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16. Februar 2021

Denn sie wissen, was sie tun

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Denn sie wissen, was sie tun

Von Christoph Zollinger, 06.06.2014

Die „Too-big-to-fail“-Banken bedrohen nach wie vor weltweit Volkswirtschaften und Gesellschaften. Top-Banker sind erfolgreicher im Lobbyieren als Politik und Finanzmarktaufsicht im längst überfälligen Regulieren.

Auch sieben Jahre nach Beginn der Finanzkrise 2007 müssen die weltweiten Bemühungen um eine dringend notwendige Reform der Bankenregulierung als gescheitert betrachtet werden. Zu Fall gebracht von einseitiger Lobbyarbeit und Irreführung. Politiker und Finanzmarktaufseher  (in der Schweiz: Finma) und viele andere wollen sich nicht mit den Banken anlegen. „Glauben Sie deshalb niemandem, der behauptet, die Dinge seien heute deutlich besser als damals.“

Des Bankers neue Kleider

Dieses nüchterne Fazit ziehen zwei Schwergewichte der Branche. Anat Admati ist Professorin für Finanzwissenschaft an der Universität Stanford in Kalifornien und Martin Hellwig Professor für Volkswirtschaftslehre und Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn. Von ihnen stammt das Buch „DES BANKERS NEUE KLEIDER – WAS BEI BANKEN WIRKLICH SCHIEFLÄUFT UND WAS SICH ÄNDERN MUSS“ (FBV). Die Originalausgabe „The Bankers‘ New Clothes“ erschien 2013 bei Princeton Press.

Viele unabhängige Fachleute sind sich einig (Banklobbyisten sind abhängig) darin, dass sich Banken und andere Finanzinstitute zu ihrer Finanzierung viel weniger verschulden dürften, dennoch sind die bisherigen Reformen jämmerlich unzureichend. Insbesondere systemrelevante Banken (in der Schweiz: UBS und  CS) dürfen bekanntlich nicht, wie „normale“ Schuldner, bankrott gehen. Sie würden bei Zahlungsausfall nicht nur ihre Gläubiger, sondern weite, unbeteiligte Kreise gefährden, so dass auch Menschen in Mitleidenschaft gezogen würden, die selbst gar nichts mit der Bank zu tun haben. Genau aus diesem Grund musste 2008 in der Schweiz der Staat die UBS vor dem Kollaps retten – die Geschichte ist bekannt.

Schulden bis über beide Ohren

Wer sich in einer ruhigen Minute wieder einmal darüber klar wird, dass die grossen Banken ihr Business auf der Basis von 2-3% Eigenmitteln erwirtschaften, schüttelt den Kopf. „Das Problem, dass einige Banken zu gross sind, als dass man sie ruhig Bankrott gehen lassen könnte, („too big to fail“) ist heute noch grösser als 2008“, schreiben die Autoren. Da genügt Kopfschütteln nicht mehr, Stirnerunzeln kommt dazu. Die Situation ist pervers, um es vorsichtig auszudrücken.

„Die geltenden und vorgeschlagenen neuen Regulierungsvorschriften zur Senkung der Verschuldung von Banken wären die einfachste und kosteneffektivste Methode zur Krisenprävention.“ Die Bankenlobby weiss das. Doch diese Methode ist nicht in ihrem Interesse. Die Scheinargumente, die sie dagegen anführt, sind fehlerhaft, davon sind die beiden Autoren überzeugt. Sollte sich die Situation wie 2008 wiederholen, wären Sparer und Steuerzahler erneut die Dummen. Deshalb ist es an der Zeit, dass sich die ganze Gesellschaft mit den aberwitzigen Argumenten der kleinen, „feinen“ Kaste  der Topmanager der Bankenriesen auseinandersetzt.

Entgegen deren „modernen Märchen“, die uns weismachen wollen, die System-Vorzüge müssten geopfert werden, um zu gesunden und sicherer zu werden, unterbreiten die Autoren seit mehreren Jahren einfache, ambitionierte Reformschritte, um den Sektor gesunden zu lassen. Besonders betroffene Politiker sollten also das Buch genau lesen, statt sich durch die gebetsmühlenartig wiederholten Warngesänge (des Männerchors vom Paradeplatz oder der Swingig Wallstreet-Singers) vor einschneidenden Reformen und deren angeblichem Schaden für die Wirtschaft beeindrucken zu lassen.

