Vorstellungsgespräche sind heikel: Binnen weniger Minuten soll man das Schlauste sagen, was einem jemals über die Lippen gekommen ist, soll vor Inspiration und Engagement nur so sprühen, soll sympathisch und motiviert sein, einen guten Eindruck machen und obendrein subtil herausstreichen, warum das die einmalige Chance für das Unternehmen ist, die Bestbesetzung für die Position einzustellen. Und das alles unter dem hohen Stress einer klassischen Prüfungssituation.

Die Reaktion vieler: Sie reden sich die Nervosität einfach weg – und den Job gleich dazu. Einerseits, weil sie dabei eine Reihe irrelevanter Informationen aneinander reihen; andererseits, weil sie sich um Kopf und Kragen reden. Die vorher zurechtgelegte stimmige Geschichte vom Toptalent wird plötzlich brüchig, dem Personaler kommen erste Zweifel – und im Zweifel gilt: contra reo. Schließlich warten da draußen noch viele andere, glaubhaftere Kandidaten.

Psychotipp: Der N-Effekt

Je mehr Mitbewerber es gibt, desto weniger strengen sich Bewerber im Jobinterview an. Forscher der Universitäten von Michigan und Haifa haben das Phänomen entdeckt und N-Effekt getauft. Dazu ließen sie 74 Studenten ein Quiz absolvieren. Den einen erzählten sie, sie würden gegen neun Mitbewerber antreten, den andern sagten sie, sie hätten 99 Konkurrenten. Resultat: Wer sich einer kleineren Wettbewerberzahl gegenüber sah, schaffte den Test in 29 Sekunden; wer hypothetisch gegen 99 Kommilitonen antrat, brauchte 33 Sekunden länger.

Achten Sie vor allem auf Ihre nonverbalen Signale!

Hinzu kommt die nonverbale Kommunikation. Wer sich etwa in einem Anzug unwohl und verkleidet fühlt, wird das auch ausstrahlen – und vermutlich genau daran scheitern. Was zunächst frustriert, sollte man allerdings auch als Chance verstehen. Fragen Sie sich ehrlich, ob ein Beruf, in dem man fünf Tage in der Woche einen Anzug oder ein Kostüm tragen muss (zum Beispiel in einer Bank), überhaupt der richtige für Sie ist, wenn Ihnen das schon beim Bewerbungsgespräch schwerfällt.

Nicht wenige Kandidaten scheitern im Bewerbungsgespräch eben nicht an ihrer fachlichen Qualifikation, sondern genau wegen dieser nonverbalen Signale. Eine CareerBuilder-Umfrage hat wiederum 2010 ermittelt, welche Gesten Personaler im Vorstellungsgespräch überhaupt nicht mögen und Bewerber tendenziell durchfallen lassen:

  1. Fehlender Blickkontakt (67 Prozent)
  2. Fehlendes Lächeln (38 Prozent)
  3. Herumzappeln (33 Prozent)
  4. Schlaffe Körperhaltung (33 Prozent)
  5. Schlaffer Händedruck (26 Prozent)
  6. Arme verschränken (21 Prozent)
  7. Mit den Haaren spielen oder im Gesicht rumfummeln (21 Prozent)
  8. Mit den Händen fuchteln (9 Prozent)

(Mehrfachnennungen möglich)

Gerade Kleidung und Körpersprache bekommen bei diesen Gesprächen oft enormes Gewicht, denn wer sagt schon in den ersten zwei Minuten soviel Überzeugendes, dass der Rest total egal wird?

Drei Dinge, die man über das Unternehmen im Bewerbunsggespräch lernt:
  1. Transparenz Schon der Auswahlprozess selbst und ob man Sie über alle Stufen dabei aktiv informiert, offenbart, wie professionell der Arbeitgeber, vor allem aber die Personalabteilung in spe arbeitet. Ebenso: Verrät man Ihnen auch, wo die Problemfelder des neuen Jobs liegen – oder versucht man Ihnen nur einen Job zu verkaufen?
  2. Betriebsklima Stellt man Ihnen zum Vorstellungsgespräch ein Glas Wasser hin? Oder vielleicht sogar Kaffee oder Kekse? Allein diese simple Geste sagt viel darüber aus, ob man Mitarbeiter hier als Kapital oder als Kostenstelle begreift. Genauso: Wie herzlich und respektvoll werden Sie begrüßt? Ist der Dialog eher ein Gespräch oder ein Stressinterview?
  3. Verlässlichkeit Wenn der Personaler verspricht, sich am Montag zu melden und tut das nicht, zeugt das weder von einem manierlichen Umgang, noch von einem gut organisierten Auswahlprozess. Ihr Alarmsystem sollte aufschrillen, wenn Sie zudem ein Verfahren nach dem anderen durchlaufen sollen. Irgendwann muss man sich entscheiden können!

