Bei keinem anderen Bereich assoziieren wir so stark gutes Benehmen wie bei Tisch. Tischmanieren haben die größte Außenwirkung und sind ein häufiger Stolperstein – für Bewerber ebenso wie für Geschäftspartner in spe. Diese Kernregeln des Knigge-ABC (.pdf) sollte jeder beherrschen:
Alkohol
Darf ohne Angabe von Gründen abgelehnt werden. Der Gastgeber kann sogar Alkohol ausschenken und selbst Wasser trinken. Kein Fauxpas. Wird vor dem Essen ein Aperitif gereicht, wird dieser nicht mit an den Tisch genommen, das erledigen Kellner. Die eingedeckten Gläser am Tisch werden von rechts nach links verwendet, Besteck von außen nach innen. Alle Gläser werden am Stiel angefasst oder im unteren Drittel und nur bis zu einem Drittel eingeschenkt.
Bouillon
Suppen sind echte Manierenminen. Die Grundregeln: nicht pusten, nicht schlürfen, nicht mit dem Brot tunken und den Löffel nur mit der Spitze zum Mund führen! Die Frage, ob Suppenreste ausgetrunken werden dürfen, entscheidet der Inhalt: Cremesuppen sowie Suppen mit Einlagen werden ausschließlich gelöffelt, klare Brühen hingegen dürfen auch getrunken werden. Sie werden in der Regel in einer Suppentasse (mit Henkel) serviert. Übrigens: Zum Auslöffeln Suppenteller möglichst nicht schräg stellen.
Couvert-Brot
Es ist heute Sitte vor dem Essen Brot zu reichen. Das ist keine Vorspeise, sondern eine Beilage zur Vorspeise. Dazu steht meist auch ein kleiner Teller und ein kleines Messer auf dem Tisch. Achtung: Das sogenannte Couvert-Brot wird nur gebrochen und nie wie eine ordinäre Stulle im Ganzen mit Butter bestrichen und dann gegessen! Allein richtig ist, das Brot in mundgerechte Happen zu brechen, jedes Stück einzeln zu bestreichen und mit der linken (!) Hand zu essen.
Drängeln
Zu vielen Anlässen werden die Speisen heute an Buffets gereicht. Das garantiert eine große Auswahl und ermöglicht den Gästen, nur das zu essen, worauf sie Appetit haben. Allerdings lauern auch hier einige Stolperfallen: Drängeln ist tabu, ebenso das Überhäufen von Tellern (ganz schlimm: Antipasti-Vorspeisen neben dampfenden Sauerbraten) – lieber öfter gehen. Auch Suppe darf wiederholt genommen werden. Als stillos gilt indes das Naschen am Buffet sowie das Lästern über die aufgebauten Speisen. Wenn schon Smalltalk, dann bitte nur Launiges, Lustiges, Verbindendes.
Espresso
Klingt banal, wird aber in besseren Kreisen gerne zum Fauxpas: Heiße Getränke, die in Tassen nach dem Essen gereicht werden, dürfen erst serviert werden, wenn alle Besteckteile (Messer, Gabel, Teller & co.) abgeräumt sind. Allenfalls wenn vorher noch ein Digestif serviert wurde, darf dieser zum Espresso, Kaffee oder Mokka stehenbleiben. Sektgläser bleiben ebenfalls unangetastet. Und bitte beim Trinken nie den kleinen Finger abspreizen – affektiert!
Fisch
Wird dieser im Ganzen serviert, werden zuerst Flossen entfernt, dann mit dem Fischmesser von Kopf bis Schwanz die Filets geteilt, der Fisch aufgeklappt und die Gräten in einem gelöst. Sie kommen auf einen Extrateller. Bei Forellen nicht die Bäckchen (liegen hinter den Kiemen) vergessen. Delikatesse! Geräucherter Fisch dagegen wird mit normalem Besteck gegessen. Ebenso Hähnchen. Nur wenn es nicht anders geht, darf man bei Geflügel die Hände hinzuziehen. Fingerschale danach benutzen! Apropos Fingerfood: Artischocken, Austern, Canapés, Garnelen, Muscheln, Spareribs, Wachteln dürfen ebenfalls mit den Fingern gegessen werden.
Getränke
Die alte Regel – weißes Fleisch, weißer Wein; rotes Fleisch, roter Wein – ist überholt. Erlaubt ist, was schmeckt. Zum ersten Schluck jedoch fordert allein der Gastgeber auf. Solange bitte warten.
