„Können Sie gerade frei sprechen?“ – Wer diese Formel hört, weiß in der Regel sofort, wer am anderen Ende der Leitung sitzt: ein Headhunter. Wenn der Headhunter anruft, dann ist das zunächst einmal Balsam für das Ego. Dem Anruf ging schließlich eine Recherche nach den geeignetsten Kandidaten voraus, Referenzen wurden eingeholt – und Sie wurden ausgewählt. Klasse! Dennoch kann man sich in diesen ersten kurzen Minuten gleich wieder alles zerstören. Die Kaltakquise und Blitzbewerbung erfordert besondere Aufmerksamkeit und taktisches Geschick – deshalb fragt der umsichtige Personalberater ja auch, ob Sie gerade frei sprechen können. Und in diesem Fall reagieren Sie am besten so wie in den folgenden Empfehlungen…

Was tun, wenn der Headhunter anruft?

Die wichtigsten Regeln für den Erstkontakt mit einem Personalberater:

  • Cool bleiben! Nur nicht nervös werden und auch nicht prahlen. Wie gesagt: Wenn der Headhunter anruft, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Er ist interessiert und hält Sie für potenziell geeignet. Prüfen Sie also tatsächlich als erstes, ob Sie kurz mit ihm ungestört telefonieren können – insbesondere dann, wenn er Sie im Büro anruft. Ansonsten sagen Sie dem Personalberater ehrlich, dass es jetzt gerade nicht geht und bitten Sie ihn zu einem späteren Zeitpunkt erneut anzurufen. Das ist überhaupt kein Problem und unterstreicht nur Ihre Professionalität.
  • Nicht wundern! Fragen Sie auf keinen Fall: „Wie kommen Sie auf mich?“ Ein schwerer Fauxpas. Der Headhunter hat bereits den Markt nach den besten Kandidaten für die Besetzung sondiert. Jetzt zu fragen, warum er dabei ausgerechnet auf Sie aufmerksam wurde, bedeutet, dass Sie sich selbst nicht für die beste Besetzung halten. Ihre Haltung muss genau anders herum sein: Natürlich musste er Sie finden! Aber sagen Sie das bloß nie so. Arroganz ist ebenfalls ein K.O.-Kriterium.
  • Rückfragen stellen! Auch wenn Sie angerufen wurden – bleiben Sie nicht passiv. Jetzt schon nach dem suchenden Unternehmen zu fragen, ist jedoch aussichtslos. Ein seriöser Personalberater wird diese Frage zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten, das kommt erst später. Wer hier zu forsch nachbohrt, kassiert Minuspunkte. Allerdings dürfen und sollten Sie nach seinem vollen Namen fragen, seinen Kontaktdaten (notieren!), nach der Personalberatung für die er arbeitet, seiner Expertise in der Branche und anschließend Ihrerseits seinen Ruf und Referenzen prüfen. Schließlich sollten Sie Ihre Karriere nicht in die Hände von irgendjemandem legen. Was Sie darüber hinaus herausfinden sollten: Um welche Art Job handelt es sich? Wichtige Eckdaten: Branche, Unternehmensgröße, Region, Position.
  • Zurückhaltend agieren! Auch wenn Sie sich durch den Anruf geschmeichelt fühlen – kommunizieren Sie vorsichtig. Lassen Sie weder einen zu starken Wechselwunsch erkennen (wirkt verzweifelt), noch sollten Sie gleich nach dem Gehalt fragen (wirkt gierig). Ebensowenig sollten Sie schlecht über Ihren aktuellen Arbeitgeber sprechen (Tödlich!). Bekunden Sie lieber grundsätzliches Interesse an neuen Herausforderungen und verabreden Sie sich nach dem Telefonat zu einem ersten physischen Treffen mit dem Executive Search Berater, wie die Leute im Fachjargon auch heißen.
  • Diskret bleiben! Versuchen Sie zwischen den Zeilen zu lesen und sich möglichst schnell zu entscheiden, ob Sie interessiert sind. Wenn der Job so gar nicht zu Ihnen zu passen scheint, sagen Sie das ruhig. Aber nicht beleidigt, sondern mit der Begründung, dass Sie nach einer anderen Herausforderung suchen. Sollte Sie der Headhunter nach Ihrem Lebenslauf fragen, versenden Sie den nicht zu leichtfertig. Es gibt schwarze Schafe in der Branche. Und Sie möchten nicht, dass Ihre Vita in diversen Personalabteilungen kursiert – schlimmstenfalls im eigenen Unternehmen. Deshalb: Den Lebenslauf bringen Sie erst nach dem zweiten Telefonat oder zum persönlichen Gespräch mit. Die wichtigsten Daten Ihres CVs kann man ja (hoffentlich) auch schon im Netz recherchieren.
  • Viel lächeln! Wenn Sie ein Headhunter anruft, um Ihnen ein Jobangebot zu machen, dann lächeln Sie. Das kann man durchaus hören und Sie wirken so sofort aufgeschlossener und sympathischer. Ebenso können Sie beim Telefonat aufstehen und im Raum umher gehen. Klingt komisch, funktioniert aber: Sie klingen dadurch sofort dynamischer und entschlossener. Wer sitzenbleibt und sich in den Stuhl fläzt, wirkt dagegen immer behäbig.

