
Gerade in Krisenzeiten ist das Thema Burnout aktueller denn je. Das totale Ausgebranntsein ist allerdings ein schleichender Prozess: Der Körper schüttet permanent und auf hohem Niveau Stresshormone aus. Das kann erst zu Durchfall, Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Man wird gereizter, kann sich nicht mehr regenerieren, macht Fehler. Dagegen anzukämpfen beschleunigt den Energieverfall nur noch. Irgendwann wachsen einem die Dinge über den Kopf. Alles geht schief, die Selbstzweifel nagen am Ego, man isoliert sich, fühlt sich überfordert, hilflos. Schlimmstenfalls wird daraus eine Depression.
Mittlerweile greift das Stress-Syndrom in allen Berufen um sich. Sorgen um den Arbeitsplatz, Konflikte im Büro, Probleme im Privatleben – die Deutschen sind gestresst wie nie. Aktuell fühlen sich 75 Prozent der Arbeitnehmer übermäßig belastet, ergab etwa eine Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK in diesem Jahr. 29,7 Prozent klagen über häufige Kopfschmerzen, 26,7 Prozent können schlecht schlafen. Zehn Prozent glauben gar, wegen des hohen Stresspegels irgendwann umzukippen. Endstation: Burnout-Syndrom. Längst sind davon alle Schichten und Branchen betroffen. Mein Kollege Daniel Rettig widmet sich in der aktuellen WirtschaftsWoche den typischen Phasen des Burnouts und zeigt Wege, wie man dem Tief rechtzeitig entgeht oder sich gar wieder erholt. Der Psychotherapeut Bernd Sprenger erklärt im Interview zudem die Gefahren der heutigen Arbeitswelt und drei Wege aus der psychischen Krise. Denn viele erkennen das Ausbrennen erst, wenn es bereits zu spät ist. Umso wichtiger ist es, auf Warnsignale des Körpers zu hören und rechtzeitig gegenzusteuern.?
Und falls Sie sich nun fragen, ob Sie ebenfalls zu den Gefährdeten gehören: Es gibt mindestens vier deutliche Anzeichen dafür, dass Sie auf dem besten Weg sind, ein Workoholic und damit ein Burnout-Opfer zu werden:
- Sie können nicht delegieren. Die meisten Workoholics tun sich schwer damit, Verantwortung zu teilen oder gar einzelne Aufgaben abzugeben. Entweder, weil sie fürchten dann die Kontrolle darüber zu verlieren. Oder, weil sie glauben, das Ergebnis wäre dann nur halb so gut. Wenn überhaupt. Sie neigen entweder zum Perfektionismus oder zum Kontrollfreak, oder zu beidem. Und beides sind sichere Wege in Frustration und soziale Isolation.
- Sie sprechen immerzu vom Job. Egal, ob Sie in der Kaffeeküche stehen, einen Kongress besuchen oder abends mit Freunden in einer Bar zusammenstehen – es dauert nicht lange, bis Sie das Gespräch auf den Job gelenkt haben: Branchenzahlen, Projektfortschritte, Personalien, Ihr Chef, die Karriere – das ist es worum Ihre Gedanken kreisen. Umgekehrt: Sobald das Gespräch nicht darum geht, beginnen Sie sich umgehend zu langweilen.
- Sie vernachlässigen private Aufgaben. Schauen Sie sich einmal kritisch in Ihrer Wohnung um: Türmen sich Schmutzwäsche und Geschirr in der Spüle? Die Haushaltsmitglieder monieren längst überfällige Reparaturen? Sie vergessen regelmäßig einzukaufen oder die Besorgungen, die man Ihnen aufgetragen hat? Auch das sind typische Anzeichen, dass sich Ihre Prioritäten ungleich verschoben haben und Ihr Kopf kaum noch frei ist.
- Sie vereinsamen. Je mehr Sie sich in die Arbeit stürzen, desto weniger Zeit haben Sie für die Familie, Freunde, Bekanntschaften. Logisch, aber gefährlich. Damit fehlt Ihnen zugleich die Inspiration durch Fachfremde – denken Sie nur an das studium generale: je mehr man über den Horizont der eigenen Disziplin blickt, desto größer der Lerneffekt. Zum anderen fehlt das soziale Korrektiv: Oft sind es allein die guten Freunde, die einem unverblümt sagen, dass man sich zum Nachteil verändert hat.
