Demnächst beginnen die Osterferien – und damit auch die erste große Reisezeit des Jahres. Da die Deutschen ein reisefreudiges Volk sind, heißt das für viele zugleich: Ab ins Ausland!
Außer auf die neun gefährlichsten Handzeichen im Ausland, sollten Sie dabei freilich auch darauf achten, ordentlich Trinkgeld zu geben. Das ist nicht nur höflich – in vielen Serviceberufen wird das Extrageld im Gehalt mit einkalkuliert. Das heißt: Das Grundgehalt der Mitarbeiter ist so niedrig, dass ein geringer oder gar kein Tip sich am Monatsende in der Kasse bemerkbar macht. Ob man nun Trinkgeld, Tip, Service Charge, Schmattes, Pourboire, Bakschisch oder Mancia dazu sagt – die jeweiligen Sitten und Margen variieren von Land zu Land.
In Europa ist es zum Beispiel so: Je weiter man in den Süden kommt, desto mehr Trinkgeld wird erwartet. Allerdings ist es in einigen bereits in der Rechnung enthalten (zum Beispiel in Portugal oder Belgien), so dass man hier allenfalls noch aufrunden kann (wenn man mit dem Service besonders zufrieden war). Die Faustregel für Europa aber lautet: Mit zehn Prozent Aufschlag macht man nirgendwo etwas verkehrt – außer vielleicht in Italien, wo Trinkgelder eher unüblich sind sowie in Großbritannien wo man im Pub allenfalls den Rechnungsbetrag auf eine glatte Zahl aufrundet.
Ebenso variieren die Sitten, wie man den Tip hinterlässt. In Frankreich oder Spanien zum Beispiel bezahlt man seine Rechnung und lässt das Trinkgeld auf einem Tellerchen oder auf dem Tisch liegen. Aber bitte keine Minimünzen – grob unhöflich! In den südlichen Urlaubsländern wie Griechenland, Spanien oder Türkei wiederum gehört es zum guten Ton, den Tip den Zimmermädchen am letzten Urlaubstag persönlich zu übergeben. Üblich sind hier ein bis zwei Euro pro Aufenthaltstag. Und auch was das Aufrunden betrifft, wird etwa in nördlicheren EU-Ländern allenfalls bis zum glatten Euro-Betrag aufgerundet, während man im Süden eher bis zum nächsten Fünfer- oder Zehner-Betrag aufrundet.
Zur besseren Übersicht gibt es hier eine Tabelle mit den groben Richtlinien für die einzelnen Länder (Falls Sie selbst andere Erfahrungen gemacht haben, teilen Sie das bitte in den Kommentaren mit). Generell aber gilt: Der Tip ist eine Zusatzleistung. Verpflichtet dazu sind Sie nicht. Wenn Sie also mit dem Service unzufrieden waren, brauchen Sie auch nichts zu geben. In allen anderen Fällen aber sollte man sich nicht lumpen lassen. Wie gesagt: Das Personal ist nicht selten darauf angewiesen.
So geben Sie in den jeweiligen Ländern richtig Trinkgeld
Land | Restaurant | Hotelpage | Concierge | Taxi |
---|---|---|---|---|
Großbritannien / Irland | 10-15% | 1-2 € * | 2-3 € ** | 10% |
Dänemark / Skandinavien | Aufrunden / 5% | - | - | Aufrunden |
Deutschland | 10% | 1 € * | 1-2 € ** | 10% |
Österreich | 10-15% | 1 € * | 1-2 € ** | Aufrunden |
Schweiz | 10% | 1 SFr * | 1-2 SFr ** | 10% |
Frankreich | 10-15% | - | - | 10% |
Spanien / Portugal | 5-10% | 1 € * | 1-2 € ** | Aufrunden |
Italien | max. 10% | - | 5 € *** | Aufrunden |
Griechenland | 10% | 1 € * | 10 € *** | 10% |
Türkei | 10% | 1 € * | 1-2 € ** | Aufrunden |
USA | 15-20% | 1-2 € * | 3-5 € ** | 15% |
Mexico / Mittelamerika | 10-15% | 1 € * | 2 € ** | Aufrunden |
Südamerika | 10% | 1 € * | 20 € *** | Aufrunden |
Afrika (Großstädte) | 10% | 1 € * | 2 € ** | 10% |
Japan | - / 3% | - / 2-3 € * | - / 3-5 € ** | - / - |
Hongkong | 10-15% | 2-3 € * | 3-5 € ** | Aufrunden |
Indien | 10% | 1 € * | 2 € ** | - |
Australien / Neuseeland | 10-15% | 2 € * | 2 € ** | Aufrunden |
* pro Gepäckstück
** für kleinere Dienstleistungen, für Ticketservice oder Organisation bis zu 30 €
*** beim Auschecken
Ali Schwarzer
Kritikpunkt an der Tabelle: “Afrika” ist in etwa so vielsagend wie “Europa”.
