
Kommentare
ja. wo bricht der ort aus dem leeren?
Da ist noch dieses andere Gedicht, das auf Schönheit hin optiert, »In Zeiten abnehmender Schönheit«. Ich will es erst mal nicht gleich lesen, weil ich noch mit mir auszuzweifeln habe, ob Schönheit abnehmen kann oder nur die eigene Disposition dafür. Trotz aller Umstände, die derzeit Schönheitsabfluss nahelegen. [»Die Menge an Schönheit im Universum ist immer/ gleich«, schrieb ich einmal, aber das ist natürlich eine ebenso vakante Position.]
Und so kehrte ich zurück zu dem Gedicht hier. Über das ich zunächst hinweg gehässlicht bin, beim Lesen. Wenn ein Text Schönheit definitorisch begriffen zu haben anzeigt, bildet sich ganz schnell Misstrautau. Zudem fand ich zu wenig Sprengspielzimmer in den Zeilen. Aber beim geduldigen zweiten Mitverschönerungsgang durch den animativen Schauraum tat sich Beute auf. »Die Dauer fällt aus den Gewächsen«: Aber ja, Schönheitsparameter at it's best! Das hätten auch die Edelfedern vom Zeitgeistnachwuchs in ihren abstrakt-konkret-Gebilden nicht besser sagen können. Und es stimmt halt einfach, so wie auch »Schauen irrt in die Fülle«. So sind Zeilen, die bleiben. [Und oft sind es nur Zeilen.] Damit bebt es mich ganz gut durch den Rest.
Endlich ein Gedicht, an das (an dem?) man sich lange halten kann. Die besten (schönsten) Gedichte sind einfach nur da und bleiben – um immer wieder zu ihnen zurückkehren zu können. Es ist zugleich offen und doch als etwas für sich Seiendes gegen jede Injurie immun. Wenn sich das Schöne noch irgendwie auf den Punkt bringen lässt, ohne ihm begrifflich Gewalt anzutun, dann wird es hier vollzogen. Ein unerschöpfliches Gedicht. Ich lese es auch als Ermahnung, nicht aus den Augen zu verlieren, dass alle Gedichte letztlich – egal, wovon sie sonst noch "reden" – nur von Einem sprechen wollen (siehe Titel).