„Erzählen Sie doch ein bisschen über sich…“ So harmlos fangen Jobinterviews an. Mit einer unschuldigen Frage. Von wegen! Hinter solchen Fragen verbirgt sich immer eine Art Quiz: Sie sollen ein flammendes Plädoyer über sich halten – aber kurz, knapp, knackig – und dennoch ein bisschen hinter die schriftlich eingereichte Fassade vom Toptalent blicken lassen: Wie viele Gedanken über das Unternehmen haben Sie sich vorher gemacht? Was sind Sie für ein Typ? Wo wollen Sie wirklich hin? Wie ehrgeizig sind Sie?

Es gibt viele Fragen, die dafür in Frage kommen. Die 50 häufigsten finden Sie hier. Einige scheinen auf den ersten Blick harmlos oder oberflächlich. Obacht! Dahinter verbergen sich in der Regel Erfahrungen aus diversen Vorstellungsgesprächen, welcher Persönlichkeitstyp diese und jene Frage so oder so beantwortet. Ein Richtig oder Falsch im Sinne von Wie lautet die Summe aus zwei und zwei? gibt es dabei nicht. Allerdings gibt es überzeugende und weniger überzeugende Antworten, weshalb Selbstreflexion und gründliche Vorbereitung nie schaden. Nützliche Tipps zu 64 klassischen Fragen im Vorstellungsgespräch finden Sie übrigens hier (Danke, Marcel!). Dort finden Sie zu jeder Frage potenziell lauernde Fallen sowie Vorschläge zu guten Antworten.

Damit aus dem Vorstellungsverhör allerdings ein echtes Vorstellungsgespräch wird, kommen zum Schluss fast immer die sogenannten Bewerber-Fragen. Sie geben den Personalern Aufschluss über die Motivation, den Anspruch eines Kandidaten, aber auch darauf, wie intensiv er sich mit dem Job, dem Unternehmen und der jeweiligen Branche auseinander gesetzt hat. Täuschen Sie sich nicht: Es gibt durchaus dumme Fragen! Dämlich wäre es etwa, jetzt Fragen zu stellen, die man mit einem Klick auf die Unternehmens-Webseite leicht beantworten könnte. Genauso fatal: Fragen, die der Interviewer sowieso nur auf eine Art beantworten kann. Ist das Betriebsklima gut? Ist mein künftiger Chef nett? Habe ich gute Aufstiegschancen? Nein, haben Sie nicht! Wer solche Fragen stellt, ist offensichtlich naiv, unvorbereitet und katapultiert sich gleich wieder ins Aus.

Unklug sind aber auch Fragen zu Arbeits- oder Urlaubszeiten, zu zusatzleistungen, Vergünstigungen oder baldigen Gehaltserhöhungen. Das stellt Ihre Motivation gewaltig in Frage. Ebenso wenig sollten Sie Unsicherheit durchblicken lassen. Fragen Sie also bitte nicht, ob Sie einen guten Eindruck hinterlassen haben oder wie Ihre Chancen stehen. Die Grundhaltung muss sein: Das Unternehmen hat eine Chance, Sie zu heuern! Auch wenn Sie das bitte nie verbalisieren oder den Fehler begehen, in Arroganz zu verfallen. Es ist nur eine Grundhaltung um Ihr Selbstbewusstsein zu festigen.

Deutlich besser wirkt, wer sich während des Jobinterviews Notizen macht und anschließend Detailfragen zu seinem künftigen Einsatzgebiet stellt: Wie groß ist das Team? Welche Erwartungen hat man von mir in den kommenden zwei Jahren? Wo liegen die speziellen Herausfordungen der Position? Wo werde ich überall eingesetzt? An wen muss ich berichten? Wer berichtet mir? Ist noch Zeit, sich den Arbeitsplatz vielleicht gerade noch anzusehen? Haben Sie keinerlei Skrupel nachzubohren, falls der Personaler an einigen Stellen ungenau geblieben ist. Chuzpe ist nie verkehrt, übertreiben Sie es aber auch nicht. Heißt: Drehen Sie den Spieß nicht einfach herum und stellen Sie dem Personaler dieselben Fragen mit vertauschten Rollen (“Warum sollte ich mich denn für Ihr Unternehmen entscheiden?”). Einzig zulässig: der Wechsel auf die persönliche Ebene (“Warum haben Sie sich damals für dieses Unternehmen entschieden?”).

Sie können die Bewerberfragen aber auch dazu nutzen, um noch einmal Kernaussagen (über sich) zusammenzufassen: Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie sich von mir … wünschen? Der ideale Mitarbeiter verfügt also über … ? Oder Sie betonen am Ende, dass das Gespräch Ihre Motivation erhöht hat, für dieses Unternehmen zu arbeiten: Zu meinen künftigen Aufgaben wird also gehören … ? Das würde ich sehr gerne übernehmen! Wie heißt es so schön in der Rhetorik: Wer (richtig) fragt, der führt.