Hummer
Richtiges Hummeressen ist ein gefürchteter Klassiker – aber zu unrecht: Zum klassischen Hummeressen werden in der Regel rote Servietten gereicht, die auch in den Hemdkragen gestopft werden dürfen (rot, weil sich eventuelle Flecken aus hellen Stoffen nur schwer entfernen lassen). Zum Essen dürfen Scheren und Beine in die Hand genommen werden. Das Scherenfleisch wird mit den Zacken der Hummergabel herausgezogen, der Rest mit Messer und Gabel des Menübestecks gegessen. Die Hummerzange dient nur für den Fall, dass der Koch den Lobster noch nicht die Zangen geknackt hat. Hummer wird übrigens immer mit einem Extrateller für die leeren Schalen serviert. Am Ende gibt es ein Schälchen mit Zitronenwasser, in dem man sich die Finger säubern kann.
Interaktion
In Deutschland gibt es inzwischen mehr Handys als Einwohner. Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass jeder der Gäste eines in der Tasche hat. Zum Business-Essen werden diese abgeschaltet, mindestens aber auf Vibrationsalarm umgeschaltet. In guten Restaurants kann man sie auch beim Oberkellner hinterlegen, der einen dann ruft, falls man angerufen wird. Grob unhöflich: Das Telefon neben den Teller zu legen. Das sagt: Der Anruf ist mir wichtiger als mein Gegenüber.
Jungbrunnen
Die Außenwirkung ist heute ein wesentlicher Baustein für die Karriere. Gepflegte Kleidung, Hände und Haare gehören zu gutem Stil dazu. Bei Frauen ebenso wie bei Männern. Allerdings ist es eine Unsitte, sein Make-up bei Tisch aufzufrischen, den Lippenstift nachzuziehen oder die Augen zu tuschen. Dazu zieht sich frau stets diskret zurück.
Karte
Hier geht es nicht um die Speise-, sondern die Visitenkarte. Die werden auf keinen Fall ungelesen weggesteckt. Besser: Drei Sekunden überfliegen und auf eventuell vorhandene Titel achten, die mündlich nicht vorgestellt wurden. Erwähnen! Das freut jeden. Bei einem Treffen übergibt der Gast als Erster seine Karte – in Gruppen erhält sie zuerst der Ranghöchste. Ist eine Hierarchie nicht erkennbar, werden die Karten der Reihe nach verteilt, beginnend mit der Ihnen nächsten Person. Natürlich überreichen Sie nur saubere und aktuelle Karten. Haben sich Adresse oder Durchwahl geändert, sollte man spätestens eine Woche danach neue Karten haben.
Liegenschaften
Die Lage des Essbestecks ist zugleich ein Code für das Servicepersonal. Die sogenannte 20-nach-7-Stellung (Gabel auf 8 Uhr, Messer auf 4 Uhr) sagt, dass Sie eine Pause machen; die 20-nach-4-Position (Messer und Gabel liegen parallel auf 4 Uhr) dagegen bedeutet: „Ich bin fertig“. Andere angebliche Codes gehören ins Reich der Mythen. Eine reale Regel, die jedoch kaum beachtet wird: Einmal aufgenommen, darf das Besteck die Tischdecke nicht mehr berühren.
Malheur
Das kann passieren: Sie stoßen ein Weinglas um, kleckern dem Nachbarn auf den Schoß, Brot fällt zu Boden. Alles kein Desaster – solange Sie kein Aufheben darum machen. Bitten Sie diskret den Kellner heran, der die Spuren beseitigt. Ist Ihr Nachbar in Mitleidenschaft gezogen, bitten Sie ihn formvollendet um Entschuldigung und bieten Sie ihm an, für etwaige Reinigungskosten aufzukommen. Sind Sie selbst betroffen, ziehen Sie sich mit einer Entschuldigung auf die Toilette zurück und trocknen dort Ihre Kleidung – nicht bei Tisch! Und für die Zuschauer gilt: Großzügig darüber hinwegsehen, nicht kommentieren.
