Augenschein in Israel

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Augenschein in Israel

Von Klara Obermüller, 21.07.2016

Impressionen aus einem zerrissenen Land

Ein paar Tage Ende Juni reichten aus, um erneut jener Bruchlinien gewahr zu werden, die die israelische Gesellschaft seit Jahrzehnten durchziehen.

Drei Themen beherrschten die Frontseite der Tageszeitung „Ha’aretz“: die Breitseite des ehemaligen Ministerpräsidenten Ehud Barak gegen die Regierung Netanyahu, der Prozess gegen den israelischen Soldaten Elor Azaria und der Protest der Orthodoxen gegen gemeinsames Beten von Männern und Frauen an der Klagemauer.

Bei aller Verschiedenheit machten sie deutlich, was das Land umtreibt. Die Liste der Vorwürfe, die Barak gegen seinen Nachfolger im Amt erhebt, ist lang. Israel zu einem Apartheid-Staat zu machen, ist einer davon, durch seine Politik das Projekt des Zionismus zu verraten, ein anderer. Als der beste Beweis dafür, dass Netanyahu Israels innere Sicherheit und moralische Integrität aufs Spiel setzt, gilt seinen Kritikern dessen Verhalten gegenüber dem Soldaten Elor Azaria, der einen bereits verletzt am Boden liegenden Palästinenser mit gezielten Schüssen getötet hatte. Statt den Eltern des Opfers sein Beileid auszudrücken, versicherte Netanyahu die Eltern des Täters seiner vollsten Unterstützung und gab damit jenen Kräften im Land Auftrieb, denen arabisches Leben weniger gilt als israelisches.

Verglichen damit nimmt sich der Protest der Orthodoxen an der Klagemauer vergleichsweise harmlos aus. Und doch ist auch er ein Indiz für die Zerrissenheit der israelischen Gesellschaft. Orthodoxe gehen gegen Säkulare vor. Orientalische Einwanderer fühlen sich von den alteingesessenen Ashkenasim diskriminiert. Arabische Israeli sehen sich als Bürger zweiter Klasse in einem Staat, der sich als ausschliesslich jüdisch versteht.

Wen wundert’s, wenn angesichts solcher Spannungen manche Politiker die Bedrohung von aussen als willkommene Ablenkung von den internen Konflikten begrüssen? Benjamin Netanyahu, der Nazi-Vergleiche schnell zur Hand hat, versteht sich auf diese Taktik besonders gut. Auch dies wirft Ehud Barak ihm vor. Warum dieser seine Kritik allerdings nicht bereits dann vorbrachte, als er selbst noch mit Netanyahu im Kabinett sass, bleibt sein Geheimnis und macht ihn seinerseits in höchstem Masse anfechtbar.

Einige wenige Tage in Israel reichten aus, sich der vertrackten Situation des Landes von neuem bewusst zu werden. Lösungen waren auch jetzt keine in Sicht.

Guter Artikel.

Frau Obermüller versteht es, einseitige „Impressionen“ aus Israel zu verbreiten. Dazu gehört, Entscheidendes auszublenden, nämlich Abbas Inszenierung der seit Herbst 2015 andauernden Mordwelle gegen Juden, zu der die offizielle Verherrlichung des Märtyrertods gehört. Wir lesen von paläst. Müttern, die sich überglücklich schätzen, einen Märtyrer zum Sohn zu haben (es kann auch eine Tochter sein). Die jüdischen Opfer, ihre Familien etc.? Die interessieren Frau Obermüller nicht. Jener israelische Soldat, der einen bereits ausser Gefecht gesetzten Palästinenser tötete, wird vor Gericht kommen. Warum hören wir von Frau Obermüllen nicht, dass Abbas Mörder als Helden feiert, dass Strassen und Plätze nach ihnen benannt werden? - Nicht zu vergessen die grosszügigen Renten an die Familien inhaftierter oder getöteter Terroristen…

