NetArt: Tipps
(I)
in
English
Tipps:
Die Liste der Tipps enthält in Klammern Indices, welche die Art der
Medien- und Funktionenkombination dieser Projekte bezeichnen.
Schlüssel
der Indices
Sammeltipps:
- Sammeltipp
1-3: Interaktive Stadterfahrung mit digitalen Medien (Internet,
Mobiltelefon und Locative Media)
(Juni 2005 - November 2009)
- Sammeltipp
1: Stadterfahrung mit ortssensitiven Medien (Mapping), Teil
1, Teil
2 und Teil 3
(Juni 2005/ Dezember 2005/ Juni 2006/ November 2006/ September 2007)
- Sammeltipp
2: Spiele im Stadtraum (Pervasive Games), Teil
1, Teil
2 , Teil 3 und Teil 4
(Oktober 2005/ Dezember 2005/ Juni 2006/ Januar 2007/ Juni 2008)
- Sammeltipp
3: Fassaden und Telepräsenz (Installationen), Teil 1 und Teil 2
(Juni 2006/ Januar 2007/ November 2009)
Kurztipps:
- Dan Albritton/Marcos Weskamp: Newsmap,
2004: Der Visualisierungsalgorithmus des Programms Treemap
(Ben Shneiderman u.a., Human Computer Interaction Lab, University of
Maryland, ab 1990) wird in "Newsmap" zum Mapping von Google
News eingesetzt. Nachrichten mit vielen "related articles"
erhalten größere Rechtecke, die Links zu einer der von Google
News erfassten Nachrichten enthalten. Die hierarchische Struktur von
großen Rechtecken links oben zu kleinen Rechtecken rechts unten
stammt von "Treemap" und dient in "Newsmap" dazu,
die Häufigkeit der Meldungen über dasselbe Ereignis anzuzeigen.
Die Farben der Rechtecke markieren Nachrichtenarten wie Wirtschaft,
Technik oder Sport. Die Wahl der Länder (und Sprachen, siehe Leiste
oben), der Nachrichtenart und des Datums (unten) ermöglichen es,
Subkarten aufzurufen (Treemap, Flash. 6/2007).

- AlteredQualia: xg,
2014: Die Augen der 3D-Simulation eines Kopfes starren auf einen Punkt,
als orientierten sie sich an einem/r UserIn vor dem Monitor. Zugleich
folgt der Kopf den Bewegungen des Cursors. Licht und Schatten verändern
sich mit den Kopfbewegungen (Web GL, GGX/BRDF (Bidirectional reflectance
distribution functions), Augen mit "BlendSwap" von Max Puliero;
7/2015).

- and-or (René Bauer/Beat Suter): Laichenberg
(defect3) fraq spawn, 2010: Der/die SpielerIn des als Application
abladbaren Ego-Shooters wird in einem Bunkersystem mit Soldaten konfrontiert.
Der Versuch möglichst viele Soldaten zu töten, muss nicht
gelingen, da VerlierInnen an den Kampfort zurück versetzt werden
und sie inmitten der gefallenen Gegner weiter spielen können. Die
Eigenheiten der Spielprogrammierung provozieren bei Spielhandlungen
wie den Bewegungen der Gegner und dem Gewehrfeuer Verfremdungseffekte
statt realitätsnahe Simulation. Schließlich findet sich der/die
SpielerIn unfähig, den selbst erzeugten Leichenberg zu übersteigen.
Das Spiel stellt mit der Selbstbehinderung des/der SpielerIn und der
Unterwanderung der Realismusanforderung die Computerspielgattung Ego
Shooter und deren Militarismus in Frage (6/2013).

- and-or (René Bauer/Beat Suter)/Auer, Johannes: searchSonata
181, 2010: Aus Eingaben von BesucherInnen der Website und Zufallsselektionen
aus aktuellen Sucheingaben in Bing bildet der Poetikgenerator einen
"Words-Pool". Ein automatisierter Passwortgenerator folgt
dem FIPS (Federal
Information Processing Standard) 181, der ein Programmierverfahren
zur Erzeugung von Passwörtern mittels eines ebenfalls in einem
Standard festgelegten Zufallsgenerators (FIPS PUB 197) beschreibt. Diese
Passwörter sollen komplex genug sein, um nicht geknackt werden
zu können, aber auch aus "simple pronouncable syllables"
bestehen. In Performances werden die generierten Buchstabenfolgen verlesen,
die keine geringen Anforderungen an Vortragende stellen. Über Videodokumentationen
kehren diese Vorträge in die Netzwelt zurück (6/2013).

- Ian Andrews: Ether-1,
2002: Der Index für audiovisuelle Flash-Animationen simuliert die
Sendersuche im Radio. Die Radioskala der Wellenfrequenz ist durch eine
vertikale Skala der Größe der Dateien in kBytes ersetzt.
Die Animationen nehmen Aspekte der musikalischen, literarischen und
künstlerischen Avantgarde auf. Das Interface weist auf das Massenmedium
Radio, das in den Anfängen dieser Avantgarden neben Zeitung und
Film vorherrschend war. Die Abstufung der kB-Skala von links nach rechts
gibt die Anforderung an die Kapazität des Mikroprozessors wieder,
mit der die Animationszeit unverzerrt wiedergegeben werden kann (Flash.
3/2003).

- Jim Andrews: Seattle
Drift, 1997: Das DHTML-Gedicht beschreibt sein eigenes Wegdriften.
Das Driften kann nur angehalten oder rückgängig gemacht werden,
beeinflussbar ist es nicht. Andrews´ Kommentare befinden sich
im Quellcode (3/2003).

- Jim Andrews: Aleph
Null, 2011: Die Möglichkeiten von "Aleph Null", Farbmusik
zu generieren, lassen sich über ein Interface mit "Sliders"
ausloten. Mit der Eingabe der Zahl "1" (oder einem Klick auf
das Aleph Null-Signet links oben) lässt sich das Slider-Interface
aufrufen. Beim Überfahren der rechten unteren Zone mit dem Cursor
öffnet sich die Gebrauchsanweisung. Die Gebrauchsanweisung erleichtert
es, die Auswahl an Farben und Formen während der Generierung zu
ändern (JavaScript, HTML5. Freie Software. 6/2013).

- Mauricio Arango: Vanishing
Point, 2005: In einem Nachrichtenarchiv sind Meldungen über
Tagesereignisse gespeichert, über die in den sieben größten
Ländern der Welt in je ein bis zwei Tageszeitungen berichtet wurde.
Eine Weltkarte ("Peter´s Projection Map") zeigt in Graustufen,
über welche Länder wie viele Meldungen in den letzten 50 Tagen
im Nachrichtenarchiv gespeichert wurden. RSS Feeds der Tageszeitungen
liefern Kurzfassungen von Nachrichten, die chronologisch und nach Ländern
sortiert abrufbar sind (PHP Scripts, Flash. 6/2007. 10/2009 nicht mehr
im Netz).

- Cory Arcangel: Data
Diaries, 2003: Mit Quicktime wurden die Daten, die im Januar 2003
täglich durch den Arbeitsspeicher liefen, in Farb- und S/W-Animationen
übersetzt. Gezielt anti-artistische Datenkonversion mit Ready-Made-Software.
Arcangels RAM-Videos wurden kontrovers
diskutiert (Quicktime. 3/2003).

- Burak Arikan: MYPOCKET,
2008: "MYPOCKET" zeigt die Folgen von Vorhersagen, die auf
Grund von Wahrscheinlichkeitsrechnungen erstellt werden: Die Grundlage
der Vorhersagen zukünftiger Banküberweisungen liefern Burak
Arikans Überweisungen der letzten drei Jahre. Wenn Arikan die Vorhersagen
in seine Lebensweise integriert, dann entsteht ein Zirkel zwischen Handeln
und programmierten Vorhersagen. Grundlage dieses Zirkels ist die Angleichung
der Lebensweise an die Quantifizierung und Digitalisierung des Alltags.
"MYPOCKET" besteht aus "Transaction Graphs" zur
Darstellung ausgeführter Überweisungen, einem RSS Feed zur
Übertragung der Vorhersagen und einer Dokumentation von Überweisungsbelegen
mit Stempel, welche die vorhergesagte Wahrscheinlichkeit angeben (Java,
Flash, RSS Feed. 6/2013).

