Trump provoziert Iran zum Schaden Amerikas

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Trump provoziert Iran zum Schaden Amerikas

Von Arnold Hottinger, 23.09.2017

Präsident Trump tut, was er kann, um das Verhältnis Amerikas zu Iran zu verschlechtern. Doch ob er selbst den Mechanismus erkennt, den er in Bewegung setzt, kann man bezweifeln.

In Iran gibt es zwei Grundtendenzen, die einander widerstreben: man kann sie vereinfacht als jene der Revolutionswächter beschreiben, welcher die der grossen Bevölkerungsmehrheit – vor allem in den Städten – entgegensteht. Diese Mehrheit und ihre Wünsche sind durch den Wahlsieg Präsident Rouhanis vom vergangenen Mai dokumentiert. 53 Prozent der iranischen Bevölkerung stimmten für ihn, sein konservativer Hauptgegner, Ebrahim Raisi, erhielt 15,7 Prozent der Stimmen.

Das Balance-Spiel des Herrschenden Gottesgelehrten

Über den beiden Tendenzen steht und zwischen ihnen entscheidet der
„Herrschende Gottesgelehrte“, Khamenei. Khamenei geht es um
Machterhaltung, nicht nur für sich selbst, sondern auch für das
besondere iranische Regierungssystem, das als ein „islamisches“ Regime der iranischen Schiiten von Ayatollah Khomeini gegründet wurde und das als solches den iranischen Geistlichen bedeutende Machtprivilegien zuspricht.

Der Machterhaltung für Khamenei selbst und für seine zukünftigen Nachfolger dient es, die beiden Grundtendenzen Irans gegeneinander auszubalancieren. Wenn eine von ihnen zu stark wird, kehrt sich der „Herrschende Gottesgelehrte“ der anderen zu und sucht sie zu stützen, indem er ihr etwas mehr freie Hand gewährt als zuvor.

Unter dem vorausgegangenen Präsidenten, Ahmedinejad (Präsident
2005–2013) hatte der Machtflügel der Wächter eher zu viel Macht
gewonnen und diese soweit missbraucht, dass die Bevölkerung darunter zu leiden hatte. Khamenei liess deshalb zu, dass Rouhani die
Präsidialwahl im Jahr 2013 gewann. Im zweiten Wahltermin von 2017
neigte er wahrscheinlich eher dem konservativen Gegenkandidaten
Rouhanis, Raisi, zu. Jedoch nicht so entschieden, dass er dessen Wahl
mit Gewalt durchgedrückt hätte.

Rückkehr in die Weltpolitik oder Expansion durch Gewalt

Auch wieder sehr generell betrachtet, kann man sagen, Rouhani steht für eine  Re-Integration Irans in die Völkergemeinschaft. Die Revolutionswächter streben militärische Macht an und befürworten eine
Politik, die auf Einfluss Irans im Nahen Osten und in der Weltpolitik
durch diese gesteigerte Militärmacht hinwirken soll. Wie dies bei einer militärischen und gleichzeitig ideologischen Macht nicht verwunderlich ist.

Es waren die Revolutionswächter, unter deren Leitung die Atom-Politik
Irans voranschritt. Als Iran wegen dieses Kurses einen Boykott der
westlichen Staaten erlitt, waren es die Revolutionswächter, die sich
auch der Aufgabe annahmen, den Boykott so gut wie möglich zu
umgehen und zu überspielen, um mit der atomaren Aufrüstung ihres
Landes fortzufahren.

Diese Funktion als Widersacher und Gegenspieler des Boykotts mit allen verfügbaren Mitteln steigerte die Macht der Wächter im wirtschaftlichen und finanziellen Bereich um ein Beträchtliches. Doch die wirtschaftliche Lage des Landes und der grossen Masse seiner Bewohner litt, sowohl durch den Boykott selbst wie auch durch die wirtschaftlichen Manipulationen, welche die Wächter zu ihrem eigenen Vorteil und dem ihrer Anhänger und Parteigänger vornahmen.

Die Waagschale neigt sich zu Rouhani – und  wieder zurück

Dies zusammen mit persönlichen Reibungen zwischen Khamenei und
Ahmedinejad bewirkte, dass der Herrschende Gottesgelehrte sich
überzeugen liess, Rouhani und seinem Vorschlag, die Atomfrage durch
Verhandlungen zu entschärfen, zuzustimmen und dass er daher in den
Wahlen von 2013 Rouhani Präsident werden liess.

Doch sobald der Atomvertrag im Juni 2015 unter Dach gekommen war und die „liberal“ eingestellte Bevölkerungsmehrheit dem Präsidenten zujubelte, neigte Khamenei sich der Gegenseite zu. Er betonte, die USA seien nach wie vor „der grosse Teufel“, und er gewährte den Revolutionswächtern und ihrer Führung freie Hand in Syrien und – soweit es ging – in Jemen, um ihre dortigen Ziele zu verfolgen.

Er übte sogar gelegentlich scharfe Kritik am Präsidenten, was als ein Hinweis zu sehen war, dass dieser, wenn er Präsident bleiben wolle, in Wort und Tat die Wünsche der Gegenseite, jener der Wächter,
berücksichtigen müsse. Khamenei hat nach der Verfassung die Macht,
den Präsidenten abzusetzen, wenn er das für nötig hält.

Trump fördert die Revolutionswächter

In diese Machtbalance greift nun Trump mit seinen Reden und einigen
seiner Taten ein, mit dem Resultat, dass er die Macht seiner iranischen Feinde und Gegenspieler in Iran steigert und den Einfluss der potentiellen Freunde und Förderer einer iranischen Politik, wie sie den Wünschen und Interessen Amerikas entspräche – jener des Präsidenten Rouhani – zurückdrängt.