Niesen
Nieser unterscheiden sich in zwei Gruppen: die Unterdrücker und die Windmaschinen. Egal zu welchem Hatschi-Typ Sie gehören – wenden Sie sich dabei ab! Besser noch Sie benutzen ein Taschentuch. Ansonsten die linke Hand. Mit der rechten geben Sie vielleicht später noch jemandem die Hand. In einigen Kulturen (z.B. arabischer Raum, Indien) gilt die Rechte als besonders rein, nur mit ihr wird gegessen. Wer vorher reinniest, könnte genauso gut ins Essen spucken. Haben Sie bei Tisch eine Niesattacke sowie links und rechts Tischnachbarn, dann rucken Sie mit dem Stuhl etwas zurück und niesen ebenfalls nach links (wegen der linken Hand). Danach entschuldigen Sie sich kurz und leise. „Gesundheit!“ wird nicht mehr gewünscht. Husten wird ja auch nicht kommentiert.
Ovationen
Die entscheidende Frage bei den gegenseitigen Aufwartungen: Wer trifft wen wo? Privat: Hier grüßt immer der, der dazukommt oder den anderen zuerst sieht. Geschäftlich: Hier zählt allein die Hierarchie. Allerdings sollten sich bei Empfängen immer diejenigen zuerst begrüßen und die Hand geben, die sich kennen – also nicht zwangsläufig der Dame zuerst! Danach stellt der Rangniedrigere seine Begleitung vor, was daraufhin der Ranghöhere ebenfalls mit seiner Begleitung macht. Jetzt sind alle mit einander bekannt und können sich gegenseitig die Hand geben. Nicht schütteln! Ein sanfter Druck von ein bis drei Sekunden reicht. Und sehen Sie dem anderen dabei in die Augen.
Prosten
Bei fast jedem Fest, jedem Aperitif lassen Gäste gerne Gläser zusammenscheppern und sprechen ein Hoch aus. Ein schöner, alter Brauch – aber häufig unangebracht. Nur mit Wein, Champagner oder Sekt wird angestoßen (Ausnahme: Bier bei Volksfesten), nicht aber mit Longdrink-, Milchkaffeegläsern oder gar Tassen. Bei Geschäftstreffen wird heute meist sogar ganz darauf verzichtet. Vornehmer ist, das Glas lediglich anzuheben, sich zuzunicken und zuzuprosten. Und dabei immer Blickkontakt halten! Cheers!
Quittung
Wenn Sie im Restaurant die Rechnung möchten, rufen Sie bitte nicht „Herr Ooober…!“ Blickkontakt reicht. Besser noch Sie begleichen die Rechnung vom Tisch entfernt, so dass Ihre Gäste davon nichts mitbekommen. Trinkgeld (engl. „Tip“: to improve promptness) bekommen nur Angestellte, nie der Besitzer (gilt auch für Restaurant, Friseur, Taxi). Zehn Prozent sind inzwischen üblich, im Ausland besser 15 Prozent.
Rede
Wer eine Tischrede halten will, hat mindestens zwei Tage vorher den Gastgeber darüber zu informieren. Der legt dann eine bestimmte Reihenfolge fest und teilt sie den Rednern sowie Küche und Personal mit. Während der Rede wird weder serviert, nachgeschenkt, gegessen, getrunken, noch das Gespräch mit dem Tischnachbarn fortgesetzt. Tischreden werden deshalb meist erst zwischen Hauptgang und Dessert gehalten. Dann sind alle satt. Reden sollten nicht länger als 10 Minuten dauern, Gäste sind durstig! Die Begrüßungsrede steht allein dem Gastgeber zu. Sie wird beim Aperitif im Stehen gehalten oder unmittelbar nach dem Servieren der ersten (kalten) Vorspeise. Dazu erhebt sich der Gastgeber vom Stuhl und wartet, bis die Gäste ruhig geworden sind. Nicht ans Glas klopfen – unfein! Das gilt erst recht für übereifrige Tischnachbarn. Blickkontakte sind souveräner. Nach der Begrüßung darf maximal eine Rede folgen. Sie wird üblicherweise von der ranghöchsten Person an der Tafel gehalten – oder vom Ehrengast. Inhaltlich ist alles erlaubt, was keinen der Anwesenden kritisiert und alle erheitert. Bei einem Businesslunch ist zudem ein Lob des Geschäftspartners wichtig.
Serviette
Sie wird ausgebreitet und einmal gefaltet stets auf den Schoß gelegt. Ausnahme: Hummer- oder Krebsessen. Hier darf sie um den Hals gebunden werden. Sollte der Stoff während des Essens versehentlich zu Boden fallen, bitten Sie das Personal, Ihnen eine neue zu geben. Nicht aufheben! Wer kurz aufstehen muss, legt die Serviette locker zusammen, links neben den Teller (amerikanisch: auf ?den Stuhl, gilt hierzulande allerdings als unhygienisch). Der Gastgeber deutet mit derselben Geste an, dass das Essen beendet ist. Bis dahin lassen die Gäste die Serviette auf ihrem Schoß. Danach legen sie diese ebenfalls links neben den Teller – nicht auf den Teller und auch nicht gefaltet unter das Besteck!