- Michael Aschauer, Josef Deinhöfer, Maia Gusberti, Nik Thönen:
./logicaland, 2002: Das Weltmodell
mit Statistiken startete im "first run" mit Daten des Jahres
2000, die UserInnen manipulieren können. Ein(e) UserIn kann mit
seinen/ihren Eingaben keine für ihn/sie direkt erkennbaren Veränderungen
hervorrufen, da nur die Veränderungen aller UserInnen registriert
werden (freie Software: GNU
GPL. 3/2003).

- Babel (Chris Joseph): Turnbaby,
2002: Thomas Alva Edisons experimentelle Tanzbewegungsstudien (zwei
Filme, Ende 19. Jhdt.) und ein Video von b´toch bet werden in
simultanen Kurzsequenzen und Stills vorgestellt. Video und Filme zeigen
kreiselnde Frauen. Laufende Bilder, Videosequenzen und durch Klick veränderbare
Simultanpräsentationen fügen sich zu Netzvarianten der Foto-
und Film-Montage. Die zur Kurzform reduzierte Historisierung des Zusammenhangs
zwischen Kulturen der Körperbewegung und Mediengeschichte ist auch
eine exemplarische Aktualisierung der im Netz verfügbaren visuellen
Möglichkeiten (HTML, Flash, Real Audio, JavaScript, Image. 3/2003,
6/2013).

- René Bauer/Beat Suter: Apple
in Space, 2004: Das Projekt erschafft Reinhard Döhls Apfelgedicht
von 1965 und Johannes Auers worm
applepie for doehl (1997) neu. Vom Apfel der Gedichte bleibt in
"Apple in Space" nur eine Umrisszeichnung aus Verbindungslinien
zwischen nummerierten Punkten. Die aktuellen Sucheingaben der Fireball
Livesuche (deutsches Suchsystem, Livesuche im fortlaufenden Reload)
`strömen´ im Streamfishing
von links nach rechts. Klicks auf die Worte führen zu Suchresultaten
in Fireball und angeklickte Worte erscheinen im Strom der Wörter
blau, während rote Worte "potentielle Würmer" (René
Bauer) sind: Gelangen diese in den Apfel, werden sie dort mit Begriffen
aus dem Umfeld der Datenbank mit Dateien der Website von Reinhard
Döhl (30 Zeichen im Text der Datenbank nach links und von dort
60 Zeichen nach rechts) `angereichert´. Wenn der Apfel gefüllt
ist, entlässt er die aufgefangenen Worte und das Worteauffangen
(als Fishing im Stream) beginnt von Neuem (Java. Das Flackern in PCs
verschwindet in Macs. 6/2007).

- Mark Beasley: reply-all.org,
2008/Version II, 2009: Die Mailing List erleichtert das Schreiben von
e-Mails, da sie Alternativen vorschlägt, wofür Texte der archivierten
Mails als Resourcen eingesetzt werden. Die list.serv/mailing list-Software
teilt einer Mail als Adressaten AutorInnen archivierter Mails nach Systemkriterien
(Kriterien der Ähnlichkeit abgesandter Mails: Länge, Inhalt
und die Häufigkeit gebrauchter Worte) zu. Die Vorschläge und
die Adressierung verändern sich mit der Menge archivierter Mails.
Archivierte Beiträge werden vom System modifiziert: Die Veränderungen
werden mit eckigen Klammern markiert. Ein Bot generiert Twitter-Beiträge
aus dem e-Mail-Archiv, die unter reply_all verfolgt werden können
(Python, Javascript. 10/2009).

- Vibeke Bertelsen/Zack Christ: Valley
of Uncanny #01, 2014: Der Däne Vibeke Bertelsen präsentiert
ein Visual zu Zack Christs "Tungo" im Browser: Er koordiniert
Animationen eines Kopfes, die in WebGL programmiert sind, mit der Musik
von Christ mittels "multiple tracks of keyframes". Die horizontale
und vertikale Neigung des Kopfes kann durch Cursorbewegungen modifiziert
werden (WebGL, Three.js; 7/2015).

- Simon Biggs:
Babel, 2001: 3D Projektionen von Zahlen des (in Bibliotheken verwendeten)
Dewey Decimal Classification Systems sind durch Klickoperationen modifizierbar
- und erscheinen modifiziert, weil die Operationen anderer UserInnen
zu sehen sind. Klicks auf Zahlen öffnen Fenster zu ca. 1000 Websites,
die Biggs den Zahlen zugeordnet hat. Diese Sites werden dem hierarchischen
Gliederungssystem der Bibliotheken unterworfen. Der Fluss der Ziffernprojektionen
führt die unübersehbare Vielfalt verfügbarer Daten vor
und ermöglicht es gleichzeitig, in thematisch geordnete Websites
einzutauchen. Zwischen Unübersichtlichkeit und geordneter Vielfalt
sind die beiden Pole der Skala des Daten- und Imaginationsraums (3/2003).

- Wafaa Bilal: Domestic
Tension, 2007: Der Iraker Wafaa Bilal richtete in der Flatfile Gallery
(Chicago) einen Raum mit Bett, zwei Tischen, Computer und Trainingsrad
ein, um in ihm einen Monat lang zu leben. "Paintballs" mit
gelber Farbe lagen in einer Schießvorrichtung, die über das
Internet ausgelöst werden konnte. Die Website des Projektes zeigte
die Bilder der Kamera auf der Schießvorrichtung und ermöglichte
es, die "Paintballs" abzuschießen. Außerdem konnten
ihre BesucherInnen miteinander in einem Chat kommunizieren. Bilal wollte
an seinen Bruder erinnern, der in Irak von einer amerikanischen Missile
getroffen wurde, und fragte sich, wie er in das sichere Amerika die
irakische Situation importieren könnte (Vorläufer: Caleb Larsens
Installation Monument
(2006), die bereits auf Internet-Daten über getötete Personen
mit Schüssen kleiner gelber Kugeln in einen Ausstellungsraum reagiert.
6/2013).

- Natalie Bookchin: The
Intruder, 1999: In Jorge Luis Borges´ Erzählung La
Intrusa (1966) begehren zwei Brüder eine Frau. Bookchin übersetzt
die Geschichte in ein Spiel mit zehn Levels. Die Erzählhandlungen
des "shooting, fighting, catching, or colliding" (Bookchin,
2005) werden in Interfaces übersetzt, die teilweise Modifikationen
von Game-Klassiker wie "Pong" oder "Space Invaders"
sind. SpielerInnen werden in die Positionen von einem der Brüder
oder ihres Opfers versetzt. Als Belohnung sind weitere Textpassagen
zu hören. SpielerInnen gewinnen im Sinne der Fortsetzung der Handlung
auch durch Verlieren. SpielerInnen müssen mehrfach die Position
der Brüder einnehmen, für die schließlich die Ermordung
der Begehrten die Lösung ihrer Bruderliebe ist (Shockwave. 6/2013).

- Jonah Brucker-Cohen: Google
Alert Loop, 2008: Google Nachrichten und Suchresultate können
mit Google Alert als an die
eigenen Interessen angepasste e-Mails empfangen werden. Brucker-Cohen
leitet diese Meldungen weiter an einen Blog in Blogger.com
(im Besitz von Google). Die in Google Alert bereits wiederholte Meldung
wird im Blog noch einmal wiederholt und kann wiederum Inhalt des nur
Google Services auswertenden Google Alert (und damit des Blog) werden.
Die Strategie von Google, für die Verbreitung vieler Meldungen
zu sorgen, wird in ihren Konsequenzen gezeigt: infinite Meldungsloops
(10/2009).