Wie macht man Headhunter auf sich aufmerksam?

fadenkreuzWas aber, wenn Personalberater bei allen denkbaren Bekannten und Kollegen anrufen – nur nicht bei einem selbst? Gewiss, das kratzt gewaltig am Ego und nährt Zweifel, ob man wirklich die Spitzenkraft ist, für die man sich selbst gerne hält. Es kann aber auch sein, dass Sie bisher einfach nicht genug auf sich aufmerksam gemacht haben und daher schlicht nicht auf dem Radar der Headhunter aufztauchen. Gut ist das zwar auch nicht, lässt sich aber leichter ändern.

Bevor Sie loslegen, sämtliche Headhunter anrufen und Ihren Lebenslauf als Massenmail verteilen – so geht’s nicht! Erstens ist das peinlich, zweitens deklassiert Sie das zum Bittsteller. Wer noch am Anfang seiner Karriere steht, sollte sich vielmehr in (Online-)Netzwerken engagieren oder hochkarätige Veranstaltungen besuchen, zu denen auch Personalberater erscheinen, und diese dort eher zufällig (!) am Buffet oder bei einem Glas Sekt kennenlernen. Wer dann Interesse bekundet, dem können Sie anschließend gerne einen persönlichen Brief (ohne Lebenslauf) schicken, sich für das nette Gespräch bedanken und wünschen, dass man doch in Kontakt bleiben möge. Professionell wirkt zudem, wenn Sie auch noch ein paar Empfehlungen für kompetente Kollegen übrig haben.

Für Manager in einer gehobenen Position ist diese Strategie allerdings nur bedingt geeignet. Kaltakquise verbietet sich für sie, Anbiederei erst recht. Ihnen hilft daher nur über Bande zu spielen: Wer auf sich aufmerksam machen will, muss das über die Empfehlung eines Dritten tun. Das ist ohnehin der eleganteste Weg. Pflegen Sie also nicht nur Kontakte zu Headhuntern, sondern knüpfen Sie auch rechtzeitig Beziehungen zu Leuten, die ihrerseits mit Personalberatern dicke sind.

Bevor Sie irgendjemand anruft, wird der Berater ohnehin zwei Vorarbeiten leisten: Er wird Ihr Profil (online) recherchieren – und er wird sich fragen, wie gut die Referenz ist, die Sie empfohlen hat. Ihre Reputation wirkt also umso stärker, je mehr hochkarätige Fürsprecher Sie gewinnen. Der Umkehrschluss daraus: Wenn Sie noch kein solches Netzwerk haben, fangen Sie sofort damit an, eines aufzubauen!

Und ganz wichtig: Tanzen Sie nicht auf allen Hochzeiten! Ihren Lebenslauf sollten wirklich nur ausgewählte Personalberater erhalten. Wer seine Daten wie Schrot verschießt, schadet sich nachhaltig. So jemandem haftet der Ruch der Prostitution an. Und es kann immer passieren, dass einer davon plaudert, Ihren Lebenslauf diversen Auswahlverfahren beimischt – bis vielleicht auch Ihr aktueller Arbeitgeber dabei ist. Blöd, wenn der so erfährt, dass Sie sich gerade wenig loyal verhalten.