Mehr Eigenkapital

Dass die zu grossen Banken über mehr Eigenkapital verfügen müssen, ist die zentrale Botschaft der beiden Professoren. Schwache Regulierungen und unzureichende Durchsetzung der Regeln waren 2008 mitverantwortlich für den Schock, der sich um die Welt ausbreitete. Deshalb fordert Anat Admati explizit eine Eigenkapitaldecke von 20 bis 30 Prozent für diese Institute. Und sie provoziert weiter: Warum sollten Banken anders sein als gewöhnliche Unternehmen?

Immer wieder bei der sorgfältigen Aufarbeitung der Problematik werden Vergleiche gezogen. Etwa beim Vorschlag, wie Verfahren aussehen müssten, um Banken abzuwickeln: Wie bei Notfallplänen für Erdbeben oder anderen Naturkatastrophen geht es um Schadensbegrenzung. „Während wir kaum etwas tun könnten, um Erdbeben zu verhindern, können wir sehr viel tun, um die Wahrscheinlichkeit von Finanzkrisen zu senken.“

Eindringlich wird aufgezeigt, dass es einen scharfen Konflikt zwischen den Interessen der Banken und jenen der Gesellschaft gibt hinsichtlich der Risiken und  Verschuldung, die Banken eingehen. Die Ablehnung der meisten Vorschläge zur Minderung dieses Risikos mit dem Argument, sie wären zu teuer, ist unhaltbar. Auch hier ein aktueller Vergleich: Wenn es den Herstellern von chemischen Farbstoffen untersagt wird, ihre Abwässer in einen Fluss oder See zu leiten, so steigen deren Herstellungskosten. Dieses Verbot ist für die Gesellschaft zweifellos nützlich und kann mit keinen stichhaltigen Gründen verweigert werden. „Staatliche Vorschriften sollen genau dazu dienen, dass die Betroffenen, seien es Farbstoffhersteller oder Banken, dazu veranlasst werden, in ihren Entscheidungen auch den Kosten Rechnung zu tragen, die sie anderen aufbürden.“

Die übermässige Verschuldung dieser Institute erhöht die Instabilität des Finanzsystems, ohne dass der Gesellschaft ein nennenswerter Nutzen daraus entstünde.  

Unsinn in der Debatte

Das 2010 abgeschlossene dritte Basler Abkommen („Basel III“) setzt zwar einigen missbräuchlichen Praktiken ein Ende, löst aber nicht das grundlegende Problem, dass die Vorschriften den Banken zu viel Spielraum für Manipulationen der Eigenkapitalanforderungen lassen. Dass Basel III so schwach ausfiel, war das Ergebnis einer intensiven Lobbykampagne der Banken gegen jede nennenswerte Verschärfung der Regulierung. Explizit wird auf Josef Ackermann verwiesen, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank. Dessen Aussage, dass durch höhere Eigenkapitalanforderungen die Möglichkeiten der Banken eigeschränkt würden, die übrige Wirtschaft mit Krediten zu versorgen und das für alle Wachstum und damit Wohlstand koste, wird scharf kritisiert.

„Diese und viele andere Behauptungen […] sind falsch und substanzlos. Höhere Eigenkapitalanforderungen hindern die Banken nicht, in gewohntem Umfang Kredite zu vergeben. Anders lautende Behauptungen sind fehlerhaft oder sogar unsinnig.“

„Fürs Zocken bezahlt“

Dieses Kapitel beginnt mit einem Zitat aus dem Jahr 1935: „Es ist schwierig, jemanden dazu zu bringen, dass er etwas versteht, wenn sein Gehalt davon abhängt, dass er es nicht versteht!“ Banker verfolgen eine hohe Eigenkapitalrendite, (also wenig Eigenmittel), weil diese als Leistungsmassstab benutzt wird, der sich direkt auf ihre Vergütung auswirkt. Sie haben deshalb Anreize, hohe Risiken einzugehen und möglichst viel Fremdkapital einzusetzen, um die durchschnittliche Eigenkaptalrendite zu steigern.

Solange sie dabei Glück haben, profitieren die Aktionäre der Banken davon. Verluste hingegen gehen auch zulasten der Gläubiger und der Steuerzahler.

Die FAZ  zitiert in einem Beitrag (2.6.2014) über Investmentbanker einen Insider: „Die Fehlentwicklungen der Boni-Kultur wurden in Nuancen angegangen, aber sie sind nicht wirklich korrigiert worden.“ Ein halbes Jahrzehnt nach der Beinahe-Kernschmelze des globalen Finanzsystems sind die Geldhäuser unverändert auf Kollisionskurs mit dem Rest der Welt.