Natürlich gibt es in Israel Spannungen, das war immer so. Es ist eine sehr vielschichtige Nation, die sich aus Einwanderern aus x Ländern zusammensetzt! Beizufügen ist, dass – wie mir ein langjähriger Journalist in Israel sagte – die grössten Lügen über Israel von den Israelis selber kommen…. Die ewige Nörgelei und Besserwisserei - auch einer Frau Obermüller - ist wohl ein Mittel, vom Balken im Auge der muslimischen Seite abzulenken. So höre ich keine Kritik an den gültigen Satzungen der PLO und der Hamas, gemäss denen Israel auszulöschen ist. Kritik wäre auch richtig in Sachen UNRWA, an deren Schulen hunderttausende Palästinenser auf unsere Kosten zu Feinden Israels herangezogen werden. Und so weiter…Solche Themen sind leider bei Journalisten unbeliebt.

Vor allem: Wer Israel mit anderen Ellen misst als den Rest der Welt – vor alle die palästinensische Führung und deren Ziele – der muss sich einige zentrale Fragen gefallen lassen….

In dieser Analyse. fehlt doch eine wichtige Komponente: Wie entstand diese Vielfalt an Meinungen?

A.) Erst 1948 wurde Israel bekanntlich gegründet. Vorher und seither strömten Juden aus allen 5 Kontinenten in mein jetziges Wohnland. So gehören zu meinem Bekanntenkreis Menschen, die selbst oder deren Vorfahren einwanderten aus USA, New Zealand, Australien, Polen, Rumänien, Frankreich, Marokko, Algerien, der Schweiz, Auschwitz,Bergen-Belsen, Niederlande, Belgien etc.

Doch da wird hier so getan, als ob eine einheitliche Gedankenwelt, eine völlig gleichartige Erziehung und Lebenserfahrung aus Casablanca, Greenville SC, Auschwitz oder Paris zum Reisegepäck gehörte, sodass jene sanften Sitten und Gebräuche Gemeingut wurden, die sich die Schreiberin Klara Obermüller ausgemalt hatte.

B.) Dass die täglichen Terror-Attentate innerhalb Israels und die Forderungen der vollständigen Vernichtung des Landes gemäss den Erklärungen aus Iran und des Palästinensischen Nationalen Manifestes von 1968 die Bevölkerung wesentlich beeinflussen, sollte an sich der Verfasserin auch nicht entgehen.

Mit positivem, konstruktiven Denken und Tun und Verkünden der Wahrheit gelang der Fortschritt der Menschheit. Wo, jedoch verblieb die erste und etwa folgende arabische konstruktive Idee für gemeinsames, positives Tun und Lassen?

Besonders verwerflich und kontraproduktiv ist die verfälschte Darstellung der Kontakte zwischen Arabern und Juden in Israel und der Westbank in vielen Medien. Ich habe nämlich dort persönlich recht angenehme, harmonische und erfreuliche Kontakte zwischen Juden und Arabern erlebt. Das mag sein als ehrenamtlicher Bauleiter einer Baustelle, als Besucher öffentlicher Parks und von Spitälern oder im Cafehaus, etc. Aber auch in einem Fabrik-Betrieb in der Schweiz wurde ich eindeutiger Zeuge von anständigen, normalen Kontakten zwischen Christen, Juden und Moslems etc. So ziehe ich das Ausbauen normaler und vor allem konstruktiver Zusammenarbeit jedem nutzlosen Geschrei und Geschimpfe vor.
Aber es gehört sich auch, dass nicht vergessen wird, dass schon 1922 der Völkerbund Grossbritannien das Palästinamandat übergab, um „die jüdische Einwanderung und Ansiedlung im Land zu fördern“. Aber auch dafür dass damit 2000 Jahre grausamer Verfolgung und Diskrimination der Juden ein Ende haben sollten.

Roger Guth 21.Juli 2016.

Im Unterschied zu Syrien, Aegypten, Libyen; Irak und der Türkei hat Israel eine bessere Lösung, eine, die die in Frankreich behelligten Juden in Israel finden.

Das Spannende an Israel erscheint doch, dass es ihnen trotz den widrigsten Extremen und Gegensätzen, mit denen sie sich herumzubalgen haben, nach wie vor gelingt, Meinungsfreiheit und Demokratie zu leben und nicht in eine faschistische Militärdiktatur abzudriften. Weiter so, Juden! Toi toi toi!

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