Sie kennen doch sicher auch diese Geschichte: Ein Professor hält eine Vorlesung über Zeitmanagement. Vor ihm steht ein leerer Eimer. Er schüttet bis zum Rand Kieselsteine hinein. Dann fragt er seine Studenten, ob der Eimer voll ist. Die nicken. Der Professor rümpft die Nase und schüttelt den Kopf. Er nimmt einen zweiten Beutel mit kleinen Steinen, schüttet ihn ebenfalls in den Eimer, rüttelt ein wenig, bis alle versunken sind. „Ist der Eimer jetzt voll?“, fragt er seine Studenten. Die sind etwas verunsichert, bejahen aber die Frage. Der Professor schüttelt wieder den Kopf und schüttet noch einen Beutel Sand in den Eimer. Dasselbe Spiel: Nach einigem Rütteln ist auch der vollständig im Eimer verteilt. „Aber jetzt ist der Eimer voll?!“, fragt der Prof ins Auditorium. Die Studenten nicken siegessicher. Denkste! Der Professor nimmt zwei Flaschen Bier, öffnet sie und kippt sie in den Behälter. Das Bier versickert. „Jetzt – ist der Eimer voll“, sagt der Professor. Dann macht er eine Kunstpause und fragt die Studenten: „Nun, meine Damen und Herren, was haben Sie heute gelernt?“ Keine Antwort. Der Wissenschaftler lächelt, schiebt den Eimer beiseite und erzählt eine Parabel: „Sie haben heute etwas über Ihr Leben gelernt. Die Kieselsteine, das sind die großen Brocken, die wichtigsten Dinge in Ihrem Leben – Familie, Freunde, Gesundheit. Die nehmen das meiste Gewicht, den größten Platz in Ihrem Leben ein. Die kleinen Steine, das ist Ihre Ausbildung, der spätere Job. Er kann Sie ausfüllen. Aber er macht Ihr Leben nicht voll. Denn dazu fehlt der Sand – Ihre Hobbys, kleine Wünsche und Ziele, die Sie sich selbst gesteckt haben.“ Die Studenten gucken nachdenklich. Dann fragt einer: „Aber was ist mit dem Bier?“ Der Dozent lächelt: „Wenn Sie das nächste Mal ein guter Freund oder ein Kollege fragt, ob Sie sich mal wieder treffen wollen, dann denken Sie nicht, Sie seien ach so beschäftigt und Ihr Leben sei so randvoll, dass Sie dafür keine Zeit mehr hätten. Sie sehen selbst: Zwei Bier gehen immer!“
Ingo
Ich finde diese Artikel über das Burnout-Syndrom sehr wichtig und sinnvoll! Es muss allmählich in das allgemeine Bewusstsein durchdringen, dass es sich hierbei um eine ernstzunehmende Krankheit handelt. Ich gehöre mittlerweile auch zu den Betroffenen. Man fühlt sich dermaßen erschöpft und Dinge, die man sonst immer mit links erledigt hat stellen plötzlich Probleme dar. Beim Arzt war ich deswegen noch nicht, obwohl ich merke, dass ich da selber nicht raus komme. Es dauert dann doch, bis man sich die Schwäche selbst eingestehen möchte.
Daniel Rettig
@Ingo: Interessantes Feedback. Ich sehe es auch als Hauptproblem, dass viele Betroffene sich nicht eingestehen, dass sie Hilfe brauchen. Bernd Sprenger sagt da im Interview etwas Interessantes und Aufmunterndes zu: “Aus dem Burnout kommt jeder mit einfachen, kleinen Schritten wieder heraus. Das Schwierige ist, den Patienten klarzumachen, dass sie etwas ändern müssen.” Diese Einsicht scheint bei Ihnen ja schon mal vorhanden. Daher: Good luck!
Daniel Rettig
Ingo
Danke Daniel :-)
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