„Bankrott“

Banken waren offensichtlich schon immer krisenanfällig. Bankrott, banca rotta, banqueroute, bankrupt, diese Bezeichnungen aus dem Mittelalter, werden unterschiedlich gedeutet. Zerbrochen sind schon damals Banken und Tische der Geldwechsler. Dass sich in unserer Zeit und mit den gegenüber damals leicht verbesserten Informationssystemen solches nicht wiederholen darf, dafür kämpfen die beiden Autoren.

Wenn die Anstrengungen zur Reform des Finanzsystems nach der Finanzkrise 2007-2009 bisher erstickt wurden, ist das auch eine Bankrotterklärung der Politik. Sie hat versagt. „Diejenigen, die am Status quo nichts ändern wollen, haben die Debatte beherrscht; diejenigen, die für wirksame Reformen plädiert haben, fanden zu wenig Gehör. […] Der politische Wille fehlt.“

Zürcher Ehrendoktortitel für Anat Admati

Am 26. April 2014 hat die Universität Zürich der Ökonomin und Forscherin Anat Admati den Ehrendoktortitel verliehen. Bereits im Jahr 2000 vergab die hiesige Wirtschaftsfakultät diesen Titel an George Akerlof – ein Jahr später erhielt dieser den Wirtschaftsnobelpreis. Beide Preisträger zeichnet aus, dass sie sich nicht vom Druck der Lobbys beeinflussen lassen. Ob die Politik diese Auszeichnungen würdigt?

Admati möchte mit diesem Buch die Menschen wachrütteln. Denn sie wissen, was sie tun – mit anderen Worten: die verantwortlichen Banker agieren gezielt und kennen die möglichen Gefahren – diese Überschrift zu dieser Kolumne soll klar zum Ausdruck bringen, dass die handfesten Eigeninteressen einer kleinen Clique ganze Volkswirtschaften bedrohen.

Denn sie wissen, was sie tun

James Dean im Film „Denn sie wissen nicht, was sie tun (Rebel Without a Cause)“ aus dem Jahr 1950 handelte als Rebell einer unglücklichen Jugend-Generation, geprägt von Zukunftsangst und Richtungslosigkeit. Heute rebelliert eine abgehobene Bankergeneration gegen zukünftige Regulierung und staatliche Richtwerte. Sie weiss genau, was sie tut.

 

 

 

Ja natürlich wissen sie was sie tun. Sie wissen auch sehr genau um die Folgen. Schließlich ist es Teil einer Aufgabe hin zum Ziel.

Der größte und bekannteste Verschwörungstheoretiker des vorigen Jahrhundert - Carl Friedrich von Weizsäcker - drückte es (das Ziel) 1983! so aus:

Die Arbeitslosenzahlen werden weltweit ungeahnte Dimensionen erreichen.

Die Löhne werden auf ein noch nie dagewesenes Minimum sinken.

Alle Sozialsysteme werden mit dem Bankrott des Staates zusammenbrechen - Rentenzahlungen zuerst. Auslöser ist eine globale Wirtschaftskrise ungeheuerer Dimension, die von Spekulanten ausgelöst wird.

Cirka 20 Jahre nach dem Untergang des Kommunismus, werden in Deutschland wieder Menschen verhungern.

Die Gefahr von Bürgerkriegen steigt weltweit dramatisch.

Die herrschende Elite wird gezwungen, zu ihrem eigenen Schutz Privatarmeen zu unterhalten.

Um ihre Herrschaft zu sichern, werden diese Eliten frühzeitig den totalen Überwachungsstaat schaffen, eine weltweite Diktatur einführen.

Die ergebenen Handlanger diese Geldadels sind korrupte Politiker.

Die Kapitalwelt fördert wie eh und je einen noch nie dagewesenen Nationalismus, als Garant gegen einen eventuell wieder erstarkenden Kommunismus.

Zum Zweck der Machterhaltung wird man die Weltbevölkerung auf ein Minimum reduzieren. Dies geschieht mittels künstlich erzeugter Krankheiten. Hierbei werden Biowaffen als Seuchen deklariert, aber auch mittels gezielten Hungersnöten und Kriegen.

Als Grund dient die Erkenntnis, daß die meisten Menschen ihre eigene Ernährung nicht mehr finanzieren können. Jetzt wären die Reichen zu Hilfsmaßnahmen gezwungen, anderenfalls entsteht für sie ein riesiges, gefährliches Konfliktpotential.

