Mit dem Siegeszug von Powerpoint sind Flipcharts ein wenig außer Mode geraten, obwohl sie – wie ich finde – in kleineren Gruppen die bessere Vortragsalternative sind. Denn hier gibt es mehr Interaktion mit dem Publikum, das zudem den Entstehungsprozess von Thesen und Grafiken (etwa bei Brainstormings oder Umfragen) live mitverfolgen kann. Überdies erlauben Flipcharts einfach mehr Spontaneität, da Sie in Ihrem Vortrag damit auch schnell etwas einbauen können, was nicht schon vorbereitet wurde. Das erhöht auf jeden Fall die Aufmerksamkeitsspanne und nicht selten auch den Erinnerungswert des dort Gehörten.
Wie bei allen Werkzeugen gilt aber auch beim Flipchart: Ohne Übung und etwas Know-how über den richtigen Einsatz, bleibt das Instrument ineffektiv bis unwirksam. Bei Ersterem kann ich nicht helfen – das ist Ihr Job. Bei Zweitem hoffentlich schon: Hier ein paar Tipps für das bessere Nutzen von Flipcharts:
- Position Stellen Sie das Flipchart nie in die Mitte der Bühne oder des Raumes. Das ist Ihre Position, Sie sind der Mittelpunkt und das Aufmerksamkeitszentrum der Präsentation. Das Flipchart steht immer daneben. Achten Sie beim Schreiben oder Zeichnen aber darauf, dass Sie es nicht verdecken.
- Papier Wählen Sie die optimale Oberfläche zum Beschreiben: Linien oder Karos eignen sich nur, wenn Sie diese Hilfslinien benötigen und einbauen, ansonsten irritieren sie nur das Auge. Die Mehrheit der Flipchart-Nutzer arbeitet mit blanken Blättern.
- Stifte Je komplexer Ihre Zeichnungen werden, desto mehr sollten Sie mit Farben arbeiten. Kräftigen vor allem, also: Blau, Grün, Rot, Schwarz. Gelb, Orange oder Pastelltöne sind von Weitem zu schwer zu erkennen. Treiben Sie es aber nicht zu bunt. Darunter leidet die Übersichtlichkeit. Es versteht sich von selbst, dass Sie vor dem Vortrag prüfen, dass alle Stift schreiben.
- Schreiben Was für Powerpointfolien gilt, trifft auch auf Flipchart-Blätter zu: Schreiben Sie groß und deutlich und möglichst nur in Stich- oder Reizworten. Sätze merkt sich eh keiner. Die Zehn-Finger-Faustregel: Buchstaben nicht kleiner als der kleine Finger, nicht mehr als zehn Worte pro Blatt.
- Zeichnen Grafiken, Diagramme oder Torten sollten Sie so einfach wie möglich halten. X-Achse, Y-Achse und eine aussagekräftige Kurve reichen meist, um Ihre Kernbotschaft zu illustrieren. Fangen Sie bloß nicht an, perfekte Skalierungen oder dreidimensionale Objekte korrekt zu skizzieren. In der Zeit schaltet jeder ab, und sowas gehört auch eher in das Handout hinterher. Noch ein Tipp: Zeichnen Sie die Diagramme ruhig vor – entweder daheim zum Üben oder mit Bleistift klein in eine Ecke des Flipchart-Blattes. Das sieht kein Mensch, aber für Sie ist es ein prima Merkzettel. Sind die Zeichnungen aufwendiger, können Sie diese natürlich auch schon vorbereiten und während der Präsentation nur noch vervollständigen.
- Index Wenn Sie jeder Seite eine eigene Überschrift geben, bekommen der Vortrag aber auch die Blätter automatisch Struktur. Die Überschriften können Sie ebenfalls schon vorher auf die Seiten schreiben – so entsteht mit jedem Umblättern etwas Spannung.
- Patchwork Das analoge Pendant zu Überblendeffekten oder Folienanimationen sind bunte Karten, die Sie mit (wiederabziehbaren) Klebestreifen an eine Flipchartsseite heften können. Sie nutzen das Flipchart dann wie eine Pinnwand. So lassen sich etwa Organigramme oder Flussdiagramme erarbeiten und laufend korrigieren. Indem Sie den Karten verschiedene Formen geben, bringen Sie noch mehr Abwechslung in den Vortrag.
- Service Bieten Sie Ihren Zuhörern an, die Ergebnisse der Flipcharts zukommen zu lassen. Entweder Sie tippen diese dazu hinterher ab und mailen Sie Ihrem Publikum zu – oder aber Sie machen Fotos davon und stellen diese auf Ihre eigene Webseite zum Herunterladen. Solange darauf keine konkreten Namen von Personen oder Unternehmen stehen, können damit nur Eingeweihte etwas anfangen.
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MJ
Sehr schöne Übersicht. Leider findet man zum Thema Flipchart in der heutigen Zeit immer weniger, da alle nur noch von Powerpoint und Co reden. Jedoch bietet mir das Arbeiten am Flipchart die Flexibilität auf Anregungen aus dem Publikum einzugehen, die ich nicht missen möchte.
Markus
Wir haben das Gefühl, dass Flipcharts wieder stärker und vor allem bewusster genutzt werden. Daher danke für die Ideen bzw. die strukturierte Aufbereitung rund um das Thema Flipcharts!
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christian
Toller Artikel, echt hilfreich. Der PowerPoint Quatsch nervt echt. Flipchart finde ich viel besser, da das Publikum besser aufpasst (meine Erfahrung)