- Büro Destruct/CUE/Humantools: Los
Logos, 2002: Um sowohl Logos von Großkonzernen als auch Signets
von kleineren Firmen und Geschäften zu archivieren, die in Folge
der Konzentration auf wenige Korporationen mit vielen Filialen verschwinden,
ist die Site Los Logos offen für Einsendungen von Aufnahmen, die
Logo- und Signet-Fundstücke zeigen. Diese werden mit Angaben zum
Fundort in eine virtuelle Logo-Stadt integriert. Die dreidimensionale
Simulation eines urbanen Kontextes aus real aussterbenden Logos dient
der Rekonstruktion der untergehenden lokalen Brechungen des Urbanen,
welche die Logo-Kultur nicht unwesentlich prägten (JavaScript,
Director). Ein Logo-Gedächtnis-Spiel erweitert die Design-Site
(JavaScript, Flash. 3/2003).

- Andrew C. Bulhak: The
Postmodernism Generator, 2000: Vom 25.2.2000 bis zum 18.8.2003 produzierte
der "Postmodernism Generator" 887238 Artikel. Er erstellt
mit jedem Abruf einen neuen Text. Bulhak verwendet seine Dada
Engine in einer von Joash Larios modifizierten Version, die Zufallsoperationen
in syntaktischen Rekursionen ausführt. Der Generator lässt
sich mit seiner Travestie postmoderner Theorie als Konsequenz des postmodernen
Pastiche verstehen. Als Folge dieser Konsequenz legt der Generator eine
Überschreitung des Denkrahmens `Postmoderne´ nahe (3/2003).

- Heath Bunting:
_readme.html, own, be owned or remain invisible, 1997: Ein Artikel
von James Flint in "The Daily Telegraph" über Bunting
dient als Textquelle, um vorkommende Begriffe xyz mit http://www.xyz.com-URL-Adressen
zu verlinken. Seit 1997 führen immer mehr dieser Links zu Websites.
Ein NetArt-Klassiker (3/2003).

- Ralf Chille: Capture
the Map, 2003: Ein/e SpielerIn kann gegen den Rechner oder gegen
andere SpielerInnen zu gewinnen versuchen. Für beide Parteien stehen
je 64 blaue oder orange Nadeln ("pins") am Spielanfang bereit,
die auf der Weltkarte nach Eingaben von Begriffen in Textfelder (links
für die blaue Partei und rechts für orange) plaziert werden.
Begriffe werden Orten mit Hilfe der NetGeo-Datenbank
der Cooperative Association for Internet Data zugeordnet. Wem es gelingt,
zuerst alle Nadeln zu plazieren, hat gewonnen. Wenn das Spiel vorher
beendet wird, zählt der erzielte Punktestand (gemessen in "sticks",
und bei gleichem Punktestand entscheidet, wer mehr "squares"
bzw. "fields" besetzt und gesichert hat ("saved fields",
siehe Introduction. Flash) (6/2007. 10/2009 nicht mehr im Netz).

- Paolo Cirio/Alessandro Ludovico: Face
to Facebook, 2011: Nachdem Paolo Cirio und Alessandro Ludovico eine
Million Profile Facebook entwendet haben, prüften sie diese auf
ihre Brauchbarkeit für eine Dating-Website. Mit Hilfe eines Programmes
zur Gesichtserkennung ordneten sie Kriterien für Geschlechter und
Kategorien wie "Smug Man" oder "Easy Going Woman"
zu. Wer die Dating Site lovely-faces.com
besucht, erhält Offerten für einen Zufallseinstieg in die
Gruppen, die sich aus der Zuordnung ergaben. Facebook hat erwartungsgemäß
mit Cease-and Desist-Aufforderungen reagiert, da "lovely-faces.com"
Informationen wieder verwendet, auf die Facebook Copyright-Ansprüche
erhebt. Über Facebook Messages können BesucherInnen von "lovely-faces.com"
mit den abgebildeten Menschen kommunizieren (6/2013).

- Nicolas Clauss: Le
Cri, 2002: UserInnen können den Ablauf der Aktionen von Stéphane
Copin und der Musik ("Piano Phenstec" mit Musik von Karlheinz
Stockhausen) durch schnellere oder langsamere Klickfolgen bestimmen...als
würden die Video-Layers beeinflussenden Klickbewegungen Lärmen
und Schreien erzeugen, als würde der Performer auf schnellere Klickfolgen
und lauter werdende Musik mit schnelleren Körperbewegungen reagieren,
als zwänge ihn ein anschwellender Schmerz dazu (Director, JavaScript.
3/2003, 6/2007).

- Wayne Clements: logo_wiki,
2007: WikiScanner von Virgil
Griffith (2007) liefert die Daten für logo_wiki: Von den im WikiScanner
erkennbaren Veränderungen von Wikipedia-Beiträgen durch anonyme
AutorInnen, deren IP-Adressen sich zu Servern des Militärs, von
Regierungen und zu Korporationen zurückverfolgen lassen, zeigt
logo_wiki in Echtzeit die aktuellen an, und ersetzt das Wikipedia-Logo
durch das Logo des Unternehmens oder der Institution, für das oder
die geschrieben wird (Perl. 10/2009).

- Florian Cramer: Permutationen,
Frühjahr 1996-1998: Cramer offeriert Wortkombinationsmaschinen,
Proteusgedichte und andere literarische Zufallsverfahren in Web-Rekonstruktionen,
die das Spiel mit Zufällen fortzusetzen erlauben. So lassen sich
zum Beispiel das "Systema Infinitum" (Anonym, 1717) und Raymond
Queneaus «Cent mille milliards de poèmes» auch in
Cramers Webfassungen `erspielen´, während Tristan Tzaras
Anleitung «pour faire un poème dadaiste» mittels
Auswahl von Zeitungen, Eingaben von URL-Adressen oder Einschreibungen
in ein Textfeld ausgeführt werden kann. In "Here comes everybody"
liefert ein Textautomat nach der Wahl von Buchstaben Silben und nach
der Wahl von Silben Silbenkombinationen als Wortfindungen. Als Rekursionsquelle
zur Bildung von portmanteau-/Schachtelwörtern dient James Joyces
"Finnegans Wake" (Perl, freie Software: GNU
GPL. 3/2003).

- Douglas Davis: The
World´s First Collaborative Sentence, 1994: Der Klassiker der Netz-Mitschreibeprojekte
addiert die Beiträge wie ein Cadavre exquis. Es gibt keinerlei
Vorgaben, außer der Regel, dass Beiträge ohne Punkt enden
müssen. Das Programm, das für die Befolgung dieser Regel sorgt,
wurde von findigen UserInnen ausgetrickst. Die ca. 200.000 Beiträge
sind in (im August 2003: 21) Seiten eingeteilt worden (3/2003. Meldung
6/2007: Netzwerk-Zeitüberschreitung. Dokumentiert im Internet
Archive 10/2010).

- Frédéric Durieu: Oeil
complex, 2000: In der interessantesten Arbeit der Werkgruppe oeil
pour oeil pour oeil verwandeln sich 3D-Augenkonstellationen durch
Cursorbewegungen auf überraschende Weise (Director). Durieu gibt
an, den Quellcode für dieses Beispiel "algorithmischer Poesie"
mit der Funktion 1/ (a+bi) in einem Tag geschrieben zu haben (Interview
mit Jim Andrews, Paris
Connection. 3/2003).

