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»This poem about a bear is not a poem about a bear«, heißt es beim britisch-irischen Dichter Tom Paulin. Und geht es in dieser charmanten Anleitung auch tatsächlich um Kuchen? Mit seiner »Zitrone« und »Butter« und dreimal Kuchen und zweimal »Teig« und ganze sechsmal Gelb? Wird da nicht zuviel und zu einseitig insistiert? Oder nicht etwa doch von Gemüt und Gemütlichkeit – Kinder, Kirche, Kuchen – von der Warnung vor dem ungeliebt fremden »Ocker«, oder gar vom penetranten (auch noch »schalldichten«) Blondsein?
Sehr charmant, diese Versuchsanordnung mit gelbem, breiigem, "schalldichtem" Teig. Wobei es exakt auf die Gelbnuance ankommt: nicht Ocker, o nein, sondern Zitronen- und Buttergelb müssen es sein, damit der Kuchen seinen Namen verdient. Übrigens: "Gelbhilfe" ist ein schönes Wort. Und der "schalldichte Teig" hat es in sich. Mal ausprobieren, wie er schmeckt.
safran macht den kuchen gel, sang man einst. und ohne den safran wird das hier auch nichts, dachte ich. dann nachdenken über ocker. es heißt übrigens kinder küche kirche. wie nahe kuchen und küche. gleichsam wie ocker und safran. ocker macht den küchengelée, singt der rocker. insgesamt, trotz teigiger enge und schalldichter schlichte ein anschlussfähiges gedicht. platzt auf in richtung zitrone. das wars dann aber auch schon wieder. verputzt, verdrückt und ausgeschieden.
Beim Kochen, heißt es ja immer, könne man auch nach Gefühl gehen, beim Backen indes müssen die Maßen und Gewichte stimmen. Zudem ist, wie ich aus dem Chemiebuch meines Sohnes erfahre, das Backen ein chemischer Prozeß, was für das Kochen nicht immer gilt. Läßt sich das auf Gedichte und Prosa übertragen?
Dass sich das Gedicht selbst in einen so engen Rahmen (Teigform) zwängt, quasi in das Gelb hineinkriecht, gefällt mir anfänglich gut daran. Dann bewegt sich die Eat-art in Richtung Land-art, wodurch die Welt des Gedichts aber eigenartigerweise kleiner, nicht größer wird. Rimbaud hatte die Farbe Gelb in seinen "Vokalen" ausgespart. Warum eigentlich? Konnte er nicht kochen? Pastiors „Fleischeslust“ läßt grüßen, aber grüßt ungehört.