Tischgespräche
Vor allem international ist das lockere Parlieren Geschäftsgrundlage. Wer sich so unverbindlich austauscht, lernt sich kennen, betont Gemeinsamkeiten, schafft eine gute Atmosphäre. Das ist das ganze Geheimnis und zugleich der Leitfaden für mögliche Themen: Ein erster Einstieg können Gespräche rund um den Ort sein, an dem man sich trifft. Alternativ eignen sich auch der Anlass, das Essen, die Zusammenstellung des Menüs sowie die Qualität der Getränke. Alle Bemerkungen müssen aber stets positiv sein! Weitere Einstiege sind gemeinsame Bekannte, Kunst, Musik, besuchte Städte in aller Welt, Urlaubs- oder Geschäftsreisen, Speisen und Getränke, Sport, TV-Sendungen und Hobbys. Notfalls auch das Wetter. Tabu sind dagegen Kritik, selbst wenn sie Dritte betrifft, politische, religiöse und andere weltanschauliche Diskussionen sowie Gespräche über Krankheiten, Gebrechen und Tod.
Unpünktlichkeit
Höfliche Menschen sind pünktlich. Auch Chefs, die ihren Rang gerne mal damit dokumentieren, dass alle anderen auf sie warten müssen. Überpünktlichkeit ist bei einer Einladung jedoch ebenso grob unhöflich. Meist wird noch bis zum letzten Moment vorbereitet. Bei Veranstaltungen mit freier Platzwahl wirkt es zudem unsouverän und gierig, zu früh zu kommen. Etwas verspäten (maximal eine Stunde) darf man sich bei Firmenfesten, Cocktailempfängen, Modeschauen oder Einladungen, auf denen „c. t.“ (cum tempore) vermerkt ist. Bei „s. t.“ (sine tempore) erscheinen Sie auf ?die Minute genau.
Verzichten
Bestimmte Beilagen oder ganze Gänge können Sie jederzeit auslassen. Diskretes ablehnen ist erlaubt – mit Betonung auf „diskret“ – nicht: „Das mag ich nicht!“ Und falls Beilagenplatten durchgereicht werden, reichen Sie diese unkommentiert weiter. Dasselbe gilt auch, falls Sie erst nach dem Probieren feststellen, dass es Ihnen nicht schmeckt. Es ist keine Schande, einen Rest auf dem Teller liegen zu lassen. Und wenn Sie der Kellner danach fragt, ob es nicht geschmeckt hat, können Sie charmant antworten, dass es einfach zu viel war. Es sei, denn das Gemüse war etwa tatsächlich verkocht, dann dürfen Sie das durchaus kurz erwähnen.
Wein
Wein atmet Geschichte. Wer gekonnt den Kelch schwenkt, seine Nase tief in das bauchige Glas taucht, mit seelenwunder Miene das Bouquet in seine Stirnhöhle saugt und dazu Nuancen von Lakritz, Cassis oder Pfeffer wahrnimmt, beeindruckt heute viele und suggeriert mit derlei Brimborium zugleich feinsinnigen Geschmack und Durchblick. Noch mehr freilich, wenn er für die Gesellschaft den passenden Wein zum Essen wählt. Achtung Minenfeld: Falls ihnen der Kellner einen Testschluck einscheinkt, tut er das nur, damit sie die Qualität des Weines prüfen können, ob dieser richtig temperiert ist oder korkelt. Ob er Ihnen schmeckt oder nicht, steht nicht zur Debatte – das oblag bereits Ihrer Kompetenz bei der Auswahl. Ist alles in Ordnung, brauchen Sie nur nicken. Das ist für ihn das Signal, dass auch allen anderen eingeschenkt wird.