- Jonathan Feinberg/Marek Walczak/Martin Wattenberg: Apartment,
2001: Eingegebene Worte aus dem Wohnbereich werden zwölf semantischen
Kategorien zugeordnet, denen zwölf Wohnraumtypen entsprechen. Diese
Zuordnung ist die Basis für die Generierung von Wohnungsgrundrissen,
auf denen die Bezeichnungen der Wohnraumtypen sowie die eingegebenen
Begriffe erscheinen und die gespeichert werden können. Auf den
Grundrissen können eingegebene Begriffe auch animiert in Schlaufen
erscheinen. Wohnungen können aus dem Archiv über Karten ("Cities")
abgerufen werden, auf denen die gespeicherten Grundrisse in verschiedenen,
von ihren Eigenschaften bestimmten Anordnungen erscheinen. Suchsysteme
finden mit den eingegebenen Begriffen im Internet Bilder für die
Generierung dreidimensionaler Körper. BeobachterInnen können
sich durch die VRML-Körper bewegen und die eingegebenen Worte via
Text-to-Speech Software hören (Java, VRML-Dateien z. B. mit FreeWRL
oder Cortona und erstellte .wrl-Dateien öffnen in Firefox. 6/2007).

- Mary Flanagan: [six.circles],
2004: Zwei SpielerInnen schieben Dreiecke auf der Spielfläche übereinander
und bilden Hexagone. Drei Dreiecke pro Hexagon müssen mit einem
roten "x" infiziert werden, bevor sie mit zwei Kettengliedern
geschlossen werden können. Die geschlossenen Hexagone erscheinen
gelb. Zum Heilen zu stark infizierter Hexagone können grüne
griechische Kreuze eingesetzt werden. Das nach Punkten gewinnbare Spiel
wurde für die "Thank you" Show der Wooloo Organization
entwickelt, um Geld für ein HIV-Ausbildungszentrum in Khayelitsha/Südafrika
zu sammeln (Flash. 6/2007).
![[six.circles]](NATipp19.jpg)
- Ben Fry: Anemone,
2000: Die Webinstallation einer "Spielzeug"-Version von "Anemone"
führt die Struktur der Website der The
Aesthetics + Computation Group (ACG, MIT Media Laboratory, Leitung:
John Maeda) mittels einer Auswertung des User Logs vor. Die zweidimensionale
Visualisierung mit den wachsenden Verästelungen, die einem "reproduction
rule" folgen, und mit verschiebbaren, von einem "movement
rule" koordinierten Zweigen ist ein Beispiel für das Konzept
des Organic Information
Design. Das Projekt "Anemone" dient dazu, BeobachterInnen
die Orientierung in sich laufend verändernden und komplex strukturierten
Websites zu erleichtern. Die Dicke der weißen Verbindungen zeigt
die Häufigkeit ihres Abrufs an, während die orangenen Linien
die Wege der BeobachterInnen der ACG-Site präsentieren. Mit Klicks
auf Zweige und Linien öffnen sich die angezeigten URL-Adressen
(C++, OpenGL, Java. 6/2007).

- Ben Grosser: Facebook
Demetricator, 2012: Während Burak Arikan in "MyPocket"
(2008, s. Kurztipp) die Folgen der Quantifizierung des Lebens für
Statistiken und Vorhersagen anzeigt Lebenswelt und Datenwelt
durchdringen sich, bis Erstere von Letzterer bestimmt wird werden
in Ben Grossers Browserextension (für Google Chrome, Safari, Firefox
mit Greasemonkey) die in Facebook integrierten Statistiken unsichtbar:
Die Mengen an Freunden, Kommentaren und Zustimmungen ("like")
werden verborgen (Javascript, jQuery. Open
Source. 6/2013).

- Guerillamarketing.it/molleindustria.it: where-next.com,
2005: Wer den Ort des nächsten Terroranschlags am präzisesten
vorhersieht, der gewinnt: SpielerInnen klicken auf einer Welt- und Satellitenkarte
den Standort an und wählen in dem Formular, das unter der Karte
steht, eine der sechs Arten des Anschlags. Wenn in 48 Stunden mindestens
10 Zivilopfer in Nichtkriegsgebieten gemeldet werden, dann gewinnt,
wer die präziseste Vorhersage gemacht hat (entscheidend: die Wahl
der Art des Anschlags und die Genauigkeit der Lokalisierung). SiegerInnen
werden gelbe T-Shirts zugeschickt, auf denen Ort, Zeit und eine Abbildung
des Anschlags zusammen mit dem Satz "I predicted it" aufgedruckt
sind. Gegen "political correctness" wird verstoßen,
um die kapitalistische Logik des "Gewinne ohne Rücksicht auf
Moral" und die Mittel der Unterhaltungsindustrie wie die Kombination
von Spiel, Spektakel und Gewalt an einem prekären Fall ad absurdum
führen zu können: Die realen Opfer werden im Spiel so wenig
berücksichtigt wie zum Beispiel von der Waffen- und Computerspielindustrie
(6/2007).

- Jonathan Harris: Universe,
2007: Das Projekt ermöglicht assoziatives Springen durch Tagesmeldungen
aus verschiedenen Zeitungen. Die Meldungen des amerikanischen News-Aggregators
Daylife lassen sich mit Stichworteingaben
abrufen. Ein Java-Applet bietet verschiedene grafische Möglichkeiten,
die gefundenen Meldungen in Zusammenhängen zu sehen: In "Shapes"
zum Beispiel erscheinen Schlagworte, als wären die Buchstaben Darstellungen
von Sternkonstellationen am Firmament. Nach dem Klick auf einen der
Begriffe kreisen die gefundenen Meldungen um eine Mitte, in der nach
einem weiteren Klick die gewählte Meldung erscheint, und der nächste
Klick auf diese Meldung ruft wiederum innerhalb des gewählten Zeitraums
("past day/past month/past year") weitere zum Titel (als Stichwortgeber)
passende Meldungen auf. Links führen zu den Quellen der Meldungen
in "Daylife" (Java, Processing. 6/2007).

- Tiffany Holmes: World
Offset, 2008: Das Projekt animiert zum Einsparen von Kohlenstoff
(CO2). Es bietet eine Liste an Einsparmöglichkeiten. TeilnehmerInnen
können ihre geplanten Einsparungen bzw. Versprechen ("promise")
anonym oder mit Username eintragen. Statistiken und eine Karte (Google
API) zeigen den aktuellen Stand der Einsparungen an wenn die
Versprechen der Realität entsprechen. Das Projekt erleichtert TeilnehmerInnen
eine freiwillige Selbstinstruierung. Sie entscheiden, ob die Grenze
von der Datenwelt zur praktizierten Ökologie überschritten
wird (10/2009).

- Brian House: Tanglr, 2013:
Wenn "Tanglr" nach seiner Installierung als Google Chrome-Erweiterung
aktiviert wird, dann wird sein/e AnwenderIn anonym mit einem/einer PartnerIn
verbunden, den/die das System wählt. Jedem/jeder PartnerIn zeigt
der Browser die Surfaktionen der anderen Seine an. Um noch im Web aktionsfähig
zu sein, müssen beide Seiten Wege finden, zu kooperieren: Wer agiert,
benötigt den/die PartnerIn, um die verlorene Kontrolle über
den Browser wieder zu erlangen (Python, Tornado. Freie
Software: GNU GPL.
6/2013).

- Lisa Jevbratt/C5: 1:1(2),
1999/2001-2002: Die erste Database von 1999 bestand aus damals besetzten
IP (Internet Protocol)-Adressen, die mit Crawlern ermittelt wurden.
2001-2002 wurde die Database im Bereich der 1999 ermittelten IP-Adressen
aktualisiert. Die Adressenermittlung liess die Zugänglichkeit der
Adressen unberücksichtigt. Fünf Interfaces ermöglichen
verschiedene Zugänge zu den beiden Databases. Das Interface "Migration"
zeigt die zwischen 1999 (rot) und 2001 (grün) veränderte IP-Adressenvergabe
(3/2003).
![1:1(2) [migration]](NATipp23.jpg)
- Michael Joyce: Twelve
Blue, 1996: Die multilineare Erzählung besteht aus "8
bars" als horizontale Textlinien, die wiederum vertikal in "12
threads" unterteilt sind. 96 (12 x 8) Textsegmente sind durch 169
Links verbunden. In den Segmenten der mit Storyspace
(von Joyce in Pascal programmierte Software) entwickelten Hyperfiction
kehren Wasser- und Farbmetaphorik ("blue") in 12 Monaten ("12
threads" von Dezember bis November) wieder. Die "12 threads"
legen eine zeitliche Linearität in der Multilinearität fest
und Joyces Textsegmente lassen fortschreitende Handlungsstränge
erkennen (Heibach, Christiane: Literatur im Internet. Theorie und Praxis
einer kooperativen Ästhetik. Diss. Universität Heidelberg
2000, S.260-266. Storyspace. 3/2003).