Ihre Kleidung sollte entsprechend gepflegt und der Branche angepasst sein. Bis dato herrscht die Auffassung, dass wer sich schlampig kleidet, vermutlich auch so denkt und arbeitet. Natürlich sollte Ihr Outfit auch zu Ihnen passen, aber tappen Sie nicht in die Falle, vor allem hierüber Ihre Individualität ausdrücken zu wollen. Letztlich geht es bei einem Vorstellungsgespräch immer auch um die Frage, ob Sie in das bestehende Team passen, sich also auch zu einem gewissen Grad anpassen können (und wollen). Zudem signalisieren Sie mit einer formal richtig gewählten Kleidung, dass Sie sich auf das Gespräch vorbereitet haben und die Gepflogenheiten Ihres Wunscharbeitgebers kennen.

Überhaupt beginnt Ihre Vorstellung schon beim Betreten des Firmengebäudes. Es gibt durchaus Personaler, die schon mal beim Empfang nachfragen, welchen Eindruck der Kandidat dort gemacht hat – ob er muffelig, unhöflich oder gar herrisch gegenüber dem Pförtner oder den Assistenten war. Behandeln Sie also alle Personen, die Ihnen begegnen, zuvorkommend und höflich.

Auch sollten Sie den Raum nicht schon betreten, während Sie sich noch Ihre Bluse zurechtzupfen, die Krawatte richten oder das Hemd in die Anzughose stopfen. Rennen Sie nicht mit ausgestreckter Hand auf den Personaler zu, sondern warten Sie ab, bis der Ihnen die Hand reicht – und legen Sie ihm dann bitte keinen toten Fisch in die Handflächen. Ein kurzer, fester Händedruck sollte es schon sein. Dabei halten Sie dabei stets Blickkontakt und stellen sich mit Vor- und Zunamen vor. Bedanken Sie sich für die Einladung, aber setzen Sie sich nach dieser kleinen Zeremoniebitte bitte noch nicht hin. Das dürfen Sie erst, wenn man Ihnen einen Platz zuweist und Sie bittet sich zu setzen. Falls Sie den Eindruck haben, dass das Eis irgendwie noch nicht gebrochen ist, erzählen Sie ruhig eine amüsante (aber kurze) Anekdote zur Auflockerung.

Klassische körpersprachliche Tabus wiederum sind: sich in den Stuhl zu lümmeln, die Arme zu verschränken, hektische Mikrogesten (Fingertrommeln, Nasenkratzen, Haarezupfen), die Beine übereinander schlagen und dabei nervös mit dem oberen wippen, die Arme hinter dem Kopf verschränken, Pseudo-Denkerposen (Daumen und Zeigefinger um Wange und Kinn reiben) sowie zu weites Vorlehnen im Stuhl. All das lässt Sie entweder aggressiv, abwesend, desinteressiert, unsouverän, unfreundlich, reserviert oder manierlos erscheinen. Stattdessen sollten Sie sich aufrecht (signalisiert Aufrichtigkeit) hinsetzen, leicht vorgelehnt (Engagement und Interesse) und Ihre Sitzhaltung derjenigen des Gesprächspartners anpassen. Profis sprechen in dem Zusammenhang auch vom Spiegeln der Körpersprache Ihres Gegenübers. Mit dieser Technik lassen sich subtil und schnell Vertrauen und Sympathie herstellen. Wichtig aber: Die andere Person nicht nachäffen! Nur behutsam seine Gestik und Sprache der des anderen angleichen.

Falls Sie von zwei oder gar drei Personalern interviewt werden, sollten Sie bei Ihren Antworten alle Teilnehmer nacheinander ansehen und ansprechen (dabei aber bitte nicht dreinschauen, als würden Sie gerade ein Tennismatch verfolgen) und zum Schluss zu jener Person zurückkehren, die die Frage gestellt hat. Das Wichtigste dabei immer: viel lächeln!

