Bernd Schmitz ist Leiter des Hochschulmarketings bei Bayer und damit zuständig für alle Marketingmaßnahmen, die hochqualifizierte Absolventen für einen Job bei Bayer interessieren sollen. Schmitz betreibt ein Blog, twittert und nutzt intensiv Facebook. Seit dem 1. Februar darf er das – wie alle Bayer-Mitarbeiter – auch während der Arbeitszeit auf seinem Dienstrechner. Warum erzählt er im Interview…

Herr Schmitz, seit Februar dürfen alle Bayer-Mitarbeiter Social Networks wie Twitter und Facebook am Arbeitsplatz nutzen. Woher kommt der Sinneswandel?

Das Internet ist mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil des beruflichen und privaten Lebens. Wir versuchen dieser Entwicklung gerecht zu werden. Die Mitarbeiter konnten ja schon vorher in gewissem Rahmen das Internet privat und während der Arbeitszeit nutzen. Weggefallen sind jetzt die Beschränkungen für die Seiten sozialer Netzwerke, Seiten mit religiösem Inhalt oder Internetradio. Die dienstliche Nutzung und die Sicherheit der IT-Systeme stehen zwar nach wie vor an erster Stelle, jedoch vertrauen wir den Mitarbeitern, dass sie verantwortungsvoll mit dem privaten Internetgebrauch während der Arbeitszeit umgehen.

Basiert dies auf der Einsicht, dass man die Kollegen ohnehin nicht davon abhalten kann, in solchen Netzen etwa per Handy zu kommunizieren?

Nein, dies war nicht der Auslöser. Vielmehr haben sich diese Netzwerke in den letzten Monaten in Deutschland erst richtig populär entwickelt, und auch die Mitarbeiter haben immer häufiger nach freiem Zugang verlangt. Sicher gab es bisher schon ein paar Kollegen, die soziale Netze während der Arbeitszeit genutzt haben. Sie haben aber dafür ihre privaten Handys verwenden müssen und waren daher eher die Ausnahme. Mit der Freischaltung von Facebook und anderen bisher gesperrten Seiten kommt Bayer den Bedürfnissen der Mitarbeiter nach, ständig Zugang zu modernen Kommunikationsmedien zu haben.

Wird dabei kontrolliert, was die Mitarbeiter so twittern oder facebooken?

Die Kollegen verfassen ja keine Beträge im Namen des Unternehmens, sondern äußern ihre private Meinung. Deshalb wird da auch nichts kontrolliert. Jeder, der sich bisher noch nicht mit Sozialen Netzwerken beschäftigt hat, das aber künftig tun möchte, kann aber ein paar Hinweise aus unserer „Web 2.0 Guideline“ entnehmen.

Handelt es sich dabei um eine Art Social Media Policy? Was steht da beispielsweise drin?

Das kann man so sagen. Wir informieren darin über Chancen und Risiken und weisen auf einige Punkte hin, die zu beachten sind – etwa dass alle Beiträge in diesen Netzen immer als eigene persönliche Meinung dargestellt und dass bei Unsicherheiten vorher der jeweilige Vorgesetzte um Rat gefragt werden sollte.

Haben Sie nicht Sorge, dass dennoch mal sensible Daten an die Öffentlichkeit gelangen könnten?

Wie gesagt, wir vertrauen den Kollegen, dass Sie sich im Internet verantwortungsbewusst verhalten und darauf achten, dass sie keine Geschäftsgeheimnisse kommunizieren. Falls doch, würde das vermutlich negative Konsequenzen haben. Das ist aber jedes Mal vom Einzelfall abhängig.

Sie selbst twittern ja schon länger. War das bisher praktisch illegal?

Nein. Ich habe einen privaten Twitter-Account. Den nutze ich allerdings auch im Rahmen meiner Funktion als Leiter des Hochschulmarketings für berufliche Zwecke. Der private Anteil überwiegt aber.

Wie sehen Ihre persönlichen Erfahrungen mit Sozialen Netzwerken aus?

Persönlich habe ich damit nur gute Erfahrungen gemacht. Mir haben sich dadurch viele neue Informationsquellen und Kontaktmöglichkeiten eröffnet. Mittlerweile ersetzen diese Netzwerke für mich in großem Umfang klassische Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitung. Und auch beruflich nutze ich Soziale Netzwerke inzwischen immer intensiver – etwa Facebook zur Ansprache von Studenten und Absolventen für unser Bayer Business Consulting.