In Mattos Reich

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In Mattos Reich

Von Klara Obermüller, 11.02.2016

Im Leben Friedrich Glausers war Dada zwar nur eine Episode. Ihr ist es aber zu danken, dass er zur Zeit mit einer sehr sehenswerten Ausstellung im Literaturmuseum Strauhof in Zürich geehrt wird.

Stünde es nicht in seinem selbstverfassten Lebenslauf und gäbe es nicht Zeitzeugen, die es bestätigen, man käme nie drauf, dass sich der vor allem als Krimi-Autor bekannt gewordene Schriftsteller Friedrich Glauser in jungen Jahren an Dada-Soiréen beteiligt hatte. „Sprachensalat“ sei seine Spezialität gewesen, gab er selbst in einem 1931 entstandenen Erfahrungsbericht zu Protokoll und meinte damit jene in Deutsch und Französisch abgefassten Nonsense-Gedichte, die er im Cabaret Voltaire zum Besten gab. Dada und den Nonsense-Gedichten hat er bald den Rücken gekehrt. Geblieben ist eine Freundschaft mit Hugo und Emmy Ball, die ihn mit ins Tessin nahmen, um ihn vor der Entmündigung zu bewahren – ohne Erfolg, wie wir heute wissen. Geblieben ist ihm auch eine Vorliebe für das Mischen von Sprachen. Keiner, ausser vielleicht Gotthelf, beherrschte die Verwendung dialektaler Ausdrücke inmitten eines hochsprachlichen Textes so virtuos wie Glauser in seinen Wachtmeister-Studer-Romanen. Was Glauser darüber hinaus mit den Dadaisten verband, waren seine Unangepasstheit und sein Aussenseitertum, die bei ihm allerdings nie Pose, sondern blutiger Ernst waren.

Wie ernst, das lässt sich nun in der von Rémi Jaccard und Christa Baumberger konzipierten und von Simon Husslein in Szene gesetzten Ausstellung im Literaturmuseum Strauhof in Zürich überprüfen. Das Leben des 1896 in Wien geborenen und bereits 1938 in Nervi verstorbenen Autors stand von Beginn an unter keinem glücklichen Stern. Früher Tod der Mutter, Konflikte mit dem Vater, Probleme mit Autoritäten, Schulverweise, Drogen, Beschaffungskriminalität, Klinikeinweisungen und Haftaufenthalte, Entmündigung, Flucht in die Fremdenlegion, Flucht in die Sucht, Flucht aus der Sucht und schliesslich der frühe Tod am Vorabend der geplanten Hochzeit – dies die Stationen einer Biographie, die scheinbar nur wenig Ähnlichkeit mit gutschweizerischen Lebensläufen aufweist und doch innerhalb der Schweizer Literatur durchaus ihre Parallelen hat. Nicht wenige Autoren dieses Landes – man denke nur an Robert Walser oder Hermann Burger – verbrachten Teile ihres Lebens in der Psychiatrie. Nicht wenige auch – Blaise Cendrars zum Beispiel, Paul Nizon oder auch Max Frisch –  sahen im frei gewählten Exil einen Ausweg aus der sie bedrückenden Enge im Kleinstaat. Und wie für sie alle war auch für Glauser das Schreiben letztlich der einzige Ort, an dem er es längere Zeit mit sich selbst aushalten konnten.

Von der Schwierigkeit, Literatur auszustellen

Die Ausstellung im Strauhof macht dieses Lebensmuster deutlich, in dem sie die Besucher zuerst in einer Art Dunkelkammer den einzelnen Stationen von Glausers Leben entlang führt und sie danach in ein Labyrinth entlässt, in dem leitmotivisch zentrale Themen aus Glausers literarischem Schaffen zur Darstellung kommen. Solchermassen eingestimmt, erfolgt dann im Obergeschoss die Begegnung mit einzelnen Werken wie „Gourrama“, „Wachmeister Studer“ und „Matto regiert“, die anhand von Zitaten, Fotos, Filmausschnitten und – nicht zu vergessen – den grossartigen Schwarz-Weiss-Zeichnungen von Hannes Binder präsentiert werden. Eine Vitrine mit Zeugnissen aus Psychiatrie, Vormundschaftbehörde und Strafvollzug setzt den erschütternden Schlusspunkt und wirkt zugleich wie eine Klammer zwischen Unten und Oben, zwischen Leben und Schreiben, die auch im Fall von Friedrich Glauser nicht voneinander zu trennen waren.