Um Rohstoffbesitz und dem eigenen Machterhalt zu dienen, werden Großmächte Kriege mit Atomwaffen und anderen Massenvernichtungswaffen führen.

Die Menschheit wird nach dem Niedergang des Kommunismus das skrupelloseste und menschenverachtendste System erleben, wie es die Menschheit noch niemals zuvor erlebt hat.

Das System welches für diese Menschen verantwortlich ist, heißt unkontrollierter Kapitalismus.

Carl Friedrich von Weizsäcker sagte - vor 25 Jahren - das sein Buch (welches er als sein letztes großes Werk bezeichnete) mit Sicherheit von der Bevölkerung nicht verstanden würde und die Dinge somit ihren Lauf nähmen.

Das deutsche Volk bewertete er wenig schmeichelhaft wie folgt:
absolut obrigkeitshörig
des Denkens entwöhnt
typischer Befehlsempfänger
ein Held vor dem Feind, aber ein totaler Mangel an Zivilcourage

Der typische Deutsche verteidigt sich erst dann, wenn er nichts mehr hat was sich zu verteidigen lohnt.

Wenn er aber aus seinem Schlaf erwacht ist, dann schlägt er in blindem Zorn alles kurz und klein, auch das was ihm vielleicht noch helfen könnte.

so wars und so wird es wohl auch sein!
Wenn es ganz dumm läuft.

Das heutige Finanz- und Bankensystem ist ein einziger Irrsinn. Es ist völlig klar, dass die Banken eine Eigenkapitaldecke von mindestens 20% haben müssten. Wenn dies der Fall wäre, würden Abzockergeschäfte weniger Rendite abwerfen und folglich müssten sich die nach wie vor gierigen Banker mit weniger Boni zufrieden geben. Die Finanzindustrie und mit ihr die meisten Politiker sind unbelehrbar. Wie lange wählen wir noch Politiker, welche die Banken nicht zum Wohle aller regulieren wollen? Die Banken bescheissen uns auf der ganzen Linie: Der Sparer bekommt keinen Zins mehr für seine Einlage und bei der Kreditvergabe an KMU legen die Geldhäuser immer restriktivere Anforderungen an den Tag. Die Finanzindustrie hat sich längstens von der Realwirtschaft und dem normalen Bürger verabschiedet. Wieso werden Banken immer noch von den meisten Menschen in einer Form der Arterhaltung geschützt? In der Schweiz gibt es Gott sei dank erste Ansätze wie die Vollgeldinitiative. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass diese Art von Kapitalismus in den Grundfesten pathologisch ist, dann dies: Der Normalsterbliche hat real immer weniger Lohn oder Rente, hat keine sicheren Anlagemöglichkeiten mehr (Immobilien ausgenommen) und die Gilde der Banker verdient immer mehr, obwohl der Nutzen für das Gemeinwohl immer kleiner wird. Schizophrener könnte die Fratze der heutigen kapitalistischen Werteordnung nicht sein.

Wenn sie wirklich wissen was sie tun, dann muss man sie dringend verhaften und für lange Zeit wegsperren und enteignen.
Ich meine nicht die kleinen Angestellten, sondern die Bosse. So viel kriminelle Energie muss man stoppen und ausräuchern. Aber es gibt Anzeichen, dass sie es nicht genau wissen. Zumindest im Studium kriegt man nicht vermittelt, wie das System wirklich funktioniert.

Die Vollgeldinitiative ist eine Sinnvolle erste Massnahme, um den Banken die Macht wegzunehmen und deren Möglichkeiten einzuschränken.

Viele Leute glauben, dass der Tausch zu Geld führt. Das stimmt so aber nicht, sondern tauschen erzwingt den Äquivalenttausch. Ganz entsprechend kommt das Geld nicht vom Sparen, sondern das Sparen vom Geld, weil man es erst ansammeln und verdienen kann, nachdem es Eigentümer in Kreditekontrakten geschaffen haben. Das, und nur das ist "wirtschaften".
Es ärgert mich masslos, dass unsere Politiker nicht in der Lage sind, diese Problem anzugehen und ich auf der Strasse Unterschriften sammeln muss, damit der Schweizer Franken Geld zum Sparen bleibt. Darum "Ja" zur Vollgeldintiative. Es ist falsch, wenn nur Wenige sehr reich werden und viele andere kaum über die Runden kommen.

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