Xenien
So nannte der römische Dichter Martial seine Gastgeschenke – eine Sammlung von Begleitversen. Heute gehört es zum guten Ton, insbesondere bei privaten Einladungen, ein kleines Präsent zu überbringen. Falls Sie Blumen verschenken wollen: Sträuße werden immer mit einer Begleitkarte und nie im Einwickelpapier überreicht – und stets mit beiden Händen entgegengenommen! Treffen Paare aufeinander, überreicht der Mann der Gastgeberin den Strauß. Weibliche Singles tun das ebenfalls. Geschenke müssen vom Gastgeber nicht sofort ausgepackt werden. Im Laufe des Abends, zu passender Gelegenheit reicht völlig. Das zu vergessen, wäre allerdings eine Beleidigung. Wer zu seinem Chef und einem geschäftlichen Termin nach Hause eingeladen wird, braucht kein Geschenk mitbringen. Kümmert sich dessen Partner jedoch um die Gäste, sollte man am nächsten Tag Blumen schicken.
Y-Chromosom
Mit der Emanzipation haben sich auch einige Benimmregeln geändert: So war es früher Usus, dass die Frau zuerst die Treppe hinaufgeht, damit der Mann sie bei einem Sturz auffangen konnte. Heute gilt dies nur noch bei schmalen Treppen. Sind die Stufen breit genug, gehen Mann und Frau nebeneinander. Bei einem Restaurantbesuch geht indes immer der Gast voran – und zwar der Mann! Das stammt noch aus dem Mittelalter, wo der Mann seine Dame stets schützen musste. Freier ist man inzwischen beim Ankleiden beziehungsweise Ablegen von Mänteln & Co. Höfliche Herren nehmen Damen zwar noch immer den Mantel ab und helfen ihnen wieder hinein. Es darf inzwischen aber auch die Dame dem Herrn helfen, wenn er allein nicht klarkommt. In beiden Fällen ist die Hilfe protestlos anzunehmen, um selbst nicht unhöflich zu sein! Verändert hat sich bei Einladungen auch die Anrede: „Herr Dieter Meier und Frau Silke Meier“ ist richtig; „Herr und Frau Meier“ wäre diskriminierend.
Zahnstocher
Versuchen Sie bitte nicht Speisereste mit der Zunge aus den Zähnen zu lösen. Noch schlimmer: der Einsatz eines Zahnstochers bei Tisch. Da sowieso jeder weiß, was Sie hinter vorgehaltener Hand tun, sollten Sie dazu lieber die Toilette aufsuchen – wie für alle kosmetischen Reparaturen (Kämmen, Schminken, Fingernägel säubern)! Und fragen Sie bitte nicht nach der „Toilette“, sondern nach den „Erfrischungsräumen“.
Guten Appetit!
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S. Meyer
Warum einfach wenn es auch umständlich geht. Was wohl affektierter ist – den Daumen abzustreifen beim trinken, oder all die Regeln einzuhalten um sich wie der Hochadel vor vielen Jahren durch Gestik von der niederen Masse abzusondern.
Ich betrachte zumindestens dieses “Getue” als hochgradig affektiert und überflüssig. Da esse ich mit meinen Geschäftspartnern lieber eine Currywurst und gut ist.
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Jochen Mai
Sie verstehen das wohl falsch: Es geht nicht darum, sich abzusondern, um etwas Besseres zu sein. Wer so denkt, verstößt schon gegen die erste Grundregel des gegenseitigen Respekts. Vielmehr geht es darum, durch gute Umgangsformen den anderen keinen Anstoß zu geben. Mag sein, dass Currywurstessen mit abgespreiztem Finger in der Holzbranche usus ist. Sollten Sie jedoch mal zufällig in einem 5-Sterne-Restaurant bei einem Dinner sitzen, schadet es jedenfalls nicht, auf andere Verhaltsoptionen zu kennen.
rene
Klar, das ist ja immer (die Ausrede) das Argument. Tatsächlich entlarvt dann aber ein Satz wie dieser: „Klingt banal, wird aber in besseren Kreisen gerne zum Fauxpas“.
Ich bin unterwegs in besseren Kreisen und trinke mit denen jeden Abend Bier. Ich weiß schon, warum ich Business für die neue Aristokratie halte.
Pingback: Nerdcore — Von Vorbildern und anderen Affektiertheiten
Jochen Mai
Also ich bin in den Kreisen auch unterwegs und esse sogar mit manchen Currywurst (wenn sie gut ist). Dass das “bessere” Kreis allerdings gleich entlarvt halte ich für einen Kurzschluss. Denn bessere Kreise gibt es ohne Frage – die Frage ist eher, was der einzelne darunter versteht. Für mich ist es ein Kreis von Leuten mit Kinderstube. Einkommen, sozialer oder beruflicher Status sind mir dabei völlig schnuppe.
derherold
Vllt. ist das Problem der “Kreise” dadurch zu lösen, daß hier von *Geschäftsessen* die Rede ist, wo es wohl eher um das “Nicht-Negativ-Auffallen” geht.