In Südafrika habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kellner unter Umständen sogar nur das Trinkgeld als Lohn erhalten, daher bietet es sich an — insbesondere weil auch das Essen dort sehr günstig ist –, immer etwas spendabler zu sein. Natürlich nur, wenn der Service nicht unter aller Sau war. Aber da habe ich bisher immer hervorragende Erfahrungen gemacht.
Von Trinkgeldern an Taxifahrern in Uganda, Südafrika und Kenia rate ich ab, wenn man selbst weiß ist oder sich durch etwas anderes als nichtafrikanisch outen könnte. Weiße haben das Problem, dass sie fast ausschließlich als reich angesehen werden, was sich automatisch in einer unverschämten Preissteigerung bemerkbar macht. Ich bin sicher, dass das auch in vielen anderen afrikanischen Ländern südlich der Sahara gilt.
Selbiges gilt übrigens für Flohmärkte, in Südafrika auf jeden Fall. Da ist es immer ganz geschickt einen Schwarzen mit dabei zu haben. Vielleicht sollte ich als freiberuflicher Flohmarkt-Verhandlungsführer anfangen, wenn ich nach dem Studium nur die Option auf eine Taxilizenz habe. *grübel*
Gabriel
“Generell aber gilt: Der Tip ist eine Zusatzleistung. Verpflichtet dazu sind Sie nicht.”
Erinnert mich an einen Urlaub in New York mit 2 Freunden. Beim Verlassen des kleines Restaurants in China Town wurden wir am Herausgehen von 3-4 Kellnern mit grimmigem Gesichtsausdruck gehindert. Erst dachten wir, wir hätten den Chefkoch selbst auf irgendeine Weise beleidigt. Dabei lags an dem Tip: es waren 2-3 Dollar zu wenig.
Was mich persönlich schon lange interessiert: warum ist es unüblich, ja sogar teils beleidigend in Asien Trinkgeld zu geben?
raubfisch
Im letzten Urlaub in Thailand gaben wir am Anfang aus Gewohnheit immer ein wenig Trinkgeld, dabei fingen wir uns aber öfters unverständliche Blicke ein, weshalb wir keines mehr gaben. Uns wurde auch gesagt, dass es nicht üblich ist, ein Trinkgeld zu geben. Dabei kamen wir uns dann aber komisch dabei vor.
Stefan Koch
@Gabriel: Ist tatsächlich gar nicht so leicht herauszufinden, ich hab bisher, obwohl ich mich viel mit Japan beschätige, auch noch nie eine Antwort auf die Frage gelesen.
In einem Reiseblog zu China habe ich jetzt diesen Satz gefunden: „Wo bei uns im Westen das Trinkgeld als Anerkennung für besonders gute Dienstleistungen gilt, denken die Chinesen eher wir hätten lieber mehr Geld für einen besseren Service oder ein besseres Produkt zahlen wollen.“
http://www.chinavisum24.de/bitte-kein-trinkgeld
Keine Ahnung, inwiefern das zutrifft. Es klingt plausibel, aber ich sehe im Moment keine Verbindung zu meinen übrigen kulturellen Kenntnissen, womit ich es verifizieren könnte.
Gabriel
@Stefan: Danke für die Antwort. Ist ja interessant. Erst neulich einen Beitrag gelesen, warum man in China keine Uhren verschenkt: “Zong” bedeutet Uhr und “Song Zong” bedeutet zu Grabe tragen. Ob deshalb der Zonk damals so genannt wurde? ;)
http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::234417&hxmain_category=::pjsub::opinio::/politik___gesellschaft/asien/china
Ben
In china gibt man kein Trinkgeld. Nie. Wenn man nicht gerade im touristenvirtel unterwegs ist werden die Leute gar nicht wissen was das überhaupt ist. China ist eben anders, sehr anders.
Lutz
Nachdem ich immer öfter höre, dass Kellner ihre Trinkgelder mit den Einnahmen abgeben müssen und überhaupt nichts davon haben, runde ich höchstens den Rechnungsbetrag auf. Richtige Trinkgelder gebe ich in -deutschen – Restaurants nicht mehr.
Findet diese Entwicklung auch im Ausland statt?
Henrik
Der “Tipp” wird immernoch mit Doppel-P geschrieben!
Jochen Mai
Der Tipp ja – das Synonym für Trinkgeld nicht.