- Carlos Katastrofsky: Area
Research, 2004: Erscheinen in Neighbourhood
Research (2004) nur zwei ip-Adressen als Nachbarschaft einer eingegebenen
URL-Adresse, so informiert "area research" über 20 umliegende
ip- und URL-Adressen. Hinter nicht wenigen dieser Links zu digitalen
Nachbarn stehen Webseiten, zu denen der Zugang "forbidden"
ist (6/2007).

- Mario Klingemann/Oleg Marakov: Islands
of Consciousness, 2006: Ein Index rechts zeigt in kleinem Format
die Bilder, die aus Flickr.com geladen und in großem Format als
filmischer Bildstrom präsentiert werden. Die Bildauswahl erfolgt nicht
rein zufällig: Mindestens ein Merkmal beziehungsweise "Tag"
muss das folgende mit dem vorangegangenen Bild teilen. Die visuellen
Effekte sind zufallsgeneriert. Die Musik wird aus einem Klangarchiv
(40 MB Soundsamples) generiert. Dieser Soundtrack beeinflusst die Abfolge
der sich wiederholenden Bilder und visuellen Effekte. Der Film entsteht
in Echtzeit im Rechner der BeobachterInnen, also sehen BeobachterInnen
vor verschiedenen Rechnern nie den gleichen Film (Flash, Flashr. 6/2007).

- Nick Knouf: MAICGregator,
2009: Die Firefox Extension ersetzte Links und Fotos auf akademischen
Webseiten via Data Mining durch externe Links und Fotos, welche die
Verbindungen zu Sponsoren aus militärischen Komplexen und industriellen
Bereichen anzeigten. Außerdem wurde die Suche nach Informationen
über Trustees unterstützt ("Current Alternative News").
Mit einem Klick auf Refresh konnte die ursprüngliche Webseite aufgerufen
werden (Freie Software: GNU
GPL V3 mit Veränderungen.
Seit 2014 nicht mehr aktualisiert; 10/2009, 7/2015).

- Steve Lambert: Add-Art, 2008:
Das PlugIn auf der Basis der Firefox Extension Adblock
Plus (2006) ersetzte Werbung alle 2 Wochen durch neue Bilder von
KünstlerInnen. Im Browser erschien rechts oben ein rotes ADB-Logo.
Ein Klick auf dieses Logo öffnete ein Menü, über das
einzelne Add-Art-Elemente blockiert werden konnten (Perl, JavaScript,
Open Source. Nicht für neue Firefox-Versionen aktualisiert; 10/2009,
7/2015).

- Olia Lialina: My
boyfriend came back from the war, 1996: Die Seite ist zunächst
in zwei Frames unterteilt. Links erscheint ein Frame mit zwei Bildfragmenten
(ein Fenster und ein Paar) ohne Klickfunktionen. Der rechte Frame zeigt
zuerst Lialinas Porträt und teilt sich dann von Klick zu Klick
in weitere Frames mit Text- und Bildfragmenten. Zuletzt erscheinen lauter
schwarze Frames, bis auf zwei Frames links und rechts. Auf der linken
Seite bleibt der erste Frame unverändert, und rechts unten erscheint
Lialinas Name mit mailto-Link. Klassiker der Frames-Anwendung (3/2003).

- Les Liens Invisibles: Repetitionr,
2010: Man fülle das Petitionsformular aus und gebe an, wie viele
Signaturen erzeugt werden sollen. PetitionsautorInnen werden in e-Mails
über den Fortschritt der Signaturproduktion unterrichtet. Mit "Repetitionr"
lassen sich Petitionen vermeiden, denen die Zustimmung fehlt. Zustimmungsstastiken
werden durch Sites wie "Repetitionr" fragwürdig (6/2013).

- Jonas Lund: The
Paintshow, 2012: Paintshop.biz
ist ein Webprogramm für das kollaborative Erstellen von Bildern
mittels Mausbewegungen (vgl. Graphic
Jam, 1999 von Andy Deck und Mark Napier). Wer den Prozess der Bilderstellung
durch einen Klick auf "Sign & Sell the Painting" abbricht,
kann mit einem Namen signieren, der dann eines der Anhaltspunkte für
das Ranking in der Bildergalerie wird. Der Bekanntheitsgrad der von
TeilnehmerInnen eingesetzten Künstlernamen wird mit Statistiken
von Artfacts Ranking, Facebook Likes, Retweets und Google Page Rank
ermittelt. Daraus ergibt sich die Reihenfolge der Bilder im online
catalogue, und die/der Signierende erhält beim Verkauf den
Erlös (nach Abzug der Unkosten). KäuferInnen können für
jeden Entwurf eine Ausführung auf Leinwand bestellen. In der Paintshow
(Studio des Stedelijk van Abbemuseum, Eindhoven, 12.-19.12.2012) hingen
tausend Farbdrucke der ersten tausend Entwürfe im Ranking lückenlos
über- und nebeneinander. KäuferInnen erhielten die Farbdrucke
der Ausstellung sofort, und das verkaufte Bild wurde durch ein anderes
ersetzt (6/2013).

- Andrew Lyman: [openspace]
wilderness, 2014: Andrew Lyman archivierte einen Teil der Posts,
die auf der Plattform Blogger.com gespeichert wurden, bevor sie Google
Plus übernahm. Die archivierten Einträge waren 2014 mindestens
sechs Jahre alt. Ausgefiltert wurden Blogs, deren Posts nicht in englischer
Sprache geschrieben wurden und/oder "weniger als zwei Posts"
enthielten. Mittels Google Blogger API werden Suchanfragen in dem bis
1999 verwendeten 9-stelligen ID-System ausgeführt. In "[openspace]
wilderness" können alte Posts bewertet ("[like]")
und kommentiert ("[comment]) werden. BesucherInnen der Site
können sich als "predators" oder "foragers"
registrieren und erhalten dann verschiedene Zugangsrechte zu Funktionen,
durch die auf archivierte Posts reagiert und der Database ein `zweites
Leben´ verliehen werden kann (django vl.5 als Editor, Python,
jquery, HTML, CSS; 7/2015).
![[openspace] wilderness](NATipp73.png)
- Nicolas Maigret: The Pirate
Cinema, 2013: Die Online-Version zeigt einen Strom von BitTorrent-Segmenten
der 100 meist heruntergeladenen Filmen der Plattform Pirate
Bay. Die Filme werden in der Übertragung von Client zu Client
(Peer to Peer) fragmentiert und nach der Übertragung wieder zusammengesetzt
(Torrent). Die Absender- und Empfänger-Länder der Filmfragmente
erscheinen im Vorführungsfeld links und rechts oben. In Installationen
sorgen bis zu fünf Computer für ein konstantes Herunterladen
von Filmsegmenten, die simultan präsentiert werden (7/2015).

- Michael Mandiberg: Oil
Standard, 2006; Real Costs,
2007: Das Firefox Plug-in "Oil Standard" ändert Preise,
die Webseiten in U.S. Dollar angeben, in aktuelle Rohölpreise (in
"Barrel"). Mit den Rohölpreisen auf dem Ölmarkt
ändern sich in Echtzeit die Warenpreise in "Barrel".
In "Real Costs" entwickelt Mandiberg das Plug-in 2007 weiter:
Es ersetzt Flugdaten in Websites von Fluglinien wie Orbitz.com, United.com
und Delta.com durch Berechnungen des CO2-Ausstoßes. Die Luftverschmutzung
von Reisen mit Bus oder Zug wird verglichen mit dem CO2-Ausstoß
von Flugzeugen, welche die gleiche Strecke zurücklegen (Firefox
Extension Greasemonkey. 6/2007).