Psychotipp: Der Horn-Effekt

Je ähnlicher uns ein Mensch ist – in Aussehen, Kleidung, Körpersprache, Wortwahl – desto sympathischer finden wir ihn. Derselbe Effekt funktioniert natürlich auch anders herum – und dann zu spontaner Antipathie. Manchmal reicht schon eine einzige Eigenschaft, ein einziges Wort, ein simpler Eindruck, der dem Personaler übel aufstößt – und schon kippt die ganze Bewerbung. Auch bekannt als Horn-Effekt. Das Gegenteil zu diesem Phänomen ist der Halo-Effekt: Eine herausragende Leistung oder Eigenschaft (Attraktivität, Redegewandtheit) überstrahlt alles andere und führt zu einem positiven Urteil.

So führen Sie ein gutes Gespräch!

Die Kunst ist, die richtige Balance zu finden – zwischen perfekter Selbstdarstellung, Selbstanpreisung und einem Rest Spekulationsfläche, zwischen sachlicher Präzision und persönlichem Einblick. Denn natürlich dient jedes Jobinterview Personalern vor allem dazu, den Menschen hinter dem Bewerbungsschreiben kennenzulernen. Die Fakten kennt er ja bereits aus dem Lebenslauf. Nun interessiert ihn die Persönlichkeit. Wie die überzeugender wird? Zum Beispiel so…

Mit guten Noten lässt sich heute kein Arbeitgeber beeindrucken. Was am meisten zählt, ist Persönlichkeit, so eine Studie des CRF Instituts. Hier die Top10 im Überblick:

Rang Eigenschaft %
1 Persönlichkeit 88
2 Kommunikationsfähigkeit 73
3 Praktische Erfahrungen 51
4 Hochschule/Image 43
5 Sprachkenntnisse 27
6 Auslandserfahrung 16
7 Kreativität 14
8 Außeruniversitäres Engagement 11
9 Abschlussnoten 10
10 (kurze) Studiendauer 3
  • Konzentrieren Sie auf die Fragen des Interviewers! Und antworten Sie kurz, aber auch nicht einsilbig. Wenn er Sie nach bisherigen Karrierestationen fragt, antworten Sie in knappen Beispielen, kurz und knackig, nicht mehr. Fragen Sie lieber hinterher: „Ist Ihre Frage damit beantwortet oder möchten Sie noch mehr Beispiele? So entsteht ein Dialog.
  • Legen Sie sich vorher schon relevante Anekdoten zurecht! Spontaneität ist gut, bleibt aber Profis vorbehalten. Der Rest sollte sich vorbereiten. Überlegen Sie sich, welche Fragen kommen können – und bitte gleich auch amüsante wie relevante Antwort-Beispiele aus Ihrem bisherigen Lebenslauf dazu. Komprimieren Sie diese auf ein wesentliches Extrakt. Mehr dazu sollten Sie dann auch nicht erzählen. Lieber mehr Beispiele.
  • Beobachten Sie die Körpersprache Ihres Gegenübers! Die Augenlider schlagen seltener, der Blick schweift öfters ab, er wechselt häufiger die Sitzposition, macht sich kaum noch Notizen? Alles Anzeichen dafür, dass sich Ihr Interviewer langweilt. Brechen Sie Ihren Monolog besser gleich ab. Selbst Wechseln in die Metaebene ist erlaubt: „Langweile ich Sie? Das tut mir leid. Ich weiß, ich neige etwas zum Monologisieren…“ Das zeigt zumindest, dass Sie ein aufmerksamer und empathischer Redner sind.

Extra-Tipp

Beweisen Sie Präsenz! Dabei geht es weniger um physische Anwesenheit, sondern vielmehr um geistige. Ist der Kandidat voll konzentriert und engangiert bei der Sache? Ist er freundlich und offen, sich auf die Anwesenden einzustellen? Kandidaten, die gelangweilt dreinschauen und lustlos Antworten erbrechen, sind jedem Personaler ein Graus und könnten ebenso gut daheim bleiben.

Die leidige Frage nach den “Schwächen”

Es ist wohl eine der abgedroschendsten Fragen im Vorstellungsgespräch: Was ist Ihre größte Schwäche? Eigentlich darf man die Frage gar nicht mehr stellen. Die meisten Bewerber rechnen längst damit und trällern sofort ein paar im Windkanal optimierte Antworten in die Runde. Wirklich erfahren wird man dabei kaum etwas – außer vielleicht wer zuvor welchen Bewerbungsratgeber gelesen hat. Fällt die Frage aber dennoch, sollten Sie auf keinen Fall so darauf antworten: “Ich bin ein Perfektionist” oder “Ich arbeite zu viel”. Fatal!