Die Dynamik ist leicht zu erkennen. Je stärker die Spannungen zwischen den USA und Iran wieder anwachsen, desto mehr Macht und Bedeutung gewinnen die Revolutionswächter, die als militärische, wirtschaftliche und politische Gegenmacht gegen die USA auftreten und wirken. Sie werden, wie zur Zeit Ahmedinejads, erneut die Verteidiger Irans gegen den „grossen Teufel“ und all seiner Vorhaben.

Wenn Trump tatsächlich versuchen sollte, den Atomvertrag zu brechen, indem er ihn kündigte, werden die Wächter ihre alte Stellung als die Betreiber der iranischen Atompolitik, wohin diese immer führen mag, uneingeschränkt zurückerhalten. Schon gegenwärtig bewirkt die Iran-Hetze des amerikanischen Präsidenten, dass Rouhani sich gezwungen sieht, gegen die USA aufzutreten und den Traum von weltweit guten Beziehungen mit dem Ausland zurückzustellen. Er selbst, der die Gänge und Wege des Regimes aus eigener Erfahrung kennt, ist der beste Beurteiler seiner eigenen Situation in Bezug auf die übergelagerte Macht des Herrschenden Gottesgelehrten und die wiederaufstrebende Gegenmacht der Revolutionswächter.

Rouhani muss elastisch nachgeben

Rouhani weiss, dass er seine Versprechen gegenüber seinen Wählern, die einen Wirtschaftsaufschwung verhiessen, nicht einhalten kann, wenn Trump auf die Pauke des Anti-Iranismus schlägt und versucht, Iran niederzuhalten. Er weiss auch, dass unter diesen Bedingungen die
alternative Politik der Revolutionswächter, die auf militärischen und
politischen Machtgewinn für Iran, genauer für die Wächter selbst als
führende Macht in Iran, ausgeht, Gewicht gewinnt.

Er sieht sich gezwungen, seine Position zu retten, indem er elastisch nachgibt, zum Nachteil natürlich der Politik, die er eigentlich führen möchte und auf die seine Wähler gehofft hatten.

Trump schädigt Iran und Amerika

Fazit: Trump schädigt die Entwicklungen, die Iran und dem Westen zugute kämen, und er fördert jene, die drohen, Iran in einen kalten und
möglicherweise einen heissen, unkonventionellen, Krieg mit den USA zu verwickeln. Unkonventionell wird dieser Krieg – falls er kommen würde – ausfallen, weil die Revolutionswächter wohl schlau genug sind, trotz der Prestigeprojekte wie Atomwaffen und interkontinentale Raketen, sich nicht auf den Einsatz solcher schwerer Waffen zu konzentrieren. Viel eher werden sie davon ausgehen, dass ihnen ein Guerilla-Krieg mit Schnellbooten gegen Flugzeugträger und Partisanen mit „Improvisierten Explosiven Objekten“ gegen Tanks die besten Chancen bietet, den Amerikanern auf mittlere Frist (vielleicht zehn bis 15 Jahre Krieg) eine Niederlage zu bereiten.

Das Ende des Artikels tönt ja fast, als ob der Krieg USA-Iran schon beschlossene Sache wäre. Dazu ist auch mit Nordkorea eine neue Eskalationsstufe erreicht, in der sich beide Parteien mehr oder weniger glaubwürdig mit dem Tode drohen. Und die NZZ titelt onleine sogar: "Stehen China und die USA vor einem bewaffneten Konflikt?" und weist auf eine dramatische Verschiebung ökonomischer Gewichte hin, was in der Vergangenheit oft grössere Kriege zur Folge gehabt hätte. Womit die Amis ihre unbezahlbaren Schulden bei den Chinesen natürlich ruck-zuck los werden könnten. Und auch in einem anderen schwelenden Konfliktherd, der in der Ukraine mit Russland, welches ihre militärische Potenz im gewonnenen Syrien Krieg unter Beweis stellen konnte, sind die USA und ihre Nato provokativ federführend. Die besagte Nato wolle zudem ihre Militärbasen von einem anderen neuen Problemstaat, der Türkei, nach Grichenland verlegen, was geostrategisch auch noch aufhorchen lässt, wie dass die neue Rechts Adf in Deutschland drittstärkste Macht werden könnte. Was will uns das alles mit den seit 9/11 bereits andauernden endlosen Kriegen gegen den Terror, der immer grösser wird in so vielen islamischen Ländern, mit mittlerweile Millionen von unschuldigen Toten, sagen? Wird mit dem Irren in Amerika wieder der totale Weltkrieg bis zum endgültigen Endsieg vorbereit, um mit unserer westlichen, angelsächsisch-amerikanisch-israelischen und Allierten Diktatur an allen Fronten von Iran-Naher Osten- Islamische Länder- Türkei- Russland und China, alle zu unterwerfen und alle Ressourcen der Erde unter diese eine Diktatur zu bringen? Die Schweizer müssten dank der ewigen Neutralität zum Glück dann wieder nicht hin, und für den thermo-nuklearen Holocaust mit anschliessendem langen Winter, ist sie durch die kluge Zivilschutz-Vorsorge; "jedem Bürger ein unterirdischer Schutzplatz" und die vielen Atom-Schutz-Tunnels etwas vorbereitet. Hoffen wir, dass es nie dazu kommt.

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