Eine Studie (pdf) des Hochschul-Informationssystems (HIS) unter ehemaligen Studierenden des Studienjahres 2007/08 zeigt: 20 Prozent der Bachelor-Studenten würden ihr Studium aufgrund der zu hohen Studienanforderungen, dem großen Leistungsdruck und der für sie nicht zu bewältigenden Stoffmenge abbrechen. Viele der Exmatrikulierten hätten nicht einmal den Einstieg in ihr Studium richtig geschafft.
Schlimmeres verhindern lässt sich oft schon durch mehr Selbstorganisation. Und die ist durchaus geboten, denn den Vorteil bis zum Vordiplom Vier-gewinnt zu spielen (Mit der Note 4 kommt man eben so durch, Anm. d. Red.), haben Studenten seit der Bologna-Reform nicht mehr. Hier zählt bereits ab dem ersten Semester jede Prüfungsleistung und jede Note für den Abschluss. Deshalb heute: 36 Tipps für die bessere Studienorganisation, von denen nicht nur Erstsemester profitieren können:
- Fokussieren Sie Ihre Aufmerksamkeit: Ist die Vorlesung wirklich für die Prüfung notwendig?
- Nutzen Sie (falls vorhanden) Vorlesungsskripte und machen Sie sich ausführliche Notizen. Beim Schreiben lernt man.
- Notieren Sie aber nicht jedes Wort des Profs, besser: Stichwörter – und während des Zuhörens mitdenken, interpretieren und zusammenfassen.
- Arbeiten Sie Mitschriften nach. Das dient der Wiederholung und dem Verständnis.
- Bewahren Sie Unterlagen sortiert auf, am besten mit Datum versehen.
- Nehmen Sie auch Sprechstunden der Dozenten für Rückfragen in Anspruch. Das ist keine Schande, eher sogar förderlich.
- Tragen Sie sich wichtige Termine wie Einschreibe- oder Abgabefristen im Kalender ein, damit Sie nichts verpassen. Gilt vor allem für Erstsemestler denen die Routine fehlt.
- Kontrollieren Sie regelmäßig, ob die Vorlesung auch stattfindet, um keine Zeit zu vergeuden.
- Bilden Sie eine Lern-AG. Mit Mitstreitern macht das Studium nicht nur mehr Spaß, Sie behalten auch besser den Überblick.
- Erstellen Sie einen Lernplan, für das Tages- und Wochenpensum.
- Beginnen Sie rechtzeitig vor Prüfungen damit, notwendige Literatur zu besorgen, sonst sind andere schneller und das Wissen fehlt.
- Ermitteln Sie Ihre besten Tageszeiten und nutzen Sie die für intensive Lern- und Arbeitsphasen.
- Wenden Sie die PQ4R-Methode (pdf) für die Textarbeiten an. Deren sechs Schritte gehen so:
- Preview: groben Überblick verschaffen.
- Question: Fragen zum Text formulieren.
- Read: Text lesen und sich die Fragen beantworten.
- Reflect: Textinhalte weiterdenken und vertiefen.
- Recite: Inhalt in eigenen Worten wiedergeben.
- Review: Zusammenfassung erstellen und überprüfen.
- Verwenden Sie zum Pauken Karteikarten mit Stichworten, die Sie auch abends kurz vor dem Einschlafen schnell durchblättern können.
- Überlegen Sie sich mögliche Prüfungsfragen (auch die kniffligen!) und beantworten Sie diese.
- Lernen Sie für die Prüfung, nicht alles auf einmal auswendig. Machen Sie Pausen!
- Nutzen Sie häufige Wiederholungen, jedoch in unterschiedlicher Reihenfolge und Aufbereitung.
- Wiederholen Sie den Stoff in Ihrer Lerngruppe, um das eigene Wissen zu prüfen und zu vertiefen.
- Vergessen Sie nicht den Studenten- und Personalausweis sowie Prüfungsanmeldung! Am besten am Vortag schon in die Tasche stecken.
- Erstellen Sie einen Schreib- und Zeitplan.
- Veranschlagen Sie den Abgabetermin bewusst eher, um einen Puffer zu haben.
- Überlegen Sie schon zu Beginn die Gliederung, um den roten Faden nicht zu verlieren.
- Lassen Sie für die Fragestellung unrelevante Themen konsequent weg.
- Beginnen Sie die Literaturrecherche frühzeitig (siehe oben).
- Bedenken Sie gegebenenfalls auch die Beschaffungsdauer bei Fernleihe und planen Sie diese ein.
- Lassen Sie die Hausarbeit von mehreren Personen rechtzeitig Korrektur lesen, ideal: unterschiedliche Teile, da sonst der Anfang gut redigiert ist, der Rest aber wegen Ermüdung der Korrektoren immer schlechter.
- Nutzen Sie die Möglichkeit, dem Professor die Gliederung vorab zu zeigen, um nichts zu übersehen oder in die falsche Richtung zu schreiben.
- Beachten Sie unbedingt Formalia an Aufbau und Struktur (Beispiel: pdf)!
- Sobald die Hausarbeit fertig ist, geben Sie sie ab – warten Sie nicht bis zum Abgabetermin. Zu riskant, den dann zu verschlampen.
- Planen Sie den Zeitpunkt für das Auslandssemester frühzeitig – Faustregel: Ein Jahr vorher mit der Organisation beginnen!
- Wenn möglich, arbeiten Sie dabei mit dem Auslandsamt vor Ort zusammen.
- Stellen Sie fest, ob es für Ihr Vorhaben Stipendien oder andere Finanzhilfen gibt. Rechtzeitig beantragen!