Irgendwann wurden irgendwo einmal in einem unseligen Ratgeberbuch diese Phrasen gedruckt und haben sich seitdem so rasant fortgepflanzt wie Karnickel im Frühling. Vergessen Sie solche Sprüche lieber ganz schnell wieder! Wer so antwortet, überzeugt niemanden. Personaler schon gar nicht. Die reagieren auf derlei Antworten ebenso verschnupft wie Schleimhäute auf einen Grippevirus. Letztlich offenbaren Bewerber damit nur eines: Sie können nicht zu ihren Schwächen stehen und mit ihnen auch nicht konstruktiv umgehen. Wenn überhaupt gibt es auf diese Frage nur eine kluge Antwort (beziehungsweise unzählige individuelle): Ehrlichkeit gepaart mit einem guten Vorsatz.

Geben Sie ruhig eine Schwäche zu (es muss ja nicht geich Kleptomanie sein), aber erklären Sie auch, wie sie damit konstruktiv umgehen. Also zum Beispiel:

Ich habe Probleme damit, vor größerem Publikum zu sprechen. Aber mir ist auch klar, dass ich das besser in den Griff bekommen muss. Also habe ich damit begonnen, ein paar Rednerkurse zu belegen.

Auch für diesen Satz gilt aber: Bitte nicht auswendig lernen und später aufsagen! Denken Sie daran: Ehrlich währt am längsten. Und jeder von uns hat eben Schwächen. So zu tun, als hätte man keine, ist nicht nur nicht authentisch – das kauft einem auch keiner ab. Und ein Unternehmen, dass Sie ablehnt, weil Sie ein Mensch mit ein paar Macken sind, aber zu Ihren Schwächen stehen, hat Sie auch nicht verdient.

Psychotipp: Nicht nicht sagen

Sie wollen ein flammendes Plädoyer für sich starten, doch irgendwie ist Ihnen das peinlich. Selbstlob klingt so schrecklich unbescheiden. Also beginnen Sie mit: „Ich will ja nicht prahlen, aber…“ Riesenfehler! Forscher der Eastern Universität in Washington fanden heraus: Derlei Einschränkungen bewirken das genaue Gegenteil, der Bewerber klingt so erst recht wie ein eitles Großmaul. Bewerber, die solche Formulierungen häufiger verwendeten, galten gar als weniger intelligent. Wer dagegen selbstbewusst und ohne Anmoderation seine Vorzüge darstellte, wurde signifikant positiver aufgenommen.

Was Sie im Jobinterview besser auslassen

Neben den genannten Punkten, über die man im Vorstellungsgespräch sprechen oder diskutieren kann, gibt es aber auch ein paar Themen, die Sie besser auslassen sollten. Dazu gehören…

  1. Das Privatleben. Solange der Personaler Sie nicht gezielt danach fragt, sollten Ihre Freizeitaktivitäten unerwähnt bleiben. Erstens, weil das den Arbeitgeber schlicht nichts angeht, was Sie in Ihrer Freizeit machen. Zweitens, weil Sie dabei in der Regel kaum punkten können. Über Hobbies zu sprechen, hat wirklich nur Sinn, wenn Sie damit Fähigkeiten dokumentieren, die auch im Job gefragt sind. Doch selbst in dem Fall wäre es besser, Sie weisen diese durch berufliche und nicht private Erfolge nach.
  2. Vier fiese Fauxpas im Jobinterview