- Pauline Masurel: Blue
Hyacinth, 2002: Vier Kurzprosa-Texte erscheinen in verschiedenen
Blautönen. Zwei vierfarbig unterteilte Quadrate bieten Klickflächen
zum Abruf der Texte. Die Texte sind in je 30 Stücke unterteilt.
Wenn der Cursor über einen als Ausgangspunkt gewählten Text
bewegt wird, werden laufend andersfarbige Textstücke integriert.
Im Quellcode erklärt Masurel die Integration von nummerierten Textstücken
in "slices" (Stir Fry Indices auf Basis der DHTML innerHTML
Methode). 1.152.921.504.606.846.976 Texte sind generierbar (3/2003).

- !Mediengruppe Bitnik: Random
Darknet Shopper, 2014: Für eine Installation in der Ausstellung
"The Darknet From Memes to Onionland. An Exploration"
(Kunst Halle St. Gallen 2014) entwickelten Carmen Weisskopf und Domagoj
Smoljo einen Bot, der im (nur über einen Tor-Browser zugänglichen)
Darknet jede Woche eines der Angebote im Agora Market Place willkürlich
auswählte und Bestellungen mit Bitcoins im Wert von je hundert
Dollar ausführte. Das Bestellte wurde an die Kunst Halle geschickt
und dort in 10 Glaskästen präsentiert. Nach der Finissage
wurde Staatsanwalt Jan Duttweiler alarmiert, dass auch Drogen unter
den ausgestellten Objekten waren. Der Staatsanwalt beschlagnahmte das
Werk, um es drei Monate später an die !Mediengruppe Bitnik zurück
zu geben und ihre Mitglieder wurden über den Verzicht auf eine
Anklage informiert, weil die Ausstellung von Drogen als Kunst für
zulässig erachtet wird, da sie nicht konsumierbar ausgestellt wurden.
Das Paket mit Ecstasy wurde von der Polizei geöffnet und die 10
Pillen wurden nach der Untersuchung vernichtet. Als Relikte der Aktion
bleiben die Kästen mit den bestellten Objekten und die Webdokumentation
der Einkäufe (Terminal mit Tor-Browser, Crawler, 10 Glaskästen;
7/2015).

- Moddr Lab: Web 2.0 Suicide
Machine, 2009: Mit der Website lassen sich private Einträge
und Freund-Verbindungen von Facebook-, Myspace-, LinkedIn- und Twitterkonten
entfernen. Das Passwort und das "profile picture" werden geändert.
Facebookkonten werden nicht mehr auffindbar (aber nicht gelöscht).
Facebook verlangt beim Registrieren, den Besitzanspruch des Unternehmens
auf alle Einträge zu akzeptieren. Moddr Labs "Web 2.0 Suicide
Machine" wie auch Les Liens Invisibles Seppukoo
(2009) machen auf das Problem aufmerksam, dass die Registrierten mit
ihren Beiträgen zwar kostenlos den Besitz von Facebook vermehren,
dennoch können sie nicht frei darüber verfügen, wie ihre
Beiträge gespeichert und verbreitet werden. Facebook verwies auf
seine Besitzrechte, als es mit einer Cease- and Desist-Aufforderung
an Moddr und Les Liens Invisibles reagierte (6/2013).

- Molleindustria: Free
Culture Game, 2008: In diesem Spiel mit offenem Ende sind die TeilnehmerInnen
an Open Source Kulturen von VertreterInnen eingekreist, die an Urheberrechts-
& Patentverwertungen interessiert sind. Die Spieltaktiken stehen
stellvertretend für aktivistische Taktiken, einen Sieg der Kommerzialisierung
von Urheber- und Patentrechten zu verhindern (Flash. 10/2009).

- Molleindustria: Phone Story,
2011: Eine vier Minispiele begleitende Stimme klärt über die
Arbeitsbedingungen in verschiedenen Phasen der Produktion von Smartphones
auf. So werden unter Anderem die Bedingungen beim Koltan-Surfen in der
Demokratischen Republik Kongo und bei Foxconn in Taiwan vorgestellt,
während der/die SpielerIn die Spielfunktionen eruiert und damit
die vom Spiel nachgestellten Ziele der Arbeitgeber verfolgt. Die Komplizenschaft
des Spielers/der Spielerin als Smartphone-BesitzerIn thematisieren die
Versionen für Google Android, MacOS und Windows. Die iPhone-Version
wurde von Apple zensiert und aus dem App Store verbannt. Der Preis von
73 Cent für die Android-Version dient der Unterstützung von
Organisationen, die sich gegen die inhumanen Arbeitsbedingungen engagieren
(6/2013).

- Nick Montfort: ppg256
(Perl Poetry Generator in 256 characters), 2008-2012: Nick Montfort
stellte "ppg256" in
Texten vor, die Versionen des Codes enthalten, der in die "command
line" zu übertragen ist. Montfort folgte dem Ziel von Perl
Golf, möglichst kurze Programme zu schreiben, und erstellte
einen möglichst kurzen Code aus 256 Buchstaben. Das Programm generiert
Worte und kombiniert diese in Gedichten aus ein bis sieben Zeilen und
Überschrift (Perl, 6/2013).

- Eduardo Navas: Traceblog,
2008: TrackMeNot
wurde 2006 von Daniel C. Howe und Helen Nissenbaum entwickelt, um Data-Mining
zur Erfassung privater Vorlieben ad absurdum zu führen: Die Firefox
Extension erzeugt einen Überfluss an Suchanfragen, durch die eigene
Logs und so auch die sie leitenden Vorlieben unerkannt
bleiben. In Traceblog veröffentlicht Navas die Anfragen seiner
von ihm mit dem Öffnen von Firefox gestarteten TrackMeNot-Anwendung
in einer nicht leicht lesbaren und der Selbstdarstellung in Blogs entgegen
gesetzten Art "to reference the actual form in which the logs would
be stored in a database." So entsteht mit TrackMeNot in Blogger
ein automatisierter Blog ein Gegensatz zum Überfluss an
Blogs mit Meinungsäußerungen. Blogger gehört Google,
deren Suchmaschine wird von den Suchanfragen überfüttert und
deren Verwertung für Google Ads und andere Google Services wird
zwecklos (10/2009).

- Nullpointer (Tom Betts): WebTracer, Version
1, 2001/Version
2, 2003: Version 2 des Browsers veranschaulicht die Links zwischen
Seiten einer Website in einem dreidimensionalen Diagramm: Das grafische
Gebilde aus Linien zwischen Kugeln verschiedener Größen und
Farben, welche die Rolle von Webseiten in der Struktur der Site anzeigen,
ist mit den Pfeiltasten drehbar und kann vergrößert sowie
verkleinert werden. Die Kugeln zeigen beim Überfahren mit dem Cursor
die Dateinamen der Webseiten an. In der ersten Version konnten diese
Webseiten mit einem Klick geöffnet werden, in der zweiten Version
geht dies nicht mehr. In den "Spider" der Version 2 wird eine
URL-Adresse einer Website eingegeben, um Dateien mit Daten über
die internen Links zu erstellen, welche der "Visualizer" für
die Erstellung des Site-Diagramms benötigt (nur für PC. OPENGL,
DirectX, C++. 6/2007).

- Einar Öberg: Urban
Jungle, 2014: Nachdem auf einer modifizierten Ansicht von Google
Maps ein Ort durch Ortseingaben und/oder Verschieben eines Pegman-Icons
gewählt wurde, erscheint auf Google Street View eine von Fauna
überwucherte Ansicht dieses Ortes. Öberg nutzt Googles Tiefendaten
der Street Views, um Ansichten von Boden und Fassaden in einen "urban
jungle" zu verwandeln. Der Pfeil erhält in "Urban Jungle"
eine plastische Form und der BeobachterInnenstandort lässt sich
nur noch über sehr viel kürzere Distanzen als in Google Street
View verschieben. Hin und wieder transportiert "Urban Jungle"
BeobachterInnen in 3D-Ansichten von Innenräumen (WebGL, three.js,
HTML 5, Javascript; 7/2015).

