze seit meiner Lektüre der Lieder aus dem Rinnstein, gesammelt von Hans Ostwald, 1903) und hat auch Interessantes zu ihrem Lebenslauf recherchiert:
„Margarete Beutler (13. Januar 1876, Gollnow (Pommern) – 3. Juni 1949, Gammertingen bei Tübingen).
Ihr Vater, ein ehemaliger Hauptmann, war Bürgermeister in Gollnow. Margarete Beutler machte das Lehrerinnenexamen und ging nach Berlin. Um die Jahrhundertwende begann sie Gedichte in Zeitschriften und Anthologien zu veröffentlichen. 1902 erschien ihr erster, vielbeachteter Gedichtband.
Später lebte sie in die Nähe von München. Zu ihren Freunden in Berlin und München gehörten u. a. Christian Morgenstern und Erich Mühsam. Sie arbeitete als Redakteurin der Zeitschrift "Jugend" und gab vier weitere Gedichtbände heraus, den dritten mit dem vermutlich persönlich gemeinten Titel "Leb wohl, Bohème!" (1911). Margarete Beutler war auch als Übersetzerin tätig.
Sie war seit 1903 mit Kurt Friedrich Freksa verheiratet; sie hatte zwei Kinder.
Da sie dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstand und sie sich auch weigerte, der Schriftstellervereinigung der Nationalsozialisten beizutreten, war ihre schriftstellerische Karriere damit faktisch beendet.
Nach Bestätigung von Martin Freksa studierte sie nie Medizin und war somit auch keine Gynäkologin, wie in wikipedia, und von dort von vielen kopiert, behauptet wurde – hier liegt vermutlich eine Verwechslung mit einer Person gleichen oder ähnlichen Namens vor.“
Den Band „Leb wohl, Bohème“ von 1911 gibt es in Gänze auf ngiyaw eBooks und hieraus als Appetizer ein Gedicht in der fixzone:
Zu Zweien
Schimmernde Flügel bewegen die dunkelnden Wasser,
Fliehen und suchen und sinken und heben sich wieder;
Leise verzittern die Wellen in schwingenden Kreisen,
Und an dem schwebenden Weidengefieder zuckt bläulich
Schmal die Libelle.
Wie es so fürstlich sich schweigt in den schwankenden Schatten
Tiefer Gedanken, gestaltender Träume zu zweien,
Wenn in der Feierlichkeit der gesegneten Stunde
Fernes dem Geist sich enthüllt und die Seelen entzündet
Allem Geheimnis!
Aber derweilen, entrückt in olympische Zonen,
Wissen wir gar nicht, daß unsere zärtlichen Hände,
Müde der göttlichen Höhe, wie fröhliche Kinder,
Spielen das köstliche Spiel von Libelle und Wasser,
Suchend und fliehend.
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