    1. Auf die Uhr schauen. Wenn Sie ständig auf die Uhr sehen, sagt das entweder, dass Sie sich langweilen oder wünschten, das Interview sei endlich vorbei. Beides grob unhöflich. Und eine Beleidigung für den Interviewer.
    2. Das Handy anlassen. Wenn das Handy während des Jobinterviews klingelt, gibt es nur dreierlei zu tun: sich entschuldigen, Anruf sofort wegdrücken, Handy ausschalten. Besser aber Sie erledigen den letzten Punkt schon vorher. Nur das drückt die erforderliche Wertschätzung aus.
    3. Labern. Klar sind Sie nervös. Aber kommen Sie auch zum Punkt? Und zwar zügig? Im Vorstellungsgespräch kommt es schließlich nicht nur darauf an, die wichtigen Themen anzusprechen, sondern diese auch prägnant zu formulieren. Hüten Sie sich also davor, Ihren Gesprächspartner zuzutexten. Die meisten reden sich dabei eher um Kopf und Karriere. Sprechen Sie lieber langsam und deutlich. Das beweist Souveränität.
    4. Arroganz. Der Grat zwischen gezeigtem Selbstbewusstsein und Arroganz ist schmal. Um nicht für letzteres gehalten zu werden, sollten Bewerber stets aufmerksam zuhören. Das schließt kluge (!) Rückfragen ebenso ein wie Reaktionen auf Stimmungen im Raum. Aber auch die Qualität der Antworten zeigt, wie sehr sich einer auf sein Gegenüber ausrichtet.
  3. Eine Kündigung. Wenn Sie im vergangenen Job gefeuert wurden, ist das nicht unbedingt eine Sache, die Sie ansprechen sollten. Allerdings fragen manche Personaler ganz gezielt danach. Dann dürfen Sie zwar nicht lügen. Aber Sie können die Sache versuchen zu relativieren: Vielleicht wurden Sie Opfer von Sparmaßnahmen und betriebsbedingten Kündigungen. Oder Sie haben sich gemeinsam mit Ihrem Arbeitgeber auf eine Kündigung seinerseits wegen des dann nicht für drei Monate gesperrten Arbeitslosengeldes geeinigt. Und falls Sie gefeuert wurden, weil Sie einen schweren Fehler begangen haben, dann sagen Sie das auch – allerdings mit dem wichtigen Zusatz, dass und was Sie daraus gelernt haben und diesen Fehler nicht zweimal begehen werden.
  4. Die Bezahlung. Es kommt zwar vor, dass man im Jobinterview über Gehaltsvorstellungen spricht. Falls der neue Arbeitgeber dabei jedoch deutlich unter Ihren Vorstellungen bleibt, sollten Sie das nicht weiter kommentieren – nur denken. Sie schlagen sonst eine Tür zu, durch die Sie vielleicht noch gehen möchten. Sollte Ihnen das Angebot zu gering ausfallen, fragen Sie lieber beiläufig nach anderen Beigaben, wie Boni oder Dienstwagen. Abwägen können Sie daheim dann immer noch.
  5. Schlechte Erfahrungen. Etwa mit Kollegen, mit dem Chef, mit Kunden. Das fällt unter die Rubrik Klatsch und Tratsch – oder gar üble Nachrede. Sprechen Sie nie negativ über Ihren alten Job oder Arbeitgeber. Das hinterlässt immer einen schalen Nachgeschmack. Zumal Ihr künftiger Arbeitgeber ja auch mal Ihr Ex-Arbeitgeber werden könnte. Und der will auch nicht, dass Sie später so über ihn reden. Zeigen Sie lieber Dankbarkeit für viele Gelegenheiten, in denen Sie lernen konnten. Das ist zweideutig, klingt aber besser.
  6. Den Chef. Das eben Gesagte gilt freilich umso mehr für ehemalige Vorgesetzte. Auch wenn diese Quälgeister, Menschenschinder, Hundertsassas waren – sprechen Sie möglichst nicht über deren Schwächen (wirkt respektlos) und schon gar nicht über ausgefochtene Konflikte (sieht renitent aus). Betonen Sie lieber deren Stärken und Vorbild, an dem Sie sich bis heute ein Beispiel nehmen. Und mal ehrlich: Auch dem schlimmsten Tyrannen kann man noch irgendwo eine positive Seite abgewinnen. Der Rest ist Schweigen.

Psychotipp: Schleimen hilft

Der Schleimer schlägt jeden Selbstdarsteller im Vorstellungsgespräch, haben US-Forscher herausgefunden. Seine Stärken aufzuzeigen, ist zwar nicht schlecht. Erfolgreicher aber waren Bewerber, die Komplimente machten, Gemeinsamkeiten fanden und diese subtil ins Gespräch einbauten. Recherchieren und erwähnen Sie also ruhig so etwas wie, dass Sie dieselbe Uni wie der Personaler besucht haben oder das gleiche Hobby pflegen. Es lohnt sich.