- Julian Oliver: Border Bumping,
2012: Das Projekt besteht aus einer Application für Android Smartphones
und einer Website mit einer Landkarte. Mit der Application lassen sich
an Ländergrenzen die Differenzen zwischen mobiler Länderkennung
und geographischem Grenzverlauf feststellen und dokumentieren. Eine
Landkarte auf der Website des Projektes zeigt die Verschiebungen zwischen
geographisch festgelegtem Grenzverlauf und von Smartphones angezeigtem,
mit einem Wechsel des Dienstanbieters verbundener Grenze (6/2013).

- Josh On & The Futurefarmers: They
Rule, 2001/2004/2011:
Mehrere Diagramme zeigen Machtverhältnisse, die sich aus der Verteilung
von Aufsichtsräten in Konzernen ergeben. Besonders leicht erkennbar
wurden in der ersten Fassung von 2001 solche Verbindungen bei der Karte
"Pepsi urs Coke". In der zweiten Fassung von 2004 lassen sich
personelle Verbindungen zwischen Korporationen durch Sucheingaben abfragen,
so zum Beispiel die Verbindungen zwischen "PepsiCo" und "Coca-Cola".
Die in Popups erscheinenden Daten der verschiebbaren Aufsichtsrat-Icons
sind von den AktivistInnen The
Futurefarmers gesammelt worden, um Transparenz für ökonomische
Machtverhältnisse zu erhalten und um dieses Wissen in Aktionen
einsetzen zu können. Karten wurden 2004 aktualisiert. Seit 2011
liefert LittleSis.org Daten über
die 1000 größten Firmen der USA für die Erstellung neuer
Karten (Flash, PSP, MySQL. 3/2003, 6/2007, 6/2013).

- Trevor Paglen/The Institute for Applied Autonomy (IAA): terminalAir,
2007: Das Projekt stellt auf einer Weltkarte den Flugverkehr des CIA
(Central Intelligence Agency, U.S.A.) zwischen kommerziellen Flughäfen
und Militärstützpunkten vor. Diese Flüge sind Teil eines
"extraordinary rendition program" und damit wichtiges Element
der Ausführung illegalen Kidnappings zum Zweck des Verhörs
von Verdächtigen mit Foltermethoden. Die "torture taxi data"
sind chronologisch abrufbar und werden aktualisiert (Flash. 6/2007).

- W. Bradford Paley: TextArc,
2002: Beziehungen zwischen Worten in literarischen Texten (exemplarisch
in Shakespeares "Hamlet" und in Lewis Carrolls "Alice´s
Adventures in Wonderland", aber auch in allen anderen eTexten des
Project Gutenberg) werden graphisch
als Linien in einem Oval dargestellt. Beispiel "Hamlet": Um
so häufiger Wörter vorkommen, um so heller erscheinen sie.
Wortumfelder (die Zusammenhänge, in denen sie wiederkehren) werden
von grauen geraden Linien dargestellt. "Pairwise Associations"
zeigt in lilafarbenen Bogenlinien die Reihenfolge der Wortvorkommen
im Text und in orangen bis roten geraden Linien die wiederholten Verwendungen
von Wortpaaren. Beziehungen zwischen Wortgruppen mit gemeinsamer Herkunft
lassen sich unter "Show concordance" (auch über die Alt-Taste
oder über Doppelklick) abrufen und werden mit geraden orangen Linien
präsentiert (Java. 3/2003).

- Dan Phiffer/Mushon Zer-Aviv: ShiftSpace,
2006-2011: Nach der Installation der Greasemonkey Firefox Extension,
der ShiftSpace Applikation (Version 09, 14.6.2007) und der Registrierung
können Webseiten annotiert werden und die Anmerkungen sind im Internet
auf der annotierten Seite abrufbar. Mit Shift- und Space-Taste wird
die Konsole aktiviert. Unter dem "§"-Zeichen erscheinen
die Annotationen, die von TeilnehmerInnen erstellt wurden. Eine Liste
aktueller Annotationen erscheint auf der Homepage des Projektes unter
"latest shifted sites". Mit der Shift-Taste lässt sich
das Shift-Menü mit den Buttons für Funktionswerkzeuge neben
dem Cursor öffnen. Mit "Notes Space" können Anmerkungen
geschrieben und mit "Highlight" markiert werden, während
mit "Image Swap" Bilder auf den Webseiten durch Bilder ersetzt
werden können, die vorher zum Beispiel in Flickr.com gespeichert
wurden, und mit "Source Shift" kann der Quellcode geändert
werden (Firefox Extension Greasemonkey, Javascript, PHP, SQLite, freie
Software: GNU GPL.
6/2007. 6/2013: Website exisitiert nicht mehr. Die Entwicklung des Porjektes
wurde 2011 eingestellt).

- Jason Rohrer: Passage,
2007: Die "Passage" des Lebens führen SpielerInnen sich
in der Spielzeit von fünf Minuten vor. Spielfiguren und -feld erscheinen
in 8 Bit Optik. Das Spiel kann mit einer oder zwei Figuren gespielt
werden. Zunächst erscheint ein horizontaler Gang, der aber mit
den Pfeiltasten für vertikale Bewegungen verlassen werden kann.
Dies kann vor oder nach der `Begegnung´ mit einer weiblichen Figur
geschehen, die in letzterem Fall die zuerst erscheinende männliche
Figur begleitet. Wie immer gespielt wird: Es kann nicht verhindert werden,
dass weibliche und männliche Figur nacheinander sterben (mit mtPaint
und SDL Library. Applikation mit 4,9 MB zum Download für Windows,
Mac, Linux und iPhone. 10/2009).

- John Simon Jr: Every
Icon, 1996/97: Beim Start beginnt das System alle Varianten der
Kombination weißer und schwarzer Quadrate in einem Raster mit
32 x 32 Quadraten durchzuspielen. Die Variationszeit bis zum Erreichen
der letzten Variation, wenn alle Quadrate schwarz sind, beträgt
bei dem mit Java programmierten System "several hundred trillion
years." Das Werk ist rechner-, nicht vernetzungsbedingt. Der Klassiker
der Computerkunst existiert in Varianten für Internet, Powerbook
Monitor und Palm Pilot (3/2003).

- Leonardo Solaas: Dreamlines,
2005: Auf Suchbegriff-Eingaben reagiert ein PHP-Skript mit einer Bildsuche.
Ein Processing Applet übersetzt
die vom Skript gefundenen Bilder nacheinander in autonome Partikel.
Jedes Partikel verwendet den Farbwert eines vorangegangenen Partikels
und leitet daraus Richtung und Geschwindigkeit seiner eigenen Entwicklung
ab. Dabei wird durch Zufallsverfahren eine von acht Transformationsweisen
gewählt. Die bis auf 1500 wachsenden Partikel folgen einer Bildähnlichkeit
erzeugenden Dynamik (Processing, PHP, Flash im User Interface. 6/2013).

- Páll Thayer: On
Everything, 2006: Das Projekt kombiniert zwei Ressourcen: Fotos
von Flickr.com und Texte aus RSS Feeds von Blogger.com. Die Quellen
werden von Perl-Scripts ausgewählt und mit Hilfe weiterer Scripts
(in Perl und als Pure Data Patches) interpretiert. Sich aufbauende Zeichnungen
mit kolorierten Flächen als Interpretation von Fotos aus dem Flickr-Archiv,
Textproduktionen mit den Feeds-Quellen und mit Speech-Synthesis audiell
interpretierte Texte (.mp3-Strom) sind drei simultan wahrnehmbare Stränge
endlos fortsetzbarer Generierungen (Image Magick, Autotrace, Pure Data,
Perl, Processing, Java u.a. Open Source. 6/2007).

