Cool und lässig – so zogen sich die jungen Frankfurter Lyriker durchs Programm: Carolin Callies, Marcus Roloff, Leonce Lupette, Martin Piekar, Daniela Seel aus Idstein. Nach Paulus Böhmer als Urgestein und Silke Scheuermann als Frontwoman gibt es eine neue Frankfurter Fraktion: Wir müssen nicht mehr nach Berlin schauen: Da geht noch was, und zwar hier.
Hier, wo wir sitzen, hören und lesen – und da kommt Uwe Kolbe, und seine Gedichte scheinen das noch einmal alles zusammenzufassen. Die Gedichte in seinem neuen Band ›Gegenreden‹ wirken wie die Arbeit eines geduldigen Malers, der Schicht für Schicht seines Gemäldes aufbaut und durch Lasuren die Ebenen und Farben voneinander trennt – und sie umso klarer leuchten lässt. Gegenwärtigkeit der Sprache und ein reiches Unterfutter an Zitaten, Verweisen, Namen; das Spiel mit den Topoi wie dem Garten, dem paradiesischen und dem eigenen verkrauteten; die Musikalität der Sprache, die lyrische Suggestionen abruft; und die Lust an den vielen Perspektiven, die auch auf kleinem Raum möglich sind und diesen zu einem großen machen: Die innere Sternkarte des Gedichts wird zum Sternenfluss im Auge des Lesers.

Nochmals radikaler als in seinen vorangegangenen Büchern geht Uwe Kolbe in seinen neuen Gedichten aufs Ganze unserer Existenz. Dass wir dieses Ganze als Widerspruch, Zweisamkeit als Entzweiung erleben, zeigen vor allem die so leidenschaftlichen wie reflektierten Liebesgedichte des Bandes. In immer neuen Anläufen zielen Kolbes ›Gegenreden‹ auf die Liebe als dem »Rätsel der fremdesten Nähe« und wechseln souverän zwischen hohem Ton und Ausgelassenheit ihre sprachlichen Register. Die Sprache selbst wird dabei zu einer Tür, die Leserinnen und Leser mit dem Zauberwort ihrer eigenen Erfahrung öffnen. Wer sich einlässt und liest, kommt, versprochen, als ein anderer aus diesen Gedichten heraus.