Tipps für den perfekten Abgang

Bis jetzt haben Sie einen perfekten Eindruck gemacht? Dann versauen Sie sich diesen bitte nicht beim Abschied! Bevor Sie den Raum verlassen, reichen Sie dem oder den anderen erneut die Hand, blicken Sie ihnen dabei in die Augen und verabschieden Sie sich formvollendet. Heißt: Bedanken Sie sich für die Einladung, das gute Gespräch und die angenehme Atmosphäre (selbst wenn das nicht stimmt) und gehen Sie mit einem selbstbewussten „Auf Wiedersehen“, das Sie sprichwörtlich so meinen, ab. Danach gehen Sie bitte aufrecht und unter genug Körperspannung aus dem Gebäude bis Sie außer Sichtweite sind – erst jetzt dürfen Sie völlig entspannen, in sich zusammensacken oder sich umsehen.

Überdies raten einige Bewerbungsratgeber schon am Ende des Vorstellungsgesprächs unbedingt zu sagen, dass Sie den Job wirklich wollen. Weil Personaler das hören und Ihre Begeisterung für das Unternehmen spüren wollen. Außerdem zeige eine solche Willensbekundung Engagement, Enthusiasmus und eben, nun ja, echtes Interesse. Der Grat, auf dem man dabei balanciert, ist allerdings schmal. Allzu große Begeisterung kann auch schnell nach allzu großer Bedürftigkeit aussehen, nach Alternativlosigkeit und akuter Jobnot. Wer sich dann die Attitüde eines Bittstellers aneignet, steigert sicher nicht seine Attraktivität. Es gibt jedoch auch ein paar elegante Wege, die Ihnen nicht vorenthalten bleiben sollen:

  • Direkt: Ich bin mir inzwischen sicher: Das ist der Job, den ich wirklich will. Was kann ich noch tun, um Sie davon zu überzeugen, dass ich auch die beste Besetzung dafür bin?
  • Indirekt: …aus diesen Gründen denke ich, der beste Kandidat für diese Position zu sein. Brauchen Sie noch weitere Informationen, um mir ein konkretes Jobangebot zu machen?
  • Offensiv: Ich bin an diesem Job wirklich sehr interessiert. Was würde Sie noch davon abhalten, mir die Stelle sofort anzubieten?
  • Defensiv: Ich würde und könnte den Job am liebsten schon nächste Woche antreten. Was wäre der nächste Schritt dorthin? Haben Sie noch unbeantwortete Fragen? Was brauchen Sie noch, um sich bald zu entscheiden?
  • Verständnisvoll: Ich würde es sehr begrüßen, für Ihr Unternehmen zu arbeiten. Sie sehen ja, meine Stärken liegen vor allem in XXX und YYY. Was wären die nächsten Schritte in Ihrem Auswahlprozess?
  • Emotional: Nachdem was ich heute über Ihr Unternehmen gelernt habe, bin ich noch begeisterter, für Sie arbeiten zu können. Ich hoffe deshalb bald von Ihnen eine positive Nachricht zu erhalten.

Auch das sind bitte nur Formulierungsvorschläge. Idealerweise knüpfen solche Schlussbemerkungen direkt an das Gesagte an. Zudem sollte klar sein, dass Sie Ihrer Begeisterung für einen Job nur Ausdruck verleihen sollten, wenn Sie die Stelle tatsächlich noch wollen. Falls Sie nicht gerade ein großes Schauspieltalent sind, würde man die Diskrepanz zwischen verbaler und realer Euphorie spüren – und das könnte eher nachteilig wirken.

Psychotipp: Coole Loser

Wer beim Vorstellungsgespräch eine zu coole Fassade aufsetzt, bekommt den Job nicht. Das ist das Ergebnis einer Studie von Jane Richards von der Universität von Texas. Das Vorurteil dahinter: So genannten Gefühlsunterdrückern mangelt es an Empathie. Entsprechend könnten sie in einer belastenden Situation schlechter auf ihre Gesprächspartner eingehen oder reagieren verzögert. Dosierte Emotionsregulierung ist die bessere Entscheidung: Wer sich zum Beispiel klar macht, dass er im Jobinterview nichts zu verlieren hat, wertet den Termin positiv und schöpft so sein volles Leistungspotenzial aus.