- Pall Thayer: Microcodes,
ab 2009: Pall Thayer sammelt seine Ideen für in Perl gechriebene
Codes auf der Site "Microcodes". Die Codes sind sowohl als
Text lesbar als auch im Hinblick auf die Rechenprozesse, die sie auslösen
können. Während Code Poetry Code-Elemente mit Textelementen
ohne Rücksicht auf steuerbare Rechenprozesse kombiniert, enthält
die erste Zeile aller "Microcodes" mit dem Code "#!/usr/bin/perl"
den Befehl zum Starten des "Perl interpreters" (s. Thayers
"Guide
for Non-coders". Perl, GNU GPL; 7/2015).

- Roxana Torre: Personal
World Map, 2005: Auf einer Weltkarte, die Kontinente als graue Flächen
zeigt, können Hauptstädte der Welt durch Klick auf die gelb
markierte Lokalisierung ins Kartenzentrum versetzt werden. Am oberen
Kartenrand erscheint eine Leiste zur Bestimmung von Flugreisezielen
durch die Wahl der Flugdauer und der Preise der Flugtickets. Die dann
erscheinende Karte zeigt in konzentrischen Kreisen die Entfernungen
der erreichbaren Orte ("Anamorphic Mapping"). Außerdem
können auch Zeit oder Geld als Parameter der Kreise gewählt
werden. Wenn die erreichbaren Orte mit dem Cursor berührt werden,
erscheinen Reisepreis und -dauer (Flash, Python. 6/2007).

- UBERMORGEN.COM/Paolo Cirio/Alessandro Ludovico: GWEI
Google Will Eat Itself, 2005: Überweisungen von Google
an Konten der Inhaber von Webseiten für die Freischaltung von Fenstern
zur Nutzung durch das Textwerbung einsetzende AdSense-Programm werden
genutzt, um möglichst viel Geld zu verdienen, das in Aktien von
Google investiert wird. Die Aktien erhält die GTTP Ltd. (Google
To The People Public Company) und verteilt sie an die Öffentlichkeit
der NetzteilnehmerInnen. Ziel der Investitionen ist, Google aufzukaufen
durch nichts anderes, als durch die Gewinne, die sich mit Google
erzielen lassen: Die Index-Seite von gwei.org gibt den aktuellen Stand
der Aktien und ihren Wert an sowie die Zeit, die beim jetzigen Erwerbstempo
für den Besitz aller Aktien benötigt werden würde. Das
Verfahren, durch Klicks auf eine Webseite mit Googles Textwerbung eine
Serie von Robotern zu aktivieren, welche die Klicks in einem Netwerk
von Websites vermehren, hat die Rechtsabteilung von Google Germany zwar
dazu veranlasst, Hans Bernhard in einem Einschreiben
darauf hinzuweisen, dass die künstliche Generierung von "Klicks
auf Anzeigen" nach den "Allgemeinen Geschäftsbedingungen
von AdSense Online" verboten ist und Verstöße verfolgt
werden. Google hat aber keine Anklage erhoben. Außerdem hat Google
die für die Textwerbung von GWEI-Mitgliedern eingerichteten Websites
(die als "decoy-accounts" eingesetzt wurden) vom AdSense-Programm
ausgeschlossen, hat damit aber die Fortsetzung des Projektes nicht gefährdet
(7/2007).

- Umbrellium: Thingful, 2013:
Usman Haque gründete Umbrellium und startete mit "Pachube"
(heute: "Xively") ab 2007 ein Projekt, das mittels Datenvisualisierung
auf Karten eine Übersicht über lokale Sensoren bietet, deren
Daten via Internet verknüpft, öffentlich zugänglich (M2M
Sensors) und anderweitig verwendbar sind. War bei "Pachube"
noch die klassische Geotagging-Graphik dominant und war das Projekt
noch eher eine Software für verschiedene regionale Anwendungen,
so ist bei "Thingful" die globale Verknüpfung der Ausgangspunkt
der Programmierung. Die grafische Übersicht über das "Internet
of Things" ermöglicht es, Datenerhebungen nach der Art der
Sensoren (Kategorien: Health, Environment, Home, Energy, Flora &
Fauna) getrennt in spezifisch gefärbten Tags als auch kombiniert
auf Satellitenkarten zu finden. "Watchlists" ermöglichen
es, Sensoren hinzuzufügen. Die "Watchlists" erleichtern
die Konzentration auf bestimmte Datenerhebungen. Die Karte kann mit
ihren Funktionen in Webseiten integriert werden (7/2015).

- Use All Five: Social
Weather Mapping | Smalltalk, 2009: "Smalltalk" visualisiert
Twitter-Einträge, in denen die Wetterzustände bezeichnenden
Prädikate "sunny rainy snowy windy foggy" und deren Varianten
als Verben oder Substantive vorkommen. Runde Flächen in (Begriffe
für) Wetterbedingungen charakterisierenden Farben erscheinen an
den Orten, an denen sich AutorInnen von Twitter-Beiträgen lokalisieren
lassen. Die Karte bilden nicht geographische Merkmale, sondern Ortsnamen
in geographischen Abständen. Die aktuellen Twitter-Einträge
können auf der Karte abgerufen werden: Nach einem Klick auf einen
der Kreise erscheint der Username, mit einem weiteren Klick erscheint
dessen Eintrag mit Link zur Quelle in Twitter. Ein Live Feed zeigt unter
der Karte den letzten (oben) und den vorletzten (unten) Eintrag an (Twitter
Search API, JavaScript. 10/2009).

- Martin Wattenberg: A
Net Art Idea Line, 2001: Fächerförmige Linien sind mit
Bezeichnungen für Typen der NetArt versehen. Die Linienbreite nimmt
mit der Menge der Beispiele zu. Bei Cursorbewegungen über die Linien
verbreitern sich die Zwischenräume und es erscheinen Titel und
in Popups Kurzbeschreibungen von Netzprojekten des jeweiligen
Typs in chronologischer Folge. Links führen zu den Projekten. Java-Webdesign
einer NetArt-Chronologie (Java. 3/2003).

- Jochen Maria Weber: Cuckoo,
2015: Das Verschlüsselungssystem setzt zum Versand soziale Netzwerke
ein und kehrt deren Kontrolle über NutzerInnendaten um. Auf Arduino-Basis
erstellte relativ kleine Geräte dienen zur Ver- und Entschlüsselung
auf Sender- und Empfängerseite. Die Verschlüsselungsmethode
ändert sich mit jeder neuen Nachricht. Die verschlüsselte
Nachricht wird gesplittet und über APIs von Skype, Tumblr und Twitter
verschickt. Das Empfängergerät setzt die Splitter wieder zur
Nachricht zusammen und entschlüsselt sie (7/2015).

- Laimonas Zakas: Glitchr,
2011: Text, der nicht den Zeilen folgt, sondern sich zu grafischen Patterns
aus sich vom Wortzusammenhang verselbständigenden Buchstaben fügt,
zeigt Laimonas Zakas unter "Glitchr" in
Facebook, Twitter, Tumblr
und Google+.
Er führt so die Probleme der Programmierung von Social Networks
im sie erzeugenden Medium vor. Durch seinen exklusiven Gebrauch von
unicode
characters provoziert Zakas die standardisierte (und teilweise inzwischen
geänderte) Formatierung von Social Networks und erzeugt eine neue
Variante Visueller Poesie (6/2013).

Seit August 2001 werden die Lektionen um Tipps ergänzt, die
sich lediglich auf einzelne aktuelle Projekte und nicht wie die
Lektionen auf Websites und einen grösseren Komplex von Webprojekten
einer Künstlerin / eines Künstlers beziehen. Die Projekte werden
kurz vorgestellt und teilweise in knapper Form diskutiert.
Seit März 2003 führen Kurztipps in maximal sechs Sätzen
zu interessanten Projekten. Die Kurztipps sind keine vollständige
Liste relevanter Netzprojekte, da die in den Lektionen,
den Tipps
und den Theorie-Beiträgen
erörterten Werke nicht aufgeführt sind.
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