
Kommentare
Hier bin ich hin- und hergerissen, sag erst nein, muß dann aber immer wieder hinschauen, jetzt schon seit einer halben oder ganzen Stunde, während ich mich rückwärts durch die anderen bisher eingestellten Gedichte lese.
Tatsächlich ein Rondo: mit aber leichter Versetzung in der Wiederaufnahme. Aus dem präsentischen "sieht" wird ein Partizip der Vergangenheit. Das ist tricky, weil ja die Wiederraufnahme eigentlich etwas Kommendes wäre.
Die Fast-Umdrehung von "Thema" in "Emeth" - das bleibende "th" läßt an einen quasi babilonischen Namen denken (Jahnn fällt mir ein) - kommt erst zu gewollt daher, behält aber eine eigenwillige Leuchtkraft... Dazu das fast "Hexenhafte" einer Beschwörung ("lösche das Licht")... großartige Verszeile: "perorm the storm mach schiff" in der zeilenbruch getrennten Hineinnahme des "Schiffbruch"s usw. Auch das "Voranderung" schillert. Ich kann überhaupt kein Qualitäts"urteil" abgeben, komme einfach immer wieder zurück. Und "papel", was tu ich mit "papel"? "Wo Emeth die Wahrheit gesehen", das ist auf eine furchtbare Weise stark.
Wirklich einen Einwand, einen also, den ich begründen kann, ohne es gleich wieder verwerfen zu müssen: dieses "natürlich". Es springt aus dem Gedicht heraus, weil es Kommentar ist, sogar Wertung. Hierfür wünschte ich mir eine andere Lösung.
Assoziation: auf der stirn die mogel, Drittes Auge, ein Glasauge, das trüb ward.
Oberflächenverwirrbelungen. Die natürliche, naturgegebene Oberfläche und das nämliche Thema werden im Spiegel fragwürdig. Buchstabenzauberei? Perform the storm: Reform, tot, theme, emeth, Strom, home, Form, fromm, perfor(ieren). Was wird hier durchlöchert, indem Oberflächen verwirbeln, auch noch in der Vertikalen? 1. das Thema (theme) sind das Thema und die Oberflächenveränderung (auch theme). 2. Der Tod ist das Thema, wenn man emeth den ersten Buchstaben nimmt. Der Tod steckt in der Oberfläche, also in allem. 3. die Rückkehr zum Anfang, aber unter veränderten Bedingungen, denn man weiß: im Spiegel sieht man sich und sieht sich nicht. unter der Oberfläche die Herkunft als dunkle, unerkannte, unerkennbare, unkenntliche Wunde, theme und meth, bis in den Tod?
Papel, die Haut und das, was sich drunter verdickt. Die Haut, die sich verändert und anzeigt, was man nicht weiß. Das Papier, die Haut, auf die man schreibt, die man schluckt. Wie man sich selbst aufisst? Mogel als Gogel-Mogel, das scheinbare Zuckerwerk, das den Golem weckt oder tötet. Goggelmoggel als Humty Dumpty, der uns was noch einmal lehrt bei Lewis Carroll? Das kalt gestellte Selbst als Golem, das an die Herkunft gekettet ist. Wie wärmt es sich während der Voranderung der Welt: der Wanderung, ihrem Vorhandensein, dem Abtasten ihrer Ränder? Den Sturm anrufen, herbeirufen, um klar Schiff zu machen?
Oder ist der Wechsel der langen und kurzen Vokale das Ausschlaggebende, dieses Ziehen des Gedichts, des "theeeeemes" und des "Spieieieiiegels", die unerträglich, lockenden langen Is, die wie der Igel immer schon vor dem Hasen da sind. Die deutliche Zweiteilung nach dem dritten Aufruf des Themas: die Brüche schreiben sich ein und treten auf, sobald es um die eigene Haut geht?
Der Kreis schließt sich in die Unendlichkeit. Ein Hütchenspiel um Tod und Leben in der Schrift. Zauberei und Realität, Aufruf zur Reform und Beschwörung des storm. Rasender Stillstand und stille Raserei im leidenden, kalt gestellten Selbst?