So geht es nach dem Bewerbungsgespräch weiter

BewerbungsfotoDas Jobinterview lief gut, Sie haben alles gegeben – nur: kein Mensch ruft Sie an. Und Sie fühlen sich dem Arbeitgeber in spe ausgeliefert. Der muss jetzt eine Entscheidung treffen. Und bis dahin heißt es: Bitte warten… Bitte warten… Bitte warten… Von wegen! Auch in dieser Wartezeit können Sie etwas unternehmen – sei es, um den Vorgang zu Ihren Gunsten zu beeinflussen oder zu beschleunigen. Und das gelingt so:

  1. Schicken Sie ein Dankschreiben. In Deutschland ist das noch eher selten, aber in den USA halten bereits 39 Prozent der Personaler ein solches Dankschreiben für extrem wichtig, 41 Prozent finden es wichtig. Ein solcher Brief oder auch eine E-Mail hat gleich mehrere Vorzüge: Er hebt von der Masse ab und bietet die Chance, Schiefgelaufenes noch mal gerade zu rücken sowie einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Betonen Sie, dass Sie das Gespräch anregend fanden und jetzt erst recht wissen, wie gut der Job zu Ihnen passt und es Ihren Wunsch erhöht hat, für dieses Unternehmen zu arbeiten. Wiederholen Sie maximal zwei Erkenntnisse des Jobinterviews und beantworten Sie eventuell offene Fragen. Danken Sie für die Zeit und Aufmerksamkeit (falls Sie gemeinsam Essen waren auch dafür), und freuen Sie sich auf eine baldige Antwort. Das alles sollte nicht länger als eine halbe Seite sein.
  2. Klären Sie die Fristen. Falls Sie im Jobinterview vergessen haben danach zu fragen, dürfen Sie auch jetzt noch nachhaken, wie lange der Bewerbungsprozess üblicherweise dauert und wann definitiv mit einer Antwort zu rechnen ist. Frühestens drei Werktage nach dem Vorstellungsgespräch können Sie sich telefonisch erkundigen, souveräner wirkt, eine Woche damit zu warten. Am Telefon können Sie natürlich auch noch einmal betonen, wie interessiert Sie an dem Job sind.
  3. Seien Sie enthusiastisch – aber nicht nervig. Bei der Bewerbung geht es auch darum, zu beweisen, wie sehr Sie sich in dem Unternehmen engagieren möchten und wie stark Sie sich auf den Job freuen. Diesen Enthusiasmus sollten Sie auch in der Nachphase behalten und möglichst nicht besorgt wirken. Das lässt Sie schnell wie ein Bittsteller aussehen. Allerdings schlägt Engagement leicht in Penetranz um. Und ab da schaden Sie sich nur noch. Bei allem Verständnis für Ihren Eifer, die Neugier und Ungeduld: Übertreiben Sie es nicht. Manche Bewerberauslese dauert eben etwas länger. Das kann an der internen Bürokratie liegen oder daran, dass ein wichtiger Entscheidungsträger krank ist. In diesem Fall hat die Personalabteilung genug zu tun und mag sich nicht auch noch mit drängelnden Bewerbern rumschlagen. Mit Verständnis und Freundlichkeit kommen Sie in der Regel schneller zum Ziel.
  4. Bleiben Sie selbstbewusst. Manchmal lassen die Unternehmen allerdings gar nichts mehr von sich hören, kein E-Mail, keine Absage, nichts. Das ist – keine Frage – grob unhöflich und wirft ein negatives Licht auf diesen Arbeitgeber. Spätestens nach zwei Wochen darf man eine Reaktion erwarten – und sei es nur ein Hinweis, dass Sie sich bitte noch gedulden mögen. In diesem Fall dürfen Sie ruhig Selbstbewusstsein dokumentieren und Ihre Position noch einmal erklären, Motto: „Ich bin noch immer sehr an der Position interessiert, wann kann ich mit Ihrer Entscheidung rechnen. Ich spreche inzwischen auch mit anderen interessierten Unternehmen und muss mich denen gegenüber ebenfalls bald entscheiden.“ Sollten Sie danach immer noch nichts hören, lautet mein Rat: Vergessen Sie den Laden! Offensichtlich eine Gurkentruppe.
  5. Hören Sie sich weiterhin um. Alles auf eine Karte zu setzen, wäre töricht. Sie verlieren so nur kostbare Zeit. Auch nach einem (aus Ihrer Sicht) erfolgreichen Vorstellungsgespräch, sollten Sie sich weiterhin umsehen und mögliche Einladungen zu Jobinterviews wahrnehmen. Erstens, weil Sie so die Initiative behalten und zweitens, weil Sie so Ihre Chancen auf einen Traumjob erhöhen.