Ein Interview mit dem Personalberater Marcus Schmidt
Schmidt ist Geschäftsführender Gesellschafter bei der internationalen Personalberatung Hanover Matrix. Der Buchautor (“40 Karriere-Mythen”, siehe unten) ist bekannt für seine provokanten Thesen und versierten Kenntnisse über den Personalberatermarkt. Wir wollten jedoch diesmal von ihm wissen, was er aktuell Jobwechlsern empfiehlt…
Herr Schmidt, welche sind aus Ihrer Sicht gute Motive, seinen Job zu wechseln?
Zum Beispiel eine erfolgreiche Beförderung oder ein ähnlicher Meilenstein. Also etwas, das zeigt, dass man aus einer Position der Stärke und des bisherigen Gelingens heraus wechselt. Bewerben nach einer Beförderung – das klingt zunächst einmal kontraintuitiv. Aber wenn man befördert wurde, kommt erstmal nichts mehr. Meist ist die Beförderung ohnehin nur das nachgereichte Label dafür, dass man etwas schon beherrscht. Also geht man damit raus und versucht sich von diesem Level aus anderswo weiterzuentwickeln. Dann sind auch die Verhandlungschancen am besten. Oder eine echte Perspektive im neuen Job, die man so vorher nicht hatte. Hier sollte man allerdings aufpassen mit Worthülsen, etwas konkreter sollte die neue Rolle schon umrissen werden.
Gibt es auch falsche Motive, insbesondere solche, die bei Headhuntern negativ auffallen?
Vorsicht bei einem Wechsel aus Frust oder unter Druck. Das wirkt schnell wie eine Flucht. Deshalb ist hier eine besonders umfangreiche Recherche erforderlich, ob der neue Job wirklich alles ausräumt, was denjenigen bisher so stört. Sonst könnte sich der Wechsel über kurz gar als Traufe erweisen.
Wie nimmt man denn Kontakt zu einem Personalberater auf?
Idealerweise kennt der Headhunter Sie schon, hat Sie zumindest in seiner Datenbank. Wenn nicht, macht man über gute Arbeit und gute Referenzen über einen längeren Zeitraum auf sich aufmerksam. Aber nicht ad hoc. Ein Kontaktgespräch kann Sinn haben, ist allerdings ohne Referenzen problematisch, wenn man nicht ganz offen über sein Interesse redet und Zeit hat, auf ein passendes Projekt zu warten. Bei Neukontakten auf jeden Fall den Headhunter sorgfältig recherchieren und nur Beratungen ansprechen, die in der Zielbranche auch kompetent und somit grundsätzlich potenziell interessiert sind.
Und wie geht es auf keinen Fall?
Ganz falsch sind Massenanschreiben, schlimmstenfalls noch anonym mit “Sehr geehrte Damen und Herren” eingeleitet. Da wird deutlich, dass sich der Absender keine Mühe gegeben hat und keine Sorgfalt walten lässt. Das macht er dann sicher auch nicht im neuen Job.
Welche Unterlagen sollte man dazu vorbereiten? Wie?
Ein tabellarischer Lebenslauf und eine umfassende Projektliste sollte jeder parat haben. Aus denen schneidert man dann die passende Unterlage für eine konkrete Position, sobald eine Anfrage vorliegt.
Wie geht es nach dem Kontakt weiter, beziehungsweise wie sollte man den Jobwechsel weiter vorbereiten?
Ein Jobwechsel ist immer das wichtigste Projekt des Jahres. Entsprechend aufwendig und arbeitsintensiv darf die Vorbereitung ausfallen. Machen Sie also zunächst eine Standortbestimmung und eine persönliche Stärken-/Schwächenanalyse, darauf aufbauend bestimmen Sie dann Ihre Ziele. Erst dann wenden Sie sich konkret existierenden Jobs zu und machen einen Soll/Ist-Abgleich. Das Ganze ist aber ein iterativer Prozess, der solange läuft, bis Sie im neuen Wunschjob sind.
Und wie beurteilen Sie die Chancen Wechselwilliger in diesem Jahr?
Gute Leute gehen immer. Aber aktuell ist deutlich mehr Bewegung im Markt als vor einem Jahr, als einzelne Segmente wie etwa Auto ziemlich flau waren. Aber das allein sollte kein Wechselgrund sein.
Marcus Schmidt arbeitete vor seiner Zeit als Headhunter lange Jahre in der Wirtschaft, unter anderem als Managing Partner bei BBDO, als General Manager Strategic Marketing für E-Plus oder als Senior Engagement Manager für A.T. Kearney. Im vergangenen Jahr erschien sein Buch “Die 40 größten Karriere-Mythen”, in dem er angebliche Karriereregeln entzaubert und zeigt, welche Strategien tatsächlich erfolgreich machen. Schmidt lebt und arbeitet in München.