Daß man sich ansonsten bei Freunden/Bekannten gegenseitig auf die Schultern schlägt, Currywurst ist und/oder Partnertausch betreibt, dürfte dabei auch unter “Kreis-Aspekten” außen vor bleiben.
Man könnte ja zwischen *privatem* und offziellem, weil geschäftlich, Verhalten trennen. ;)
Rufusrules
Ich finde den Artikel sehr gut. Zwei kleine Fragen hätte ich noch: 1. wie geht man den heute mit dem Thema Hummerbeinchen um? und 2. Warum ist es diskreminierend Herr und Frau Meier so zu nennen?
Gefehlt haben mir auch Benimmregeln für die neuerdings so gefragten Stehempfänge mit oder ohne flying Buffet. Wie ist das da z.B. mit dem Nachfüllen der Gläser oder wohin mit leeren Gläsern oder Geschirr. Wann und wo darf man rauchen. Oder wie spreche ich wen an (z.B. auch auf Netzwerkveranstaltungen)
Jochen Mai
@rufusrules: Uff, das waren aber mehr als zwei kleinere Fragen. Nungut, ich geb mein Bestes…
Herr und Frau Meier diskriminiert vor allem die Frau. Das stammt noch aus der Zeit, wo vor allem sie seinen Namen annahm. Heute ist das ja reine Geschmackssache. Aber sie wirkt dadurch wie sein Anhängsel – Frau Meier. Mit eigenem Namen dagegen wird sie wieder zur Person. Da das heute wechselseitig der Fall sein kann, besser immer beide mit vollem Namen.
Zum Nachfüllen der Gläser: In der Regel übernimmt das der Kellner. Ansonsten gebietet es der Anstand, die Leute aus der Gruppe, in der man gerade steht, zu fragen, ob sie auch noch was möchten – und sie zuerst mit Getränken zu versorgen. Leere Gläser oder Geschirr werden auf keinen Fall wieder zum Büffet gebracht – da steht nur die Frischware. Entweder räumen auch hier die Kellner ab, was die Regel ist, oder es gibt dafür einen separaten Tisch (was hässlich ist).
Rauchen: in Restaurants ist das inzwischen geregelt, in geschlossenen Gesellschaften regelt das der Gastgeber. Falls es trotzdem unklar bleibt: Nehmen Sie Rücksicht auf andere, die nicht rauchen!
Netzwerken: Der Sache nehme ich mich sowieso nochmal an…
@Herold: Sehr diplomatisch und weise gesprochen. Da schließe ich mich gerne an.
hp
Netter Artikel, irgendwie aber eh alles klar, oder? (oder liegt das an meiner “Kinderstube”)
Nur zum Wein noch: es heißt korkt und man überprüft auch noch ob der Wein moussiert (stark perlt)
und man schüttet auf den Probierschluck nicht drauf…
Jochen Mai
@hp: Danke für die Hinweise. Das mit dem Korkeln war indes allein Sprachspielerei.
sven
Gebe Rene durchaus Recht, affektiert ist lediglich das penible Einhalten all dieser Regeln – business ist die neue Aristokratie. Oh yeah baby.
Pierre Bourdieu mon amour, die feinen Unterschiede werden im internet öffentlich. Lasst euch feinere einfallen und: Veröffentlicht sie nicht. We shouldn´t know about…
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Matthias
Vielen Dank für die Tipps.. Ich habe letztens versucht mich an die meisten zu halten, aber einiges davon ist wirklich anstrengend.. Und dann auch noch an alles zu denken.. Aber vielen Dank, ich versuche mich zu verbessern.
Sam
Ja, die Emanzipation… da stellt man sich als Außenstehender wieder einmal die Frage, warum denn nur die _Frau_ durch den Wegfall des Vornamens zu einem Identitätslosen Wesen werden soll. Zumal der Nachnamensgeber ja nicht immer der Mann sein muss ;)
M. Blum
erst einmal besten dank für diese auflistung. dem einen oder anderen wird diese sicherlich eine hilfe sein. zudem kann jeder für sich – vor ort – entscheiden, was er davon praktiziert und was nicht. aber die diskussion macht ja spaß!