- Klären Sie vorab, ob etwaige Studienleistungen im Ausland hier anerkannt werden.
- Denken Sie im Vorfeld auch an Visum und Impfungen.
- Um mit Freunden und das Studium hier auf dem Laufenden zu bleiben, testen Sie etwaige Skype-, Flickr-, Facebook-Verbindungen. Auch bei den Eltern.
- Informieren Sie sich über Anforderungen an eine eventuelle Aufenthaltsverlängerung. Falls es Spaß macht, können Sie so leichter ein Semester dranhängen.
Vorlesungen
Während der Vorlesung, kann durch aktives Zuhören bereits für die Prüfung gelernt und Zeit gespart werden.
Prüfungsphase
Das beste Mittel gegen Prüfungsangst, ist die Gewissheit, gut vorbereitet zu sein. Richtiges Lernen funktioniert so:
Hausarbeiten
Die Erfahrung lehrt: Die erste Hausarbeit endet meist im Chaos, Nummer zwei und drei gelingen schon strukturierter. Wie sich überdies grobe Patzer vermeiden lassen:
Auslandssemester
Auslandsaufenthalte eröffnen zahlreiche Chancen auf kulturelle Erfahrungen und neue Perspektiven. Sie erfordern aber auch viel Vorbereitung:
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Long Hoang
Schonmal vorweg. Ich finde den Artikel gut geschrieben und sehr gut strukturiert. Aber ich denke bei Thema Selbstorganisation und Lernen kann man nicht pauschal sagen, was für einem am besten ist. Hierbei ist das Individuum Mensch zu berücksichtigen. Jeder Mensch hat seine eigenen Methoden mit dem er am besten zurecht kommt. Das man rechtzeitig anfangen soll, dass man sich Zeitpläne macht usw. das ist ein bisschen “lari fari”, denn diese Dinge sind selbstverständlich. Das Nicht-wissen dieser Tipps, kann demnach nicht das Problem sein.
Aus meiner Sicht ist es viel wichtiger, dass man eine gute Selbstkontrolle hat. Checklisten sind da von Vorteil, wenn man sie nicht übertreibt. Viele machen auch den Fehler den Stoff einfach nur mal zu Überfliegen und dann sagen “ach das weiß ich noch”. Das können sie aber so nicht bewerten. Hier braucht man wieder eine Selbstkontrolle. Der beste Beweis dafür, ob man den Stoff nun kann oder nicht, ist es sich an einem leeren Blatt Papier zu erproben und das gelernte auf dem Blatt zu reproduzieren.
Gruß
Long
P.S. wäre nett, wenn es eine Email-Benachrichtigung (kein RSS-Feed) für neue Kommentare gibt.
Jochen Mai
Das mit der E-Mail-Benachrichtigung kommt mit der nächsten Blog-Überholung…
Holger Lischke
Leider sind diese Dinge nicht für jeden Studenten selbstverständlich. Ich habe in China selbst erlebt, wie chinesische Studenten jeden Tag bis spät Abends gelernt haben. In Europa sieht die Sache anders aus. Daher war ich der Meinung, dass auch offensichtliche Dinge erwähnt werden sollten. Völlig überforderte und unstrukturiert arbeitende Studenten sind, gerade in den ersten Semestern, die Mehrheit und keine Ausnahmen.
Deine Punkte, im Bezug auf “richtig lernen”, kann ich nur unterstreichen. Dennoch: Im obigen Beitrag ging es um die (allgemeine) Selbstorganisation im Studium. Eben weil jeder Mensch anders tickt, wurden “nur” Tipps gegeben und keine (pauschalen) Patentrezepte präsentiert…
Long Hoang
@Jochen
Danke!
Hoffe die Email benachrichtigung ist bald drin. Finde sonst, dass die Diskussionen in einen Blog oft nur zäh oder gar nicht laufen.
Pingback: kleine Kniffe die beim Studieren helfen! | Der Typ von Nebenan
Hanna
Das Problem meiner Erfahrung nach ist oft das “Sichten” des Materials. Sortieren, wichtiges zum Lernen markieren, unwichtiges herausfiltern, Karteikarten schreiben… Oft vergesse ich diesen Teil in meiner Planung und meine Lernzeit schrumpft um die Hälfte!
John
Uns wurde von vielen von einem Auslandssemester abgeraten. Die meisten würden davon wenig halten. Besser wäre es, das Studium ein Semester dadurch zu drücken und ein halbes Jahr im Ausland richtig zu arbeiten… oder halt gleich einen LL.M. im Ausland zu machen. Auch sehr wichtig: neben dem Kernstudium fortbilden. Vieles findet außerhalb der Pflichtfächer statt!
Mir ist aufgefallen, dass einigen auch einfach das Interesse fehlt. Hatten Kommilitonen, die in der Vorlesung gesessen und im Web gesurft haben. :S Bei denen endete das ganze natürlich im Chaos. Ich bin der Meinung, wenn genügend Interesse dahinter steckt, lernt sich der Stoff von ganz alleine. Das ist ja das tolle am studieren, man kann studieren was einen interessiert. ^^
Wenn man sich schon an den Schreibtisch zwingen muss und versucht sich irgendwie den Stoff nach Lernmethoden aus dem Internet reinzuhauen, würde ich mir doch mal einen Studienwechsel durch den Kopf gehen lassen.
Finde den Artikel aber gut, so kommt so mancher vllt. mal darauf, eine andere Methode zum lernen zu versuchen. :)
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