Gewiss, es ist alles andere als einfach, Literatur auszustellen. Beim Versuch, mehr zu bieten als nur Manuskripte in Vitrinen oder Hörbeispiele an Audio-Stationen, stossen Literaturausstellungen schnell an ihre Grenzen. Doch gerade die Glauser-Ausstellung im Strauhof zeigt, dass es mit einer klugen Mischung aus konventioneller Präsentation und szenischer Aufbereitung gelingen kann, Leben und Werk eines Autors dem Publikum auf anschauliche und fachlich kompetente Weise näher zu bringen. Friedrich Glauser ist einer der Schweizer Autoren, der zu Lebzeiten als Krimi-Autor unterschätzt und nach seinem frühen Tod bald in Vergessenheit geraten war. Erst die Neuedition seiner Werke in den siebziger Jahren, zuerst im Arche-, später dann im Limmat-Verlag, brachte ihn zurück auf die literarische Bühne und führte vor Augen, was für ein hoch talentierter und bis heute überaus lesenswerter Schriftsteller er war. Aus den Besuchern der Glauser-Ausstellung Leser der Glauser-Bücher zu machen, wäre der grösste Erfolg, den die gelungene Schau im Museum Strauhof haben könnte.

„Friedrich Glauser – Ce n’est pas très beau“, Ausstellung im Museum Strauhof, Augustinergasse 9, 8001 Zürich, bis 1. Mai 2016. Reader zur Ausstellung mit Dokumenten, Texten und Bildern, hrsg. von Christa Baumberger und Rémi Jaccard, Fr. 12.-.

Hier auch ein Text aus «Zureich», aus Absurdistan im Sinne von Friederich Glauser und von «Dada» aus der Welt der Normalos, also nicht aus der Psychiatrie.

Jährlich kommt von Bethlehem das Friedenslicht vor Weihnachten nach Zürich. Vielleicht sind am Bürkliplatz, wenn das Friedenslicht eintrifft, auch Feldprediger dabei. Sie stehen unseren Soldaten seelisch bei, bei ihrem Dienst für den Frieden, in Davos am Weltwirtschaftsforum an der Bar oder auf anderen Schlachtfeldern. Unser Frieden wird heute durch islamistische Extremisten bedroht, wie früher durch die Kommunisten und Anarchisten. Die Nationalbank mit Sitz am Bürkliplatz in Zürich, wo das Friedenslicht ankommt, investiert in Firmen die an der Produktion von nuklearen Waffen beteiligt sind, mit dem Segen von Bern. - Atombomben habe schliesslich seit 1945 den Frieden gesichert. - Vier Schweizer Finanzinstitute investieren schätzungsweise 4,862 Milliarden US-Dollar in Firmen die an der Produktion von nuklearen Waffen beteiligt sind, gottseidank, sie zeigen Verantwortung. (1) (2)

Wie viel helvetische Pensionskassen in die segensreiche Rüstungsindustrie und in die Atomwaffenindustrie investieren ist bisher nicht bekannt.

Meine Pensionskasse, der SBB AG, investiert auch in Atomwaffen, was zu begrüssen ist und von meiner Gewerkschaft der Eisenbahner, dem SEV, bisher auch nicht kritisiert wurde, und auch vom Chef der SBB nicht, von Andreas Meier. Die SBB AG Pensionskasse schrieb mir: «Die Politik hält auch fest, dass die erwartete Rendite des Anlageportfolios durch entsprechender Einschränkungen nicht geschmälert werden darf, da das finanzielle Ziel gute und nachhaltige Renditen zu erwirtschaften, vorgängig ist. » «Zurzeit ist die Pensionskasse SBB in die von Ihnen genannten Firmen investiert. »

Um den Frieden zu sichern wird in Zürich auch Kriegsmaterial produziert. Unter anderem durch die deutsche Firma Rheinmetall. Die Arbeiter und Angestellten dieser Firma produzieren vor allem für die Friedenskräfte der Nato und den «Tausend und eine Nacht» Staaten im Nahen Osten, die gerade jetzt mit Bomben und Granaten im Irak, in Syrien und im Jemen, daran sind Frieden zu schaffen, wie seit 15 Jahren in Afghanistan. Ich denke im Zürcher Rathaus könnten die Gemeinde- und Kantonsräte doch einmal die Friedensbemühungen von Rheinmetall honorieren, mit einer Steuererleichterung. Diese deutsche Firma hat schon für den deutschen Kaiser Kanonen und Granaten produziert und später auch mit Zwangsarbeitern für das Tausendjährige Reich, das Reich das zwar nur 12 Jahre dauerte.

Aber die Kantonsrätinnen und Gemeinderätinnen Zürichs, streiten im Rathaus an der Limmat lieber um Parkplätze auf dem Fraumünsterplatz, statt endlich die Friedensarbeit der Firma Rheinmetall und der anderen Unternehmen die für den Krieg produzieren zu würdigen.

(1) http://www.dontbankonthebomb.com/switzerland/
(2) Im Bundesgesetz über das Kriegsmaterial, Stand 1. Februar 2013, heisst es unter dem zweiten Kapitel «Verbotenes Kriegsmaterial» dass «Kernwaffen, biologische und chemische Waffen, Streumunition und Antipersonenminen» verboten sind».

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