Die Autorentagung »Junge Literatur in Europa« hat in diesem Jahr ein neues Format ausprobiert, das im Vorjahr teilweise schon erprobt worden war. Die Podiumsgespräche wurden erstmals von Autorinnen und Autoren moderiert und die Themen offener gestaltet, sodass sich in einigen Fällen Werkstattgespräche unter KollegInnen ergaben, an denen sich auch das Publikum beteiligen konnte. Die Demokratisierung, um beim Jargon unserer Tage zu bleiben, wurde durch eine neue, offenere Sitzordnung noch unterstützt und denkbar positiv aufgenommen.
Nachdem ich im letzten Jahr zu denen gehörte, die am alten Konzept ein wenig herumkrittelten, kann ich sagen, dass die Veränderungen die Tagung nicht ihres Wiedererkennungswertes beraubt haben. Es war noch immer so, dass der zweite Tag mit seinem straffen Programm trotz verlängerter Mittagspause der anspruchsvollste war und man an diesem auch am deutlichsten gemerkt hat, dass Literatur, trotz aller Objektivierungsansprüche, eine zutiefst subjektive Sache ist: Ich habe Texte gehört, die mich begeisterten, und auch solche, die mich aufregten – gleiches gilt natürlich auch für die KollegInnen. Das Moment der Kritik und des künstlerischen Streits war, anders als im Vorjahr, ein wenig unterrepräsentiert; einige meinten, es sei nicht der richtige Rahmen. Dem würde ich entgegnen, dass er es sein sollte: Denn diese Tagung ist ein vitaler Treffpunkt von Menschen, die dieselbe Leidenschaft teilen, und es sollte nicht als Affront, sondern als Zeichen der Wertschätzung verstanden werden, wenn Positionen gegeneinanderprallen und aus Reibungen Funken geschlagen werden. Die Rahmenbedingungen dafür könnten nicht besser sein als in Greifswald.
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