deshalb auch mein senf dazu: mit „guter kinderstube“ haben einige der regeln meiner meinung nach nur wenig zu tun. zuhause lernt man diese dinge, auch in sozial starken umfeldern, in den meisten fällen nicht. gerade sitzen, messer rechts und gabel links, etc. – okay. aber wie man den wein prüft und auf welcher seite die serviette liegen muss …? ist aber ja auch nicht wörtlich zu nehmen mit der „KINDERstube“, klar.
letztlich finde ich die ganzen verhaltensregeln beim business-essen ein wenig lächerlich. die gäste mimen am abend einen auf gut erzogen und am nächsten morgen muss beim auschecken im hotel erst einmal die pay tv rechnung beglichen werden. alles schon erlebt. ist ja auch nicht weiter schlimm. sind ja alles menschen. obwohl es dem kollegen damals ziemlich peinlich war -:)
bin häufig zu solchen essen geladen. da wird auch ein wenig theater gespielt – teilweise verstellt man sich für die anderen, um etwas darzustellen, was man nicht ist. so richtig entspannt ist das nur selten, bzw. erst dann, wenn einige der regeln aussetzen. und das sehen viele so. schlimm ist es für die „neuen im kreise“. die müssen mehr darüber nachdenken, wie man sich verhalten soll, als locker das gespräch zu führen, bzw. das (meist teure) essen zu genießen. man kann alles übertreiben. ich denke, dass es eine mischung aus grundmanieren und intuition auch tut. es gibt schon so viele regeln in unserer gesellschaft. das ist doch bezeichnend, oder? braucht nicht in erster linie der regeln, der keine selbstdisziplin mitbringt?
Jochen Mai
Lieber Herr Blum,
Manieren (oder Kinderstube) sind nicht einfach nur etwas, das man an- oder abschaltet. Man hat es oder man verstellt sich. In erster Linie geht es dabei nicht um affektiertes Verhalten, sondern darum, dem anderen Respekt zu zeigen und ihn nicht zu belästigen. Und ich behaupte, wenn man längere Zeit mit einem Menschen zusammen ist, merkt man, ob dieses Verhalten nur Fassade ist.
Im Zusammenhang mit der Frage, ob man die Serviette nun links oder rechts neben sich legt, ist das sicher nicht ausschlaggebend. Aber solche Konventionen erfüllen im Subtext eben noch einen anderen Zweck: Sie zeigen die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Klasse an – so wie Kleidung eben auch. Sie würden zu einem Geschäftsessen ja auch nicht im Jogginganzug erscheinen obwohl der sicher bequemer ist als ein Dreiteiler.
Natürlich muss man nicht alle Regeln jederzeit befolgen. Aber nochmal: Wer Kinderstube hat, ist durchaus in der Lage zu beurteilen, ob jemand diese Regeln bewusst bricht oder aus Unkenntnis.
M. Blum
herr mai,
ich persönlich habe kein problem mit den „tischregeln“. das läuft eben so und fertig. kein problem. trotzdem finde ich es – in dieser tiefe – grundsätzlich albern. nicht ihre tipps, die tatsache, dass es so ist wie es ist. um dies zu verdeutlichen ging es mir in meinem text.
zu ihrer antwort:
bei geschäftlichen anlässen oder geschäftsessen trifft man häufig auf menschen, die man eben nicht sonderlich lange und gut kennt. zumindest geht mir das so. es ist die frage, wie tief es sich hier hinter die fassade von seinem gegenüber blicken lässt? SOLL man (anfangs) überhaupt hinter diese blicken?
um respekt und höflichkeit auszuüben, muss man übrigens die aufgeführten regeln nicht kennen. erst recht nicht im detail. deswegen möchte ich ihre letzte aussage untersteichen. diese ist wesentlich.
aber vielleicht sind sie auch offen für einen tipp: gehen sie sensibel damit um, menschen anhand ihrer kleidung in gesellschaftliche klassen einzuteilen.
ganz so einfach ist das nicht.
Jochen Mai
Lieber Herr Blum,
ich habe Sie schon verstanden. Nur finde ich soziale Konventionen nicht albern. Sie sind EINE mögliche Kommunikationsform. Und so wie man nach Watzlawick eben nicht nicht kommunizieren kann, wirken diese auch so oder so. Sie selbst mögen das albern finden – Ihr Gegenüber aber vielleicht nicht. Die Frage: Zeigen Sie Wertschätzung, wenn der spürt, dass Sie das, was ihm wichtig ist, im Grunde albern finden?
Zu Ihrem Tipp: Worum es hierbei geht, ist nicht Menschen in Klassen einzuteilen, sondern das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass jeder mit seiner Kleidung auch eine Aussage über sich macht. Und es wäre doch schade, wenn die Leute daraus andere Schlüsse ziehen, als Sie beabsichtigt haben.
M. Blum
lieber herr mai,
ich habe nicht behauptet, dass ich soziale konventionen, bzw. soziale normen generell albern finde. ihr text stellt dies ein wenig so dar. sicher nicht mit absicht.
ich habe die bisherige konversation lediglich auf die aufgeführten tischregeln bezogen.
aber wenn wir schon dabei sind. konventionen können immer auch als eine einschränkung betrachtet werden. und sind konventionen letzlich nicht verhaltensnormen, die sich mit und durch die gesellschaft ändern (können)?
villeicht empfinde ich einen teil der von ihnen aufgeführten tischmanieren nicht mehr als zeitgemäß und daher als so „albern“. aber wer daran festhalten möchte/muss soll dies tun. ich akzeptiere das voll und ganz. die akzeptanz geht sogar so weit, dass ich, „pragmatiker aus gutem hause“, nicht im jogginganzug zu einem geschäftsessen erscheine, obwohl kleidung eher eine unwichtige äußerlichkeit für mich darstellt. ein wenig humor sei erlaubt.
Jochen Mai
Klar können Konventionen auch einschränken. Aber es wird ja auch keiner gezwungen, sich daran zu halten. Nur ist es immer besser, den Bruch damit bewusst zu vollziehen.
Und natürlich können sich solche Normen mit der Zeit auch verändern. Deswegen sind sie ja auch in ein Blog geschrieben und nicht auf Stein gemeißelt. Ich denke mir solche Normen ja auch nicht aus – ich trage sie nur aktuell zusammen.
M. Blum
… und das sie dies tun finde ich sehr nett. nochmals vielen dank an dieser stelle. auch für ihre engagierte beteiligung an den diskussionen. weiter so!
Jochen Mai
Ja, das war schon witzig: Noch während wir hier über das ABC fürs Geschäftsessen diskutierten, schrieb ich parallel an diesem Knigge-ABC für den Alltag…
Deshalb: Gern geschehen.
Nichtraucher
Danke für die vielen Tipps! Sehr geil.
SaschDaily
Eine interessante Diskussion, die ich gerade quer gelesen habe. Derartige “Regeln” scheinen die Menschen irgendwie in Schubladen zu stecken, und damit kommen manche nicht klar.
Ich bin der Meinung, dass man doch damit klarkommen muss, dass es nun mal derartige Schubladen gibt. Ich merke das immer wieder. Und man sollte sich auf jeden Fall mit diesen Schubladen auseinander setzten. Hier nur mal ein Praxisbeispiel aus meiner Berufswelt:
Ich bin Dienstleister in einem großen Unternehmen. Mein Kundenspektrum reicht von einem kleinen Handwerk bis zu richtig großen Global-Playern. Sprich, es kann durchaus sein, dass ich morgens um 12 Uhr einen Geschäftstermin mit einem Tischler habe und ihn zu Essen einlade. Da macht es ein rustikales Restaurant, wo eine etwas lockere Atmosphäre herrscht. Da kommt es nicht so darauf an, ob das Besteck nach dem Essen so rum oder so rum auf dem Teller liegt. Ja, meist mache ich bei solchen Treffen sogar die Krawatte ab.
Am Abend des selben Tages treffe ich mich Chefeinkäufern von Siemens, Bayer oder Volkswagen in einem edlen 5-Sterne-Restaurant. Und da sind die Regeln, die oben aufgezeigt sind, schon immens wichtig. Mit solchen Mitteln entscheidet man oft über Deal or No Deal.
Man man denken was will. Man kann sich angegriffen fühlen, wie man will. Es gibt eine bessere Klasse, der man sich anpassen muss und es gibt eine einfachere Klasse, der man sich anpassen muss. Ob man sich nun in die eine oder andere Position verbiegen muss, ist hier vollkommen egal. Wenn man die eine Klasse nicht bedienen möchte, muss sich sein Klientel halt selber aussuchen.
Sehr netter und unterhaltsamer Beitrag!
Joakim
Naja ist schon was wahres dran. Naja aber man kann das ganze auch etwas lockerer betrachten und demnach das Essen angehen…. natuerlichkeit bewaehrt sich schliesslich am besten!
Steffi Klein
Interessanter Artikel, ist einem im Vorhinein gar nicht bewusst, was man alles falsch machen kann..
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